Vor- und Nachteile von Stampflehm im Befestigungsbau

Celsus

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Was sind die Vor- und Nachteile von Befestigungsmauern aus Stampflehm gegenüber solchen aus Naturstein oder Backstein?

Ist es richtig zu sagen, daß Stampflehm zwar gegen Hochtechnologie wie Katapulte oder Artillerie überlegene Qualitäten aufweist, aber dafür umso verwundbarer durch simple Angriffsmethoden wie Spitzhacke und Spaten ist?

Und wenn Stampflehm so widerstandsfähig ist, wie es manche behaupten, warum haben nicht alle Völker Mauern aus Stampflehm statt Stein oder Ziegel errichtet?

Die Kenntnis der Technik dürfte ja fast überall verbreitet gewesen sein und das Material war überall vorhanden.
 
Die Frage, woraus man jeweils seine Mauern baut, ist manchmal auch schlicht eine der am Ort vorkommenden Ressourcen.

Ich erinnere mich an eine Doku über das alte China, wo darauf hingewiesen wurde, dass für die Stampferdemauern vor allem sehr viele Arbeitskräfte nötig waren. Ich habe das nochmal nachgeschlagen.

Für die freigelegte Mauer in Chengzuyai (Shandong) aus dem 3. Jahrtausent v. Chr. sollen mehr als 100 000 Kubikmeter Erde bewegt worden sein. Um das mit den damaligen Werkzeugen zu schaffen, "mussten sehr viele Arbeiter mobilisiert werden." und man musste sie "effizient über lange Zeiträume einsetzen". In China sei die notwendige "soziale Organisation mit Eliten, welche die Mobilisation großer Menschenmassen veranlassen konnten" vorhanden gewesen.
Die Zeit - Welt- und Kulturgeschichte Bd.3 Seite 92/93

Die chinesische Bevölkerung soll zu Zeiten Augustus bereits größer gewesen sein, als die des ganzen Römschen Reichs.
Die Zeit - Welt- und Kulturgeschichte Bd.3 Seite 544

Arbeitskraft war aber eine Ressource, die in Europa recht begrenz war.
 
Stampflehm ist nicht feuchtigkeitsbeständig, weshalb er ich nur in trockenen Gegenden eignet. Bei feuchter Witterung müssen die Stampflehm-Bauten jährlich renoviert werden. Ich kenne zwar vorallem die Lehmbauten in Nord- und Westafrika, aber die Probleme mit Stampflehm dürften überall vergleichbar sein.

Stampflehm ist in der Herstellung recht aufwändig. Bevor man den Lehm verbauen kann, muss er erst abgebaut, zerkleinert und gesumpft werden. Dazu braucht man neben vielen Arbeitskräften vor allem auch viel Wasser. Und das ist in trockenen Gegenden oder auf Anhöhen meistens rar.
Zudem braucht man für Stampflehmmauern Armierungsfasern (Gräser, Stroh, Reisig); und Schalungs-Bretter. Da es in ariden Zonen aber oft keine „richtigen“ Bäume gibt, sind auch die Holzbretter rar.

In Nord- und Westafrika hat man eigentlich nur da wo es keine geeigneten Steine gab mit Lehm gebaut. Und keineswegs weil Stampflehm gegen Beschuss robuster wäre. Der Vorteil von Lehmmauern ist einzig, dass sie wegen ihren schlechten statischen Eigenschaften wesentlich dicker gebaut werden müssen. Das hält vermutlich kleinkalibrige Schüsse anfangs etwas ab. Aber dann zerbröselt der Lehm …

Gruss Pelzer
 
Zudem braucht man für Stampflehmmauern Armierungsfasern (Gräser, Stroh, Reisig)
...Pferdehaar...

Stampflehmmauern schwitzen, um sie haltbarer zu machen, hat man häufig gelöschten Kalk mit eingebracht, der gleichzeitig auch eine desinfizierende Wirkung hatte und Schimmelbildung vermied.
 
Stampflehm ist nicht feuchtigkeitsbeständig, weshalb er ich nur in trockenen Gegenden eignet. Bei feuchter Witterung müssen die Stampflehm-Bauten jährlich renoviert werden. Ich kenne zwar vorallem die Lehmbauten in Nord- und Westafrika, aber die Probleme mit Stampflehm dürften überall vergleichbar sein.

Diese Wälle stehen in Zhengzhou und sollen 3500 Jahre alt sein (die beiden obersten sind eine Rekonstruktion, schreibt der Blogger). Zhengzhou hat eine jährliche Niederschlagsmenge von 636 mm, höher als Berlin.
 
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