historyfreak96

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Hallo zusammen,
zur Zeit bin ich auf der Suche nach eine Fragestellung für meine Bachelorarbeit im Fach Geschichte.

Vorläufige Fragestellung:
Welchen Einfluss hatte die Sonderrolle der Deutschen in der NATO auf die Beziehungen zwischen Russland und dem Verteidigungsbündnis nach dem Ende der Sowjetunion?
Thematische Eckpunkte: Wiedervereinigung, Freundschaft Kohl u. Gorbatschow, Irak-Krieg, Wirtschaftsbeziehungen, North-Stream 1 u. 2 etc.
  1. "Einfluss" als Begriff in der Fragestellung ist schwer zu definieren. Habt Ihr wohl möglich einen Alternativvorschlag die Fragestellung betreffend?
  2. Eigentlich bevorzuge ich bei Hausarbeit u ä. einen klar umrissenen Quellenkorpus. Bei der Thematik fällt es mir jedoch sehr schwer eine Auswahl zu treffen. Hat vielleicht jemand Tipps?
Oder selbst bereits einmal über dieses Thema geschrieben?
Bin für jeden Hinweis/ Tipp sehr dankbar!

Beste Grüße
Johannes
 
Das war vor 1989 ohnehin für die Nato nicht denkbar. Man war noch für "Landesverteidigung" zuständig und nicht für globale Polizeieinsätze, deren Mandat keiner umfassenden legitimierenden Diskussion über die Rolle der BW / Nato unterzogen worden ist. Verteidigungspolitik bewegt sich in einem Bereich, für den sich die "Öffentlichkeit" nicht interessiert. Ähnlich wie Entwicklungspolitik.

Meine Nachfrage bezog sich auch nicht auf die Situation eines geteilten Landes, sondern eher darauf, ob die BW innerhalb der Stukturen der Nato eine Sonderrolle gehabt haben soll. Was sie m.E. nicht hatte.
 
Eine Sonderrolle der Bundesrepublik in der NATO kann m.E. nur entstehen, wenn NATO Partner untereinander sich kriegerisch Auseinandersetzen.

Beispiel wäre da aus der jüngsten Vergangenheit Türkei – Griechenland.
 
Hallo zusammen und vielen Dank für Eure Antworten.

Ich hab im Eingangspost nicht deutlich genug gemacht worum es mir geht - daher hole ich dieses Versäumnis jetzt nach. Mir geht es keineswegs um ein strukturelle Benachteiligung der Bundeswehr. Die Frage nach beispielsweise dem Irakkrieg oder der schwierigen türkisch.griechischen Beziehungen gehen eher in die Richtung.

Mir ging es um das Folgende: Ich bin über einen Aufsatz gestolpert:
Lough, John: Germany´s Russia Challenge ((NATO Defense College Fellowship Monograph 11), Rom 2018.
Dieser stellt ein historisch bedingte Andersartigkeit der Deutsch-Russischen Beziehungen dar und geht auf deren Implikation für die NATO-Politik ein. Er stellt die NATO als den sicherheitspolitischen Anker Deutschlands dar, welchen wir mir "unserer" Russlandpolitik jedoch untergraben.

Diese Thematik hätte ich eventuell gerne mit der NATO-Osterweiterung verknüpft und und versucht, Wechselwirkungen zwischen diesen dazustellen. "Welchen Einfluss hatten die Deutsch-Russischen Beziehungen auf Entscheidungen der NATO die Osterweiterung betreffend?
Warum möchte ich das? Ich sitze gerade noch an einer Hausarbeit zum Thema Osterweiterung. Da ich im Moment leider nicht allzu viel Zeit habe wäre es vorteilhaft, wenn die Thematik nicht komplett unbekannt wäre. Ob es sinnvoll ist diese beiden Themenfelder miteinander zu kombinieren wird sich hoffentlich noch zeigen...
 
Keiner der Iraqkriege war ein Bündnisfall, da kein NATO-Mitglied angegriffen wurde. Bei Afghanistan sah es dann anders aus. Wobei die Taliban ja die USA nicht angegriffen hatten, sie boten al-Qa'ida "nur" einen Zufluchtsort. Ein paar Monate vor dem 11. September hatten die Amerikaner mit den Taliban noch über eine Pipeline verhandelt.
 
Dieser stellt ein historisch bedingte Andersartigkeit der Deutsch-Russischen Beziehungen dar und geht auf deren Implikation für die NATO-Politik ein. Er stellt die NATO als den sicherheitspolitischen Anker Deutschlands dar, welchen wir mir "unserer" Russlandpolitik jedoch untergraben.

Die Nato verfolgt eine Außenpolitik, die nicht durch einen breiten Diskurs über die Ziele und die Mittel in den westlichen Staaten gestützt wird. Aus meiner persönlichen Sicht halte ich viele der Ziele für nicht "legitim".

Der Beitrag von Lough suggeriert, dass es definierte Ziele gibt, denen sich Deutschland zu unterwerfen hätte. Das betrifft die von der Nato vorgenommene Definition der "new battlegrounds", die als konzentrische Umfassung - im Norden durch das Baltikum und im Süden durch die Ukraine verlaufen.

"Germans must recognise that Ukraine is the new battleground for the struggle between Russia and Europe over the boundaries oftheir respective political, social and economic models"

Entgegen den ursprünglichen Zusagen, die man Gorbatschow gegeben hat (Link kann zur Verfügung gestellt werden)

Für mich persönlich ist der Beitrag von Lough ein "dreister" Versuch, eine neue Ideologie des Kalten Krieges 2.0 zu formulieren und der Versuch, die deutsche Öffentlichkeit unter die Suprematy der Nato-Ideologie zu drücken.

Das ist ein sinnfreier Versuch, der die Realitäten nicht spiegelt. Zum einen durch die sinnvolle Politik der Bundesregierung sich Handlungsfreiheit zu bewahren und zum anderen durch die Rolle Macrons, die europäische Verteidigung neu zu definieren. In diesem Kontext würden solche semioffizielle Nato-Ideen wie die von Lough keine Rolle mehr spielen.

Insgesamt würde ich die Arbeit stärker unter die Frage stellen, welche geostrategischen Ansätze heute Außenpolitik verfolgt. Um was geht es: 1. Die Verbesserung der geostrategischen Position, 2. Die Sicherung von Rohstoffmärkten

PS Das Papier von Lough ist keine neutrale Analyse, sondern ein Beitrag zur ideologischen Indoktrination.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Problematik der Beziehung wird u.a. in diesem Beitrag beleuchtet. Und wirft eine Reihe von Fragen auf, wer nach 1990 ein Partner war, auf dessen Zusage Verlass war und wer sich daran nicht gehalten hat. Dabei haben unilaterale bzw. multilaterale Absprachen einen gewissen bindenden Charakter gehabt und dass beide Seiten sich in bestimmten Situationen daran gehalten haben, hat die gegenseitige Berechenbarkeit erhört, wie im Fall der Kuba-Krise.

Zumindest wirkt die Nato-Rhetorik lächerlich, die versucht, Russland zu einer veritablen Gefahr zu erklären.

Did the United States promise the Soviet Union during the 1990 negotiations on German reunification that NATO would not expand into Eastern Europe? Since the end of the Cold War, an array of Soviet/Russian policymakers have charged that NATO expansion violates a U.S. pledge advanced in 1990; in contrast, Western scholars and political leaders dispute that the United States made any such commitment. Recently declassified U.S. government documents provide evidence supporting the Soviet/Russian position. Although no non-expansion pledge was ever codified, U.S. policymakers presented their Soviet counterparts with implicit and informal assurances in 1990 strongly suggesting that NATO would not expand in post–Cold War Europe if the Soviet Union consented to German reunification. The documents also show, however, that the United States used the reunification negotiations to exploit Soviet weaknesses by depicting a mutually acceptable post–Cold War security environment, while actually seeking a system dominated by the United States and opening the door to NATO's eastward expansion. The results of this analysis carry implications for international relations theory, diplomatic history, and current U.S.-Russian relations

https://www.mitpressjournals.org/doi/full/10.1162/ISEC_a_00236

Und auch hier mit einzelnen Verweisen unterlegt.

https://www.nakedcapitalism.com/201...hev-nato-not-move-one-inch-closer-russia.html
 
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