Warum nicht gleich so? Frankreich und der Kolonialkrieg in Indochina.

Griffel

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;)Einen schönen Nachmittag! Ich hoffe, wir alle hier sind Sorgen-, Unfall-und Coronafrei in das neue Jahr 2021 gestartet.

Aber jetzt mal zu meinem Thema! Zwar habe ich schon ein bisschen was gelesen, konnte aber noch keine umfassenden Antworten finden. Also es geht um das Folgende:

  1. Ich denke, dass mir alle zustimmen wenn, ich sage bzw. behaupte, dass der 2. WK eine Scheißsache war.:rolleyes:
  2. Deshalb meine zweite Frage oder besser Feststellung. Frankreich war nach dem 2. Weltkrieg stark zerstört. Genauso wie der Rest von Europa. Warum also hat sich die französische Regierung entschlossen, ihre Kolonien in Südostasien, wiedergewinnen bzw. behalten zu wollen? Anstatt, sich auf den Wiederaufbau von Frankreich selbst also dem Kernland zu konzentrieren?
Natürlich, ist der Blickwinkel ein anderer! Aber meine Großmutter mütterlicherseits hat auch den 2. WK erlebt! Und Sie hat mir zu verstehen gegeben, dass Menschen die so etwas einmal ERLEBT haben eigentlich die Schnauze voll haben!

Daher wundert es mich umso mehr, dass die widerspentigen Bürger Frankreichs, sich diese Sache so einfach unter die Weste jubeln liesen! Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Mehrheit der französischen Bevölkerung, nach dem Krieg nichts besseres zu tun hatte, als irgendwo in Asien für eine Kolonie zu kämpfen. Wobei ich mich sowieso frage, wie sich der "Besitz" von Kolonien mit dem französischen Selbstverständnis vertragen hat. Noch dazu, wo man doch den Europarat in Straßburg geschaffen hatte und die EMRK?

Und hier, hoffe ich nun auf eure Mithilfe und eure Beiträge. Im Internet, habe ich nur gefunden, dass die Regierung der 4. Republik meinte, diesen Krieg führen zu müssen! Weil man glaubete, damit den Kommunismus zu bekämpfen.Allerdings war dieser bei der Bevölkerung alles andere als beliebt.

Außerdem, war die 4. Republik sehr instabil.https://de.wikipedia.org/wiki/Vierte_Französische_Republik

Was mich auch schon zum Titel meines Themas bringt; warum hat man sich die Sache nicht gleich ganz gespart? Besonders Charles de Gaulle gibt mir Rätsel auf! Allgemein, wird er ja als großer Staatsmann gesehen. Wieso also, hat er sich nicht gleich für die Unabhängigkeit von Vietnam und Algerien eingesetzt?
ER selbst war natürlich kein Sozialist oder Kommunist. Das ist mir durchaus bekannt. Aber es ist doch merkwürdig, dass ein Freiheitskämpfer wie de Gaulle einer war, sich nicht für die Freiheit dieser Menschen eingesetzt hat! In Frankreich selbst, gab es auch starke Sozialisten und Kommunisten. Die Ersteren dürften der Sache mehrheitlich ablehnend gegenüber gestanden haben. Die Zweiteren sowieso.

Ich finde das widersprüchlich. Der selbe Mann, der sich realtiv früh mit Herrn Adenauer zusammengetan hat, um die Aussöhnung zwischen Deutschen und Franzosen vorzubereiten. Befürwortete einen Kolonialkrieg, der moralisch fragwürdig, finanziell eine Katastrophe und militärisch ein Desaster war.

Freue mich auf eure Zuschriften.
 
Da ich gerade keine Zeit habe: Eine Antwort lautet Rassismus. Man hat den Vietnamnesen und Berbern einfach nicht dieselben Recht zugesprochen, wie den Europäern.
Eine andere Antwort ist die, der kolonialen Gesellschaft. Es standen den ganzen Zweiten Weltkrieg über französische Truppen in Französisch-Indochina. Erst gegen Ende des WK II wurden die Franzosen in Indochina von den Japanern überfallen und in Gefangenschaft gesetzt, nach sechs Monaten von Indo-britischen Kolonialtruppen befreit und wiederbewaffnet. Es waren also eh bereits Franzosen vor Ort, die bereits gegen die Vietminh kämpften.
Koloniale Gesellschaften tun sich meist schwerer, als die Ursprungsländer selbst, ihre Herrschaftsposition in der Kolonie aufzugeben.
 
Danke für die Antwort! Aber wie gesagt, im Falle von Algerien, hatte de Gaulle ja auch ein Einsehen wenn, auch verspätet.

Natürlich weis ich, dass sich Frankreich immer noch als Großmacht begriffen hat. Wenn auch eine ruinierte.
Immerhin, hat Herr de Gaulle dann die 5. stabile Republik begründet.

[mod]entfernt: Bitte bibliografieren, nicht kommerzielle Links einstellen[/mod]

Ich habe mir das Buch auch gekauft! und kann es nur empfehlen! Nach langer Suche habe ich endlich ein umfassendes Werk über die EVG gefunden!:) Das hat zwar mit dem Thema nur am Rande zu tun aber auch in diesem Buch erfährt man so einiges über die französische Haltung zu den Kolonien.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zu Vietnam würde ich eher folgende Bücher empfehlen. Und Marr ist sicherlich ein hervorragender Einstieg, auch um den Eurozentrismus ein wenig aus der Diskussion um Dekolonisierung zu nehmen.

Marr, David G. (1997): Vietnam 1945. The quest for power. Berkeley: University of Berkeley.
Tønnesson, Stein (1993): The Vietnamese revolution of 1945. Roosevelt, Ho Chi Minh and de Gaulle in a world at war. Repr. Oslo, London, Newbury Park: Prio; Sage
Tonnesson, Stein (2011): Vietnam 1946 - how the war began: The University Press Group Ltd
 
Aber wie gesagt, im Falle von Algerien, hatte de Gaulle ja auch ein Einsehen wenn, auch verspätet.
Dem Einsehen ging ein acht Jahre dauernder Unabhängigkeitskrieg 1954-62 mit Hundertausenden Todesopfern (die genauen Zahlen sind umstritten) zuvor. Etwa 1 Million Algerienfranzosen ("pied-noirs") verließen in der Folge des Einsehens Algerien. Terror und Menschenrechtsverletzungen von Seiten der französischen Armee und des Geheimdienstes, Milizen von französischen Siedlern, der algerischen Befreiungsbewegung FLN und später der OAS, einer Geheimorganisation, die sowohl Algerier als auch den französischen Staat auf dem Weg zur Einigung mit der FLN bekämpfte, waren an der Tagesordnung.
 
  1. Deshalb meine zweite Frage oder besser Feststellung. Frankreich war nach dem 2. Weltkrieg stark zerstört. Genauso wie der Rest von Europa. Warum also hat sich die französische Regierung entschlossen, ihre Kolonien in Südostasien, wiedergewinnen bzw. behalten zu wollen? Anstatt, sich auf den Wiederaufbau von Frankreich selbst also dem Kernland zu konzentrieren?[//QUOTE]
Nun, so zerstört war Frankreich dann ja auch nicht, weil sich die Kampfhandlungen auf französischen Boden ja doch recht schnell abspielten.
Natürlich gab es auch da stellenweise viel Zerstörung, aber kein Vergleich damit, wie so ziemlich alles zwischen Rhein und Moskau nach dem Krieg ausah.
Indochina gehörte schon immer zu frankreichs wirtschaftlich lukrativeren Kolonien und war auch Frankreichs Basis für das Agieren auf den Ostasiatischen Märkten.
Von dem her war der Gedanke, sich diese Territorien zurück zu holen und sie in den wirtschaftlichen Wiederaufbau Frankreichs einzuspannen, zunächst mal nicht so abwegig.
Das ganze Kriegsgerät, hatte man jetzt ohnehin herumliegen.


Natürlich, ist der Blickwinkel ein anderer! Aber meine Großmutter mütterlicherseits hat auch den 2. WK erlebt! Und Sie hat mir zu verstehen gegeben, dass Menschen die so etwas einmal ERLEBT haben eigentlich die Schnauze voll haben!

Daher wundert es mich umso mehr, dass die widerspentigen Bürger Frankreichs, sich diese Sache so einfach unter die Weste jubeln liesen! Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Mehrheit der französischen Bevölkerung, nach dem Krieg nichts besseres zu tun hatte, als irgendwo in Asien für eine Kolonie zu kämpfen. Wobei ich mich sowieso frage, wie sich der "Besitz" von Kolonien mit dem französischen Selbstverständnis vertragen hat. Noch dazu, wo man doch den Europarat in Straßburg geschaffen hatte und die EMRK?

Warum sollte sich der Besitz von Kolonien nicht mit dem französischen Selbstverständnsi vertragen haben? Konkret mit welchem eigentlich nicht? Frankreich war mal in kleinerem, mal im größeren Stil seit der frühen Neuzeit durchgehend Kolonialmacht.
Die Mehrheit der französischen Bevölkerung musste ja auch nicht in Asien für Kolonien kämpfen, sondern es fanden sich ja genügend Deutsche, die nach dem Krieg abtauchen mussten, weil sie Dreck am Stecken hatten, denen man dann eine französische Uniform verpassen und die man dann dort kämpfen lassen konnte.

Zudem, waren Frankreichs Verluaste an Menschen während des 2. Weltkriegs eigentlich verhältnismäßig gering, kein Vergleich zum 1. Weltkrieg und kein Vergleich zu Deutschland und der Sowjetunion und darüber hinaus, bot es eine Möglichkeit nach der militärisichen Niederlage das Selbstwertgefühl der Bevölkerung wieder zu steigern, wieder wer sein zu wollen, etc.


Was mich auch schon zum Titel meines Themas bringt; warum hat man sich die Sache nicht gleich ganz gespart? Besonders Charles de Gaulle gibt mir Rätsel auf! Allgemein, wird er ja als großer Staatsmann gesehen. Wieso also, hat er sich nicht gleich für die Unabhängigkeit von Vietnam und Algerien eingesetzt?

Ist ganz einfach, von französischer Seite her traute man den Bevölkerungen der Kolonien schlicht nicht zu, sich gegen eine europäische Militärmacht dauerhaft behaupten zu können. Man ging davon aus diese Gebiete relativ leicht zurückerobern zu können, weil man das Maß an Organisation und Zusammenhalt der ehemaligen kolonialen Bevölkerungen vollkommen unterschätzte.
Das liegt aber mitunter auch daran, dass die Dinge 20 Jahre zuvor noch völlig anders lagen und diese Gebiete mit teilweise geringem Aufwand kontrolliert werden konnten.

Mit diesem Irrtum waren die Franzosen im Übrigen nicht allein, die Niederländer versuchten auch kurzzeitig in völliger Verkennung der Kräfteverhältnisse ihr Kolonialreich in Indonesien wieder auferstehen zu lassen.

Wie gesagt, Indochina (das ging ja über Vietnam deutlich hinaus), war wirtschaftlich interessant und für frankreichs frühere wirtschaftliche Einbindung strategisch wichtig.

Algerien ist nochmal ein völlig anderes Thema. Das konnte man schon deswegen nicht so ohne weiteres aufheben, weil der nördliche Teil Algeriens formalrechtlich überhaupt keine Kolonie, sondern ein in 3 Départements eingeteilter Teil des französischen Mutterlandes war.
Das kampflos abzustoßen, zumal de facto auch noch Siedlungskolonie, hätte kein Mensch verstanden und hingenommen.
Das ist in etwa so, als wenn Jemand Deutschland nach dem 1. Weltkrieg vorgeschlagen hätte sich von Ostpreußen zu trennen um fernhin keinen Ärger mehr mit Polen zu haben.
Wäre wirtschaftlich und politisch möglicherweise sogar vernünftig gewesen, aber der Bevölkerung nicht zu vermitteln.
Es ist etwas anderes ein bloßes koloniales Anhängsel abzustoßen, als ein Gebiet, dass von der Bevölkerung als integraler Bestandetil des eigenen Landes betrachtet wird.


ER selbst war natürlich kein Sozialist oder Kommunist. Das ist mir durchaus bekannt. Aber es ist doch merkwürdig, dass ein Freiheitskämpfer wie de Gaulle einer war, sich nicht für die Freiheit dieser Menschen eingesetzt hat! In Frankreich selbst, gab es auch starke Sozialisten und Kommunisten. Die Ersteren dürften der Sache mehrheitlich ablehnend gegenüber gestanden haben. Die Zweiteren sowieso.

Die Sozialisten in Frankreich taten sich tradtitionell schwer damit sich vom französischen Kolonialreich trennen zu wollen. Entsprechende Kritik am Kolonialismus und dem Umgang damit, gab es bereits nach dem ersten Weltkrieg.

Neben der Frage des Beitritts zur 3. Internationales gehörte der Umgang mit dem Thema Kolonien Anfang der 1920er Jahre zu den entscheidenden Punkten, die eine Abspaltung des PCF von der SFIO mit intendierten:

Section française de l’Internationale ouvrière – Wikipedia

Insofern umfasste die traditionelle Bruchlinie zwischen Beführwortern und radikalen Gegnern des Kolonialreiches traditionelle eigentlich nicht Sozialisten und Kommunisten, sondern viel mehr verlief sie zwischen den beiden Gruppierungen.
Zudem, sollte man sich, wenn man im Bezug auf Frankreich von "Sozialisten" spricht, klar machen, dass der Begriff nicht deckungsgeich mit seinem heutigen deutschen Pendant ist, sondern mehr der Bedeutung des Begriffs aus dem Kaiserreich und vom Beginn der Weimarer Republik ähnelt.
Demnach ist "Sozialist" in diesem Sinn erstmal ein Sammelbegriff, der nach rechts hin das inkludiert, was wir "Sozialdemokratie" nennen, inklusive deren rechten Flügel.
Die wiederrum war sicherlich mit der Behandlung der Bevölkerung in den Kolonien mitunter nicht einverstanden aber durchaus nicht der Meinung, dass man grundsätzlich auf Kolonien verzichten müsste.
Das waren auch die Labour-Regierungen in Großbritannien nicht, genau so wenig, wie in Deutschland im Kaiserreich die gesamte Sozialdemokratie strikt antikolonial eingestellt gewesen wäre.

Ich finde das widersprüchlich. Der selbe Mann, der sich realtiv früh mit Herrn Adenauer zusammengetan hat, um die Aussöhnung zwischen Deutschen und Franzosen vorzubereiten. Befürwortete einen Kolonialkrieg, der moralisch fragwürdig, finanziell eine Katastrophe und militärisch ein Desaster war.

Freue mich auf eure Zuschriften.

Dazu sich mit Herrn Adenauer zusammen zu tun, gab es, wenn man als Macht irgendwo nochmal eine Rolle spielen wollte, ja auch gar keine Alternative.
Wirtschaftlich gesehen, bestanden die montanindustriellen Verpflechtungen fort. Frankreich hatte die Eisenerze, Deutschland die dazu passende Steinkohle, um diese verwerten zu können.

International war Frankreich nach dem 2. Weltkrieg erstmal durchaus etwas isoliert. Zwar war man dann irgendwie noch von den Briten und Amerikaner mit auf's Siegertreppchen gehievt worden, allerdings gab es bei Briten und Amerikanern durchaus Vorbehalte gegen Frankrech wegen der Kollaboration und des Vichy-Regimes, dass den Nazis in einigen Dingen sehr viel freiwilliger zur Hand gegangen war, als es das gezwungenermaßen hätte tun müssen.
Frankreich brauchte Westdeutschland wirtschaftlich und es brauchte es als Puffer gegen die Machtzone der Sowjetunion.
Insofern sehe ich da nicht ganz, wo die Zusammearbeit mit Adenauer und der Bonner Republik da im krassen Widerspruch zum Versuch stehen sollte, Frankreich wieder Weltgeltung zu verschaffen.
 
Natürlich weis ich, dass sich Frankreich immer noch als Großmacht begriffen hat. Wenn auch eine ruinierte.
Immerhin, hat Herr de Gaulle dann die 5. stabile Republik begründet.

Dann wirst Du in diesem Buch auf eine interessante Information stoßen. Frankreich war nicht in der Lage den kostspieligen Krieg in Indochina alleine zu finanzieren.

Parallel dazu wurden Gelder aus dem Marshall-Plan während des Ersten Indochina-Krieges bereit gestellt. Als souveräner Staat wurde Frankreich das Recht zugesprochen selber über die Verwendung dieser US-Gelder zu entscheiden und Frankreich nutzte sie u.a zur Finanzierung des Krieges.

Die "Großmacht" führte einen Krieg mit Geldern, die sie dringend für ihre Wirtschaft gebraucht hätte. Und so belastete der Prozess der Dekolonisierung vor allem Frankreich und GB (Suezkrise 1956), aber auch kleinere Staaten wie Portugal.
 
Ein Faktor, der aus meiner Sicht ebenfalls eine Rolle spielte und den man beachten sollte, war der Opiumanbau.
Frankreich baute Indochina vor und während des Krieges systematisch zu einem grossen Opiumanbaugebiet aus. Die Menge des produzierten Opiums stieg von 7 Tonnen 1940 auf 60 Tonnen 1944 an.
Nachdem das Monopol auf Opium 1946 von Frankreich aufgegeben wurde und der Opiumhandel nach China 1948 quasi zum Erliegen kam, verteilte die korsische Mafia dann das indochinesische Opium weltweit.
Es waren also auch dunkle Mächte am Weiterbestand der Kolonialmacht Frankreich interessiert und förderten dies auf ihre Weise.

The Politics of Heroin in Southeast Asia - Wikipedia
Cultivating Subjects: Opium and rule in post-colonial Vietnam
 
Zu beachten ist auch das Vorgehen in den dekolonisierten Gebieten:

Now victorious, the nascent state also exerted monopoly control over the vast region’s opium production and distribution. Indeed, Dien Bien Phu’s markets served not only cultivators in the hills and officials in the valleys, but also as a hub in transnational trade, much of which was contraband.13 As under French rule, local participation in illicit markets subverted the Democratic Republic of Vietnam opium ‘monopoly’. Further, Democratic Republic of Vietnam taxation and compulsory purchase raised the spectre of colonialism. As a result, official opium receipts function not as neutral measures of production, but rather as an index of cultivator grievance with the prevailing opium regime. Smuggling both diverted a source of official revenue and undermined state claims to legitimate control of resource flows.

This discussion of opium’s role in the emergence of nation-state rule, namely the period when the Black River region became Vietnamese, engages two historical comparative literatures on Asia.


Cultivating Subjects: Opium and rule in post-colonial Vietnam, S. 5

ergänzend:
Christian C. Lentz, Making the Northwest Vietnamese, Journal of Vietnamese Studies 2011, S. 68-105

Shortly after Hồ Chí Minh declared the Democratic Republic of Vietnam in Ba Đình Square, warfare with returning French forces in 1946 forced him and an emerging group of lowland political elites to retreat north to the mountains. Removed from the familiarity of delta regions and relations, they endeavored to establish the Việt Bắc base area among different “kinds of people.” The elite’s collective displacement and resettlement in a new cultural and agro-ecological landscape forced them to reconsider what it meant to be Vietnamese or, for that matter, what it meant to be Kinh, Tày, Thái, Hmong, and so forth. Old forms of group identity and community—based on patterns of settlement, language, agricultural practice, cultural habit—mixed again in new historical conditions. It was a moment of renewed encounter between groups that, historically, had differentiated and formed in relation to one another. Yet as the war entered a new phase, beginning in 1950, these encounters increasingly took place on unequal terms.
 
Ergänzend zur Rolle der Drogenmafia:
Die Verbindungen zwischen der Unione Corse und der Französischen Regierung kurz nach dem Krieg erscheinen zwar in Wikipedia, sind dort aber nicht gut belegt.

Im Buch The French Connection: Between Myth and Reality von Alexandre Marchant wird das jedoch erwähnt mit:
After the Second World War, two new godfathers, brothers André and Barthélemy Guérini, succeeded in taking control of the underworld. There is no doubt that they played on political complicity, earned during the war, in order to achieve this. They had fought in the Resistance against Nazi occupation alongside Gaston Deferre, who, once he became mayor, regularly used the services of their gang members to maintain order or to put up election posters, all the while turning a blind eye to their clandestine activities.
In der Fussnote 18 sind dann verschiedenen Quellen angegeben.

Die Guérini Brothers waren schon an einer Weiterführung der bisherigen Verhältnisse in Indochina interessiert. Diese hatten ja soweit für ihren Drogenhandel ganz gut funktioniert. Wie weit ihr Einfluss reichte, darüber kann man nur spekulieren.
 
Es geht doch ziemlich in abseitige Dimensionen des Konflikts. Folgt man beispielsweise Tönneson so argumentiert er im wesentlichen, dass eine starke Eigendynamik durch französische Kolonialbeamte maßgeblich für den Konflikt und seine Eskalation wirkte.

In diesem Kontext ergibt sich eine ausgesprochen komplizierte Situation durch abziehende japanische Truppen, chinesische Truppen und durch amerikanische OSS Einheiten. Gleichzeitig kommen französische internierte und gefangene Soldaten dazu und GB beginnt die Aktivitäten der Kolonialmacht Frankreich zu unterstützen.

In diese Situation hinein warnte Bao Dai warnte Frankreich bereits am 20. August 1945, dass die einzige Möglichkeit für Frankreich, seine Interessen in Indochina zu sichern, die Unabhängigkeit von Vietnam zu akzeptieren.

Diese Warnungen ignorierte Frankreich und versuchte mit britischer Unterstützung seine Kolonie erneut zu erobern.
 
Nochmal zu den Sichten von Frankreich auf die Situation in Indochina im August 1945.

Marr beschreibt die Situation im August folgendermaßen:
"As Stein Tönnesson has pointed out, it was the Colonial Minitry that favored concessions to Vietnamese nationalism, even acceptance if neccessary of the principle of unity of the three parts of Vietnam, in order to be able quickly to secure a French official presence there, no matter how small. By contrast, according to Tönnesson, it was de Gaulle`s principle "never to offer Promises from a position of weakness, but to show generosity once in a position of force. Within weeks of de Gaulles`s return to Paris, the Colonial Ministry`s position would be rejected by the gourvernments`s Committee for Indochina." (Marr, S. 493)

Deutlich wird, dass auch in Frankreich unterschiedliche Positionen vorhanden waren, die einen mehr oder minder realistischen Bezug zu den komplizierten Realitäten in Vietnam / Indochina hatten.

Und deutlich wird auch, dass die Position von de Gaulle, aus der Position der Überlegenheit heraus zu verhandeln, in der konkreten historischen Situation für Vietnam hochgradig konterproduktiv war. Und letztlich dazu führte, dass das Erreichen einer Position der Stärke für Frankreich nicht mehr möglich war.


Marr, David G. (1997): Vietnam 1945. The quest for power. Berkeley: University of Berkeley.
Tønnesson, Stein (1993): The Vietnamese revolution of 1945. Roosevelt, Ho Chi Minh and de Gaulle in a world at war. Repr. Oslo, London, Newbury Park: Prio; Sage, bes. S. 366-367
 
Na das sind ja schöne Sitten! War aber seinerzeit nicht anders zu erwarten.:cool::rolleyes: Ähnliches, haben ja die Amerikaner, zuhauese mit Ihrer und in Italien mit der dortigen Mafia gemacht. Stichwort Hafensicherung. Oder Gewerkschaftsbekämpfung.

Wie sich herausgestellt hat, ein schwerer Fehler.

Ich möchte mich nochmal für die Antworten bedanken! ;) Zwar kann ich einigermaßen gut Englisch! Aber ich habe nicht den Nerv, mir auch noch englische Bücher zu kaufen. Aber zumindest kann man am Beispiel Vietnam sehen, wie mangelndes strategische Urteilsvermögen, zur Katastrophe führt!

Ich denke, die Meisten hier werden wissen, dass Lyndon Brian Johnson versucht hat, auch die BRD für ein Engagement in Vietnam zu Gewinnen: was man aber aus politischen, ökonomischen und rechtlichen Gründen abgelehnt hat.:p Man kam dann auf die Idee, ein zivilies Sanitätsschiff zu schicken. Die Helgoland. Daran kann man aber sehen, welche Doppelzüngigkeit hier geherrscht hat! Ausgerechnet die BRD, ein Staat, der nur Teilsouverän war und dessen Armee sich gerade noch im Aufbau befand, hätte den USA als Treuebeweis eine Division nach Vietnam schicken sollen?

(Bitte Leute, korregiert mich, falls ich mich irren sollte. Aber so wie ich es in Geographie gelernt habe, liegt Südvietnam nicht einmal annährend in der Gegend des Nordatlantiks.) Aus diesem Grund hätte ich schon mal gerne gewusst, wie die USA diesen theoretischen Einsatz gerechtfertigt hätten. Immerhin, hatten Sie ja hinter den Kulissen entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung des GG. Mal abgesehen davon, dass ein solcher Vorschlag bzw. Einsatz niemals die Zustimmung des BT bekommen hätte.
 
"Engagement" ist ein reichlich dehnbarer Begriff.
Im Kern ging es um zwei Aspekte: 1. nachdrückliche Forderungen nach materieller/finanzieller/humanitärer Unterstützung aus US-Sicht und 2. deutsche Befürchtungen über US-Truppenabzüge aus Europa mitten im heißen Kalten Krieg.

Um "deutsche Divisionen" ging es zu keinem Zeitpunkt.

Zum Beispiel
Blang, A Reappraisal of Germany's Vietnam Policy, 1963-1966: Ludwig Erhard's Response to America's War in Vietnam, German Studies Review 2004 S. 341-360.
 
Das stimmt so nicht ganz! Über das Ganze, wurde im Sommer 1965 bei einem USA Besuch "Verhandelt" siehe Link. Ich hoffe, dass geht klar. Es ist vom Spiegel!
https://www.spiegel.de/geschichte/vietnamkrieg-a-946613.html
Das entscheidende steht weiter unten! Ursprünglich, hatten die USA bei den Deutschen inoffiziell schon einmal vorgefühlt, ob Deutschland bzw. die Bundeswehr nicht eine "Grenadierdivision schicken könnte. Das wurde damals verneint. Konkret wurde es dann im Sommer 1965. Als Erhard direkt mit Johnson sprach.

Da war dann "nur noch" die Rede von einem Bau- also Pionierbatallion und einer Sanitätseinheit in gleicher Größe.
Das hat aber Erhard, mit Verweis auf die Natoverträge und das Grundgesetz abgelehnt.
(Johnson wollte damals eine Unterstützungsleistung weil, ihm der Kongress sonst die Erhöhung des Wehretats verweigert hätte. Es hätte theoretisch sogar eine Möglichkeit gegeben, diesen WUNSCH zu erfüllen!:rolleyes:
Im Grundgesetz heißt es ja, dass die Bundeswehr, neben der Landes- und Bündnissverteidigung, eingesetzt werden darf soweit, es das Völkerrecht ausdrücklich zulässt.:p Nun hätte man das Ganze folgendermaßen drehen können:

Die USA bitten die BRD offiziell um Hilfe in dieser Angelegenheit. Das setzt aber vorraus, dass ein spezielles Abkommen, das dem Völkerrecht entspricht, ausgehandelt werden müsste. Was naturgemäß eine Menge Zeit frisst.
Dann hätte der Bundestag, diesem Abkommen noch zustimmen müssen. Die Chancen dafür, gingen gegen Null!
Danach, hätte man sich noch auf die "Suche" nach geeignetem Personal machen müssen. Dieses hätte man wenn, überhaupt nur unter den Berufssoldaten gefunden. Auf Wehrpflichtige, die sich dazu bereitgefunden hätten, hätte man lange warten können. Stichwort: Keine Mark und keinen Mann für den Krieg in Vietnam
Und selbst dann, hätte ein etwaiger Einsatz, eine Beschluss des Bundestages gebraucht. Und den hätte es wahrscheinlich nie gegeben. Jeder, der diesem Einsatz zugestimmt hätte, konnte sich umgehend von seiner Karriere verabschieden.

Mal abgesehen davon, dass es nach Bekanntwerden dieser Vorlage, nur so Proteste und Klagen beim BVG gehagelt hätte. Und ohne abschließendes Urteil des BVG, wäre ein Einsatz unmöglich gewesen. Und dabei, sind wir noch nicht an dem Punkt, ob das Ganze völkerrechtlich legal gewesen wäre .)

Also wie gesagt, alles hypothetisch bzw. theoretisch. Bundesrepublik, hat mit dem Sanitätsschiff Helgoland, ihren Teil getan. Um die Sache nicht noch schlimmer zu machen, als sie war.

PS: Ich denke, man kann das Thema jetzt abhacken. Ich weis, was ich wissen wollte. Nochmals Danke.
 
Ich weis, was ich wissen wollte.
Schade - ich wollte doch noch etwas hinzufügen, zwar auch nur eine Randerscheinung aber vielleicht trotzdem in diesem Zusammenhang von Interesse:
Gemäss einer Antwort des Auswärtigen Amts vom 15. Juni 1954 auf eine kleine Anfrage der SPD Fraktion im Bundestag sollen 1600 deutsche Fremdenlegionäre bei Điện Biên Phủ im Einsatz gewesen sein und sich darüber hinaus noch 5000-6000 deutsche Legionäre in Indochina befunden haben.

Das Thema Fremdenlegion wurde im Bundestag schon seit 1950 debattiert, doch spätestens seit der Rede Herbert Wehners am 21. Februar 1952 sollte es öffentlich als Problem erkannt worden sein. Er schilderte das "furchtbare Schicksal" der deutschen Gefangenen, die sich den "Lagerhöllen in Frankreich" zu entkommen geglaubt hätten und sich nun für "die Kolonialkriege anderer" opfern müßten.
Er schätzte die Zahl der Deutschen in Indochina auf 86'000. Zur Berechnung dieser Zahl siehe SPD Pressedienst, Deutschlands "Verteidigungsbeitrag" in Asien, Seite 3.
Adenauer sah das vielleicht anders, als er im Bundestag am 29. April 1954 sagte: "Der Krieg in Indochina ist nicht allein eine französische Angelegenheit".
Aus Deutschlandfunk - Geschichte aktuell: Sterben für Marianne

Die anschliessenden Debatten im Bundestag zur Fremdenlegionsfrage werden auch ihren Beitrag zur Haltung der Regierung Erhards beigetragen haben.
Natürlich gab es viele andere gewichtigere Aspekte, die bezüglich Indochina/Vietnam zwischen 1954 und 1965 in die Überlegungen der Bundesregierung einflossen.
Ein paar Informationen dazu lieferte mir "Die Haltung der CDU zum Vietnam-Konflikt"
 
Ich wollte niemandem etwas aufzwingen! Wenn, andere hier das Thema interessant finden, dann kann man es gerne offen lassen.;)

Übringens: Heute habe ich noch Urlaub! Ich werde mir mal die Mühe machen das Spiegel Archiv zu durchforsten. Vielleicht entdecke ich irgendwo, noch den Artikel, in dem von der Division die Rede war. Ich hatte ihn damals schon gefunden. Mir aber nicht ausgedruckt.
 
Hallo Leute! Schönes Wochenende!

Wie gesagt wenn, an meinem Thema noch interesse besteht, dürfen sich auch andere gerne noch dazu äußern. Und um die Ernsthaftigkeit meines Vorschlages zu unterstreichen, hier noch eine Anmerkung von mir zu dem Thema. Es ist natürlich, nur eine Hypothese. Aber in Anbetracht der Fakten keine unlogische!
Es ist ja allgemein bekannt, dass die Sowjetunion, alle Personen und Organisationen unterstützte, die sich gegen den Kolonialismus wandten. ;) Aus Gründen, welche wohl keiner weiteren Erläuterung bedürfen. Diese Unterstützung, war nicht nur "Ideel", sondern auch materiell.

Nehmen wir nun einmal an, dass Moskau sich entschlossen hätte, den Kolonialmächten, in diesem Falle Frankreich, richtig eine reinzuwürgen und den Vietminh neben konventionellen Waffen; auch solche "unschönen Dinge". Wie Senfgas oder ähnliches "zur Verfügung" zu stellen. :cool: Falls Ho Chi Minh, soetwas nicht ABGELEHNT hätte!
Und nun lasst uns weiterannehmen, dass dieses Geschenk zum Einsatz gekommen wäre.

Beispielsweise bei Dien Bien Phu. Was wäre eurer Meinung nach die Reaktion in der Welt gewesen und haltet ihr so etwas für wahrscheinlich? Es gibt ja auch Gerüchte, dass die USA in Korea, wo ja zur selben Zeit, auch ein Krieg stattfand, Biowaffen getestet haben sollen.

Freue mich auf eure Antworten.
 
Hätte, hätte, Fahrradkette. Es ist völlig unsinnig über sowas zu spekulieren. Kontrafaktische Überlegungen sind meistens deswegen Unsinn, weil die Geschichte, so wie sie sich abgespielt hat, relativ rational war.

Alternative Verläufe haben in der Regel schwerwiegende Argumente gegen sich. Aber "Armchair"-Generäle gewinnen ohnehin alle Schlachten, weil sie so lange probieren bis es klappt. Happy Victory. Nur stört halt meistens die Realität.
 
Hallo Leute! Schönes Wochenende!

Wie gesagt wenn, an meinem Thema noch interesse besteht, dürfen sich auch andere gerne noch dazu äußern. Und um die Ernsthaftigkeit meines Vorschlages zu unterstreichen, hier noch eine Anmerkung von mir zu dem Thema. Es ist natürlich, nur eine Hypothese. Aber in Anbetracht der Fakten keine unlogische!
Es ist ja allgemein bekannt, dass die Sowjetunion, alle Personen und Organisationen unterstützte, die sich gegen den Kolonialismus wandten. ;)

Aus welchem Grund ließ die Sowjetunion dann die Kommunistischen Parteien in Westeuropa größtenteils mehr oder weniger am langen Arm verhungern?
Denn wirklich tatkräftige Unterstützung aus der Sowjetunion um einen dezidierten Umsturz der politischen Verhältnisse herbeizuführen?
Das letzte mal, dass sie das in größerem Stil manifest unterstützte, war in den frühen 1920er Jahren, als man noch mehr oder minder auf die Doktrin der permanenten Revolution festgelegt war.

Insofern ist das nicht richtig. Die Sowjetunion unterstützte Aufbegehren gegen die kolonialen Ordnungen da, wo die Zerfallsprozesse bereits offensichtlich waren, und man von sowjetischer Seite der Meinung war, die ehemaligen Kolonien als Verbündete/Vasallen gewinnen zu können.
War man dieser Meinung nicht, weil man nicht der Meinung war, sie gewinnen zu können, oder aber, weil diese Elemente, wenn sie die Macht einmal übernehmen würden, so mächtig würden, dass sie der Sowjetunion als Anführerin der "kommunistischen Welt" ernsthafte Konkurrenz hätten machen können, verhielt sich das sehr schnell auch mal anders.

Die Sowjetunion konzentrierte sich, wenn es gegen Koloniale Konstrukte ging, seit mitte der 1920er Jahre auf die unsiver gewordenen Teile der imperialen Peripherie, aber nicht mehr auf ihr Zentrum.
Und ab den 1960er Jahren, war sie außenpolitisch auch eifersüchtig darauf bedacht kein zweites China zu schaffen, das potentiell mächtig genug wäre, sich von der Moskauer Linie zu lösen und zu eigenen Interpretationen des Sozialismus/Kommunismus zu finden.

Mal ganz davon abgesehen, dass man, wenn man das Thema Sowjetunion und Kolonien ernsthaft diskutieren wollte, mal darüber nachdenken müsste, inwiefern es sich bei der UdSSR selbst um ein imperiales Staatsgebilde handelte und inwiefern sie eigentlich innere Kolonisation betrieb oder nicht.
Das könnte man mit einiger Sicherheit im Hinblick auf die transkaukasischen Gebiete, Zentralasien, weite Teile Sibiriens und erst recht im Bezug auf die im Zuge des im 2. Weltkrieg eroberten Gebiete.

Immerhin hat man in Ostpolen, dem der Sowjetunion zugeschlagenen Teil Ostpreußens die ansässigen Bevölkerungen vertrieben und neue Bevölkerungen angesiedelt.
Dezidierte Siedlungspolitik betraf ja auch die anschließenden Baltischen Sowjetrepubliken innerhalb der UdSSR und einiges an sibirischen und zentralasiatischen Gebieten.

Ich bin duchaus der Meinung, dass man gezielte Eingriffe die die demographie und die ethnische Zusammensetzung eines Gebietes durch die Regierung als einen Akt innerer Kolonisation bezeichnen kann und für die ganzen Planstädte im Ural und östlich davon, trifft das ohnehin zu.


Aus Gründen, welche wohl keiner weiteren Erläuterung bedürfen. Diese Unterstützung, war nicht nur "Ideel", sondern auch materiell.
Das bedürfte durchaus einer erläuterung, da ich mit der Grundannahme nicht d'accord gehe.

Nehmen wir nun einmal an, dass Moskau sich entschlossen hätte, den Kolonialmächten, in diesem Falle Frankreich, richtig eine reinzuwürgen und den Vietminh neben konventionellen Waffen; auch solche "unschönen Dinge". Wie Senfgas oder ähnliches "zur Verfügung" zu stellen. :cool: Falls Ho Chi Minh, soetwas nicht ABGELEHNT hätte!
Und nun lasst uns weiterannehmen, dass dieses Geschenk zum Einsatz gekommen wäre.

Die Idee ist eigentlich strategisch insofern abwegeg, als das eine zusätzliche Einmischung in dieses Feld die Kräfte der Sowjetunion einfach überspannt hätte.
Man war ja noch mit China zugange und die Korea-Frage drängte sich auf, dass Land war noch nicht vom Weltkrieg erholt und die europäische Ordnung hatte sich auch noch nicht letztgültig verfestigt.
Davon einmal abgesehen, hätte man sämmtliches Gerät durch China hindurchbringen müssen, was so einfach dann vom logistischen Standpunkt auch nicht gewesen wäre.

Auch musste vom Strategischen Standpunkt her klar sein, dass China schlicht zu mächtig war sich um ewig im Schatten der Sowjetunion zu bleiben.
Für die vietnamesischen Akteure wiederrum, war es, wenn ihnen klar war, dass sie auf lange Sicht auf einen von beiden festlegen mussten, schon aus logistischen Gründen sinnvoller sich zuvorderst an die Chinesen zu wenden. Die hatten eine direkte Grenze, konnten, was sie an Waffen hatten direkt bereit stellen und vor allem, sie konnten auch, wenn es sein musste, jenseits der Grenze in den südchinesischen Provinzen Stützpunkte und Rückzugsbasen für die in Vietnam/Indochina kämpfenden Akteure stellen.

Wenn wir also vom Standpunkt des was-logisch-hätte-sein-können argumentieren, würde ich einwenden, dass es, zumal zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich rational gewesen wäre den Viet Minh zu stützen, weil man damit auf Sicht innerhalb des "kommunistischen" Lagers Chinas Position stärken würde, dass einfach auf Grund der geographischen Gegebenheiten und auch der traditionellen kulturellen Näher für Vietnam der wesentlich logischere Seniorpartner war.



Beispielsweise bei Dien Bien Phu. Was wäre eurer Meinung nach die Reaktion in der Welt gewesen und haltet ihr so etwas für wahrscheinlich? Es gibt ja auch Gerüchte, dass die USA in Korea, wo ja zur selben Zeit, auch ein Krieg stattfand, Biowaffen getestet haben sollen.

Freue mich auf eure Antworten.

Wie gesagt, aus meiner Sicht wäre eine sowjetische Einmischung in Indochina zu diesem Zeitpunkt in größerem Stil insgedamt nicht wirklich sinnvoll gewesen.
Da zum einen logistisch schwer zu organisieren, zum anderen die Kräfte der Sowjetunion ohnehin schon angespannt waren und weil dass perspektivisch den Amerikanern nicht geschadet hätte, dafür aber den Chinesen genutzt.

Geschadet hätte es den Franzosen. Aber war das für die Sowjets zu diesem Zeitpunkt von so unmittelbarem Nutzen?

Immerhin gab es mit Frankreich ja im Gegensatz zu Westdeutschland keine territorialen Fragen, während man französischerseits einerseits immerschon auf militärische Eigenständigkeit bedacht war, es Seitens der Briten und Amerikaner nach dem Krieg einige Vorbehalte gegenüber Frankreich, wegen der ganzen Geschichte der "Collaboration" während des 2. Weltkriegs gab und nicht zuletzt auch, weil Frankreich mit dem PCF über eine einigermaßen starke "K-Partei" verfügte, der man mit allzu stark gegen Frankreich gerichteten Aktionen natürlich den Boden entzog.

Wenn wir uns als auf ein "was-wäre-wenn" hinsichtlich Indochina einlassen, würde ich meinen, dass aus Gründen der Logik, sich größeres Engagement in Vietnam eigentlich verbitten musste, weil es zum einen Ressourcen binden musste, die noch nicht in Hülle und fülle vorhanden waren, weil es logisch sehhr kompliziert gewesen und vor allem den Chinesen geholgen hätte, weil es den PCF in Frankreich massiv in Misskredit gebracht hätte und weil Frankreich selbst zu diesem Zeitpunkt eigentlich ein viel sinnvolleres Ziel für eine politische, als für eine militärische Offensive beiten musste, denn wenn unter den Vorzeichen des Misstrauens der "angelsächsichen" Vormächte des Westblocks, des relativ starken PCF, dem Nichtvorhandensein territorialer Fragen und den ganzen anderen Umständen, eine größere Macht, gegebenenfalls aus dem Westblock herauszubrechen gewesen wäre, dann war dieser Bruchpunkt zu diesem Zeitpunkt definitiv Frankreich und wäre das gelungen hätte sich im weltpolitischen Spiel einiges verändert. Wesentlich mehr jedenfalls, als in Vietnam jemals zu erreichen gewesen wäre.

In den 1960er Jahren, sah die Welt dann demgegenüber schon wieder ganz anders aus.
 
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