Wer wäre eine Alternative zu Wilhelm II. gewesen?

War Wilhelm II. ein Fall für die Psychiatrie? - wissenschaft.de
„Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Untergang der Monarchie haben sich viele Ärzte dahingehend geäußert, dass Kaiser Wilhelm II. psychisch krank gewesen sein müsse. Sie attestierten ihm unter anderem eine manisch-depressive Erkrankung, eine ‚allgemeine Nervenschwäche‘ oder eine ‚angeborene psychische Entartung‘“,
Wenn es gewollt ist dann finden sich auch Ärzte.

GRIN - Kaiser Wilhelm II
"- wahrscheinlich Geisteskrank wg. Kindheitskrankheit am Ohr"

Auf welche ärztlichen Untersuchungen und Gutachten stützt sich die Behauptung? Oder sind das nur Schreibtisch- bzw. Ferndiagnosen?
 
Immer mit der Ruhe! Ich meinte keineswegs, dass man heute so einfach wieder die Monarchie einführen sollte!;)
Und das im British Empire, nicht alles zum "Besten" bestellt war damals wie heute, war mir auch schon klar! Ich meinte damit eigentlich, dass das Deutsche Kaiserreich, nicht unbedingt von einem MANN regiert bzw. repräsentiert werden müsste.

Queen Victoria, hat dies ja in England auch ganz gut hingekriegt! Auch wenn Sie, wie meisten hochstehenden Damen der damaligen Zeit, eigentlich nur die Rolle der "Zuchtstute" innehatte. Sie hat es trotzdem geschafft, die Monarchie zu stabilisieren bzw. retten und hat sich um Ihr Land durchaus Verdienste erworben!:cool:

Das Sie dabei zuweilen, herrisch, launisch und gefühllos agiert hat, lag zum Einen an Ihrem Charakter und zum Anderen, an den damaligen Gepflogenheiten! Es gibt ja eine mehrteilige sehr interessante Dokumentation über Sie und Ihre Familie! Sehr zu empfehlen. Aber mal ganz ehrlich! Ich hätte mit den damaligen Royals nicht tauschen mögen.:eek::rolleyes: Wenn, meine Mutter, so ein Miststück gewesen wäre, hätte ich zum Teufel gewünscht oder gejagt.

Natürlich, dürfen wir heute lebenden Menschen, nicht unsere Maßstäbe an die damalige Zeit anlegen! Wenn, ihr mich fragt, ich halte Kolonien auch für den größten Blödsinn! Aber es war seinerzeit nun einmal so! Ich wollte lediglich verdeutlichen, dass das damalige Deutsche Reich, durchaus die Möglichkeit gehabt hätte, zu einem modernen Staat zu werden, in welchem wir theoretisch auch heute noch gut leben könnten bzw. würden wenn, es denn anders gekommen wäre.

Und was die Fürsten betrifft, natürlich konnte es laut Verfassung nur einen Kaiser geben! Aber, dieser Kaiser, war eigentlich dazu angehalten wenn, nicht schon sein Volk in Form des Reichtages, doch wenigstens seine Standesgenossen im Bundesrat um Ihre Meinung zu fragen. Außerdem hatten sie durchaus Möglichkeiten. Vor allem, was das Heereswesen angeht! Sowohl Bayern, als auch einige andere Staaten des Reiches, hatten ja immer noch eigene Armeen. Und diese wiederum, konnten nur mit deren Zustimmung eingesetzt werden. So war es also durchaus nicht ganz so einfach in den Krieg zu marschieren.

Max von Baden, war ja einer von mehreren Cousins von Wilhelm. Und er hätte ja durchaus eine Alternative zu Wilhelm sein können! Falls man zu dem Entschluss gelangt wäre, dass der Kaiser amtsuntauglich ist. Daraus hätten sich natürlich andere Akzente in der Politik ergeben. Zum Beispiel, könnte ich mir vorstellen, dass ein Max von Baden durchaus bereit gewesen wäre, die Regierung, nicht nur von seinem Votum abhängig zu machen sondern auch vom Reichstag, genauso wie er es später in seinen Reformvorschlägen niedergelegt hat. :) Nur kamen die, halt ein paar Jahre zu spät!

Wilhelm der 2. war einfach zu empfindlich und zu beeinflussbar. Ich denke, die Gründe dafür, sind in seiner Kindheit zu suchen. Deshalb, war er vorallem auf dem Felde der Außenpolitik, eine absolute Niete. Wenn, er tatsächlich souverän gewesen wäre, hätte er dem Drängen der Kolonialvertreter niemals nachgegeben. Sondern sich auf die Konsolidierung des Reiches konzentriert. Es gab warlich genug zu tun! Die Kolonialbefürworter, waren relativ gesehen, eine kleine sehr lautstarke Minderheit. Und keinesfalls repräsentativ für die Mehrheit der Bevölkerung. Deutschland, wäre auch ohne Kolonien, zu einer Großmacht geworden. Dazu hätte man aber vor allem die Naturwissenschaften fördern müssen. Was ja in Deutschland relativ spät geschehen ist. Andere Länder, allen voran GB waren uns auf vielen Gebieten weit voraus. Deswegen, war man ja bei uns gezwungen, sich auf Produktpiraterie zu verlegen! Jedenfalls zu Anfangs. Ich denke, ihr wisst, dass die Marke "Made in Germany" ursprünglich ein Warnhinweis aus Großbritannien war oder? Weil, die deutsche Wertarbeit, zu Beginn alles andere als qualitativ hochwertig war.

Aber auch im Bereich Infrastruktur, war so einiges zu tun! Was die damaligen Regierungen nur teilweise angepackt haben. Ein wichtiger Punkt wäre nach meiner Meinung gewesen, die Abhängigkeit von auswärigen Rohstoffen zu verringern bzw. sich langfristig gültige Lieferverträge mit Staaten zu sichern, die in Deutschland keine Bedrohung gesehen hätten.
 
Immer mit der Ruhe! Ich meinte keineswegs, dass man heute so einfach wieder die Monarchie einführen sollte!;)
Und das im British Empire, nicht alles zum "Besten" bestellt war damals wie heute, war mir auch schon klar! Ich meinte damit eigentlich, dass das Deutsche Kaiserreich, nicht unbedingt von einem MANN regiert bzw. repräsentiert werden müsste.
Was spielt da jetzt für die systemischen Rahmenbedingungen für eine Rolle, ob Mann oder Frau regiert?

Queen Victoria, hat dies ja in England auch ganz gut hingekriegt! Auch wenn Sie, wie meisten hochstehenden Damen der damaligen Zeit, eigentlich nur die Rolle der "Zuchtstute" innehatte. Sie hat es trotzdem geschafft, die Monarchie zu stabilisieren bzw. retten und hat sich um Ihr Land durchaus Verdienste erworben!:cool:

Die Dame hatte definitiv nicht die schlichte Rolle einer "Zuchtstute" inne, schon deswegen, weil man in Großbritannien sich ja noch nie auf eine einzige Dynastie versteift hatte, sonder mithin bereit war, sich nötigenfalls auch mal aus taktischen Gründen Monarchen zu importieren. Das hatte es in der britischen Geschichte oft genug gegeben und gewissermaßen war Queen Victoria ja durchaus Produkt dessen.
Wo die Dame im Hinblick auf die politische Hierarchie, im Besonderen auch ihrem Mann Albert von Sachsen-Coburg-Gotha gegenüber anzusideln war, manifestiert sich darin, dass letzterem Zeitlebens niemals der Rang eines "King" zugestanden wurden. Da stand sie in der sozialen Hackordnung zweifelsohne höher.

Natürlich, dürfen wir heute lebenden Menschen, nicht unsere Maßstäbe an die damalige Zeit anlegen! Wenn, ihr mich fragt, ich halte Kolonien auch für den größten Blödsinn! Aber es war seinerzeit nun einmal so!
Ich möchte an dieser Stelle weiter gehen und behaupten, dass es systemimmanent aus dem Handlungsrahmen der imperialen Konkurrenz heraus im Grunde genommen töricht war, das Thema Kolonien nicht ernsthaft in Betracht zu ziehen.
Das "wie" ist eine andere Frage, zumal sich mit etwas Geduld ja möglicherweise durchaus die Möglichkeit ergeben hätte, seinen eigenen Einfluss auszudehnen, auch ohne dabei in Konflikt mit den anderen Großmächten zu geraten.

Am Vorabend des ersten Weltkriegs, war man sich mit den Briten unter der Hand einig, was den Verbleib der portugiesischen Kolonien für den Fall anging, dass Portugal diese irgendwann wegen zu starker Belastung würde abstoßen müssen.
Eine ähnliche Regelung im Hinblick auf Belgisch Kongo war seinerzeit von der Reichsleitung angedacht, hätte sich gegebenenfalls irgendwann realisieren lassen.

Man hätte sicherlich die Möglichkeit gehabt im Zusammengehen mit Russland oder Japan den eigenen Einfluss in China auszubauen.
In Persien und Siam, ließ sich auf Grund der Mittellage dieser Staaten als Puffer zwischen zwei imperialen Blöcken, vielleicht nicht unmittelbar Territorium gewinnen, aber hier war recht günstig an informellen Einfluss zu kommen. Im Hinblick auf das verbliebene Osmanische Reich übte man de facto zunehmend starken Einfluss aus, man hätte, wenn man unbedingt Territorien hätte haben wollen, sich mit Österreich-Ungarn, Russland und Großbritannien auch sicher auf eine Art "Teilungsplan" und eine Regelung der Interessensphären einigen können.
Möglicherweise wäre man von russischer Seite her bereit gewesen den Westbalkan dauerhaft Österreich-Ungarn zu überlassen, wenn man dafür die Meerengen unter eigene Kontrolle bekommen hätte.

In Afrika wäre, wenn man das final gewollt hätte, möglicherweise auch in Sachen Abessinien noch etwas machbar gewesen. Dann hätte man sich irgendwie mit den Italienern einigen müssen, die bekanntlich auch darauf schielten, aber auch das wäre sicher nicht völlig aussichtslos gewesen.

So verteilt, wie es gerne dargestellt wird, war die Welt dann doch noch nicht. Da ließ sich auch ohne großen Krieg und ohne unsinnige Kraftmeierei noch so einiges bewegen, mit ein wenig Geduld und Fingerspitzengefühl, aber das fehlte eben leider.

Ich wollte lediglich verdeutlichen, dass das damalige Deutsche Reich, durchaus die Möglichkeit gehabt hätte, zu einem modernen Staat zu werden, in welchem wir theoretisch auch heute noch gut leben könnten bzw. würden wenn, es denn anders gekommen wäre.
Wie genau sollte man sich das vorstellen? Das Deutsche Reich, so wei es zu Wilhelms Regierungsantritt verfasst war, war ohne größere Umbrüche nicht zu einem modernen Staatswesen zu machen. Da hätte man sich möglicherweise hinreformieren können, nur hätte dieser moderne Staat dann eben mit nämlichem Deutschen Reich nicht mehr allzu viel gemein gehabt.

Und was die Fürsten betrifft, natürlich konnte es laut Verfassung nur einen Kaiser geben! Aber, dieser Kaiser, war eigentlich dazu angehalten wenn, nicht schon sein Volk in Form des Reichtages, doch wenigstens seine Standesgenossen im Bundesrat um Ihre Meinung zu fragen. Außerdem hatten sie durchaus Möglichkeiten. Vor allem, was das Heereswesen angeht! Sowohl Bayern, als auch einige andere Staaten des Reiches, hatten ja immer noch eigene Armeen. Und diese wiederum, konnten nur mit deren Zustimmung eingesetzt werden. So war es also durchaus nicht ganz so einfach in den Krieg zu marschieren.

Bayern, Sachsen und Würtemberg hatten zwar eigene Armeen, es war aber ganz klar, dass man sich mit kleinen Abweichungen im wesentlichen an preußische Reglements anpasste und dass in Preußen, als dem größten Föderaten des Reiches im Konfliktfall die wesentlichen Fäden der militärischen Leitung zusammenlaufen würden.

Doch, es war sehr einfach in den Krieg zu marschieren, sofern dieser Krieg der Bevölkerung in irgendeiner Form als Verteidigungskrieg verkauft werden konnte. Denn in diesem Fall, konnten Bayern, Würtemberg und Sachsen ihre militärische Mitwirkung überhaupt nicht versagen, ohne vor der eigenen Bevölkerung als Landesverräter darzustehen.

Max von Baden, war ja einer von mehreren Cousins von Wilhelm. Und er hätte ja durchaus eine Alternative zu Wilhelm sein können!
Warum nicht nicht gleich George V. von Großbritannien oder Nikolaus II von Russland? Waren ja auch Cousins von Wilhelm.
Welches, im dynastischen Rahmen sinnvolle Argument gibt es eigentlich den Kaisertitel im Falle einer "Amtsunfähigkeit" des Kaisers nach Baden zu verschieben, wo, ich wierderhole es, ja immernoch ein jüngerer Bruder greifbar war.
Abgesehen davon, dass mir nach wie vor schleierhaft ist, wie du ausgerechnet auf Max von Baden kommst, auf welcher Basis hätte ein Badischer Kaiser irgendeine reale Macht ausüben sollen, brachte doch allein Preußen im Bundesrat die nötige Sperrminorität zusammen um weitgehende Beschlüsse zu verhindern.
Du argumentiert hier dass man durch die föderalen Strukturen mit den süddeutschen Staaten und Sachsen als Gegengewicht zu Preußen Wilhelm hätte ausbremsen können, gehst aber davon aus, dass der Bademax als Kaiser das Reich gegen Preußen hätte regieren können?
Die Annahme halte ich für absurd.

Falls man zu dem Entschluss gelangt wäre, dass der Kaiser amtsuntauglich ist. Daraus hätten sich natürlich andere Akzente in der Politik ergeben. Zum Beispiel, könnte ich mir vorstellen, dass ein Max von Baden durchaus bereit gewesen wäre, die Regierung, nicht nur von seinem Votum abhängig zu machen sondern auch vom Reichstag, genauso wie er es später in seinen Reformvorschlägen niedergelegt hat. :) Nur kamen die, halt ein paar Jahre zu spät!

Und wer genau hätte auf Basis von was diesen Entschluss fassen können, wer für die Absetzung des Kaisers gesorgt und vor allem was hätten den Badener für diese Rolle qualifiziert? Und wie wäre man, selbst wenn wir uns auf das spinnerte Experiment mal einließen dem Problem begegnet, das Wilhelm II. dann noch immer Preußischer König gewesen wäre und als solcher via preußischer Sperrminorität im Bundestag, jedes Ansinnen zur Änderung der Verfassung von vorn herein hätte blockieren können?
Hätte man dann auch gleich die Hohenzollern aus Preußen verteiben sollen oder wie?

Was du da diskutierst, ist nichts geringeres, als eine Revolution und mit einer solchen konnte man im Hinblick auf die Zielsetzung wahrlich sinnvolleres Anfangen, als einen de facto gegenüber Preußen ziemlich machtlosen süddeutschen Fürsten zum Kaiser zu machen und darauf zu hoffen, dass er liberal sein möge.
 
Wilhelm der 2. war einfach zu empfindlich und zu beeinflussbar. Ich denke, die Gründe dafür, sind in seiner Kindheit zu suchen. Deshalb, war er vorallem auf dem Felde der Außenpolitik, eine absolute Niete. Wenn, er tatsächlich souverän gewesen wäre, hätte er dem Drängen der Kolonialvertreter niemals nachgegeben. Sondern sich auf die Konsolidierung des Reiches konzentriert. Es gab warlich genug zu tun! Die Kolonialbefürworter, waren relativ gesehen, eine kleine sehr lautstarke Minderheit. Und keinesfalls repräsentativ für die Mehrheit der Bevölkerung. Deutschland, wäre auch ohne Kolonien, zu einer Großmacht geworden. Dazu hätte man aber vor allem die Naturwissenschaften fördern müssen. Was ja in Deutschland relativ spät geschehen ist. Andere Länder, allen voran GB waren uns auf vielen Gebieten weit voraus. Deswegen, war man ja bei uns gezwungen, sich auf Produktpiraterie zu verlegen! Jedenfalls zu Anfangs. Ich denke, ihr wisst, dass die Marke "Made in Germany" ursprünglich ein Warnhinweis aus Großbritannien war oder? Weil, die deutsche Wertarbeit, zu Beginn alles andere als qualitativ hochwertig war.

Im Hinblick auf Kolonien gab es Spielräume, man hätte sie nur nutzen müssen. Wäre man zeitig zu einem definitiven Zusammengehen mit Großbritannien bereit gewesen, hätten die Briten Frankreichs Position in der Marokko-Frage niemals gestützt, weil sie, wenn sie sich zu Lande auf Deutschland hätten verlassen können, nicht mehr auf einen Ausgleich mit Frankreich wegen der eigenen Positionen in Ägypten angewiesen wären.
Das nur als Beispiel.
Hätte man das getan, hätte man gegebenenfalls auch in Sachen Bagdadbahn schneller zu einer befriedigenden Einigung gefunden und vielleicht auch aus dem Abkommen betreffs Portugal mehr herausschlagen können. Vielleicht hätte das auch die Tür nach Siam aufgestoßen, da hätten die Briten, so verbündet, möglicherweise nichts dagegen gehabt, wenn der Puffer zu Birma und Britisch Indien dann von Deutschland gehalten würde, dass sich wegen Elsass lothringen ohnehin nie mit Frankreich gegen Großbritannien verbünden konnte.

Daseinfach nur als gedankliche Skizze.

Das du jetzt hier mit der deutschen Produktpiraterie ankommst, ist in diesem Zusammenhang völlig ahistorisch. Um 1890 herum, als Wilhelm II. auf den Thron kam, war Deutschland gegenüber GB in so ziemlich allen Industriebereichen durchaus konkurrenzfähig.
"Made in Germany", wurde in GB Ende des 19. Jahrhunderts gerade deswegen verordnet, weil die deutschen Industrieerzeugnisse eben nicht mehr minderwertiges Zeug waren. Wären sie noch minderwertiges Zeug gewesen, hätte es ihrer Kennzeichnung als "Deutsch" ja nicht bedurft um jeden, der an Qualität interessiert war, vom Kauf abzuhalten.
Wo es der Qualitätsunterschied nicht mehr hergab, musste dann eben der Weg der Rufschdigung beschritten werden.


Aber auch im Bereich Infrastruktur, war so einiges zu tun! Was die damaligen Regierungen nur teilweise angepackt haben. Ein wichtiger Punkt wäre nach meiner Meinung gewesen, die Abhängigkeit von auswärigen Rohstoffen zu verringern bzw. sich langfristig gültige Lieferverträge mit Staaten zu sichern, die in Deutschland keine Bedrohung gesehen hätten.
Sag mal, was meinst du eigentlich, warum man versuchte sich Kolonien zuzulegen, außer um die Abhängigkeit von Rohstoffimporten zu verringern, sich exklusive Märkte zu schaffen und sich ein bisschen was an Prestige zu generieren?

Zudem, um welche Staaten sollte es sich dabei handeln? Europa ist relativ rohstoffarm. Alles was außerhalb Europas liegt oder Kolonien hat und nicht "Russland" heißt ist für den Handel in Europa maßgeblich daauf angewiesen gewesen, sich nicht mit den Briten anzulegen, die sonst einfach die Seewege kappen konnten.
Er liefert denn so aus innereuropäischen Quellen kongolesischen Kautschuk oder chilenischen Salpeter und wie soll man daran kommen, wenn man nicht in der Lage ist, die Seewege für sich selbst zu sichern?

Mal eben Ersatzstoffe zu entwickeln ist dann auch so einfach nicht und vor allem ist es sehr kostenintensiv und rentiert sich zu weltmarktüblichen Konditionen nie oder braucht sehr lange, bis es das tut und ist daher für jegliche Profitinteressen erstmal unsinnig.
Sich den Zugang zu eminent wichtigen Rohstoffen, nicht nur, für die alte Montanindustrie, sondern auch für die neuere elektrotechnische und chemische Industrie zu sichern, setzte ein gewisses maß an außereuropäischer Politik schlicht voraus.
 
Auf welche ärztlichen Untersuchungen und Gutachten stützt sich die Behauptung? Oder sind das nur Schreibtisch- bzw. Ferndiagnosen?
Dem Wortlaut nach Ferndiagnosen. Wenn er unbeliebt genug gewesen wäre, hätte man so etwas durchziehen können.

Alerdings ist mir im Fernsehen ein Beitrag über Willy Brandt untergekommen. Da wurde behauptet, damals gab es noch überall Nester von Monarchieanhängern , welche die SPD jetzt für wählbar hielten.
"Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wiederhabn." war ein populäres Lied. Damit soll Wilhelm I. gemeint gewesen sein. Mir sind in meiner Kindheit mehrere Monarchieanhänger die auch gleichzeitig SPD-Anhänger waren, begegnet.
 
Dem Wortlaut nach Ferndiagnosen. Wenn er unbeliebt genug gewesen wäre, hätte man so etwas durchziehen können.

War er aber nicht, also stellt sich die Frage nicht.
Davon mal abgesehen, die Fragwürdigkeit einer mal eben herphantasierten Ferndiagnose, welche rechtlichen Konsequenzen hätte die haben sollen?
Hätte man problemlos 10 Gegengutachten mit persönlichem Zugang zum Monarchen gegenstellen können, um das zu entkräften, abgesehen davon, dass ungünstige, unerbetene öffentliche Prognosen über den Geisteszustand des Monarchen, noch dazu unfundiert, weil ohne Zugang zu ihm, rechtlich irgendwas zwischen Majestätsbeleidigung und Hochverrat gewesen wäre, je nachdem ob dabei der Anspruch erhoben worden wäre, den Kaiser abzusetzen oder nicht.

Das Argument "nicht zurechnungsfähig, daher nicht regierungsfähig", taugt mitunter um einen bereits vollzogenen politischen Umsturz zu rechtfertigen, aber nicht um einen anzuzetteln.
 
Einen amtierenden Monarchen, der einigermaßen fest auf seinem Thron sitzt, oder einen monarchen in Spe ohne vernünftige Gründe mal eben für geisteskrank zu erklären, um ihn abzusetzen oder verhindern zu wollen, würde dem Postulanten sehr gute Chancen eingebracht haben, selbst im Irrenhaus oder wegen Hochverrats im Zuchthaus oder auf dem Schaffott zu enden.

1895 veröffentlichte der Historiker Ludwig Quidde einen Essay namens "Caligula - Eine Studie über römischen Cäsarenwahnsinn": Ludwig Quidde: Caligula

Wilhelm II. wird hier nirgends erwähnt, doch dem damaligen Leser müssen die zahlreichen (von Quidde geschickt thematisierten) Parallelen ins Auge gesprungen sein. Juristisch konnte man ihm nicht das Geringste nachweisen. Zwei Jahre später fand sich dann doch noch eine Äußerung, aus der sich ein Strick drehen ließ, und er kam für drei Monate hinter Gitter.

„Ich komme, wie Sie wissen, aus dem Gefängnis, wegen einer Majestätsbeleidigung, die ich nicht begangen habe. Das schmerzt mich, wenn ich daran denke, eine wie schöne Majestätsbeleidigung man für 3 Monate Gefängnis schon hätte verüben können!“
Schöne Majestätsbeleidigung. Fiktionale und faktuale äsopische Herrschaftskritik im Kaiserreich
 
Zuletzt bearbeitet:
Dem Wortlaut nach Ferndiagnosen. Wenn er unbeliebt genug gewesen wäre, hätte man so etwas durchziehen können.

Alerdings ist mir im Fernsehen ein Beitrag über Willy Brandt untergekommen. Da wurde behauptet, damals gab es noch überall Nester von Monarchieanhängern , welche die SPD jetzt für wählbar hielten.
"Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wiederhabn." war ein populäres Lied. Damit soll Wilhelm I. gemeint gewesen sein. Mir sind in meiner Kindheit mehrere Monarchieanhänger die auch gleichzeitig SPD-Anhänger waren, begegnet.

Ferndiagnose, also im Prinzip Spekulation und somit untauglich als Beleg.
 

Wie in einem anderen Thread ausgeführt. Die wilhelmnische Gesellschaft unterschied in ihrem Urteil zwischen der Monarchie und der Person. Und dieses Urteil fiel unterschiedlich aus. In diesem Sinne profitierte KW II. von der Akzeptanz der Monarchie in Teilen der Gesellschaft.

Dennoch: "Die wilhelminische Gesellschaft war auch politisch eine kritische Gesellschaft." (Nipperdey: Kann Geschichte objektiv sein.) Die anfängliche Begeisterung nach der Bismarckmüdigkeit wich schnell einer scharfen Kritik an KW II. und seinem Umfeld. Quiddes "Caligula oder Limans "Der Kaiser" (1904) waren Ausdruck des zunehmenden Unmuts. Und kulminierte in der Kritik an dem "Daily Telegraph"- Interview 1908.

Und dieser Kritik schlossen sich ebenfalls traditionelle konservative, monarchistische Kreise an.

In diesem Kontext interpretiert Nipperdey den zunehmenden Bismarck-Kult als eine oppositionelle Abkehr von Wilhelm und dem Wilhelmismus. "Was man vor 1914 verteidigte, wenn man vom Kaiser sprach, war nicht die Person, sondern das System der Monarchie" (ebd.)
 
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Wie in einem anderen Thread ausgeführt. Die wilhelmnische Gesellschaft unterschied in ihrem Urteil zwischen der Monarchie und der Person. Und dieses Urteil fiel unterschiedlich aus. In diesem Sinne profitierte KW II. von der Akzeptanz der Monarchie in Teilen der Gesellschaft.
Knut IV. (Dänemark) – Wikipedia
"Knut und sein Bruder Benedikt wurden in der von ihm errichteten St.-Albans-Kirche in Odense auf Fünen erschlagen"
So unbeliebt war er nicht.
 
Auf Kaiser Wilhelm I. wurde ein Anschlag verübt, obwohl er - möglicherweise - beliebter war als KW II. Auf KW II. wurde kein Anschlag verübt. Also welchen Erkenntniswert kann man aus dem Fall "Knut IV. ziehen? Gut die Antwort ist, "Keinen".

Das Beispiel ist insofern auch wenig hilfreich, weil Knut IV. eine durchaus polarisierende Politik betrieben hat, die ihm die massive Feindschaft anderer politischer Gruppe zugezogen hatte, wenn Wiki mit seiner Darstellung "richtig liegt".

Wie ich auch nicht den Verweis generelle verstehen kann, weil ein Anschlag nicht selten von Einzeltätern oder kleinen Gruppen verübt werden kann, die relativ losgelöst von Stimmungen in der Gesellschaft agieren. In diesem Sinne kann ein Herrscher bei 99 Prozent einer Bevölkerung extrem beliebt sein, dennoch kann er das Opfer eines Anschlags werden.
 
Wie ich auch nicht den Verweis generelle verstehen kann, weil ein Anschlag nicht selten von Einzeltätern oder kleinen Gruppen verübt werden kann, die relativ losgelöst von Stimmungen in der Gesellschaft agieren. I
Das war schon ein Volksaufstand.
The warriors of the fleet, mostly made up of peasants who needed to be home for the harvest season, got weary of waiting and elected Canute's brother Olaf (the later Olaf I of Denmark) to argue their case. That raised the suspicion of Canute, who had Olaf arrested and sent to Flanders. The leding was eventually dispersed, and the peasants tended to their harvests,[2] but Canute intended to reassemble within a year.[citation needed]

Death
Before the fleet could reassemble, a peasant revolt broke out in Vendsyssel,[1] where Canute was staying, in early 1086. Canute first fled to Schleswig and eventually to Odense. On 10 July 1086, Canute and his men took refuge inside the wooden St. Alban's Priory, in Odense. The rebels stormed into the church and slew Canute, along with his brother Benedict and seventeen of their followers, before the altar.[1] According to the chronicler Ælnoth of Canterbury, Canute died following a lance thrust in the flank.[

Wilhelm I. war sicher nicht bei allen beliebt. Am Anfang staatsstreichähnliches Auflösen des Parlaments. Sozialistengesetze und antikatholische Gesetze. Und es gab eine Alternative in Person seines Sohnes.
 
Wilhelm I. war sicher nicht bei allen beliebt. Am Anfang staatsstreichähnliches Auflösen des Parlaments. Sozialistengesetze und antikatholische Gesetze. Und es gab eine Alternative in Person seines Sohnes.

Wilhelm I. hatte am 07.Oktober 1858 als Prinzregent die Regierungsgeschäfte übernommen. Er begann seine Regierungsgeschäfte nicht am Anfang mit einer staatstreichähnlichen Auflösung des Parlaments. Das Parlament wurde erst am 11.März 1862 aufgelöst. Hierzu besaß er gemäß Artikel 51 der Preußischen Verfassung das Recht.

Am 22.September 1862 wurde Otto von Bismarck von Wilhelm I. zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt. Dieser bestimmte fortan ganz maßgeblich die Politik Preußens, ab 1871 auch die des Deutschen Reiches. Das Volk wusste, das gerade die Sozialistengesetze Bismarcks „Kind“ war.

Und weshalb war nun der Kronprinz eine Alternative? Ich meine mich zu erinnern, das dieser sich sogar weigerte im Zuge des Konfliktes um die Heeresreform seinen Vater, als dieser ernsthaft daran dachte abzudanken, auf dem Thron zu folgen. So wollte er nicht auf dem Thron gelangen.
 
Auf Kaiser Wilhelm I. wurde ein Anschlag verübt, obwohl er - möglicherweise - beliebter war als KW II. Auf KW II.

Attentat auf Kaiser Wilhelm I.

Wie mir bekannt ist war es wohl 2mal.

1. mal am 11. Mai 1878 in Berlin >Unter den Linden<.

Attentäter Max Hödel (Mai 1857 – Hinrichtung in Berlin August 1878 Berlin. Er stammte aus Leipzig und war Klempnergeselle.

Max Hödel, war zeitweilig ein Mitglied der SAPD und dann auch Mitglied der Christlich-sozialen Arbeiterpartei (CSP) Deutsches Reich. CSP gegründet im Januar 1878 und im Juli dann nach einer Wahlschlappe „christlichsoziale Partei“. Nach dem Tod des Gründers Adolf Stoecker (kaiserlicher Hofprediger) schloss sich diese Partei jetzt unter Reinhard Mumm 1918 der neunen Deutschnationalen Volkspartei an.

CSP = christlich – konservativ und antisemitistisch.

2. mal am 02 Juni 1878. Auch wieder Berlin >Unter den Linden<.

Karl Eduard Nobilin (April 1948 in Birnbaum/Posen – heutiges Polen – 1878 Berlin).

1876 Doktorexamen in Leipzig. Doktor der Philosophie.

Am 10.09.1878 starb er an den Folgen einer Hirnhautentzündung. Vorher hatte er einen 2. Selbstmordversuch unternommen. (1. Versuch zum Zeitpunkt des Attentats mit einem Revolver).

Motiv: prekäre finanzielle Lage, Zukunftsängste, Geltungssucht und verworrene sozialistische Ansichten.

Theodor Fontane (1819 – 1898) schrieb dazu:

Das war nicht nobel, Nobiling!
Du nahmst die Sache zu gering.
Man schießt mit ein paar Körnern Schrot
Nicht einen deutschen Kaiser tot!
Du warst kein Held, du warst ein Schelm,
Der Held, der war des Kaisers Helm,
Der stellte sich vor den Doppellauf
Und fing die dreißig Körner auf,
Ihn feiert mein Sang, ihn feiert mein Lied, –
Es lebe der Schroten-Winkelried.“
 
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Das Parlament wurde erst am 11.März 1862 aufgelöst. Hierzu besaß er gemäß Artikel 51 der Preußischen Verfassung das Recht.
Das habe ich nicht gewußt. Ich habe etwas über die Lückentheorie von Bismarck gelesen. Diese Theorie wäre dann ja überflüssig.
Art. 51

Der König beruft die Kammern und schließt ihre Sitzungen. Er kann sie entweder beide zugleich oder auch nur eine auflösen. Es müssen aber in einem solchen Falle innerhalb eines Zeitraums von sechzig Tagen nach der Auflösung die Wähler und innerhalb eines Zeitraums von neunzig Tagen nach der Auflösung die Kammern versammelt werden.

. Er regierte mit dem Staatsapparat, und lange Zeit wurde das Parlament gar nicht einberufen.
Otto von Bismarck – Wikipedia

Das Volk wusste, das gerade die Sozialistengesetze Bismarcks „Kind“ war.
Das Volk konnte hoffen, dass der Thronfolger Bismarck entlassen würde.
 
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