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Im Prinzip handelte es sich um einen "Kabinettskrieg", der gemessen am 30 jährigen Krieg m.W. die Zivilbevölkerung nicht direkt betraf und auch nicht treffen sollte.
In einem Briefwechsel zwischen Friedrich Nikolai und Lessing wird der Krieg mit keiner Zeile erwähnt, und ähnliche Beispiele wird man sicher anführen können. Dass Krieg geführt wurde, merkten Zivilisten dann natürlich doch, indem sie höhere Steuern und Kontributionen bezahlen mussten und schlimmstenfalls mit Einquartierungen von Militär rechnen mussten. Die Kabinettskriege des 18. Jahrhunderts waren keine Kriege mehr gegen Land und Leute, solche massiven Übergriffe gegen Zivilisten hat es im Verlauf des 18. Jahrhunderts nicht mehr gegeben, und im Großen und Ganzen wird man konstatieren können, dass Kriegsgesetze selten in der Militärgeschichte "zivilisierter" angewendet wurden, als im 18. Jahrhundert. Es wechselte wohl die eine oder andere Provinz den Besitzer, die Bevölkerung blieb aber, sie wurde in der Regel nicht vertrieben und kehrte, wo sie vor Kampfhandlungen geflüchtet war zurück.
Die Erfahrungen, die man mit unzuverlässiger oder gar plündernder, marodierender Soldateska im Dreißigjährigen Krieg gemacht hatte, waren prägend, selten in der Militärgeschichte hat man auch die "Gemeinen" einer so strengen, ja brutalen Disziplinierung unterworfen wie in den Armeen des 18. Jahrhunderts.
Trotzdem war im Verlauf von großen Kriegen Dem Spanischen Erbfolgekrieg, dem Großen Nordischen Krieg und im Siebenjährigen Krieg ein Verwilderung der Kriegsgebräuche zu beobachten.
Hessen hat im Siebenjährigen Krieg sehr viel zu leiden gehabt. Marburg und Kassel wurden beide ein gutes Dutzend mal erobert, verloren, zurückerobert. Die Armee stand in britischem Sold an der Weser oder am Rhein, und die französischen wie alliierten Truppen gingen recht rücksichtslos vor. Der Kommandant des deutschen Regiments Nassau, der seit 1759 sich in der Festung Ziegenhain verschanzte, ließ von den umliegenden Dörfern alles Salz beschlagnahmen und die Kontributionen waren drückend. Nicht viel besser trieb es die alliierte Armee, die den Bauern die Vorräte wegnahmen. Einen besonders schlechten Ruf hatten britische Truppen der "Legion Britannique". Ein hessischer General Schlüter ließ 1760 Stadt und Festung Ziegenhain mit 1.500 Schuß Brandbomben. Die Franzosen konnte er nicht zur Aufgabe zwingen, zerstörte aber über 50% der historischen Altstadt. Die große Freifläche um den Paradeplatz neben der heutigen JVA Schwalmstadt ist ein Relikt aus dieser Zeit. Die Fläche wurde nie wieder bebaut, obwohl Landgraf Friedrich II. kostenloses Bauholz bereitstellte.