Hochmittelalterliche Ostsiedlung

Normanne

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Liebe Experten
Ich kam letztens erstmals vertieft mit der hochmittelalterlichen Ostsiedlung in Kontakt. Als Schweizer war mir dieses Thema bis anhin eher unbekannt, aber jetzt hat es mich so richtig gepackt. Was ich noch nicht ganz verstehe, ist der rechtliche Stand der Siedler: zumindest gemäss meinen Quellen handelte es sich dabei zum grossen Teil um Unfreie redpektive Leibeigene oder maximal "Halbfreie", zumeist Bauern, Bergleute kamen im Zusammenhang mit Silberfunden wiw z.B. um Freiberg dann später dazu. Diese Menschen suchten im Osten eine bessere Zukunft für sich und Ihre Nachkommen. Nun zu meiner Frage: Wurde der Wegzug dieser Siedler auch für ihre bisherigen Landesherren begrüsst? Mögliche Gründe wären z.B. dass das generelle Problem des mittelalterlichen Bevölkerungswachstums (immer kleiner werdenden Ackerlandes je Bauer usw) abgeschwächt werden konnte. Gab es allenfalls auch eine Form von Zahlungen der neuen an die alten Landesherren? Oder wurde die Abwerbung als eine Art von feindlichem Akt aufgefasst?
Bin gespannt auf eure Antworten!
 
Ich bin jetzt vielleicht kein Experte, möchte aber darauf hinweisen, dass die praktischen Unterschiede zwischen freien Bauern, Unfreien, Leibeigenen, Hörigen usw. vernachlässigbar sind. Alle Untertanen hatten letztlich ein Defizit an persönlichen Freiheiten und dürften nicht einfach dahin gehen, wohin sie wollten.

Die Sage vom Rattenfänger von Hameln wurde von Jürgen Udolph mit der Anwerbung der Ostsiedler in Verbindung gesetzt. Demnach wären also Kinder aus Hameln sogar gegen den Willen der Eltern gen Osten entführt worden. Was nun wirklich der wahre Kern der Sage ist und ob es einen gibt, ist natürlich eine sehr schwierige Frage.
Wahrscheinlich gibt es auch bessere Quellen als diese Sage, ich kenne sie nur nicht.
 
Ich denke, dass die Abwanderung hauptsächlich aus Gegenden erfolgte, in denen es eine Überbevölkerung gab - im Sinne von immer kleinere werdenden Ackerland pro Bauer. Normalerweise gab es einen Lokator als Mittelsmann zwischen den Siedlern und dem neuen Landesherren. Ich weiß nichts von Ablösezahlungen vom neuen Landesherren über den Lokator an den alten Landesherren. Gänzlich ausschließen kann ich das natürlich auch nicht. Wenn da jemand weitere Informationen hat, würde mich das auch interessieren.

Die Sage vom Rattenfänger von Hameln wurde von Jürgen Udolph mit der Anwerbung der Ostsiedler in Verbindung gesetzt. Demnach wären also Kinder aus Hameln sogar gegen den Willen der Eltern gen Osten entführt worden.
Einen Lokator als Rattenfänger wahrzunehmen, würde eigentlich seiner Rolle nicht gerecht. Im Regelfall versuchte ein Lokator "Fachkräfte" anzuwerben, also Bauern oder Handwerker ggf auch Bergleute. Kinder dürften dieser Rolle nicht gerecht werden. Ich weiß nicht mehr wo, ich müsste suchen, aber ich habe auch schon die Interpretation gelesen, dass der Rattenfänger Knechte, also abhängige Landarbeiter, und nicht unbedingt Kinder gefangen hat.
 
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