Welche Rolle, spielten die Eidgenossen nach dem 1. WK?

Griffel

Mitglied
Da ich bis jetzt nichts brauchbares gefunden habe, schreibe ich mal hier! Und zwar treibt mich eine Frage um, die sicherlich nicht uninteressant sein düfte! Und Zwar: Was war die Haltung der Schweiz, nach dem 1.WK bzw. welche Rolle hat sie gespielt?o_O

Freilich, Ihr könnt jetzt sagen, was für eine dämliche Frage, ist das denn! Aber, vergessen wir bitte nicht! Die Schweizer, waren schon immer ein geschäftstüchtiges Völkchen. Da liegt es doch nahe, dass die Eidgenossenschaft, klare ökonomische und damit auch politische Ziele hatte, die sie gewahrt sehen wollte.
Aufgrund, ihrer zentrale Lage, grenzte das Land ja an vier Nachbarstaaten, die direkt am Krieg beteiligt gewesen waren! Und alle waren auch Handelspartner der Schweiz. Und soweit ich weis, war es nicht die Idee der Schweiz Genf zum Sitz des Völkerbundes zu machen.

Freue mich auf eure sachdienlichen Hinweise
 
Was war die Haltung der Schweiz, nach dem 1.WK bzw. welche Rolle hat sie gespielt?
Der Völkerbund wurde am 10. Januar 1920 gegründet. Die Schweiz trat erst nach einer Volksabstimmung am 16. Mai 1920 bei. Vorher garantierte der Völkerbund die Schweizer Neutralität, indem er die Eidgenossen von eventuellen militärischen Sanktionen des Völkerbundes entband. Die erste Vollversammlung fand im November 1920 in seinem Sitz in Genf statt.
Zum Vergleich: Die Schweiz trat erst 2002 der UNO bei. Die USA waren kein Mitglied des Völkerbundes.

Aufgrund, ihrer zentrale Lage, grenzte das Land ja an vier Nachbarstaaten, die direkt am Krieg beteiligt gewesen waren!
Ich komme auf fünf Nachbarstaaten mit Liechtenstein, das allerdings nicht aktiv am 1.Weltkrieg beteiligt war.
 
Evt. bekommst du morgen eine ausführliche Antwort zu der Schweizer Geschichte nach dem ersten Weltkrieg.

Freilich, Ihr könnt jetzt sagen, was für eine dämliche Frage, ist das denn! Aber, vergessen wir bitte nicht! Die Schweizer, waren schon immer ein geschäftstüchtiges Völkchen.

Wenn man die Bewohner eines souveränen Staate als Völkchen bezeichnet und ihnen Charaktereigenschaften unterstellt - muss ich mir das wirklich überlegen ob es überhaupt Sinn macht, dir die Geschichte der Schweiz näher zu bringen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Völkern Charaktereigenschaften zuzuweisen ist doch eher eine überwundene Denkweise des 19. denn eine des 21. Jhdts.
Das ließe sich kontrovers diskutieren, glaube ich. Wie sich Gesellschaften verhalten, ist nicht zuletzt Ausdruck der Erfahrungen, die dasjenige Kollektiv gemacht hat, welches wir gemeinhin als Volk bezeichnen.
 
Immer mit der Ruhe! Nur nicht so empfindlich.;) Ich will bzw. wollte niemanden beleidigen, sondern die Sache mit etwas Humor auflockern. Außerdem, ist es ja nicht falsch was ich sage! Obwohl die Schweiz so wie ist ziemlich einzigartig ist, hat sie es geschafft, ein stabiles, ökonomisches System zu etablieren. Ganz im Gegensatz zu manch anderem Staat! Auch unserem eigenen. Und das schon wesentlich früher. Darauf dürfen die Schweizer durchaus stolz sein. Was das Thema Selbstverwaltung angeht, kann die Schweiz auf eine lange Tradition zurückblicken.

Das die Schweiz, schon immer auf Ihre Neutralität bedacht war, ist auch mir bekannt! Worum es mir aber eigentlich geht ist folgendes:
Der 1.WK, wird ja nicht zu Unrecht als die Urkatastrophe des 20. Jhrd. beschrieben. Mehrere Nachbarstaaten, der Schweiz, waren in diesen aktiv verwickelt! Daraus folgt doch fast zwangläufig, dass das auch Einfluss, auf die Beziehungen der Staaten genommen hat.

Und wenn, man sich mal die Zeit nach dem ersten Weltkrieg anschaut, dann waren das ja alles andere als "ruhige Zeiten". Auch in der Schweiz, gab es soweit ich weis, gewaltätige Unruhen. Also dürfte auch eine schweizer Regierung daran gelegen gewesen sein, dass sowohl "daheim" als auch im Ausland bald wieder ruhe einkehrt.
Deutschland ist ja so ein großer Nachbar. Ich denke mir eben, dass die Verantwortlichen in Bern, durchaus so ihre Sorgen hatten wenn, man sich die Zustände in Deutschland nach dem Waffenstillstand und dem Friedenvertrag von Versailles anschaut!

Wie bereits gesagt, hatte die Schweiz zu vielen Ländern Handelsbeziehungen, deswegen dürfte sie daran interessiert gewesen sein, dass diese relativ bald wieder ihren geordeneten Gang nehmen. Außerdem, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Regierung in Bern, so ohne weiteres abgenickt hat, dass fremde Mächte, in einer ihrer Städte und damit auf ihrem Territorium eine internationale Organisation gründen.

Und dann gäbe es da noch einen Punkt! Korregiert mich ruhig, sollte ich mich irren, was ich nicht ausschließen möchte! Die Schweiz wird von vielen Ländern, gerne als neutraler Vermittler eingeschaltet. Seit wann das so ist kann ich natürlich nicht sagen.

Was den Frieden von Versailles angeht, so hatten natürlich alle Mächte ihre Vorstellungen und Wünsche. Die nur sehr schwer unter einen Hut zu bringen waren.:rolleyes:
Aber vor allem bei der Frage der Reparationen bzw. deren Bezahlung hätte die Schweiz durchaus eine Rolle spielen können. Immerhin, ist die Schweiz nicht erst seit gestern, ein Standort für Banken und Versicherungen. Der schweizer Franken, gilt zu Recht als eine verlässliche, weil stabile Währung.

Ich hatte mir das so gedacht; die Schweiz hätte als Vermittler auftreten können und zum Beispiel dem Deutschen Reich durch private Anleger Kredite vermitteln können. Natürlich mit einer entsprechenden Laufzeit, dass hätte Deutschland die Möglichkeit gegeben, seine Verpflichtungen zu erfüllen. So wie es die Kredite aus den USA eigentlich auch hätten tun sollen. Außerdem, hätte man sich bei der Schweiz ja rat holen können. Genauso wie Weimarer Republik, war oder besser ist die Schweiz ja föderal organisiert. Vielleicht hätten schweizer Experten, ja helfen können, einige Probleme zu lösen. Damals, hatten wir 24 Länder! Heute gottlob nur 16.

Wenn, von Seiten der Schweiz Hilfe geleistet worden wäre, dann hätten ja auch die radikalsten Idioten, eigentlich nichts dagegen sagen können! Mit der Schweiz hat sich Deutschland nicht im Krieg befunden. Und somit hätte keine Seite des politischen Spektrums in Deutschland, irgendwelche feindlichen Absichten unterstellen können.

Auch die damaligen Alliierten, hätten wohl keine Einwände dagegen gehabt. Da sie ja daran ein Interesse hatten, dass ihre Forderungen erfüllt werden. Da fällt mir vorallem Ostpreußen ein! Das war ja immer ein Streittehma.
Aber hier meine ich nicht die Sache mit Danzig oder dem polnischen Korridor. Nein! Ich habe in einem meiner Bücher mal gelesen, dass Ostpreußen, so schön es auch war, vorallem ein ökonomisches Problem war. Da es zwar landschaftlich schön aber wirtschaftlich ziemlich unterentwickelt war. Die dortigen Agrarbetriebe bzw. ihre die Besitzer die sogenannten ostelbischen Junker, sollen ja regelmäßig im Reichstag nach Subventionen geschrien haben. Obwohl, viele der Betriebe hoffnungslos überschuldet und die Bewirtschaftung total unrentabel war.
Hier wäre es natürlich interessant zu wissen, bei welchen Bankinstituten, die Eigentümer verschuldet waren.:rolleyes:
Dadurch hätte sich vielleicht die Möglichkeit ergeben, dass eine Reichsregierung, die Schuldscheine aufkauft bzw. bedient und dadurch gleichzeitig die "Schreihäle" ruhig stellt und so eine Art Aufbauprogramm startet. So eine Art "Sillicon Valley" oder eine Sonderwirtschaftszone. Mit ermäßtigen Steuersätzen und ähnlichem. Was natürlich für Geldgeber sicher verlockend gewesen wäre.

Aber soweit, hat man damals vermutlich nicht gedacht.

Ich hoffe, ich konnte meine Idee etwas klarer machen
 
Zum Völkerbund:

Als Woodrow Wilson den Plan für die globale Friedensordnung vorlegte wurde die Schweiz mit diesem Projekt doppelt herausgefordert. Zum einen durch die Frage ob durch die 1815 fixierte Dauer-Neutralität mit dem Beitritt zu einer solchen Organisation vereinbar war und zum andern durch das Interesse die Organisation nach Genf zu holen. Warum Genf? Das hatte mit dem Genfer Henri Dunant und der Gründung des Roten Kreuzes 1863 zu tun. Der Sitz des Völkerbundes sollte in Genf beheimatet sein. Die Wahl des Sitzes hatte aber nur Sinn wenn die Schweiz ebenfalls dem Völkerbund beitrat. Die Schweiz musste ihre Neutralität verändern (was in der Geschichte der Schweiz mehrmals vorkommt), das heisst es kam zum Übergang der «integralen» zur «differenziellen» Neutralität.

Begriffe der Neutralität kann man hier nachlesen:

https://www.geschichtsforum.de/thema/neutralitaet-der-schweiz.50835/#post-746248

Am 16.05.1920 wurde der Bundesbeschluss betreffen den Beitritt der Schweiz zum Völkerbund von Volk und Stände angenommen. Wobei das Ständeresultat äusserst knapp war.

Volk:
Ja 416 870 - 56.3%
Nein: 323 719 43.7%

Stände:

Ja 10 3/2
Nein 9 3/2

Wahlbeteiligung: 77.47 %
 
I

Was den Frieden von Versailles angeht, so hatten natürlich alle Mächte ihre Vorstellungen und Wünsche. Die nur sehr schwer unter einen Hut zu bringen waren.:rolleyes:
Aber vor allem bei der Frage der Reparationen bzw. deren Bezahlung hätte die Schweiz durchaus eine Rolle spielen können. Immerhin, ist die Schweiz nicht erst seit gestern, ein Standort für Banken und Versicherungen. Der schweizer Franken, gilt zu Recht als eine verlässliche, weil stabile Währung.

Ich hatte mir das so gedacht; die Schweiz hätte als Vermittler auftreten können und zum Beispiel dem Deutschen Reich durch private Anleger Kredite vermitteln können. Natürlich mit einer entsprechenden Laufzeit, dass hätte Deutschland die Möglichkeit gegeben, seine Verpflichtungen zu erfüllen. So wie es die Kredite aus den USA eigentlich auch hätten tun sollen. Außerdem, hätte man sich bei der Schweiz ja rat holen können. Genauso wie Weimarer Republik, war oder besser ist die Schweiz ja föderal organisiert. Vielleicht hätten schweizer Experten, ja helfen können, einige Probleme zu lösen. Damals, hatten wir 24 Länder! Heute gottlob nur 16.

Wenn, von Seiten der Schweiz Hilfe geleistet worden wäre, dann hätten ja auch die radikalsten Idioten, eigentlich nichts dagegen sagen können! Mit der Schweiz hat sich Deutschland nicht im Krieg befunden. Und somit hätte keine Seite des politischen Spektrums in Deutschland, irgendwelche feindlichen Absichten unterstellen können.

Auch die damaligen Alliierten, hätten wohl keine Einwände dagegen gehabt. Da sie ja daran ein Interesse hatten, dass ihre Forderungen erfüllt werden. Da fällt mir vorallem Ostpreußen ein! Das war ja immer ein Streittehma.
Aber hier meine ich nicht die Sache mit Danzig oder dem polnischen Korridor. Nein! Ich habe in einem meiner Bücher mal gelesen, dass Ostpreußen, so schön es auch war, vorallem ein ökonomisches Problem war. Da es zwar landschaftlich schön aber wirtschaftlich ziemlich unterentwickelt war. Die dortigen Agrarbetriebe bzw. ihre die Besitzer die sogenannten ostelbischen Junker, sollen ja regelmäßig im Reichstag nach Subventionen geschrien haben. Obwohl, viele der Betriebe hoffnungslos überschuldet und die Bewirtschaftung total unrentabel war.
Hier wäre es natürlich interessant zu wissen, bei welchen Bankinstituten, die Eigentümer verschuldet waren.:rolleyes:
Dadurch hätte sich vielleicht die Möglichkeit ergeben, dass eine Reichsregierung, die Schuldscheine aufkauft bzw. bedient und dadurch gleichzeitig die "Schreihäle" ruhig stellt und so eine Art Aufbauprogramm startet. So eine Art "Sillicon Valley" oder eine Sonderwirtschaftszone. Mit ermäßtigen Steuersätzen und ähnlichem. Was natürlich für Geldgeber sicher verlockend gewesen wäre.

Aber soweit, hat man damals vermutlich nicht gedacht.

Ich hoffe, ich konnte meine Idee etwas klarer machen

Die Schweiz hatte genug eigene Probleme und eine Wirtschaftskrise am Hals. Nach dem Krieg brach das Textilgewerbe praktisch zusammen, weil Abnehmer ausfielen.

Die Reparationszahlungen umfassten astronomische, ja geradezu groteske Summen, und die Zahlungen sollten bis in die 1980er Jahre laufen. Alle Parteien in Deutschland lehnten Reparationszahlungen ab. Deutschland würde nur solange zahlen, solange man es dazu zwingen konnte und nicht eine Minute länger. Die Reparatationszahlungen wurden vielfach verschleppt, deswegen geschah die Ruhrbesetzung.

Private Investoren hätten sich bedankt, wenn sie mit Krediten 50-60 Jahre lang Deutschlands Reparationszahlungen hätten finanzieren sollen. Das waren Summen, das zahlte man nicht mal eben aus der Portokasse. Wie lange hätten die Laufzeiten dauern sollen? 100 Jahre, 150?
Das waren Summen, die private Investoren gar nicht aufbringen konnten.
Gut, schon 15 Jahre nach Kriegsende herrschten in Deutschand Zustände, dass man getrost auf Jahrtausende disponieren konnte.

Wie wollte man aber private Investoren davon überzeugen, Kredite in ein politisch instabiles Land zu pumpen, ein Land, das wirtschaftlich, politisch und moralisch am Boden lag, eine Republik ohne Republikaner, ohne Erfahrung mit Parlamentarismus wo überhaupt nicht abzusehen war, wie sich die politische Lage weiter entwickeln würde.
Wer sollte die Zahlungen garantieren? Welche Sicherheiten konnte Deutschland bieten? Welche Druckmöglichkeiten hätte die Schweiz überhaupt gehabt? Frankreich und Belgien waren ins Ruhrgebiet einmarschiert. Deutschland konnte nichts dagegen tun, aber es leistete hartnäckig und verbissen passiven Widerstand. Frankreich war immerhin eine europäische Großmacht, die zu dieser Zeit über die stärkste Armee verfügte. Aber so etwas wie die Ruhrbesetzung ließ sich nicht unbegrenzt wiederholen.

Was hatte überhaupt die Schweiz für ein Interesse, an deutschen Reparationszahlungen? Noch mal, das war nichts für die Portokasse! Wir sprechen übrigens von einigen 100 Billionen und von einer Laufzeit von gut einem Menschenalter. Es gab Leute, die damals solche absurden Rechnungen vollführten- Um das zu zahlen, hätte man so viele Goldmark aneinanderlegen müssen, dass es einer Strecke von der Erde zum Mond entsprochen hätte-das nur zu Veranschaulichung.


Bei Reparationszahlungen wird nichts investiert in Innovation, Technik, Infrastruktur. Es kommt nichts rein, Es wird nur abgetragen und gezahlt, gezahlt und gezahlt. Bei einer Investition investiert man in der Regel, um Gewinn zu machen. Kredite vergibt man nicht als karitative Schenkung, auch nicht wenn es für den Frieden Europas ist.

Die Schweiz war gar keine Kriegspartei, Schweizer Interessen waren nicht betroffen. Ein Binnenstaat in Europa, eine kleine, neutrale Nation, ein "Völkchen" das heftig selbst an den Folgen der Rezession nach dem Krieg litt, die übrigens auch von schweren inneren Problemen erschüttert wurde, eine relativ kleine Volkswirtschaft, ein neutrales Land soll mit "privaten Geldgebern allein den Wiederaufbau Europas stemmen und Deutschlands Reparationen garantieren. Das ganze Prozedere soll gut 100 Jahre dauern, damit auch alle ihr Geld kriegen. Was tut man nicht für den Frieden Europas.

Aber soweit hat man damals nicht gedacht

Natürlich nicht! Die Schweizer waren immerhin wenigstens so geschäftstüchtig, dass sie eine simple Addition hinbekamen und merkten, upps, das haut nicht hin!
 
Danke Scorpio für deinen Beitrag, habe das Thema hier schon wieder vergessen.

Die Schweiz hatte genug eigene Probleme und eine Wirtschaftskrise am Hals. Nach dem Krieg brach das Textilgewerbe praktisch zusammen, weil Abnehmer ausfielen.

Nicht nur das Textilgewerbe brach zusammen. Es gab grosse gesellschaftliche Konflikte (du schreibst ja von den schweren inneren Problemen) die fast zu einem Bürgerkrieg führte. Grund dafür war, dass während des ersten Weltkriegs die Soldaten hunderte von Tagen an der Grenze Kriegsdienst (Aktivdienst) leisten mussten. Diese Männer fehlten dann in der Wirtschaft und in den Landwirtschaftsbetrieben. Sie erhielten einen kleinen Sold (meist nur Zigaretten), der Lohnausfall wurde ihnen nicht bezahlt und einen Arbeits-Ersatz, hier vor allem bei den Bauern, gab es nicht. Die Versorgung wurde immer schwieriger, was dazu führte das sich die Kosten für die Grundnahrungsmittel verdoppelte, die Mieten stiegen und zu allem gab es noch ein Inflation. Die Situation verschärfte sich drastisch, bis im November 1918 der Landesstreik ausgerufen wurde. Der Bund reagierte mit dem Aufmarsch der Armee und es drohte zu eskalieren. Der Streik wurde abgebrochen ( ich kann ja da noch genauer darauf eingehen), insgesamt gab es vier Todesopfer und einige der Forderungen wurden umgesetzt.
Dazu kam die Spanische Grippe die von 1918 - 1919 ca. 25 000 Todesopfer forderte.

Die Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1936 traf die Wirtschaft in der Schweiz sehr stark. Die Exporte verringerten sich und die Arbeitslosenzahl stieg von ca. 8 000 (0,4%) im Jahr 1929 auf 93 000 (4,8%) im Jahr 1936. Die Textilindustrie erholte sich nie mehr von dieser Krise. Die Banken mussten ihre Bilanzsumme 1936 halbieren und der Bundesrat und die Nationalbank machten mit ihren Entscheidungen nichts dagegen, im Gegenteil - sie hielten sich hartnäckig an ihrer Deflationspolitik fest, der starke Franken wurde erst 1936 um 30% abgewertet.

Zur Aussenpolitik der Schweiz kann ich dann auch später noch was schreiben. Denn der Blick war nicht nur auf Deutschland gerichtet, sondern auch und das ist nicht zu unterschätzen auf Frankreich.

Wie du natürlich richtig geschrieben hast, die Schweiz hatte eigene grosse Probleme
 
Was hatte überhaupt die Schweiz für ein Interesse, an deutschen Reparationszahlungen?
An Reparationszahlungen eher keines allerdings durchaus vorstellbar, dass Beteiligungen an bestimmten Bahnstrecken für den Binnenstaat Schweiz durchaus von Interesse hätten sein können, die drastische Abwertung der Mark bis 1923 war für private Unternehmer aus dem Ausland, wegen der geringen Lohnkosten in Deutschland sicherlich auch nicht unbedingt unantraktiv, ebenso ggf. die Möglichkeit sich Beteiligungen an Deutschlands Bodenschätzen, im Besonderen der Kohle als Energieträger zu sichern, sowohl im Hinblick auf den Bedarf eigerner Industrie, als auch für Export- Zwecke in die Nachbarländer, die eher an einer Unterdreckung ihres Energiebedarfs litten (Frakreich/Italien), als möglicherweise auch in Richtung derjenigen Länder, die sich anschickten Industriestaaten zu werden, denen aber die Rohstoffe fehlten (Japan).

Dadurch, dass durch das Rheinisch-Westfälische Kohlen-Syndikat vor dem 1. Weltkrieg die Kohlenförderung im Ruhrgebiet kartellmäßig organisiert war und der Zwang zur Einhaltung der Förderquoten die beteiligten Unternehmen immer wieder dazu veranlasste kleinere Kohlenzechen aufzukaufen, um sie zu schließen und stattdessen den Ausbau ihrer größeren Gruben forcieren zu können ohne mit dem Syndikat in Konflikt zu geraten, gab es in der Region einiges an faktisch aufgegebenen Kohlenzechen, die mit relativ geringem Aufwand wieder reaktiviert werden konnten.

Gleichzeitig verschob der Krieg viele vorher gegebenen Konstanten in diesem Bereich:

Mit dem Wegfall des von weiten Teilen des Oberschlesischen- und des Saar-Reviers so wie dem Ausfall der Versorgung Nordeutschlands durch die britische Kohle (wegen des chronisch schwachen Wechselkurses gegenüber dem Pfund) so wie der Verpflichtung Deutschlands durch den Versailler Vertrag neben Geldleistungen an Frankreich, Belgien, Luxemburg und Italien nicht unerhebliche Mengen an Kohle zu liefern, waren wegen der übergroßen Nachfrage die Syndikatsstrukturen von vor dem Krieg ohnehin hinfällig (als Frankreich die faktische Kontrolle an der Ruhr 1923 übernahm um so mehr, gleichzeitig musste die Schwerindustrie im Ruhrgebiet die Umstellung von Rüstungsgütern auf vollständig zivile Produktion hinbekommen, außerdem die Probleme mit der Erzversorgung, die sich durch die Abtretung Lothringens an Frankreich ergaben in den Griff bekommen und hatte entsprechenden Finanzbedarf.

Das Währungsgefälle zwischen Franken und Mark, die geringen Lohnkosten und der chronische Devisenbedarf der Schwerindustrie, nebst stillgelegten reaktivierbaren Zechen, hätten für finanzstarke private Investoren durchaus interessant sein können.
Kurzfristig hätten Finanzspritzen aus dem Ausland für die Abtretung stellgelegter Förderkonzessionen, der deutschen Schwerindustrie möglicherweise durchaus geholfen, zumal wenn damit deren Reaktivierung und eine Steigerung der Gesamtproduktivität verbunden gewesen wäre.
Das hätte dazu beigetragen, die Wirtschaft scheller wieder in leistungsfähigen Zustand zu bringen und hätte geholfen, den Marktpreis für Steinkohle zu stabilisieren und sukzessive zu senken, was wiederrum, das Reich, auf dessen Schuldschein die Rechnung für die Reparationskohle kam, finannziell etwas entlastet hätte.

Insofern sich Russland bis zum Beginn der 1920er Jahre im Bürgerkrieg befand und die Normalisierung der Beziehungen der Sowjetunion zu den übrigen europäischen Staaten, nebst dem Ressourcenbedarf für die Stalin'schen Industrialisierungsprojekte dafür gesorgt habe dürften, dass Russland/Sowjetunion als klassischer Kohle-Exporteur wahrscheinlich erst einmal aus dem Rennen war, das neu entstandene Polen die schlesischen Gruben tendenziell selbst für seine industrielle Entwicklung brauchte und keine besonders guten Verkehrsanbindungen hatte und der Dollar als Währung immer bessere Wechelkurse erzielte, die Kohlegruben in Nordfrankreich und Belgien teilweise noch unter den Kriegsschäden litten, blieb stellte in Sachen Kohle eigentlich nur Großbritannien mittelfristig größere Konkurrenz für Kohle aus Deutschland dar.
Belgiens Exportmengen waren vor dem Krieg überschaubar und wurden wohl zu einem nicht unerheblichen Teil von der benrachbarten franzsösichen Industrie verkonsumiert, Frakreich konnte seinen Kohlebedarf bereits vor dem Krieg nicht decken, hatte zwar vorerst eine Hand auf der Saarkohle und die kleineren Zechen in Lothringen, dass es die Saar aber behalten konnte war nicht sicher und die zusätzlichen Erzfelder in Lothringen, die Frankreich durch den Versailler Vertrag zufielen, erhöhten gleichzeitig Frankreichs Energiedefizit.
Auch die damit verbundenen Probleme der italienischen Industrie hatte der Weltkrieg nicht beseitigt, so dass da auch über die Reparationskohle hinaus durchaus auch Zukunftsmärkte vorhanden gewesen wären, im Besonderen, so lange die Sowjetunion außen vor blieb und der Kurs der Mark gegenüber Pfund und Dollar chronisch schwach blieb.

Insofern würde ich durchaus Investitionspotential für den privaten Sektor sehen, der Deutschland mit Blick auf Rparationen sinnvoll hätte helfen können (ich wäre damit überfragt, in welchem Umfang ausländische Investoren tatsächlich entsprechende Versuche unternommen hätten).
Damit, dass die Reparationsschulden am Ende so astronomisch waren, dass die durch private Kredite nicht abgedeckt werden konnten und auch nicht durch solche einzelner Bankhäuser hast du sicherlich recht, zumal, vor der Hyperinfaltion, als auf die Auslandsverschuldung Deutschlands noch mehrere Serien von mittelfristig fälligen Kriegsanleihen hinzukamen, die die Zahlungsfähigkeit des Landes natürlich massiv beeinträchtigen musste.
 
Zur Aussenpolitik der Schweiz kann ich dann auch später noch was schreiben. Denn der Blick war nicht nur auf Deutschland gerichtet, sondern auch und das ist nicht zu unterschätzen auf Frankreich.

Würde mich durchaus sehr interessieren, im Besonderen auch, wenn du ein Bisschen was über die schweizerischen beziehungen zu Italien sagen könntest, auch im Hinblick auf die schweizerischen Perspektiven als faktisches und potentielles Transitland, im Hinblick auf die industriellen Zusammenhänge.

Auch näheres über die Schweiz und die Wirtschaftslage während des Krieges würde mich durchaus interessieren.
 
Würde mich durchaus sehr interessieren, im Besonderen auch, wenn du ein Bisschen was über die schweizerischen beziehungen zu Italien sagen könntest, auch im Hinblick auf die schweizerischen Perspektiven als faktisches und potentielles Transitland, im Hinblick auf die industriellen Zusammenhänge.

Auch näheres über die Schweiz und die Wirtschaftslage während des Krieges würde mich durchaus interessieren.

Kann ich machen, hab aber ein wenig Geduld mit mir.
 
durchaus vorstellbar, dass Beteiligungen an bestimmten Bahnstrecken für den Binnenstaat Schweiz durchaus von Interesse hätten sein können,
Zum Thema Bahnen habe ich schon mal etwas:
Der Vertrag von Versailles, Art. 374, sah vor, dass die Schweiz Deutschland den sog. Gotthardvertrag innert 10 Jahren kündigen dürfe, falls Italien damit einverstanden sei. Italien erklärte schnell, dass es zur diesbezüglichen Diskussion nicht in der Lage sei. Damit war der Fall klar. Der Gotthardvertrag besteht heute noch.
Hintergrund:
Die Gotthardbahn wurde 1882 eröffnet. Sie war ca. zur Hälfte finanziert durch staatliche Subventionen aus Italien (45 Mio.), Deutschland (20 Mio.) und der Schweiz (20 Mio.).
Als 1902 die schweizerischen Bahnen zur SBB zusammengefasst und verstaatlicht wurden, gab es Widerstand von Deutschland und Italien gegen eine Verstaatlichung der Gotthardbahn. Man konnte sich erst 1909 einigen und die beiden Länder erhielten im Gotthardvertrag Vergünstigungen auf der Gotthardlinie. Die andere Hälfte des mehrheitlich aus Deutschland stammenden privaten Kapitals wurde mit 200 Mio. Franken entschädigt.
Ein großer Teil der Schweizer Bevölkerung war mit dem Zustandekommen des Vertrags übrigens gar nicht einverstanden, was in der Folge (1921) zur Einführung der Möglichkeit eines Referendums für Staatsverträge führte.

Nach 1918 forcierte die Schweiz die Elektrifizierung ihrer Bahnen, bis 1926 wurden dafür 350 Mio. aufgewendet. Ein großes Projekt.
Von beabsichtigten oder tatsächlichen Investitionen in ausländische Bahnen durch den Staat in der Zwischenkriegszeit ist mir nur die Elektrifizierung der italienischen Teilstrecke Domodossola-Iselle als Zufahrt zum Simplontunnel 1930 bekannt.
 
((...ich schreibs in zwei Klammern, ihr ahnt es sicher schon... sooo klamm nach 1918, dass nicht weiterhin zahlreiche Bunker und Batterien gebaut würden, waren die Eidgenossen nicht -- gibt einige interessante Bunkermuseen dort - ok, ich stoppe das...))
;):)
 
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