Warum kam es 1923 nicht zu einem Zusammenbruch der Weimarer Republik?

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Gast01

Gast
Guten Tag,
wir behandeln zur Zeit das Krisenjahr 1923 (in der Weimarer Republik) im Unterricht.
Nun stellt sich mir die Frage, warum es nicht zu einem Zusammenbruch der Republik kam, sondern stattdessen zu einer Stabilisierung der Verhältnisse?
Ich würde mich freuen, wenn mir vielleicht jemand die Frage beantworten könnte.
LG
 
3 Denkanstöße:

Streseman wird im August 1923 Reichskanzler.

Streseman stellt den passiven Widerstand im Kampf gegen die Besetzung des Ruhrgebiets ein.

Währungsreform.
 
Neben den bereits erwähnten Gründen entging Deutschland einem Zusammenbruch, weil Frankreich alleine die aggressive Politik gegen das Deutsche Reich nicht durchhalten konnte. London ließ durchblicken, dass man nicht an einer weiteren Destabilisierung des Reiches in der Mitte Europas interessiert war.
 
Neben den bereits erwähnten Gründen entging Deutschland einem Zusammenbruch, weil Frankreich alleine die aggressive Politik gegen das Deutsche Reich nicht durchhalten konnte. London ließ durchblicken, dass man nicht an einer weiteren Destabilisierung des Reiches in der Mitte Europas interessiert war.
Warum genau hätte Frankreich diese Politik nicht auf Dauer durchhalten können, wenn es das gewollt hätte? Welche Mittel standen den Briten denn zu Gebote um es aktiv zu verhindern?
Der Grund wird wohl eher darin zu suchen sein, dass Frankreich sich für andere Prioritäten entschied, als dass es zur Aufrechterhaltung dieser Politik nicht fähig gewesen wäre.
 
Stresemann war wohl der ausschlaggebende Punkt. Der richtige Mann zur richtigen Zeit an der richtigen Position. In diesem Zusammenhang war sein Vitamin B bzw. Fähigkeit zum Networking äußerst wertvoll.

"Positiv wirkte sich aus, dass Stresemann seit längerem persönlich gute Beziehungen zum französischen Botschafter in Berlin Pierre de Margerie pflegte. Fast freundschaftlich waren seine Beziehungen zum englischen Botschafter Edgar Vincent Lord D'Abernon und zum amerikanischen Botschafter Alanson B. Houghton. Besonders wichtig war, dass Stresemann nach dem Regierungswechsel in Frankreich am 24. Mai 1924 mit Aristide Briand als Außenminister einen Partner bekam, der ebenfalls eine Entspannungspolitik verfolgte."

Mit Aristide Briand auf der anderen Seite startete er ab 1924 dann richtig durch (Friedensnobelpreis für beide 1926)...

Hier noch was:

Bloc National, Wiki-Artikel aus der französischen Wikipedia, mit Google Translator übersetzt.
Auch mal interessant, sich die politische Entwicklung 1919-1924 in Frankreich anzuschauen....

Die Regierung, die den Nationalblock und Radikale zusammenbringt, setzt eine Reihe konservativer Maßnahmen um. Es erhöht die öffentlichen Ausgaben erheblich, insbesondere durch die Entschädigung der Kriegsopfer. Diese Kosten, die zu den Kosten des Wiederaufbaus hinzukommen, mussten durch das Geld ausgeglichen werden, das Deutschland an Frankreich zahlen musste. Deutschland weigerte sich jedoch zu zahlen. Die Regierung ist gezwungen, die Steuer stark zu erhöhen (der maximale Steuersatz steigt 1920 von 2 auf 50% [ 5 ] ), während der Nationalblock eine Abwertung des Frankens kategorisch ablehnt, um die nationale Ehre zu verteidigen. was zu einer Währungskrise führt.

Auf Veranlassung der Engländer versucht der Vorsitzende des Rates, Aristide Briand , auf der Konferenz von Cannes im Januar 1922 mit den Deutschen über Kriegsreparaturen zu verhandeln, muss sich jedoch vor der formellen Opposition von Präsident Millerand und der Regierung aus der Regierung zurückziehen die Mehrheit des Parlaments. Raymond Poincaré wurde dann zum Vorstandsvorsitzenden ernannt.

Angesichts der Krise beschloss der Vorstandsvorsitzende Raymond Poincaré , ab dem Monat das Ruhrgebiet , ein reiches deutsches Bergbaugebiet, zu besetzen Januar 1923 . Zunächst war es ein Erfolg: Obwohl die Weimarer Regierung zunächst die Arbeiter aufforderte, in einen Generalstreik zu treten, um den französischen Interessen zu schaden, erkannte die deutsche Regierung schnell, dass die wirtschaftliche Situation des Landes sehr gut war bedroht. Anschließend bat er um Verhandlungen. Die Angelsachsen (Engländer und Amerikaner), die sich immer gegen die Besetzung der Region ausgesprochen haben, üben jedoch finanziellen Druck auf Frankreich aus, indem sie versuchen, den Franken zu senken. Diese Taktik zwingt Frankreich, den Dawes-Plan zu überdenken, der darin bestand, die Reparaturen neu zu bewerten und das Ruhrgebiet zu evakuieren. Die Besetzung wird daher ein völliger Misserfolg sein.
Es stand wohl auch eine Abwertung des Francs duch die angelsächsische Seite im Raum.

Laut Wikipedia kannten Briand und Stresemann sich gegenseitig über eine Mitgliedschaft bei den Freimaurern.


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Und zu guter letzt noch
Wikipedia über Ministerpräsident Raymond Poincare
Raymond Poincaré – Wikipedia

Hier ist auch die Biografie interessant. 1870/71 wurde sein Heimatdorf von deutschen Truppern überrollt, und er wurde bezüglich Deutschland zum Hardliner.

Raymond Poincaré war in folgenden Zeitperioden Ministerpräsident des Landes:[..]
  • 15. Januar 1922 bis 9. Juni 1924 (gleichzeitig war er Außenminister) [...]
Nach dem Ende seiner Amtszeit als Staatspräsident leitete Poincaré zeitweilig die infolge des Versailler Vertrages gebildete alliierte Reparationskommission. Dabei verfolgte er anfänglich eine strikt antideutsche Politik (siehe Kriegsschuldfrage). Poincaré gilt als die treibende Kraft hinter der französisch-belgischen Besetzung des Ruhrgebietes 1923 bis 1924. Die mit der Besatzung verbundenen Belastungen der Staatskasse führten für ihn zur Niederlage bei den Wahlen 1924. Zudem stellte sich Frankreich mit seiner unnachgiebigen Deutschlandpolitik in Widerspruch zu den übrigen Siegermächten.
Und dann schlug halt die Stunde von Briand.

Ende der 1920er milderte sich auch die Einstellung von Pioncare zu Deutschland deutlich ab.


->...woran man sehen kann, wie sehr persönliche Einstellungen und Eigenheiten von Akteuren zum Teil die Politik bestimmen können...
 
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