Wer hat denn nun den Buchdruck erfunden?


Eine Schwalbe macht keinen Sommer. Welche Bücher wurden mit diesem Satz gedruckt?

Das gesamte einheimische Zeitungswesen wurde in China und Korea von seinen Anfängen im späteren 19. Jahrhundert an mit der Gutenbergschen Druckpresse gedruckt - nach dem Vorbild der europäischen Kolonialzeitungen. Bei den Büchern wird es ähnlich gewesen sein.

Der ostasiatische Buchdruck mit beweglichen Lettern war von einigen staatlich geförderten Druckwerken in Korea des 15.-16. Jahrhunderts ein totales Nischenprodukt gewesen, eine Orchideentechnologie. Ein einzelner großer norditalienischer oder süddeutscher Druckereibetrieb dürfte mehr Output gehabt haben als der ganze Ferne Osten zusammengenommen.
 
Um die Aussage "In Ostasien war der Druck mit beweglichen Lettern bereits längst vergessen..." zu widerlegen, bedarf es nicht mehr als einer einzigen "Schwalbe".

Nur wenn es darum geht Socken zu zählen anstatt Geschichte richtig wiederzugeben.

Die Chinesen haben weder das typographische Prinzip erfunden (vgl. https://epub.uni-regensburg.de/19612/4/Jahrbuch_1997.pdf), noch die Druckpresse, noch stammt der Druck mit beweglichen Lettern auf der ganzen Welt von der ausgestorbenen chinesischen Traditionslinie ab.
 
In meinem Lehrbuch zum Thema stand eindeutig, dass Gutneberg das Papier für den Buchdruck erfunden habe, denn man benötigte speziell behandeltes Papier, das den Druck dann aushielt. Genauso war es mit der Tinte und den Druckverfahren und so weiter.

Haben die Koreaner denn spezielles Papier gekannt oder Tinte?
 
Ja, die koreanische Buchstabenschrift ist ziemlich simpel. Sie wurde aber erst im 15. Jahrhundert erfunden und spielte auch danach lange Zeit nur eine untergeordnete Rolle.
Zu der Zeit war ja das lateinische Alphabet ebenso simpel aber in einem großen Raum fest etabliert.
Wegen der großen Anzahl chinesischer Schriftzeichen und benötigter Lettern war der Letterndruck ein aufwändiges Verfahren.
Nachdem ja der Buchdruck ein Automatisierungsverfahren ist, gilt auch da die alte Regel der Automatisierung:
Vielfalt ist des Automaten Tod.

(Nebenbei bemerkt ist ja auch die Frage, wer es denn gewesen sein soll der etwas erfand, ziemlich müsig.
Interessant ist ja weit eher in welchem Garten die Blume erblühte :))
 
Zu der Zeit war ja das lateinische Alphabet ebenso simpel aber in einem großen Raum fest etabliert.
Und hierzulande außerdem das deutsche. In vielen Druckwerken wurden beide Schriftarten nebeneinander verwendet. Beispiel aus der Lutherbibel:
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Der Aufwand ist trotzdem nicht mit ostasiatischen Verhältnissen vergleichbar.
 
Das hatte ich oben mit Autor ausgeführt.
Du schreibst ja nicht, dass Gutenberg ein spezielles Druckpapier erfunden habe.
Das europäische Papier war härter und dicker als z.B. das chinesische Paper. Aus diesem Grund mußte der Druck mit einem hohen Druck - als Presse - erfolgen, um zu drucken. Es konnte weder "gewalzt" oder "gestempelt" werden. Und gleichzeitig ermöglichte die Dicke des Papiers einen zweiseitigen Druck. Nur die spezifische Qualität des europäischen Papiers ermöglichte den Buchdruck wie ihn Gutenberg erfand bzw. durchführte.

Genau das - also das Gutenberg eine Art Druckpapier erfunden habe - glaubt der Threadstarter aber gelesen zu haben bzw. hat er vielleicht sogar tatsächlich gelesen.

In meinem Lehrbuch zum Thema stand eindeutig, dass Gutenberg das Papier für den Buchdruck erfunden habe, denn man benötigte speziell behandeltes Papier, das den Druck dann aushielt.

Das sind zwei inhaltlich ähnliche, aber nicht inhaltlich identische Behauptungen.
 
Ich habe immer gedacht, dass der Buchdruck wegen der Vielzahl der Schriftzeichen in China weniger vorteilhaft war als in Europa und sich deshalb nicht durchsetzte. Es ist schon interessant, dass in Korea zufällig zu der Zeit, als in Europa Gutenberg wirkte, eine Buchstabenschrift eingeführt wurde, auf deren Grundlage der Buchdruck seine Stärken hätte ausspielen können, dass er aber auch in Korea wohl eine Randerscheinung geblieben ist.
 
Nun ja jetzt muss ich mich als Mainzer doch mal wieder zu Wort melden
Druckerzeugnisse gab es sowohl in Fernost als auch in Europa bereits vor Gutenberg, allerdings handelte es sich im wesentlichen um Blockdrucke die nicht massenmedientauglich waren. Hinzu kam ,dass viele Eliten wie die Brahmanen in Indien ihre herausgehobene Stellung der Kenntnis narrativ oder durch manuelle Niederschrift weitergegebener Texte verdanken und dem Druck als Massenmedium daher per se ablehnend gegenüber standen-

Gutenbergs Bedeutung lag darin,dass er mit einem ganzen Bündel von Erfindungen den Druck massenmedientauglich machte
Dazu gehören neben haltbaren immer wieder verwendbaren Metall-Lettern in einer Blei-Antimon-Zinn-Legierung und der dazu notwendigen Techniken und Werkzeugen für den Schriftguss auch die Druckerpresse , die Druckerschwärze, Setzkasten und Winkelhaken, der Druckerballen zum gleichmässigen Farbauftrag und das Einpassen von Druck und Wiederdruck auf Doppelbögen um daraus Bücher binden zu können.
Das mit dem Druckpapier konnte ich allerdings nicht verifizieren
Hierzu dürften Gutenberg auch nicht die notwendigen Kenntnisse gehabt haben, aber es gab spezialisierte Papiermühlen mit Schwerpunkt in Nürnberg und Ravensburg,die das entwickelt haben dürften und auch auf Massenproduktion ausgerichtet waren-
 
Hinzu kam ,dass viele Eliten wie die Brahmanen in Indien ihre herausgehobene Stellung der Kenntnis narrativ oder durch manuelle Niederschrift weitergegebener Texte verdanken und dem Druck als Massenmedium daher per se ablehnend gegenüber standen-
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Gibt es dazu irgendwelche handfeste Nachweise aus den verschiedenen Jahrhunderten und den verschiedenen indischen Regionen? (bzw. Literatur?)

Oder ist das bloß eine Vermutung bzw. Spekulation?
 
Nun ich kann dir sogar die genaue Fundstelle angeben
Ich hab diese Weisheiten aus einer Publikation des Gutenbergmuseums "Buchkultur in Mainz" /Verlag Philip von Zabern Mainz 1992/ISBN 3-8053--08833 /Seite 21
Im übrigen gibt es ja ein auf dem Konzil von Toulouse 1229 erlassenes päpstliches Verbot, die Bibel in die jeweiligen Landessprachen zu übersetzen und zu veröffentlichen das in die gleiche Richtung (Bewahrung von Herrschaftswissen ) geht. Insoweit ist das ganze auch nicht unwahrscheinlich,
Trotzdem gab es insgesamt 17 vorlutherische deutsche Bibelübersetzungen, die, wie die MentelinBibel (Strassburg 1466) oder die Pflanzmann-Bibel (Augsburg 1477) gedruckt verbreitet wurden.
 
Schreiben die, woher die das haben? Das ist ja nun eine recht überschaubare Publikation zu Aspekten anderer Länder/Kontinente.

Verbote von Schriften und ihrer Verbreitung sind nichts Besonderes durch die Jahrtausende, Verbote von "Druck als Massenmedium" - die Aussage habe ich so verstanden, dass "Eliten" diese Entwicklung zum Druck verhindert haben sollen - ist etwas anderes. Wobei das "Verbot" als solches bereits konkrete Vorstellungen von Massenverbreitung voraussetzt.

Von daher sieht mir das eher nach neuzeitlichen Vermutungen und Konstrukten als nach zeitgenössischen Nachweisen aus.
 
leider stehen dort keine näheren Quellenangaben
aber die Grundeinstellung , den allgemeinen Zugang zu "heiligen " Texten zu beschränken um die Deutungshoheit zu behalten findet sich quer durch viele Kulturen
 
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