Pistolen im frühen 18. Jahrhundert

Minelle

Mitglied
Bonjour, mich plagt gerade die Frage nach der Größe von Pistolen im frühen 18. Jahrhundert und ob es da auch schon Sonderanfertigungen gab wie beispielsweise Duellpistolen oder Taschenpistolen. Das Bildmaterial, was ich bis jetzt gefunden habe, zeigt recht große Waffen.
220px-Flintlock_pistols.jpg
 
Es gab im 18. Jh. verschiedenste Arten von Pistolen, ua auch spezielle Duellpistolen. Die Größen reichten von Modellen für die Hosen- respektive Westentasche bis zu den ziemlich riesigen Dingern, die Kavalleristen am Sattel mitführten. Für die kleine Variante:

"Though made in all sizes up to carbine, they were usually made in the size range known as coat pocket pistols or coat pistols, easy to conceal on one's person. A small version, known as a Toby or muff pistol, was able to be concealed in a smaller pocket or a ladies' hand warmer muff."

Queen Anne pistol - Wikipedia
 
Es gab im 18. Jh. verschiedenste Arten von Pistolen, ua auch spezielle Duellpistolen. Die Größen reichten von Modellen für die Hosen- respektive Westentasche bis zu den ziemlich riesigen Dingern, die Kavalleristen am Sattel mitführten. Für die kleine Variante:

"Though made in all sizes up to carbine, they were usually made in the size range known as coat pocket pistols or coat pistols, easy to conceal on one's person. A small version, known as a Toby or muff pistol, was able to be concealed in a smaller pocket or a ladies' hand warmer muff."

Queen Anne pistol - Wikipedia
Vielen Dank!
 
Bonjour, mich plagt gerade die Frage nach der Größe von Pistolen im frühen 18. Jahrhundert und ob es da auch schon Sonderanfertigungen gab wie beispielsweise Duellpistolen oder Taschenpistolen. Das Bildmaterial, was ich bis jetzt gefunden habe, zeigt recht große Waffen.
220px-Flintlock_pistols.jpg

Die ersten Duelle mit Pistolen fanden schon im 17. Jahrhundert statt und wurden noch mit Radschlosspistolen ausgetragen. Es waren vor allem Kavallerieoffiziere, die mit solchen Waffen ausgerüstet waren, und bei diesen frühen Pistolenduellen war es nicht unüblich, dass man sich auch zu Pferd duellierte.

Der Brauch, sich zu duellieren mochte seinen Ursprung in den Gerichtskämpfen/Gottesurteilen des Mittelalters haben. Im Lauf des 16. und 17. Jahrhunderts hatten sich Duelle so weit verbreitet, dass der Tod im Duell eine durchaus häufige Todesursache für junge Adelige wurde. Bis ins 18. Jahrhundert wurden aber Duelle mehrheitlich mit Blankwaffen, Degen oder Säbel ausgetragen.
Pistolen erfreuten sich aber einer wachsenden Beliebtheit. Pistolen konnten körperliche Vorteile, größere Fitness und Erfahrenheit im Umgang mit Hieb- und Stichwaffen ausgleichen, und als mit dem Steinschloss oder französischen Schloss eine kostengünstige und zuverlässige Zündmethode existierte, wurden schon recht bald Pistolenduelle ausgetragen, und seit den 1720er Jahren wurden immer häufiger Pistolen einzig für den Zweck des duellierens gebaut und paarweise verkauft.

Duelle wurden fast überall verboten, doch sie waren innerhalb der Eliten akzeptiert, und eine Reihe bekannter Persönlichkeiten haben sich im 18. und 19. Jahrhundert mindestens einmal duelliert. Obwohl sie verboten waren, entwickelten sich Duellcodes, die die Bedingungen des Schusswechsels regelten. Es gab manche Bräuche, die recht skurril anmutenden. Die skurrilsten entwickelten sich im deutsch-baltischen Raum.

In dem Film Münchhausen liefert sich der Held ein sogenanntes "Kukucksduell". So etwas gab es wirklich. Die Duellanten begaben sich in einen abgedunkelten Raum. Einer rief, der andere schoss nach dem Klang. Hatte er nicht getroffen, war sein Gegner dran.
Anscheinend wurde bei diesem Brauch zu viel Mobiliar zerschossen, weshalb sie sich sonst nicht durchsetzen konnten.

Eine gute Duellpistole zeichnete sich dadurch aus, das sie gut in der Hand lag, gut ausbalanciert war und vor allem zielgenau schoss. Duellpistolen waren aber etwas zu groß, um sie verdeckt tragen zu können.

Kleine, zierliche Pistolen, die zur Selbstverteidigung dienen konnten, wurden seit dem 17. Jahrhundert vielfach hergestellt. Diese Waffen waren oft reich verziert, oft mit Vogelkopfmotiven. Man nannte diese Waffen Terzerole. Terzel ist in der Jägersprache ein männlicher Greifvogel. Terzerole waren oft mit einem sogenannten Boxlock ausgestattet, das sich weniger leicht in der Kleidung verfangen konnte. Oft wurden Terzerole paarweise getragen, sie ließen sich relativ leicht verdeckt tragen, und auf kurze Entfernung waren/sind die Dinger durchaus effektiv. Es gab auch doppelläufige Terzerole. Die Waffen konnten mit einer Kugel, mit Posten oder auch Schrot geladen werden.

Im 19. Jahrhundert waren ähnliche Waffen in Nordamerika sehr beliebt. Nach einem Hersteller nannte man sie Der(r)inger. Das wohl bekannteste dieser Modelle ist der doppelläufige Remington Derringer aus den 1860er Jahren. James Stewart benutzt ein solches Modell gegen den Outlaw Liberty Vallance (Lee Marvin).

Es gab aber auch Modelle mit nur einem Lauf wie der Philadelphia Derringer, mit dem John Wilkes Booth Abraham Lincoln erschoss.
 
Terzerole wurden schon im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts gebaut. Eine solche Waffe spielt eine wichtige Rolle in der Novelle "Der Schuss von der Kanzel" des Schweizers Conrad Ferdinand Meyer. Die Geschichte spielt Ende der 167oer Jahre, wohl im Jahr 1677. Im Mittelpunkt der Handlung steht eine historische Persönlichkeit. Hans Rudolf Werdmüller ein Schweizer General in venezianischen Diensten. Der Bruder des Generals ist Pfarrer, interessiert sich aber mehr für die Jagd und für Schusswaffen und vergisst wegen der Jagd schon mal eine Taufe.
Um seinem Bruder einen Streich zu spielen, damit er sich auf Kosten der Kirche amüsieren kann und damit seine Nichte einen schüchternen Theologen heiraten kann, initiiert Werdmüller einen Plan.

Er zeigt seinem Bruder vor der Predigt ein Paar venezianischer Terzerole, von dem er ihm eines schenken will. Das, was er verschenken will, hat einen extrem schwergehenden Abzug. Der General bietet an, es zu überholen, sein Bruder will die Waffe aber nicht hergeben. Unbemerkt tauscht der General aber die Waffe aus und übergibt ihm ein mit Pulver geladenes Terzerol, dessen Abzug normal geht. Programmgemäß spielt der Pfarrer während der Predigt mit der Pistole und sie geht ihm mitten in der Predigt los.

Solche Pistolen waren oft Spezialanfertigungen und entsprechend teuer. Ende des 18. Jahrhunderts und auch schon früher wurden Terzerole recht billig produziert und verkauft.
 
Terzerole hatten in der Regel keine Visiereinrichtung, da sie als Verteidigungswaffen für kürzeste Distanzen, doppelte Armlänge bis zehn Schritte konzipiert waren.

An Duellpistolen wurden besonders hohe Ansprüche an die Zielgenauigkeit gestellt und das Abzugsverhalten. Manche Pistolen hatten einen Stecher eingebaut. Unüblich war es dagegen, Duellpistolen mit Riefen zu versehen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfasste ein anonymer Autor unter dem Pseudonym "The Traveller" ein Werk: The British Code of Duels. Der Verfasser erwähnt mehrere auf dem Kontinent und den britischen Inseln gebräuchliche Arten, sich zu duellieren. Er geht darauf ein, wie Sekundanten sich verhalten sollen, wie ein ungestörtes Duell zu organisieren sei und was eine gute Duellpistole auszeichnet. The Traveller bevorzugte gut ausbalancierte Pistolen mit Perkussionszündung ohne unnötigen Schnickschnack, Verzierungen etc. Der Verfasser riet, die Waffe sorgfältig einzuschießen. Auf 20 bis 25 Schritt sollte eine Kugel beim Schuss auf eine Stahlplatte völlig plattgedrückt werden, dann sei das Pulvermaß ideal.

Hatte ein Duellant seinen Schuss verfeuert, musste er stehenbleiben und seinem Kontrahenten ein Ziel bieten. Es war natürlich schwer, "Feuer zu empfangen", um das zu trainieren, verwendeten manche Duellanten mannshohe Holzpuppen, an denen man eine Pistole befestigte. Am Abzug wurde ein Faden befestigt, mit dem man den Schuss auslösen konnte. Der Traveller behauptete, das man so trainieren konnte, "Feuer zu empfangen".

Üblich waren in der Regel 20 bis 25 Schritte. Wie oft es zum Feuerwechsel kommen sollte und auf welche Distanz man sich duellieren wollte, war Sache der Sekundanten, die die Bedingungen aushandelten. Diese Bedingungen waren abhängig vom Grad der Beleidigung und der wechselseitigen Abneigung. Es gab Fälle, in denen Duellanten nach einem Ehrenhändel wieder gesellschaftlich miteinander verkehrten, ja sogar Freunde wurden. Allerdings konnten die Anlässe für ein Duell auch ausgesprochen banal, ja lächerlich sein. Eigentlich ging es beim Duell vor allem darum, Gesicht zu wahren- der Tod eines Duellanten war nicht unbedingt zwingend notwendig. Es gab aber auch Duelle, bei denen die Bedingungen so formuliert wurden, dass sie mit dem Tod eines Duellanten enden mussten. So, wenn man sich auf Taschentuchlänge duellierte. Die Duellanten nahmen in die eine Hand den Zipfel eines Taschentuchs, in die andere die Pistole. Es wurde nur eine Pistole geladen und gelost, wer welche Waffe bekommen solle.

Manchmal hatte jeder Duellant zwei Pistolen, obwohl in der Regel die Schussfolge begrenzt war. Das in Filmen meist gezeigte Ritual, dass sich die Duellanten Rücken an Rücken aufstellen, die vorgeschriebene Distanz zurücklegen und sich dann herumdrehen und feuern, erwähnt der Traveller nicht. Nach den im British Code of Duel erwähnten Statuten nahmen die Duellanten ihre Positionen ein, und es wurde in der Regel gelost, wer den ersten Schuss abfeuern durfte. Die gefährlichste Variante hieß "au signal", dabei gab einer der Sekundanten das Signal. Eine weitere Variante spielte sich folgendermaßen ab. Es wurde die vereinbarte Distanz abgemessen und mit einem Stock markiert. Die Duellanten nahmen einige Schritte hinter der Marke Aufstellung. Sie durften jederzeit schießen, war aber ein Schuss abgefeuert, musste der Duellant stehenbleiben und sein Gegner war an der Reihe, sofern er noch dazu im Stande war.

Es wurden zwar ausgesprochen hochwertige Duellpistolen in GB gebaut, besonders berühmt waren die von Robert Wogden aus London, auf den britischen Inseln kam der Brauch, sich zu duellieren im 19. Jahrhundert mehr und mehr außer Mode, während in Frankreich, Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland noch um die Jahrhundertwende Duelle stattfanden und sich der Brauch bis ins 20. Jahrhundert hielt. Im Zuge der Dreyfus-Affäre duellierten sich 1898 Clemenceau und Deroulede. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, wollten sich im 2.Weltkrieg zwei Wehrmachtsgenerale duellieren, was von Hitler verboten wurde. Nach dem alten Reichsstrafgesetzbuch stand auf das töten eines Kontrahenten im Duell nur Festungshaft, was nicht ehrenrührig war und nicht mit dem Verlust bestimmter Rechte verbunden war.

Obwohl Duelle überall verboten waren, hätte ein Offizier, der sich einem Duell nicht stellen wollte, seinen Abschied nehmen müssen. In bestimmten Situationen, die den point d´honnaire" betrafen, wurde von Offizieren erwartet, die Sache mit einem Duell zu bereinigen. In Joseph Roths Roman Radetzkymarsch verschuldet ein Offizier indirekt den Tod seines besten Freundes, des Regimentsarztes Demant. Carl Joseph von Trotta begleitet die Frau seines Freundes ins Theater, das gibt zu Gerüchten Anlass, worauf ein gewisser von Tattenbach pöbelt Demant daraufhin an, so dass der äußerst kurzsichtige Regimentsarzt "Satisfaktion verlangen muss" und im Duell getötet wird.

Ein ebenfalls recht lächerlicher Anlass für ein Duell ereignete sich während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges: Ein hessischer Leutnant namens Kleinschmidt hatte das Pech, dass ihm der Hund seines Vorgesetzten ersoff, worauf der ihn zum Duell forderte. Für Kleinschmidt hatte das äußerst unangenehme Konsequenzen: Entweder musste er einen Vorgesetzten erschießen, was problematisch für die Karriere war oder sich von diesem erschießen lassen. Diese Wahl zwischen Pest und Cholera führte dazu, dass Kleinschmidt zu den Amerikanern überlief.
 
Ein sehr spannendes Thema. Vielen Dank, Scorpio, für Deine Ausführungen. Ich habe mich nie näher mit Duellen beschäftigt außer Verboten und ähnlichem.
 
Zwei der größten russischen Dichter, Puschkin und Lermontow, kamen in jungen Jahren durch Pistolenduelle um. Auch in beider Werke (Puschkin: "Eugen Onegin"; Lermontow: "Der Tod des Dichters") spielten Duelle eine Rolle. Lermontow setzte sich in "Der Tod des Dichters" durchaus kritisch mit Puschkins Tod auseinander - und wählte nur wenige Jahre später denselben Weg.
 
Zwei der größten russischen Dichter, Puschkin und Lermontow, kamen in jungen Jahren durch Pistolenduelle um. Auch in beider Werke (Puschkin: "Eugen Onegin"; Lermontow: "Der Tod des Dichters") spielten Duelle eine Rolle. Lermontow setzte sich in "Der Tod des Dichters" durchaus kritisch mit Puschkins Tod auseinander - und wählte nur wenige Jahre später denselben Weg.

Zu erwähnen auch Ferdinand Lasalle, der bei einem Pistolen (?)-Duell ums Leben kam.
Auch in Nordamerika verbreitete sich das Duellwesen, in den Nordstaaten gab es nur wenige, im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts gar keine Duelle mehr, aber in den Südstaaten waren Duelle recht häufig, ja der Brauch, sich zu duellieren wurde geradezu zu einem Klischee, das mit dem Süden assoziiert wurde.

Eines der bekanntesten Duelle der amerikanischen Geschichte fand zwischen Alexander Hamilton, einem Freund Washingtons und Aaron Burr, dem Vizepräsidenten der USA statt. Aufhänger war ein Brief, der einen beleidigenden Hinweis auf Burr enthielt. Obwohl Hamilton den Brief nicht veröffentlicht hatte, gab er zu, die Bemerkungen über Burr gemacht zu haben. Das Duell fand im Juli 1804 statt und zwar aus außerordentlich kurze Distanz von 10 großen Schritten. Für Stellung und Position wurden Lose gezogen, und das Feuerkommando sollte verbal erfolgen. Auf Kommando schossen beide Männer, und Hamilton wurde tödlich getroffen. Burr mußte daraufhin New York verlassen. Die Duellanten waren mit Pistolen von Wogden aus London bewaffnet.

Zwei Jahre , kam es zu einem Duell zwischen Andrew Jackson und Charles Dickison. Jackson behauptete, dass Dickinson seine Frau beleidigt habe. Beide galten als hervorragende Schützen, und die Öffentlichkeit war sehr am Ausgang interessiert. Am 30. Mai 1806 fand das Duell statt. Auch hier wurden Wogden-Pistolen verwendet. Dickinson hatte den ersten Schuss und traf "Old Hickory" in die Brust. Jackson wurden dadurch zwei Rippen gebrochen, doch er konnte noch schießen und tötete Dickinson mit einem Schuss.


Ich muss mich übrigens korrigieren: 1824 wurde anonym The British Code of Duel herausgegeben, der Anonymus war aber nicht "The Traveller", der sein Buch, es hieß The Art of Dueling", im Jahre 1846 veröffentlichte. The Traveller wertete Angaben aus 200 ihm bekannten Duellen aus und berechnete dabei statistische Chancen, ein Duell zu überleben. Die Chance, beim Duell getötet zu werden taxierte der Verfasser auf 14: 1, die Chance, getroffen zu werden auf 6: 1. Der Körper eines Kontrahenten bestehe aus 9 Teilen, von denen nur 3 tödlich sind. Ist ein Kontrahent getroffen, liegt die Chance seines Todes bei 3:1.

1836 wurden in Frankreich, natürlich anonym, Regeln für Duelle aufgestellt, dieser französische Code zählte 6 verschiedene Formen des Duells auf, ein Duellcodex aus Österreich-Ungarn noch eine mehr. In der Regel hatte der Beleidigte den ersten Schuss. Die üblichen Distanzen lagen zwischen 1o und 25 großen Schritten 11,4-26,7 m). Eine der Varianten des französischen Duellcodes sah vor, dass die Kontrahenten sich Rücken an Rücken aufstellten, so wie es in den meisten Filmen dargestellt wird.

Der erste Schuss musste innerhalb einer Minute nach dem Kommando abgefeuert werden, war der Gegner noch auf dazu fähig, musste er binnen einer Minute zurückschießen.

Haar-Abzüge, die besonders sensibel waren, hatten viele Duellpistolen, sie konnten von großem Nutzen sein, bargen aber auch Gefahren. US-Senator David Broderick hatte einen Streit mit David S. Terry, einem Bundesrichter. Als das Kommando erteilt wurde, zielte Broderick auf seinen Gegner, doch die Waffe ging los, bevor er sein Ziel erfasst hatte. Terry konnte seelenruhig auf Broderick zielen und tötete ihn.
 
Aufhänger war ein Brief, der einen beleidigenden Hinweis auf Burr enthielt. Obwohl Hamilton den Brief nicht veröffentlicht hatte, gab er zu, die Bemerkungen über Burr gemacht zu haben.

Sehr interessant. Ich habe das zum Anlass genommen, Hamilton mal bei Wikipedia nachzuschlagen. Da wird zum Auslöser der Konflikts folgendes gesagt:

Ein Bericht darüber, wie Hamilton bei einem Abendessen in Albany Despektierliches über Burr geäußert haben soll, fand den Weg in die Presse.

Das kommt mir ettwas plausibler vor. Die Öffentlichkeit war so mit im Spiel, was Burr zum Handeln zwang.

Interessant auch, dass Hamilton Duellen eher abgeneigt war und vorhatte, den ersten Schuss zu verschwenden.
 
Okay, die englische Wikipedia ist etwas ausführlicher:

[...] the Albany Register published Charles D. Cooper's letters, citing Hamilton's opposition to Burr and alleging that Hamilton had expressed "a still more despicable opinion" of the Vice President at an upstate New York dinner party.[200][201] Cooper claimed that the letter was intercepted after relaying the information, but stated he was "unusually cautious" in recollecting the information from the dinner.[202]

Burr, sensing an attack on his honor, and recovering from his defeat, demanded an apology in letter form. Hamilton wrote a letter in response and ultimately refused because he could not recall the instance of insulting Burr.

Ich hatte dich so verstanden, dass Hamilton einen Brief geschrieben hatte, in dem er Burr beleidigte. Jetzt ist mir das klarer.
 
Ich darf mich zunächst mal für das Interesse und die zahlreichen Zustimmungen bedanken.

Während die Verfasser des britischen und des französischen Duellcodes unbekannt sind, hat der Verfasser des österreichisch-ungarischen Duellcodes sein Werk unter seinem wirklichen Namen veröffentlicht:

https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Bólgar

Es stellt sich die Frage, weshalb der Brauch des Duellierens in GB, den Nordstaaten der USA, den skandinavischen Ländern in den 1830er bis 1850er Jahren fast völlig zum erliegen kam, während in Frankreich, Deutschland, Russland und der Donaumonarchie bis ins 20. Jahrhundert hinein Duelle stattfanden.
In den USA war das Duell vor allem in den Südstaaten verbreitet. Ute Frevert (Ehrenmänner) vertritt die These, dass vor allem der hohe gesellschaftliche Rang der Armee verantwortlich dafür gewesen sei, dass deren Ehrenkodex von aufstrebenden bürgerlichen Eliten übernommen worden sei. Satisfaktionsfähigkeit kam einer Anerkennung durch die alten Eliten gleich- das habe dazu beigetragen, dass sich das Duell in verschiedenen europäischen Staaten unterschiedlich lange erhalten habe.

In GB war vor allem Wellington ein Kritiker des Duells, jedenfalls wollte er nicht dulden, dass sich seine Offiziere gegenseitig massakrierten, und er ging rücksichtslos gegen Duellanten vor, wenn er von Duellen erfuhr. Wie weit es Wellington tatsächlich gelang, in seiner Truppe das Duell auszumerzen, kann ich nicht sagen. Obwohl natürlich Duelle verboten waren, wollten viele Offiziere nicht darauf verzichten. Beim Regierungsantritt von Queen Victoria waren Duelle nicht ungebräuchlich, aber sie waren doch seltener geworden. 1844 wurde Artikel 98 zu den britischen Kriegsgesetzen hinzugefügt. Jeder Offizier, der sich auf ein Duell einließ, wurde mit Entlassung und Kriegsgericht bedroht, was schließlich zum verschwinden des Duells in GB führte.

Ich muss mich auch noch einmal korrigieren, oder besser etwas ergänzen: Einen weiteren Verfasser eines Duellcodes konnte ich eruieren: Gustav Hergsell, Duell Codex 1847.

Wer sich dafür interessiert, kann das im Internet Archive nachlesen.
 
@Scorpio
Ich denke, dass das mit dem Verschwinden der Duelle stark mit dem Wandel der Gesellschaft zusammen hängt. In den Reichsstädten scheinen auch Duelle unter Bürgerlichen eher selten gewesen zu sein. Ich lese sowas aus Schwäbisch Hall z.B. nie. Wenn Lehndorff uns aus Preußen von einem Duell berichtet, so waren die Kontrahenten Adelige oder zumindest Offiziere, die ja einen aristokratischen Kodex hatten, auch wenn sie keine Adlige waren.

Weil Du Dir oben einmal nicht sicher warst, ob es sich um ein Pistolenduell handelte: mir scheint das Duell mit Pistolen eher die Regel geworden zu sein. Das mag daher kommen, dass man Duelle mit Hieb- oder Stichwaffen generell als unfair empfand bzw. da die Komponente mit dem Gottesurteil einfach schwieriger war. Außerdem musste ja der Duellant auch mindestens über gewisse Fähigkeiten verfügen (auch wenn Marryat Mr. O'Brien in "Peter Simpel" als völlig unbeleckten Fechter in ein Duell mit einem offenbar kenntnisreicheren franz. Offizier schickte).

Wenn Wellington Duelle ablehnte, dachte er einfach aus der Perspektive des Kommandeurs. Letztlich untergrub das Duellwesen die Subordination.
 
@Scorpio
Ich denke, dass das mit dem Verschwinden der Duelle stark mit dem Wandel der Gesellschaft zusammen hängt. In den Reichsstädten scheinen auch Duelle unter Bürgerlichen eher selten gewesen zu sein. Ich lese sowas aus Schwäbisch Hall z.B. nie. Wenn Lehndorff uns aus Preußen von einem Duell berichtet, so waren die Kontrahenten Adelige oder zumindest Offiziere, die ja einen aristokratischen Kodex hatten, auch wenn sie keine Adlige waren.

Weil Du Dir oben einmal nicht sicher warst, ob es sich um ein Pistolenduell handelte: mir scheint das Duell mit Pistolen eher die Regel geworden zu sein. Das mag daher kommen, dass man Duelle mit Hieb- oder Stichwaffen generell als unfair empfand bzw. da die Komponente mit dem Gottesurteil einfach schwieriger war. Außerdem musste ja der Duellant auch mindestens über gewisse Fähigkeiten verfügen (auch wenn Marryat Mr. O'Brien in "Peter Simpel" als völlig unbeleckten Fechter in ein Duell mit einem offenbar kenntnisreicheren franz. Offizier schickte).

Wenn Wellington Duelle ablehnte, dachte er einfach aus der Perspektive des Kommandeurs. Letztlich untergrub das Duellwesen die Subordination.

Diese Überlegung hätte ja durchaus auch in der französischen Armee nahe gelegen. Es kam im Zuge eines übersteigerten Korpsgeistes zu häufigen Duellen zwischen Offizieren und natürlich auch zu Ausfällen. Ich weiß allerdings nicht, wie weit höhere französische Kommandeure versucht haben, Duelle zu unterbinden. In Frankreich, Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland waren Duelle bis ins 20. Jahrhundert hinein üblich, vor allem auch in Kreisen des Militärs. Ich denke, dass die These etwas für sich hat, dass die Verbreitung des Duellwesens in Europa mit dem Status des Militärs in Verbindung steht.

Ich habe mich nur oberflächlich mit Duellen in Universitätsstädten beschäftigt, mir sind allerdings durch Archivalienstudien mehrere Todesfälle aus Marburg und Göttingen bekannt.

Duellfreudige Studenten waren ein beliebtes Thema für Karikaturisten, und es müssen Duelle in deutschen Universitätsstädten relativ häufig gewesen sein. In Göttingen war die Reithalle, in Marburg das Schloss ein beliebter Treff für Duellanten. Die meisten Duelle gingen mit harmloseren Blessuren aus, und so etwas war mit ein paar Tagen Karzer erledigt. Problematisch wurde es aber, wenn ein Kontrahent schwer verletzt oder getötet wurde. Das zog unweigerlich ein Strafverfahren nach sich, und mit dem Studium war es dann auch Essig. Ein gewisser von Dalwig musste sich verantworten weil er in Marburg einen Kommilitonen im Duell erstochen hatte. Ein Göttinger Student, der einen Kommilitonen im Duell tötete, auch dieses Duell wurde mit Degen ausgetragen, zog es vor, aus Göttingen zu fliehen. Was aus ihm wurde, weiß ich nicht- in Göttingen war er jedenfalls gesellschaftlich erledigt. Der Henker heftete mit seinem Messer das Porträt des Täters am Galgen.

Im 18. und frühen 19. Jahrhundert durften Studenten Degen tragen, und die meisten schlagenden Verbindungen hatten eigene Fechtlehrer. Otto von Bismarck galt in seiner Göttinger Studienzeit als gefürchteter Paukant, und er hätte in Göttingen noch ein paar Tage Karzer absitzen müssen, als er Göttingen verließ und nach Berlin ging.

Gefährlich waren Stichverletzungen die die Lunge verletzten. Fälle von schweren Stichverletzungen in Universitätsstädten führten letztlich dazu, dass die Mensur das Duell und Hiebwaffen wie der "Göttinger Schläger" Stichwaffen wie Degen im 19. Jahrhundert ersetzten. Da kamen Todesfälle kaum noch vor, und die unvermeidlichen Schmisse wurden im 19. und frühen 20. Jahrhundert fast zu einem Erkennungszeichen eines mitteleuropäischen Akademikers. Es waren manche Studenten regelrecht versessen darauf, dass sie eine ordentliche Schmarre in der Visage vorzuweisen hatten. Ein Studienfreund, der Mitglied einer katholischen, nichtschlagenden Verbindung war und sich sehr eingehend mit Studentenverbindungen beschäftigte, erzählte mir mal, dass viele von den ganz alten Herren sich an Kommilitonen erinnerten, die Schmisse vergrößerten oder ein Rosshaar in die Wunde legten, damit die Verletzung schlecht verheilte, nur um beeindruckendere Schmisse vorweisen zu können. Illegale Mensuren waren der Anlass für zahlreiche Karzeraufenthalte, wenn man den Karikaturen glauben kann, die Insassen des Göttinger Karzers hinterlassen haben.

Bei Duellen auf Pistolen konnten Vorteile durch größere Fitness oder jüngeres Alter ausgeglichen werden. Pistolen wurden im Lauf des 18. und 19. Jahrhunderts als Duellwaffen immer beliebter. Dennoch kamen auch Duelle mit Blankwaffen nie völlig außer Brauch, und Degen oder Säbel waren durchaus noch im 19. Jahrhundert, zuweilen sogar noch im 20. Jahrhundert recht verbreitet bei Duellen. Alle Offiziere und viele Akademiker waren mit Degen oder Säbel vertraut und hatten während des Militärdienstes oder Studiums fechten gelernt. In Radetzkymarsch von Joseph Roth kommt durch Zitate heraus, dass von Tattenbachs Sekundant Säbel nicht durchsetzen konnte. Der äußerst kurzsichtige jüdische Regimentsarzt Demant wird im Duell getötet, trifft aber auch von Tattenbach der ebenfalls das Duell nicht überlebt. Im Zuge der Dreyfus-Affäre kam es zu einigen Duellen. Dabei wurden sowohl Degen und Säbel wie Pistolen verwendet. Leon Blum zog in einem Duell Degen vor, und Colonel Piquart war in ein Duell verwickelt mit leichten Säbeln. Vor allem in Frankreich und Italien waren Blankwaffen bis zum Ende des Duells recht beliebt als Duellwaffen.
 

Die abgebildeten Pistolen sind sogenannte Queen Anne-Pistolen. Ihren Namen haben sie von der Königin Anne (1702-1714) Die Pistolen unterschieden sich von anderen Waffen. Um sie zu laden, wurde der Lauf abgeschraubt und die Treibladung direkt in die Pulverkammer geschüttet, dann wurde der Lauf wieder aufgeschraubt. Solche Pistolen gehörten zu den ersten, die in Serie hergestellt wurden, meist aus einfachen, vorfabrizierten Teilen. Duellpistolen waren dagegen sozusagen nach Maß gefertigte Waffen. Dadurch waren sie natürlich recht teuer. Solche Queen Anne Pistolen eigneten sich aber zur Selbstverteidigung. Auf kurze Entfernung waren sie genau genug und hatten auch Durchschlagskraft. Ein preußisches Exerzierreglement von 1806 empfahl Werbeoffizieren und Unteroffizieren Terzerole zu tragen.

Das Steinschloss erlaubte, auch sehr kleine, leichte Pistolen bauen zu können, die sich in einer Tasche, einem Muff verbergen ließen. Zur Selbstverteidigung konnte man ein Paar Pistolen führen. Genauigkeit war nicht so wichtig. Oft wurden solche Pistolen mit mehreren Kugeln geladen. Wenn man darauf achtete, dass das Zündkraut nachgeprüft wurde oder frisches aufgefüllt wurde, war das Steinschloss eine recht zuverlässige Zündung.

D
 
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