Überreste des Limes bei Kipfenberg

Jking1959

Neues Mitglied
Hallo,

Ich habe mich vor einiger Zeit mal aufgemacht um die Überreste des Limes in der Umgebnung von Kipfenberg zu suchen.

In Richtung Pfahldorf ist ein rekonstruierter Wachturm und anschließend ein Wanderweg entlang des Limes zu sehen.
In Richtung Denkendorf habe ich nur an einer Stelle noch sicher erkennbare Reste gefunden.

Nun meine Frage:
Die Mauer war angeblich ca 3 m hoch und 1 m stark. Das heißt pro lfm also 3 cbm Steine.
Was man heute noch sieht ist eine 10 bis 20 cm hohe, flache Bodenwelle.

Kann mir jemand erklären wohin diese Steine verschwunden sind?
In der Nähe von Ortschaften oder Feldern hat man da sicher Verwendung dafür. Aber auch mitten im Wald ist nicht mehr zu finden. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man tonnenweise Steine aus einem schwer zugänglich Wald karrt.

Vielleicht hat jemand eine Erklärung?
 
Ich kann mir kaum vorstellen, dass man tonnenweise Steine aus einem schwer zugänglich Wald karrt.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Wald schon 1800 Jahre alt ist. Vielleicht wurde er erst vor 200 Jahren angepflanzt, und davor war die Mauer leicht zugänglich.

Und auch wenn da "schon immer" Wald gewesen sein sollte, so hat man dort doch immer wieder Bäume gefällt. Wenn man Baumstämme aus einem Wald abtransportieren kann, kann man auch ein paar Steine aus einem Wald abtransportieren.
 
Und auch wenn da "schon immer" Wald gewesen sein sollte, so hat man dort doch immer wieder Bäume gefällt. Wenn man Baumstämme aus einem Wald abtransportieren kann, kann man auch ein paar Steine aus einem Wald abtransportieren.

Die Stelle mit den Limes-Resten liegt in einem kleinen Tal. Da war sicher schon immer Wald.
Baumstämme wurden früher mit Pferden aus dem Wald gezogen.
Für Steine brauchte man aber einen Wagen. Natürlich kann man die Steine durch den Wald bis zum Weg tragen, aber das ist doch sehr mühsam. Pro km müsste man dann ca 9000 t Stein abtransportieren. Außerdem ist die ganze Gegend "Steinreich", es gibt also genug Steine die evtl leichter zu transportieren waren.

Übrigens: Weiß jemand, welche Steine beim Bau der Limes-Mauer verwendet wurden? Hat man die Steine rechteckig zugehauen oder wurden einfach normale Steine mit Mörtel vermauert?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist denn überhaupt gesichert, dass der Limes an dieser Stelle eine Steinmauer hatte? Große Teile waren doch auch (nur) mit Holzpalisaden und Erdwall und Graben versehen.
 
Außerdem ist die ganze Gegend "Steinreich", es gibt also genug Steine die evtl leichter zu transportieren waren.

Wenn Du ein Haus bauen musst und die Wahl hast, Natursteine zu sammeln, zu transportieren und sie zu Quadern zu behauen oder die fertig bearbeiteten Quader einfach aufzusammeln, nimmst Du gern einen kleinen Umweg in Kauf.

Pro km müsste man dann ca 3000 t Stein abtransportieren.
Macht, auf 1000 Jahre verteilt, pro Tag dann ungefähr 10 Kilo. Dazu braucht man nicht einmal ein Fuhrwerk, da kann man die Kinder mit ein paar Körben in den Wald schicken.
 
Am Hadrianswall sind zumindest an den Außenseiten der Mauern die Steine genormt. Beim rätischen Limes muss man wohl von einer Mauer ausgehen, die in die Zeit der Severer datiert. Man müsste dort schauen, wo noch Reste erhalten sind, ob es eine Normung zumindest der Steine der Außenmauern gab.
 
Ich habe vor einigen Tagen Steine aus dem Wald getragen, 1200 m weit, von Hand, zur Gestaltung der Gartenböschung. Vor einigen Tagen habe ich in einer Garage aus der Nachkriegszeit Spolien aus dem bei uns seltenen roten Sandstein gesehen, die aus einem im Krieg zerstörten Burgmannenhaus der Altstadt stammen dürften. Am rätischen Limes gibt es unweit eines Kleinkastells ein Sportlerheim der 70er Jahre in dem schöne, regelmäßig behauene Steine eingemauert sind.

Fazit: schöne Steine bleiben nicht liegen. Im Mittelalter und in der Neuzeit gab es einen enormen Steinhunger, gerade auch für Mauerverfüllungen und auch für die Sockel von Fachwerkhäusern.
Hohlwege und benachbarte Steinbrüche zeigen die Intensität der Nutzung. Die Bauern fuhren Mist aus, und die Äcker liegen fast immer höher als die Dörfer. Zurück geht's bergab, da sind die Wagen meist nicht leer zurückgekehrt.
 
Vielen Dank für die Antworten.
Die Gelehrten sind sich also einig, dass die Steine einer neuen Verwendung zugeführt wurden.

Jetzt würde mich aber noch interessieren, ob es irgendwo noch eine einigermaßen original erhaltene Limes-Mauer gibt?
 
Fazit: schöne Steine bleiben nicht liegen. Im Mittelalter und in der Neuzeit gab es einen enormen Steinhunger, (...)
(Hervorhebung von mir)

Bei mir um die Ecke sind vor knapp 3 Monaten Erneuerungsarbeiten an einem geschotterten Weg samt Böschungsgestaltung am Waldrand beendet worden. Im Zuge dieser Arbeiten traten auf ca. 1 km Länge haufenweise Natursteine (hier Sandstein) zu Tage. Klötze über etwa 50x50x50 cm wurde zur Einfassung einer nahe gelegenen Quelle verwendet. Alles unter 50x50x50 cm wurde zum Abschluss recht dekorativ auf der noch unbewachsenen Böschung angeordnet.
Gelernt habe ich im Zuge etlicher Spaziergänge während der vergangenen Wochen, dass Steine offensichtlich des Nächtens mobil werden können, denn alles was Faustgröße überstiegen hat ist peu à peu verschwunden. Hunger auf Steine ist demnach auch ein rezentes Phänomen, denn ich vermute mal, dass da so einige Gärten im näheren Umfeld aufgepeppt wurden.
Zur Größenordnung sagte mir der Revierförster, dass es sich um ca. 13-16 m³ Sandsteinbrocken gehandelt haben dürfte, was um die 16-20 t Gewicht entsprochen haben dürfte. In etwa 90 Tagen sind also durchschnittlich ca. 220 kg Sandstein je Nacht auf Wanderschaft gegangen.
 
Nach der Wende erschien ein Buch mit Geschäftsideen für Arbeitssuchende, in welchem auch das Sammeln und der Verkauf von Feldsteinen samt einer Liste von Schätzpreisen enthalten war. Allerdings verschwanden nicht nur Feldsteine, sondern hier auch ein an der Straße stehendes Steindenkmal mit eingeritztem Pflug. Es ist wohl nie wieder aufgetaucht.
 
Hallo Sepiola
Danke für den Link, wenigstens etwas, das die Zeiten überstanden hat.

In Kipfenberg folgt ein Teil der ehemaligen Stadtmauer dem Limesverlauf.
Wahrscheinlich hat man damals einfach die Mauer umfunktioniert.
Hier ein Bild von dieser Stelle, ich denke aber, dass diese Mauer wahrscheinlich nicht die originale Limesmauer ist
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Hier ein Bild von dieser Stelle, ich denke aber, dass diese Mauer wahrscheinlich nicht die originale Limesmauer ist
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Die Mauer wirkt - was natürlich am Winkel liegen kann - sehr schmal. Außerdem scheint sie mir recht unregelmäßig hochgezogen. Ist das Mauerstück nicht eher eine relativ rezente Gartenmauer? Auch die Höhe ist schlecht einzuschätzen... von der Größe der Efeublätter her würde ich mal raten: So um 1,2 m? (Das wäre natürlich kein Argument, Teil des Hadrianswalls an seinen besterhaltendsten Stellen sind auch so um 1,2 m hoch.
 
Hallo
Heute habe ich das Kleinkastell Güßgraben und den Wachturm WP 15/15 besucht.
Der Schuttwall der Mauern der Kleinkastell Güßgraben ist im Wald noch deutlich sichtbar.
(In der Natur ist das Ganze noch deutlich besser zu sehen als auf den Fotos)
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Vom Wachturm WP15/15 ist vor allem der Graben des Holzturm deutlich zu sehen. Auch der Verlauf des Limes ist hier sehr gut zu sehen. Im Gegensatz zu anderen Stellen gibt es hier auch wirklich viele Steine. Wirklich sehr interessant.
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