Fragen zu Merowingern

Es geht ja nicht einmal um die Theologie, es geht um die Wahrnehmung. Und da scheinen die Goten durchaus den Arianismus bevorzugt zu haben. Die Verallgemeinerung auf andere germanisch Stämme ist aber sicher zu hinterfragen.

Der Arianismus war der Ansicht, dass die katholische Auffassung von der Wesensgleichheit Gott-Vater, Sohn und Heiiliger Geist dem Monotheismus widerspreche, womit ja auch später der Islam ein Problem hatte. Für viele Germanen war die Trinitätslehre des Papsttums vielleicht zu kompliziert, so dass sie den Arianismus bevorzugten. Aber das ist jetzt nur eine Theorie von mir.
 
Für viele Germanen war die Trinitätslehre des Papsttums vielleicht zu kompliziert, so dass sie den Arianismus bevorzugten.

Eigentlich ist die 'arianische' (oder korrekter: homöische) Trinitätslehre noch komplizierter.

Auch für Wulfila ist Christus Gott und Schöpfer, also nicht ein Geschöpf wie bei Arius. Man muß diese Nähe Wulfilas zur katholischen Lehre deutlich sehen, weil sie mit erklärt, daß später Germanenstämme homöischer Konfession (Westgoten, Langobarden u.a.) zum Katholizismus übertreten konnten. Die übliche Redeweise vom "germanischen Arianismus" ist irreführend. Freilich war Wulfila nicht orthodox im Sinne des Konzils von Nicäa 325, wenn er fortfährt: "Einer ist der Gottvater aller, der auch der Gott unseres Gottes ist." Christus ist wohl Gott, aber er ist seinem Vater untergeordnet.
Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200
 
Eigentlich ist die 'arianische' (oder korrekter: homöische) Trinitätslehre noch komplizierter.

Auch für Wulfila ist Christus Gott und Schöpfer, also nicht ein Geschöpf wie bei Arius. Man muß diese Nähe Wulfilas zur katholischen Lehre deutlich sehen, weil sie mit erklärt, daß später Germanenstämme homöischer Konfession (Westgoten, Langobarden u.a.) zum Katholizismus übertreten konnten. Die übliche Redeweise vom "germanischen Arianismus" ist irreführend. Freilich war Wulfila nicht orthodox im Sinne des Konzils von Nicäa 325, wenn er fortfährt: "Einer ist der Gottvater aller, der auch der Gott unseres Gottes ist." Christus ist wohl Gott, aber er ist seinem Vater untergeordnet.
Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200
Interessant. Dann wird vermutlich der arianische Glaube bei den Germanen weniger mit theologischen Gründen zu tun haben sondern eher mit der Tatsache zusammenhängen, dass viele von ihnen zu einer Zeit in römischen Diensten waren, als der Arianismus sehr einflussreich war.
 
Schweigen bedeutet nicht immer Zustimmung. Mehr als Vermutungen anstellen kann man aber nicht. Der Arianismus war im römischen Reich jedoch nie gänzlich dominierend, weder bei den Kaisern noch im Volk.
 
Schweigen bedeutet nicht immer Zustimmung. Mehr als Vermutungen anstellen kann man aber nicht. Der Arianismus war im römischen Reich jedoch nie gänzlich dominierend, weder bei den Kaisern noch im Volk.

Gibt es denn keine Hinweise von Chronisten oder Überlegungen von Historikern, warum der Arianismus von vielen Germanen übernommen worden ist?
 
Gibt es denn keine Hinweise von Chronisten oder Überlegungen von Historikern, warum der Arianismus von vielen Germanen übernommen worden ist?

In den Quellen gibt es keine Hinweise.
Überlegungen gab es mehr als genug:

Die immer wieder kontrovers und im 19. und 20. Jahrhundert teilweise auch hochgradig ideologisch diskutierte Frage war und ist: Warum nahmen die germanischen Gentes das Christentum auch noch nach den Religionsgesetzen der Kaiser Gratian und Theodosius seit 381, die den „Arianismus“ als häretisch aus der Reichskirche ausgeschlossen hatten, und die bis in byzantinische Zeit immer wieder bestätigt wurden, in dieser für die Reichskirche also als Häresie geltenden Form an?
Schon die spätantiken Kirchenhistoriker des fünften Jahrhunderts haben über diese Frage gerätselt, auf die die überlieferten Quellen naturgemäß keine Antwort geben, keine Antwort geben können.

Es wird aber wohl so gewesen sein, wie Du schreibst:

Die Goten, bei denen es schon vor ihrem Übertritt ins Reich Christen gab, hatten im Osten eine Kirche vorgefunden, die unter Constantius II. und dann auch Valens eben von jenem „Arianismus“ geprägt war. Ihr hatten sie sich selbstverständlich angeschlossen und das dann auch anderen germanischen Gruppen weitervermittelt. Als Föderaten unterlagen sie nicht den Religionsgesetzen und sind so der von Ihnen angenommenen Form des christlichen Glaubens auch nach der kirchenpolitischen Wende unter Kaiser Theodosius I. treu geblieben, was auch für die Herausbildung einer eigenen Identität in Abgrenzung zu den Romanen wichtig war.
https://www.zuv.fau.de/einrichtunge...ersitaetsreden/Uni-Rede_83-Prof_Brennecke.pdf
 
Eine Quelle gibt es noch. Die Konzilsbeschlüsse von Konstantinopel (381): "Die Kirchen Gottes unter den barbarischen Völkern aber sollen nach der Weise regiert werden, die schon unter den Vätern herrschte." (Ich zitiere nach der Wikipedia. Es müsste in Herwig Wolfram, Die Goten, Von den Anfängen bis zum 6. Jahrhundert, S. 94 zu finden sein.) Die Barbaren hatte also eine kirchenrechtliche Erlaubnis.

Und noch eines Wissen wir. Die Bibel wurde von einem Arianer in die gotische, also in eine ostgermanische Sprache übersetzt. Wenn wir jetzt daran denken, welche Wirkung die Bibelübersetzung des Teams um Luther für die Reformation hatte und wie sie bis heute auch in der Sprache deutscher Katholiken nachwirkt, dann haben wir zumindest eine sehr gut begründete Vermutung.

Denn Vandalisch, Burgundisch und Gotisch, also die Sprache der entsprechenden Reichsgründungen war ja ostgermanisch. Franken und Allemannen sprachen eine westgermanische Sprache und sind zur katholischen Auslegung des Christentums gewechselt, bzw. haben diese gleich angenommen.

Diese beiden Dinge stützen eure Annahme, die ihr bezüglich der Treue gegenüber der einmal angenommenen Religion äußert und machen sie m.E. wahrscheinlich.
 
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