Horkheimer, Hararis Humanismusdefinition und die Hufeisentheorie

Es ist beschämend und bezeichnend für die angeblich linken 'Hollandrad'-Freunde aus alten Nazi-Familien, dass es bis heute niemals auch nur eine symbolische Rückgabe-Initiative gegeben hat.
Mir werdn doch noch a altes Radl finden, um den Holländern eine Freud zu machen. Besonders gut aufgenommen wird die Performance wahrscheinlich in Amsterdam. Sollten wir vielleicht gemeinsam machen. :D
(Ist OT und kann gerne gelöscht werden)
 
Naja, damit hat das absolut nichts zu tun. Das ist eher "Smalltalk".
Schon klar — Norddeutsche Linke, die gerne etwa die Bayern oder sogar die Schweizer pauschal als Nazis bezichtigen, blicken nicht so gern auf die Ergebnisse der letzten Reichstagswahlen. Aber der Apfel fällt nun einmal nicht weit vom Stamm. [Edit: Horst Mahler ist hier nur das extremste Beispiel.]
 
Ui, bei soviel sinnfreier Polemik eine positive Zustimmung durch "Sepiola". Es scheint mehr um "politische Gesinnung" und weniger um die Frage einer Anlehnung an seriöse Darstellungen zu gehen.

Naja, offensichtlich ist der Thread einmal mehr der Beleg, dass über Politik und Fussball jeder etwas daherfabulieren kann. Wird normal peinlich auf die wissenschaftliche Begründung durch Literatur wert gelegt, dann wird in diesem Fall die Ergebnisse der politischen Soziologie schlichtweg ignoriert.

Nur in den eigenen Spezialgebieten ist es wichtig und angemessen, "seriös" zu bleiben, in anderen ist es fast beliebig.

In diesem Sinne ruhig weiter "provokativ" allerdings mit deutlichem Abstand zur "Literatur"

Provokativ könnte man auch feststellen, dass sie [also die "RAF"] in der Tradition des "Werwolf" agierte.
 
Ui, bei soviel sinnfreier Polemik eine positive Zustimmung durch "Sepiola".

Aber hallo!

Schon klar — Norddeutsche Linke, die gerne etwa die Bayern oder sogar die Schweizer pauschal als Nazis bezichtigen, blicken nicht so gern auf die Ergebnisse der letzten Reichstagswahlen. Aber der Apfel fällt nun einmal nicht weit vom Stamm.

Nach all dem Geplauder kommt nun endlich die astreine Beweisführung für die Richtigkeit der Hufeisentheorie ans Tageslicht: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, die nordischen Urenkel der Wähler von anno 33 bewahren die Gesinnung ihrer Altvorderen!
 
Nach all dem Geplauder kommt nun endlich die astreine Beweisführung für die Richtigkeit der Hufeisentheorie ans Tageslicht: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, die nordischen Urenkel der Wähler von anno 33 bewahren die Gesinnung ihrer Altvorderen!
Bin ja kein Historiker, sondern nur Zeitzeuge, der hier Anekdotenwissen preisgibt.

Allerdings bin ich etwa mit der Familiengeschichte eines Horst Mahler zufällig etwas besser vertraut als mancher Historiker, da ich einen nahen Familienangehörigen recht gut kannte, und auch bei diesem einen Wechsel vom vermeintlich coolen Nonkonformisten erst hin zur immer idiotischeren Esoterik und schließlich nach Rechtsaußen beobachten musste.
 
Zuletzt bearbeitet:
Als ich in Deutschland lebte und dort zur Schule gehen musste, wurde mir von manchen Lehrkräften wie Mitschülern immer wieder vorgehalten, dass mein Vater ein verachtenswerter Kapitalist sei

Um noch einmal direkt auf das Thema Hufeisentheorie zurückzukommen — das waren die gleichen Leute, die uns damals wegen unserer selbst gekauften Fahrräder belächelten, schließlich seien ihre von den Großeltern geerbten 'Hollandräder' so viel robuster und hätten gar nichts gekostet!

Erst viele Jahre später lernte ich, dass diese Räder während des 2. Weltkrieges unter deutscher Besatzung in den Niederlanden gestohlen worden waren.

Es ist beschämend und bezeichnend für die angeblich linken 'Hollandrad'-Freunde aus alten Nazi-Familien, dass es bis heute niemals auch nur eine symbolische Rückgabe-Initiative gegeben hat.

Um's aufzugreifen, bestätigt das doch aber nur die oben bereits angeführten Entgegnungen in Richtung Hufeisenteheorie.

Kein Mensch, der sich in die Grundlagen linksgerivchteter politischer Theorie oder im Rahmen der Nachkreigszeit konkret in die Grundlagen des theoretischen Marxismus, auch nur ein paar Stunden eingelesen hat, kann ernsthaft auf die Idee kommen, dass jemand, der einer völlig normalen beruflichen Tätigkeit, sprich Erwerbs-, respektive Lohnarbeit nachgeht, ein Kapitalist sein könnte.

Man mag zum theoretischen Marxismus und seinen einigermaßen theoreinahen ja stehen, wie man will (das der keine politische Gebrauchsanweisung sein kann, sollte dabei klar sein).
Wenn man dabei aber einigermaßen objektiv bleiben will, wird man einräumen müssen, dass er eines geleistet hat, nähmlich einigermaßen scharfe Abgrenzung ziwischen "Proletariern", "Kapitalisten/Bourgeios" und allem, was sich dazwischen befindet.

- Den "Proletarier" als eine Person, die selbst nicht über hinreichend Produktionsmittel verfügt, um damit den eigenen Lebensunterhalt bestreiten zu können und daher seine Arbeitskraft an einen "Kapitalisten" vermietet/verkauft.
- Den "Kapitalisten", der seinen Lebensunterhalt entweder aus aus dem Ankauf, von Arbeitskraft anderer, deren Anwendung, und der Konsumption des aus ihr entstehenden "Mehrwerts", nach Abzug der Kosten für "konstantes" und "variables Kapital" bestreitet, oder aus dem Verleihen von Geldmitteln gegen Zinsen ("Wucherkapital"), ohne selbst auf die Verausgabung eigener Arbeitskraft angewiesen zu sein.

- Die Zwischengruppen, die entweder mehr oder minder subsistenzwirtschaftlich aus dem Besitz und der Anwendung eigener Produktionsmittel leben oder als kleinere Handwerker oder kleinere Landbesitzer zwar in ihrem Betrieb auch abhängig Beschäftigte haben, jedoch nicht von der "Ausbeutung" von deren Arbeitskraft allein leben können. Oder aber Personen, die durchaus im marx'schen Sinne ihre Arbeitskraft verkaufen/vermieten, dies aber nicht gegenüber einem "Kapitalisten" tun, sondern gegenüber einer Person oder Organisation, die nicht unmittelbar daran interessiert ist, diese Arbeitskraft mit dem maximalen ökonomischen Nutzen "auszubeuten", sondern die damit andere Aufgaben bezweckt (Staatsdiener etwa).

Man muss diese Einteilungen und Kategorien nicht für richtig halten und das Postulat, wie auch das der Klassengesgensätze überhaupt in dieser Form ist vor dem Hintergrund einer modernen postindustriellen Gesellschaft sicherlich nicht unproblematisch.

Ein Vorzug ergibt sich aus dieser Einteilung allerdings, nämlich derjenige, dass man, wenn man sich an dieses Schema hält, recht genau benennen kann, wer ein "Proletarier" oder ein "Kapitalist" ist und wer nicht.

Und das ergibt sich sich eben nicht aus dem Besitz als Produktionsmittel nicht unmittelbar anwendbarer Statussymbole oder Einkommensunterschieden auf der Gehaltsabrechnung, sondern durch die Art, durch die der eigene Lebensunterhalt sichergestellt wird (Menschliche Arbeit vs. Invest/Wucherkapital) und feiner gegen wessen gegenläufige Interessen dieser Unterhalt bestritten wird (Beschäftigung bei einem profitorientierten Unternehmen vs. Beschäftigung bei einer Organisation, die nicht zuforderst auf wirtschaftliche Vorteile ziehlt) und (Beschäftigung bei einem lediglich investierenden Kapitaleigner vs. Beschäftigung bei einem etwas wohlhabenderen, letztendlich aber selbst produktiv Arbeitenden vorgesetzten).

Um dieses Gedankengebäude zu begreifen und daraus die, diesem System nach richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen, wer der zu bekämpfenden "Klasse" angehört, muss man durchaus kein "studierter Elfenbeintürmler" sein, dass kann sich mit ein bisschen Geistiger Anstrengung auch der geneigte "Malocher" anlesen.
Jedenfalls gibt es hinreichend historische Beispiele für entsprechende Persönlichkeiten, die das offensichtlich konnten.


Wenn nun jemand der Meinung ist, irgendwer sei ein "Kapitalist", weil er durch seine Arbeit überdurchschnittlich viel verdiehnt oder unter eigener Mitarbeit einen kleinen Betrieg führt, von dessen Gewinn er leben kann oder weil er sich ein neues Fahhrad leisten kann, stellt er damit nicht seine Anhängerschaft an den theoretischen Marxismus als wesentliche Grundlage "linker Politik" des vergangenen Jahrhunderts, bis weit in die Nachkriegszeit hinein unter Beweis, sondern das genaue Gegenteil davon.
Denn diese Belegung des Begriff "Kapitalist" zeugt davon, dass derjenige, der ihn benutzt, sich entweder mit den theoretischen Grundlagen der damit verbundenen politischen Richtung niemals beschäftigt hat (dann kann man ihn allerdings schwerlich als Anhänger der betreffenden Ideologie bezeichnen) oder aber, dass er ganz elementare Teile davon zur nachträglichen Rechtfertigung längst vorhandener persönlicher Feindbilder, völlig willkürlich verdreht, oder aber eine Umdefinition zum zweck eigener Identitätsbildung vornimmt (etwa die Verengung des Begriffs "Proletarier", duch Gleichsetzung mit "Industriearbeiter" oder nicht näher definierter "Habenichts", in Abgrenzung zu allen anderen Gruppen, die der Begriff ursprünglich mal mit umfasst hat).

Das ist schlicht nicht geeignet um damit auch nur im Ansatz das "Hufeisen" nachzuweisen.

Unabhängig von der Frage ob die Person, die solches in diesem Fall unterstellt, ihren persönlichen Gedankengebäuden und Handlungsmuster sinnvoller Weise als "rechts" zu klassifizieren ist, ergibt sich aus der Äußerung von Begriffen wie "Kapitalist", in einem, den theoretischen Grundlagen wiedersprechenden Zusammenhang und auf Basis persönlichen Sozialneids, keine sinnvolle Basis eine Person als ideologisch links zu bezeichnen.
Das ist erstmal nur ein Opportunist, der sich aus dem Zusammenhang gerissene und verunstaltete Versatzstücke einer politischen Theorie zur nachträglichen Rechtfertigung des eigenen Handelns zu eigen macht.

Übrigens einen Grund, jemanden, der sich mit ererbtem Raubgut brüstet als "rechts" zu bezeichnen, sehe ich auch nicht.
Wo ist denn die Abstammung konstituierend für die eigene politische Haltung (im Bezug auf gewisse meiner Vorfahren rollen sich mit bei der Vorstellung die Fußnägel hoch) konstituierend und wo ist ist Diebstahl an und für sich oder das Desinteresse an der Herkunft ererbter Gegenstände Ausdruck einer konkreten politischen Richtung?

Man kann sicher mit Recht auf dem Standpunkt stehen, dass solcher Umgang mit ursprünglich mal gestohlenen Gegenständen moralisch anrüchig ist, aber politisch rechts?
Meiner Meinung nach eindeutiges "nein", es sei denn, es ließe sich nachweisen, dass da aus eigenem Antrieb heraus geziehlt bei Juden oder sonstigen im Speziellen verfolgten Gruppen aus rassistischen Motiven heraus gestohlen/geraubt wurde.
 
Zum Thema Kapitalismus hat im Übrigen Harari auch eine - wieder mal - abweichende Position, die man nicht teilen muss, die ich aber interessehaler hier wiedergebe:

Jemand der reich ist, aber sein Geld nicht investiert, ist KEIN Kapitalist. Aber ein Lohnarbeiter aus dem Niedriglohnbereich, der von dem wenigen Geld, was er verdient, sich etwas abspart, um es in Geldgeschäfte zu investieren, ist ein Kapitalist. Kapitalist zu sein hängt also nach Hararis Definition nicht so sehr davon ab, ob man Produktionsmittel reichlich besitzt, sondern ob man sie einsetzt. In der Praxis steht es natürlich außer Frage, dass es leichter ist, kapitalistisch zu agieren, wenn man die notwendigen Mittel hat, als wenn man jeden Pfennig drei Mal umdrehen muss.

@Divico, deine Erfahrungen, dass du und dein Vater von Mitschülern und Lehrkräften(!) als Kapitalisten gebrandmarkt wurden, entziehen sich jeder Nachprüfbarkeit. Aber als jemand, der in den 1970ern geboren und in den 1980ern und 1990ern seine Kindheit und Jugend verlebt hat, erlaube ich mir, diese als global geschilderte Erfahrung doch mit einigem Erstaunen zur Kenntnis zu nehmen. Der linke Lehrer ist doch eher ein Mythos den früher CDU/CSU und FDP pflegten und der heute vor allem von der Partei gepflegt wird, die Schüler dazu auffordert, Lehrer zu denunzieren. Die Lehrer, die ich als Schüler und später beruflich erlebt habe, waren teilweise Bundeswehrreservisten (also mutmaßlich eher konservativ), ein Ex-Polizist (also auch mutmalich eher konservativ) und wo mir Parteizugehörigkeit bekannt ist, in der Mehrheit CDU oder FDP-Mitglieder. Der konservative Philologenverband (der eigentlich eine Art Gymnasialehrer-Gewerkschaft ist) dürfte nach dem, was ich mitbekommen habe, potenter sein als die SPD-nahe GEW (Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft).
 
Der konservative Philologenverband (der eigentlich eine Art Gymnasialehrer-Gewerkschaft ist) dürfte nach dem, was ich mitbekommen habe, potenter sein als die SPD-nahe GEW (Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft).
Zumindest in Sachen Manpower ist tatsächlich die GEW mit 280.000 Mitgliedern 3x so groß, wie der PhV mit 90.000 Mitgliedern, wobei der PhV v.a. an Gymnasien, die GEW hingegen an allen Schulformen Mitglieder rekrutiert.
 
Zum Thema Kapitalismus hat im Übrigen Harari auch eine - wieder mal - abweichende Position, die man nicht teilen muss, die ich aber interessehaler hier wiedergebe:

Jemand der reich ist, aber sein Geld nicht investiert, ist KEIN Kapitalist. Aber ein Lohnarbeiter aus dem Niedriglohnbereich, der von dem wenigen Geld, was er verdient, sich etwas abspart, um es in Geldgeschäfte zu investieren, ist ein Kapitalist. Kapitalist zu sein hängt also nach Hararis Definition nicht so sehr davon ab, ob man Produktionsmittel reichlich besitzt, sondern ob man sie einsetzt. In der Praxis steht es natürlich außer Frage, dass es leichter ist, kapitalistisch zu agieren, wenn man die notwendigen Mittel hat, als wenn man jeden Pfennig drei Mal umdrehen muss.
Darf ich an der Stelle fragen, wo, präzise man das nachlesen kann? Würde mich tatsächlich mal interessieren.
 
Darf ich an der Stelle fragen, wo, präzise man das nachlesen kann? Würde mich tatsächlich mal interessieren.
Harari, kurze Geschicnte der Menschheit, Kap16 S.383:
"Ein Pharao, der seinen Reichtum in den Bau einer unproduktiven Pyramide steckt ist kein Kapitalist. Ein Pirat der eine spanische Galeone überfällt und eine Kiste voller Goldmünzen am Strand einer Karibikinsel vergräbt, ist kein Kapitalist. Aber ein Hilfsarbeiter einer Fabrik, der einen Teil seines sauer verdienten Lohns in Aktien anlegt, ist ein Kapitalist."
 
Das ist im wesentlichen eine umgangssprachliche Trivialisierung des Konstrukts "Kapitalist" bzw. des "Kapitalismus". Die Verwendung des Konstrukts "Kapitalist" von Harari ist legitim, aber hat keinerlei Bezug zu den Aspekten, den Marx/Engels mit dem Konstrukt "Kapitalismus" verbinden.

Man mag es sogar als Versuch werten, sich über das Konstrukt des "Kapitalismus" bei Marx lustig zu machen, allerdings ohne sich die "Hände schmutzig" zu machen. Nicht zuletzt, da mit dem Konstrukt des Kapitalismus eine Vielzahl an folge Konstrukten verbunden sind, wie beispielsweise das der "Entfremdung".

Aber Harari hat sicherlich auch dafür eine umgangssprachliche Deutung bereit.
 
Harari betrachtet den Kapitalismus als Religion (Kapitelüberschrift: Die Religion des Kapitalismus).

"der wichtigste Glaubenssatz des Kapitalismus besagt, dass Wirtschaftswachstum das höchste Gut ist, oder dass es zumindest stellvertretend für das höchste Gut steht, denn Gerechtigkeit, Freiheit und sogar Glück hängen vom Wachstum ab."
Ob er sich über Marx lustig macht? Keine Ahnung.
Marx bezeichnete die alte Religion als Opium fürs Volk.
Dann wäre die neue "Religion des Kapitalismus" eher Crystal Meth.
 
Alle drei Fragen beantworten sich, wenn man die Verbindungen von Mahlers RAF zur von deutschen Neo-Nazis unterstützten Terrorgruppe Schwarzer September sowie zu Mielkes Stasi betrachtet.
Dadurch beantworten sich die Fragen nicht, aber ich meine zu verstehen worauf du hinaus willst.

Das jemand das politische Lager wechselt, das könnte man ja prominenter zurückliegend etwa auch an Hand der Causa Mussolini diskutieren, ist kein Nachweis für ideologische Überschneidungen der benannten Lager.
Aber es zeigt doch eine Überschneidung.
Mussolini ist ja nicht unbedingt das einzige Beispiel.
Die Nazis haben ja erst Anfang der 30er den sozialistischen Teil ihrer Vorstellungswelt "überwunden".
Mao pendelte 1925-1927 zwischen der Kuomintang und der CCP,
Stalin inszenierte 1949 antisemitische Kampagnen. Und bereits zehn Jahre vorher war es vorübergehend für Bürger der SU gefährlich Hitler zu kritisieren.

Die deutlichsten Gemeinsamkeiten bestehen wohl in der Ähnlichkeit der Ausübung der Herrschaft.
Feingliedrig organisierte Einschüchterung mit dem Mittel des Terrors.
Ich würde durchaus die Enden des Hufeisens mit einer Linie verbinden.
 
Aber es zeigt doch eine Überschneidung.
Mussolini ist ja nicht unbedingt das einzige Beispiel.
Die Nazis haben ja erst Anfang der 30er den sozialistischen Teil ihrer Vorstellungswelt "überwunden".
Mao pendelte 1925-1927 zwischen der Kuomintang und der CCP,
Stalin inszenierte 1949 antisemitische Kampagnen. Und bereits zehn Jahre vorher war es vorübergehend für Bürger der SU gefährlich Hitler zu kritisieren.

Damit bin ich beim besten Willen nicht einverstanden.

1. Nazis:
Die hatten nie einen sozialistischen Teil ihrer Vorstellungswelt. Es hat sicherlich das Phänomen des "Nationalbolschewismus" gegeben aber immer und zu jeder Zeit unter der Prämisse, dass die angedachten sozialen Wohltaten einzig den Deutschen zu gute kommen sollten.
Das hat nun mit sozialistischen Klassenkampfparadigmen nichts zu tun, wenn man sich auf den Standpunkt stellt, dass der deutsche Arbeiter nicht ausgebeutet werden darf, der Ausländische aber sehr wohl.

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2. Mao:
Mao ist vor der Realität des semikoloinilen Zustands Chinas im frühen 20. Jahrhundert zu sehen. Ich hatte ja bereits angerissen, dass es punktuelle Überschneidungen zwischen ganz rechts und ganz links geben kann, wenn es möglich ist einigermapen Plausibel Ausländer, religiöse Abweichler oder sonstige Gruppen mit "Ausbeutern" gleichzusetzen.

In kolonialen Kontexten kann das zummindest sicherlich so weit eine gewisse Berechtigung haben, dass die Kolonisatoren einigermaßen plausibel der Gruppe der "Ausbeuter" zugerechnet werden können, zumal der Marxismus, wenn man den zur Grundlage nehmen will als Kategorie ja nicht nur die kapitalistische, sondern auch die vormoderne "despotische" Ausbeutung kennt.
Von dem Standpunkt aus, ist das das Zweckbündnis der sozialen mit der nationalen Befreiungsbewegung und als solche lässt sich die Guomindang vor dem Hintergrund der "ungleichen Verträge", der von den Kolonialmächten usupierten Territorien Formosa, Macau, Honmgkong, Gouangzhouwan, Mandschurei und den informellen Einflusszonen der Briten und Franzosen entlang des Yangtse und in den Südprovinzen, ja durchaus verstehen.

Insofern war, so lange das möglich schien eine Annäherung der KP Chinas an die Guomindang im Rahmen einer Art Einheitsfrontpolitik gegen den inneren Zerfall des Landes und gegen die Kolonialmächte gerichtet.
Dadurch ergeben sich aber über mittelfristige Ziele hinaus keine längerfristigen ideologischen Übereinstimmungen.

Das fällt dann wohl eher in die Kategorie "Burgfrieden"/"Union Sacrée".

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Stalin:

Stalins antisemitische Kampagnen (übrigens auch die gezielte Repression der Polen, die mit dem Hitler-Stalin-Pakt der UdSSR zufielen) und das zwischenzeitliche Hofieren Hitlers, sind einfach nur der Nachweis, dafür, dass der Mann nie im konsequenten Sinne links gewesen ist.

Wenn für ihn der "Klassenkampf" als gesellschaftliches Paradigma jemalseine entscheidende Größe gewesen wäre wie konnte er dann das deutsche Proletariat und seine Errungenschaften kampflos den Nazis preisgeben, ihnen das österreichische und das tschechische Proletariat gleich noch mit hinterher werfen und mit eben jenen Nazis einen lupenrein imperialistischen Interessenausgleich aushandeln, auf Kosten des polnischen Proletariats?

Das geht nicht zusammen.

Selbiges bei den antisemitischen Kampagnen und denen, die sich gegen die Polen, die zur UdSSR hinzu kamen richteten.
Es scheitert ganz einfach vom theoretischen Standpunkt aus an der Stelle, wo der entsprechende Akteur einem polnischen oder jüdischen Proletarier gegenübersteht.

Den müsste er auf Grund seiner Abstammung/Religion/Ethnie/Staatsangehörigkeit repressieren und auf Grund seiner Zugehörigkeit zum Proletariat gleichzeitig fördern.
Wie soll das gehen?

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Die deutlichsten Gemeinsamkeiten bestehen wohl in der Ähnlichkeit der Ausübung der Herrschaft.
Feingliedrig organisierte Einschüchterung mit dem Mittel des Terrors.

Nein, absolut nicht.
Wenn eine Gemeinsamkeit zwischen dem Stalinismus/Maoismus und allem, was sich zwischen Faschismus und NS auf der anderen Seite bewegt besteht, dann ist das die Existenz der Terrors.
Ausprägung, Ziel und Mittel unterscheiden sich da sehr deutlich von einander.

Stalin etwa, war es mitunter völlig egal, wen er da terrorisierte. Der Mann hat bei Gelegenheit festgelegt, das soundosoviele 1.000 Menschen als "Saboteure" zu erschießen seien, völlig unabhängig davon ob man ihnen irgendwas nachweisen konnte und völlig unabhängig davon, wer sie waren, woher sie kamen, was sie glaubten, ob sie der KP angehörten oder sonstwas.

Das hat es in der Form weder bei Mussolini, noch bei Hitler gegeben.
Auch hat sich der Terror auf der rechten Seite nie gegen den eigenen Apparat gerichtet, mit außnahme des "Röhm-Putsches", aber der war ja nicht methodisches Mittel zur Machtausübung der Nazis, sondern eher Qualifikation für die weitere Betrauung mit der Macht, denn dass die SA-Führung in dieser Weise ausgeschaltet worden wäre, wäre nicht ein entsprechender Druck von konservativer Seite da gewesen, mit dem die Nazis, so lange Hindenburg lebte umgehen mussten und wäre weiterhin kein druck da gewesen die Reichswehr zu beschwichtigen, ist es doch recht unwahrscheinlich, dass Hitler zu solchen Mitteln gegriffen hätte, zumal wenn man sein persönliches, freundschaftliches Verhältnis zu Röhm bedenkt.

Anders in der Sowjetunion, wo die Terrorisierung des eigenen Apparates bis in den Krieg hinein Methode hatte, obwohl es vom Standpunkt der Machtsicherung mit dem Wegfall von Trotzki als Kriegskommissar 1925 und Felix Dierzinski als Leiter der Tscheka 1926, als potentiell mächtige Gegenspieler mit eingener Hausmacht, dazu eigentlich keine objektive Notwendigkeit mehr gab.

Genausowenig sind die Vernichtungslager des NS, mit den Arbeits- und "Umerziehunglagern" in der Sowjetunion gleichzusetzen. Auch wenn die Verhältnisse in den letzten haarsträubend waren, erfüllten sie doch letztendlich einen anderen intendierten Zweck, der nicht auf physische Massenvernichtung hinauslief.

Der NS, kategorisierte darüber hinaus die Opfer seiner Repression (KZ-Abzeichen) ziemlich genau und machte sich, abgesehen von der Kategorie der "asozialen Elemente" recht akribisch die Mühe die Repression gegen bestimmte vordefinierte Gruppen auszuüben.
In der Sowjetunion machte man sich diese Mühe nicht. Da wurde jeder verhaftet, der Stalin gerade nicht in den Kram passte und egal wie haltlos das inhaltlich war zum ausländischen Spion, Saboteur, trotzkistischen Konterrevolutionär oder vergleichbares gestempelt und als solcher repressiert oder umbegracht.

Das sind auf inhaltlicher Ebene schon sehr verschiedene Systeme gewesen.

Ich würde durchaus die Enden des Hufeisens mit einer Linie verbinden.
Auf welcher Basis? Allein auf derjenigen, dass sowohl im Stalinismus/Maoismus, als auch im NS/Italofaschissmus repressive Systeme am Werk waren, die die Bevölkerung terrorisierten?
Terrorisierung der Bevölkerung und willkürliches umbringen angeblicher Verräter kannte bekanntlich auch die 1. französische Republik.
Gehören dann also demgemäß Leute wie Robespierre, Danton, Marat und andere ideologisch/politisch in einen Topf mit Hitler, Himmler, Stalin und Jeschow?

Das ist dann für meinen Geschmack etwas zu gewagt muss ich sagen.
 
Die vier letztgenannten aber schon "in einen Topf"?

Kommt darauf an in welchen, oder? Sicherlich passen die in einen Topf, wenn man auf diesen Topf "Terroristen"/"Mörder"/"Menschheitsverbrecher" etc. darufschreibt.

Ideologisch sehe ich nach wie vor nicht, wo die sinnvoller Weise in einen Topf gehören, da ist mir das ausprägen einer totalitären Diktatur als staatliches Herrschaftsmittel nicht hinreichend. Das würde mMn bedeuten Mittel und Zweck durcheinander zu bringen.
 
Shinigami macht es sich unnötig schwer, wenn er die ganzen Unterschiede zwischen totalitärer Herrschaft in Stalins Reich und der im Nationalsozialismus aufzählt.
Er sagt doch selbst: "Stalins antisemitische Kampagnen ... sind einfach nur der Nachweis, dafür, dass der Mann nie im konsequenten Sinne links gewesen ist."
Wenn alles, was an konkreter Politik von Kommunisten der von Nationalsozialisten gleicht, per definitionem nicht links sein kann, ist die Hufeisentheorie doch elegant widerlegt.
 
Er sagt doch selbst: "Stalins antisemitische Kampagnen ... sind einfach nur der Nachweis, dafür, dass der Mann nie im konsequenten Sinne links gewesen ist."
Da muss ich den Shini schon verteidigen, denn in dem Punkt hat er ja recht.
Grundsätzlich geht der Sozialismus von der Gleichheit der Menschen aus.

EQ zitiert Harari so:
Wie der liberale Humanismus basiert auch der sozialistische Humanismus auf einem monotheistischen Fundament. Der Gedanke der Gleichheit aller Menschen ist eine Wiedergeburt der monotheistischen Vorstellung, dass alle Seelen von Gott gleich geschaffen wurden.
(Hervorhebung durch mich)

Der Nationalsozialismus dagegen geht von vorneherein von der Ungleichheit aus und definiert sich selber als Zentrum einer "Herrenrasse" im evolutionären Rassenkrieg.
Das ist ein ganz fundamentaler Unterschied und führt als Ideologie schon fast automatisch zur planmäßigen Tötung von Artgenossen.
Nicht so bei den "Linken".
Dass dann durchaus ähnliche Erscheinungen auf der extremen Linken entstanden, ist bemerkenswert:
Man spricht einem immer größeren Teil der Bevölkerung, und schließlich allen, die Menschenrechte ab, versklavt die Bauern und handelt gegenüber den eigenen Bürgern wie eine herzlose (und rassistische) Kolonialmacht. Überzieht das Land mit einem Spitzelsystem, usw.
Aber das ist nicht der Startpunkt. Und doch landet die traurige Geschichte nicht weit von dort, wo der Nationalsozialismus von Anfang an stand.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Startpunkt ist bereits gefährlich: Das Verhalten der Menschen ist auch aus marxistischer Sicht durch ihre Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen, nämlich Klassen determiniert (vielleicht nicht in jedem einzelnen Fall, aber doch typischerweise). Ob sich die Verhaltensweisen der Menschen, die zunächst den herrschenden Klassen zugehören, noch ändern können, wenn sich die gesellschafltichen Verhältnisse geändert haben? Da liegt nahe, es lieber nicht darauf ankommen zu lassen, und ihnen die Möglichkeit, sich gesellschsftlich überhaupt zu verhalten, gleich ganz zu nehmen.
 
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