Dass Sparta seine Möglichkeiten nach seinem Sieg im Peloponnesischen Krieg überreizt hatte, ist richtig. Auf der einen Seite wollte man ganz Griechenland (zeitweise inkl. Westkleinasien und dem Meer) beherrschen, teils indirekt, teils auch direkt über die Einsetzung von Harmosten als Aufpassern in anderen Städten, andererseits schrumpfte die Zahl der waffenfähigen Spartiaten (Vollbürger) immer mehr, sodass man zunehmend Perioiken (aus den untertänigen Städten Lakoniens), (mehr oder weniger freiwillig oder erzwungen gestellte) Bundesgenossenkontingente und sogar Söldner heranziehen musste, um den eigenen militärischen Personalbedarf überhaupt noch decken zu können. Die zahlreichen Aktivitäten im Ausland führten außerdem zu einer Zersplitterung und einem Verschleiß der Kräfte sowie zu einer gewissen Entfremdung von der traditionellen spartanischen Lebensweise.
Das erklärt meiner Meinung nach aber nicht unmittelbar die Niederlage bei Leuktra. Den antiken (von Delbrück u. a. bezweifelten) Zahlenangaben zufolge sollen die Spartaner zahlenmäßig sogar überlegen gewesen sein, und dass das spartanische militärische Personal (abgesehen von den Reitern, die denen der Thebaner qualitativ wohl tatsächlich unterlegen waren), wenngleich es nur ca. 700 Spartiaten enthielt, irgendwie qualitativ minderwertig gewesen wäre, geht aus den Quellen auch nicht hervor.
Die zu expansive und imperialistische spartanische Politik kann also den Niedergang Spartas im Allgemeinen erklären, aber nicht speziell diese Niederlage.