Kissinger Diktat von Bismarck

oktobergirl6000

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Hallo Leute,
Ich habe heute als hausaufgabe aufbekommn, die wichtigsten Punkte bzw merkmale des Kissinger diktats von bismarck herauszuschreiben also was waren Bismarcks Ziele und wieso. Das Problem was ich jz habe ich verstehe es nicht ich glaub das liegt an der Sprache zum Teil. Also das was ich verstehe ist zb das Bismarck möchte das alle abhängig von Deutschland werden. Außerdem möchte er keine Koalition europäischer Mächte gegen Deutschland und die bestehenden Konflikte sollten erhalten bleiben also zb zwischen Österreich und Rußland. Habt ihr noch andere wichtige Punkte des Kissinger diktats die man hinzufügen kann und die man nicht vergessen darf. Danke für eure Hilfe Schon mal.
 
"Ich wünsche, daß wir, ohne es zu auffällig zu machen, doch die Engländer ermutigen, wenn sie Absichten auf Ägypten haben: ich halte es in unserem Interesse und für unsere Zukunft (für) eine nützliche Gestaltung, einen Ausgleich zwischen England und Rußland zu fördern, der ähnliche gute Beziehungen zwischen beiden, wie im Beginn dieses Jahrhunderts, und demnächst Freundschaft beider mit uns in Aussicht stellt. Ein solches Ziel bleibt vielleicht unerreicht, aber wissen kann man das auch nicht. Wenn England und Rußland auf der Basis, daß ersteres Ägypten, letzteres das Schwarze Meer hat, einig würden, so wären beide in der Lage, auf lange Zeit mit Erhaltung des status quo zufrieden zu sein, und doch wieder in ihren größten Interessen auf eine Rivalität angewiesen, die sie zur Teilnahme an Koalitionen gegen uns, abgesehn von den inneren Schwierigkeiten Englands für dergleichen, kaum fähig macht. Ein französisches Blatt sagte neulich von mir, ich hätte „le cauchemar des coalitions“; diese Art Alp wird für einen deutschen Minister noch lange, und vielleicht immer, ein sehr berechtigter bleiben. Koalitionen gegen uns können auf westmächtlicher Basis mit Zutritt Österreichs sich bilden, gefährlicher vielleicht noch auf russisch-österreichisch-französischer; eine große Intimität zwischen zweien der 3 letztgenannten Mächte würde der dritten unter ihnen jederzeit das Mittel zu einem sehr empfindlichen Drucke auf uns bieten. In der Sorge vor diesen Eventualitäten, nicht sofort, aber im Laufe der Jahre, würde ich als wünschenswerte Ergebnisse der orientalischen Krisis für uns ansehn: 1. Gravitierung der russischen und der österreichischen Interessen und gegenseitigen Rivalitäten nach Osten hin, 2. der Anlaß für Rußland, eine starke Defensivstellung im Orient und an seinen Küsten zu nehmen, und unseres Bündnisses zu bedürfen, 3. für England und Rußland ein befriedigender Status quo, der ihnen dasselbe Interesse an Erhaltung des Bestehenden gibt, welches wir haben, 4. Loslösung Englands von dem uns feindlich bleibenden Frankreich wegen Ägyptens und des Mittelmeers, 5. Beziehungen zwischen Rußland und Österreich, welche es beiden schwierig machen, die antideutsche Konspiration gegen uns gemeinsam herzustellen, zu welcher zentralistische oder klerikale Elemente in Österreich etwa geneigt sein möchten. Wenn ich arbeitsfähig wäre, könnte ich das Bild vervollständigen und feiner ausarbeiten, welches mir vorschwebt: nicht das irgend eines Ländererwerbes, sondern das einer politischen Gesamtsituation, in welcher alle Mächte außer Frankreich unser bedürfen, und von Koalitionen gegen uns durch ihre Beziehungen zueinander nach Möglichkeit abgehalten werden. […]" (1)

Wo liegt konkret hier das Verständnisproblem? Die Sprache ist m.E. nach nicht unverständlich.

(1) Die Auswärtige Politik des Deutschen Reiches 1871–1914, hrsg. v. Institut für Auswärtige Politik in Hamburg, Bd. 1, Berlin 1928, S. 58 f.
 
Worum ging es? Kurz ausgedrückt um das Folgende:

Bismarck ging es um die Sicherheit des Deutschen Reiches. Sein Albtraum war le cauchemar des coalitions. Zu deutsch, der Albtraum der Koalitionen. Gemeint ist in erster Linie eine Deutschland feindliche gesinnte Koalition zwischen Frankreich und Russland. Diese galt es unbedingt zu verhindern.

Hierzu wollte Bismarck Österreich-Ungarn und Russland auf dem Balkanspielplatz positionieren und damit veranlassen, da die beiden Mächte genau dort ziemlich gegensätzliche Vorstellungen hatten, reibungslose Beziehungen zu Deutschland zu unterhalten. Keiner der beiden Mächte könne ja kaum ein Interesse daran haben, eine weitere Großmacht auf der Gegenseite zu wissen. Aber beide Mächte konnten so die Dienste des Deutschen Reiches benötigen, um im Konfliktfall eine für sie möglichst günstige Lösung zu erreichen.

Der nächste Punkt galt Russland und England. Bismarck wollte, das die beiden Mächte sich bis zu einem bestimmten Grade annähern, beispielsweise durch einen Machtzuwachs Englands in Nordafrika, hier Ägypten. Dadurch würde aber Großbritannien mit Frankreich in Konflikt geraten und durch diese Konstellation, wäre Frankreich auf dem diplomatischen Parkett weitesgehend isoliert und eine Einkreisung Deutschlands würde nicht stattfinden.
 
Hallo Leute,
.... Also das was ich verstehe ist zb das Bismarck möchte das alle abhängig von Deutschland werden. Außerdem möchte er keine Koalition europäischer Mächte gegen Deutschland und die bestehenden Konflikte sollten erhalten bleiben also zb zwischen Österreich und Rußland. ....
Mit dieser Paraphrasierung des zusammenfassenden Schlusssatzes Bismarcks hast du, meine ich, den Kern von B.s Zielsetzungen recht gut erkannt. Ich formuliere es mal umgangssprachlich: Wenn 2 sich streiten, freut sich der 3. Das wird aber deinem Lehrer wahrscheinlich nicht genügen.

Bei der "orientalischen Krisis" ging es nicht nur um den Balkan, sondern ua auch um die Konflikte, die zum Krimkrieg
(Krimkrieg – Wikipedia ) führten und um das "Great Game" (The Great Game – Wikipedia ). Dadurch wird auch verständlicher, weshalb B. die britischen Interessen Richtung Ägypten und allgemeiner Afrika lenken wollte
 
Im Juni 1877 hatte Bismarck das Kissinger Diktat verfasst gehabt.

Im November 1878 fasste Bismarck dies gewissermaßen wie folgt zusammen:

"Die Beziehungen zu Russland seien in den Grenzen der Freundschaft zu pflegen", aber nur insoweit, dass man mit Österreich und England "auf gutem Fuß" bleiben könne. " Es würde ein Triumph der Staatskunst sein, wenn es nur gelänge, das orientalische Geschwür offen zu halten und dadurch die Einigkeit der anderen Großmächte zu vereiteln und unseren eigenen Frieden zu sichern."

NFA, Band 3
 
Zuletzt bearbeitet:
abgesehn von den inneren Schwierigkeiten Englands für dergleichen

Auch wenn der Beitrag #3 schon etwas älter ist, würde mich interesieren, welche inneren Probleme Englands da in diesem Kontext gemeint sind.
Zielt das schon auf die Lage in Irland ab oder auf andere innenpolitische Gegebenheiten, die ich da gerade nicht auf dem Schirm habe?
 
Ich denke, dass es um das Wahlrecht und damit um politische Mitbestimmung ging. In England war das Wahlrecht traditionell an Eigentum gebunden. Zwischen 1832 und 1884 wurde das Wahlrecht dreimal reformiert.
Aber erst durch die dritte Reform 1884 wurde eine Gleichmäßigkeit des Wahlsystems hergestellt, indem Einmannwahlkreise mit annähernd gleicher Wählerzahl festgelegt wurden.
 
Die Auswärtige Politik des Deutschen Reiches 1871–1914, hrsg. v. Institut für Auswärtige Politik in Hamburg, Bd. 1, Berlin 1928, S. 58 f.

..und auch bei Klett ist das Kissinger Diktat leider nicht vollständig abgedruckt worden. Das vollständige Diktat befindet sich im Band 3 der NFA, S.152 - 154.
 
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