Griechische Triumphzüge?

Kopis

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Moin zusammen,
Jeder kennt die römischen Triumphzüge nach bedeutenden Siegen, dargestellt auf vielen Staatsreliefs, aber wie sahen diese im antiken Griechenland aus? Gibt es dazu aussagekräftige Quellen?
Vielen Dank schon mal im Voraus :)
 
Den Triumphzug als geregelte Institution wie in Rom ist mir in Griechenland nicht bekannt. Zumindest in Athen wäre es häufig auch schwer gewesen, "den Feldherren" zu ehren, da attische Heere oft von mehreren Strategen gemeinsam geführt wurden.

Ob und wie in Hellas siegreiche Heere gefeiert wurden, ist eine interessante Frage, aber Quellen dazu kenn ich leider nicht.
 
Danke euch beiden, @Sepiola und @Reinecke. Denkbar wäre ja immerhin, dass die Prozessionen bei den Panathenäen unter anderem auch einer Glorifizierung militärischer Erfolge gedient haben könnten, schließlich werden auf dem Parthenonfries u.a. Reiterei und Streitwägen abgebildet.
 
Am letzten Tag der olympischen Spiele fand eine Prozession der Sieger zum Zeustempel statt. Das wäre vielleicht vergleichbar.
 
Triumphzüge für den Feldherren gewonnener Schlachten im antiken Griechenland, davon habe ich noch nichts gelesen/gehört.

Alexander der Große hat ja viele Schlachten gewonnen, aber soviel ich weiß, wurde er wohl mal in Ägypten wie ein Pharao empfangen.

Füge diesen Beitrag - zur Auflockerung - ein Foto von Alexander bei, was ich auf der Insel Troppa (siehe Jean de Mandeville :)) gemacht habe.

Ich denke mal da ging es zu wie es Homer in seiner Odyssee im 13. Gesang beschreibt („... Athene über die weiteren Schritte seiner Rückkehr beriet“).

Athene zu Odyssee:
Elende Lumpen und Leibrock warf sie ihm über, schmutzig, zerschlissen, völlig verrußt vom beizenden Rauche. Abgewetzt war das Hirschfell, das sie darüber ihm hängte. Ein Knüttel gab sie ihm, einen schäbigen Ranzen voller Löscher dazu, mit einem Stricke zum Tragen“.

Also nichts mit Triumphwagen, 4 Pferde (seit Cäsar Schimmel) und der Triumphator mit purpurne Toga.

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Ralf, ich kann dir nicht folgen, was das Zitat aus der Odyssee hier zum Thema beiträgt. Könntest du deinen Gedankengang mal konkretisieren?
 
Ich erinnere mich dunkel, dass Alexander in Babylon rauschend seine (bisherigen) Siege feiern ließ; krieg aber nicht mehr zusammen, wo das her stammte , muss keine historische Grundlage habe. Wer weiß, vielleicht hat der dabei auch was triumpfzugähnliches auf die Beine gestellt.

Interessant dabei vielleicht ein Unterschied zwischen Römern und Alexander (und evtl anderen Griechen) auf der einen, Athenern (und evtl anderen Griechen) auf der anderen Seite: Der römische Triumphzug war eine Ehrung des Feldherren, bei dem dieser sich für diese Gelegenheit königlicher und göttlicher Symbolik bedienen durfte. Alexander war ohnehin König, wurde König der König, und mit Vergöttlichung hatte der auch keine Probleme. Die Athener waren einer solchen Verherrlichung einer einzelnen Person eher abgeneigt, würd ich sagen. Eine solche Hybris an den Tag zu legen war eher ein gutes Rezept, beim nächsten Scherbengericht ganz vorne mit dabei zu sein...
 
Ralf, ich kann dir nicht folgen, was das Zitat aus der Odyssee hier zum Thema beiträgt. Könntest du deinen Gedankengang mal konkretisieren?


Habe >Homer< angeführt um zu zeigen, auch bei Homer findet man nichts zu Triumphzügen.

Mein Zitat: aus Homer in zwei Bänden, Zweiter Band – Odyssee, Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1971, 13. Gesang.

Stimmt was nicht mit dem von mir angeführten Zitat?
 
Ich denke mal, Ralf will sagen, dass es bei Alexander (und Anderen) eher nicht zu Triumphzügen kam. Wieso Alexander allerdings "in Sack und Asche" oder so ähnlich gegangen sein soll, verstehe ich auch nicht ganz. Immerhin ist die Odyssee ja erfunden und kein Abbild der Realität. Oder doch?

Grüße
Peter
 
Keine Triumphzüge, aber auch Militärparaden (neben anderen spectacula) sind in hellenistischer Zeit die pompai von Ptolemaios II. Philadelphos (FGrH 627, fr. 2) und Antiochos IV. Epiphanes (Polyb. 30, 25, 1–26, 3; Diod. 31, 16; Athen. 5, 194c–195 f).

In irgendeiner Weise wird man sich schon den Empfang des siegreichen athenischen Bürgerheeres nach der Schlacht von Marathon vorstellen wollen, aber der Triumphzug als Ritual (Zurschaustellung der spolia mit anschließendem Opfer an Iupiter) ist römisch bzw. in seinen Wurzeln (in der Forschung umstritten) etruskisch.
 
Ich erinnere mich dunkel, dass Alexander in Babylon rauschend seine (bisherigen) Siege feiern ließ; krieg aber nicht mehr zusammen, wo das her stammte , muss keine historische Grundlage habe. Wer weiß, vielleicht hat der dabei auch was triumpfzugähnliches auf die Beine gestellt.
Alexander soll bei seiner Rückkehr aus dem Osten in Karmanien den "Zug des Dionysos" imitiert haben. Da weder Aristobulos noch Ptolemaios davon berichteten, verwarf Arrian die Geschichte jedoch.
 
In irgendeiner Weise wird man sich schon den Empfang des siegreichen athenischen Bürgerheeres nach der Schlacht von Marathon vorstellen wollen, (...)

Wenn man Herodots Überlieferung glaubt, hatten die für solche Spielchen keine Zeit. Sie mussten doch Athen gegen die geschlagenen, aber dennoch per Schiff heran eilenden Perser verteidigen, die nach der Schlappe von Marathon immer hoch nicht genug von "Auf's Maul!" hatten... ;)
 
Na, irgendwann hatten die Perser es dann ja auch begriffen. Aber bemerkenswerterweise weiß man sehr viel darüber, wie die Polis ihre Kriegstoten betrauerte (übrigens noch ein Unterschied zu Rom, wo öffentliches Gefallengedenken in aller Regel nicht praktiziert wurde), nicht aber wie sie Siege feierte (was die Performanz betrifft, nicht die Monumente).
 
Mit den römischen Triumphzügen vergleichbar war bei den Griechen die Rückkehr von Olympiasiegern (und auch den Siegern der drei anderen großen Spiele, der Pythischen, Nemeischen und Isthmischen) in ihre Heimatstadt. Auch hier war es üblich, dass der Sieger auf einem Wagen in die Stadt einzog und dabei von den Menschen bejubelt wurde.

Besonders prächtig war der Einzug von Exainetos, der 412 v. Chr. in Olympia im Stadionlauf siegte, in seine Heimatstadt Akragas. Er selbst fuhr auf einem Wagen und wurde von 300 Wagen begleitet (Diodor 13,82).

Es kam sogar vor, dass beim Einzug ein Stück der Stadtmauer weggerissen wurde.
 
Plutarch, Tischgespräche 2. Buch, 5. Frage: Siegreichen Athleten sei es bei ihrer Heimkehr gestattet gewesen, einen Teil der Mauer niederzureißen, was ausdrücken sollte, dass eine Stadt mit solchen Männern keine Mauern brauche.

Auch Cassius Dio (63,20) erwähnt, dass Nero bei seiner triumphalen Rückkehr nach Rom nach seinen "Siegen" in Griechenland einen Teil der Mauer wegreißen ließ, weil das bei der Heimkehr von Siegern in den Spielen so üblich gewesen sei.
 
Wenn man dieser Frage nachgehen will, sollte man vielleicht weniger beim demokraitischen Athen nachschauen, sondern eher bei den Tyrannenherrschaften, entweder den archaischen - wo die Quellenlage allerdings dürftiger sein dürfte, oder bei denen in Unteritalien und Sizilien.
 
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