Das ist richtig, widerspricht aber nicht der gegenseitigen Verständlichkeit der Dialekte.Eine gemeinsame verbindliche Hochsprache existierte damals nicht.
Wir haben vielmehr diverse regionale Dialekte ,die sich wiederum in unterschiedliche Dialektgruppen und -familien zusammenfassen lassen.
Deshalb ist diese Schlussfolgerung inkorrekt:
Latein war noch im 19. Jhdt. die Wissenschaftssprache, mindestens unter Historikern. Schaut man sich MGH-Bände an, so findet man teilweise bis Mitte des 20. Jhdts. lateinische Historikertexte: Wohlgemerkt: Nicht die Quellen (die auch), sondern die Einführungen, die von modernen Historikern für moderne Historiker geschrieben sind, sind lateinisch.Deshalb war ja Latein als gemeinsame Lingua franca und Kanzlei- und Wissenschaftssprache längere Zeit als in England oder Frankreich angesagt.
In Frankreich gab es diverse romanische Dialekte, das Okzitanische und das Französische der Île de France unterschieden sich beträchtlich. Englisch und Scots, beides Sprachen, die aus dem Angelsächsischen unter Anglonormannischen Einfluss entstanden sind, unterscheiden sich z.T. beträchtlich.
Dazwischen lag als ziemlich harte Dialektgrenze ja auch die Benrather Linie. Ein Niederbayer und ein Rheinfranke dürften sich schon haben verständigen können.ein Schwabe aus Ravensburg oder ein Niederbayer dürfte Menschen aus Köln und erst recht einen Friesen aus Oldenburg oder einen Dithmarscher kaum auch nur ansatzweise verstanden haben. Wie sollte da über die Sprache eine gemeinsame Identität entstehen.