Theologische Änderung durch spätantike Bekehrungen

Von Gundobad sind keine privaten Burgunder-Truppen und keine burgundischen foederati-Truppen in Ravenna überliefert, soweit ich in Kürze sehe.
Jetzt muss ich nachfragen: hat sich der Burgunderkönig des recht kleinen sapaudischen Burgunderreichs jemals in Ravenna aufgehalten? Womöglich als kurzfristiger de facto Herrscher des gebeutelten/zerfallenen weström. Reich??
...und sein heilig gesprochener Filius schreibt an den Kaiser in Byzanz vester est populus meus...
Das ist verwirrend (wie auch die Unklarheit, ob die Burgunder nun Foederaten, abtrünnig gewordene Foederaten oder gar keine waren)
 
Gundobad war der Sohn des Burgunderkönigs Gundowech, der nach Gundowech regierende Burgunderkönig Chilperich I. war Gundbads Onkel. Der andere mächtige Onkel war der Bruder von Gundowechs Mutter - jener lang 'regierende' weströmische magister militum Rikimer, ein Königsmacher, welcher seit 456 diverse weströmische 'Schattenkaiser' ausrufen bzw. ein- und teils absetzen ließ. Rikimers Eltern entstammten wiederum dem suebischen sowie dem westgotischen Königshaus.

Gundobad tötete 472 in Ravenna im Auftrag seines Onkels Rikimer den weströmischen, vom Oströmischen Kaiser Leo I. 467 ernannten Kaiser Anthemius, nachdem Rikimer 472 Olybrius hatte zu weströmischen Kaiser ausrufen lassen.

Gundobad gehörte also eindeutig zu einer Militär- und königlichen Oberschicht/Elite, sowohl in Ravenna wie im Burgunderreich. Uta Heil bekräftigt Gundobads hohe und römische Bildung, wie eben sein (brieflicher) Austausch mit dem gleichfalls glänzend gebildeten Bischof Avitus von Vienne zeigen kann.

Heil und andere notieren, dass die Burgunder schon seit langem ihren Ursprung bei den Römern sahen. Das Burgunderreich, erst recht unter Gundobad, sei das 'römischste' der germanischen und gotischen Nachfolgereiche gewesen (Heil).

Ob und wie die Burgunder mal 'Foederati' des Römischen Reiches gewesen waren? Sie hatten anscheinend schon eine jahrhundertelang währende, fast schon merkwürdige Identität als Abkömmlinge der Römer gepflegt, lange bevor sie möglicherweise foederati wurden - oder werden wollten? 476 hatte das weströmische Reich geendet, die Jahrzehnte davor gilt es als moribund, defacto von den Heermeistern beherrscht, mit laufend schrumpfendem weströmischen Herrschaftsterritorium. Der Foederati-Status konnte da schon gar keine wirkliche, von Seiten Roms noch erfüllbare vertragliche Vereinbarung darstellen (die Vandalen hatten in den 430er Jahren mit ihrer nordafrikanischen Okkupation einen großen und entscheidenden Steuerabfluß zum kaiserlichen Fiskus in Ravenna abgeschnitten).

Die Quellenlage ist nicht nur beim foederati-Thema mager.
 
Volker Galle (Hrsg), Die Burgunder: Ethnogenese und Assimilation eines Volkes : Dokumentation des 6. wissenschaftlichen Symposiums der Nibelungenliedgesellschaft Worms e.V. und der Stadt Worms vom 21. bis 24. September 2006, Worms 2008.

Hier gehen Helmut Castritius (Die Völkerlawine der Silvesternacht 405 oder 406 und die Gründung des Wormser Burgunderreichs) und Christoph Engels (Gespaltene Persönlichkeiten und verschwundene Völker - das Problem der Archäologie mit multikulturellen Identitäten) auf die Foederatenfrage ein.
Roland Zingg steuert einen Artikel Motive der burgundischen Herkunftsmythen in spätantik-frühmittelalterlichen Quellen bei.
 
Heil und andere notieren, dass die Burgunder schon seit langem ihren Ursprung bei den Römern sahen. Das Burgunderreich, erst recht unter Gundobad, sei das 'römischste' der germanischen und gotischen Nachfolgereiche gewesen (Heil).

Ob und wie die Burgunder mal 'Foederati' des Römischen Reiches gewesen waren? Sie hatten anscheinend schon eine jahrhundertelang währende, fast schon merkwürdige Identität als Abkömmlinge der Römer gepflegt, lange bevor sie möglicherweise foederati wurden - oder werden wollten? (...)
zunächst: toller Beitrag, vielen Dank.
Dennoch fällt es mir Laien schwer, allem inhaltlich zuzustimmen, denn zur Frage, ob überhaupt und wenn wie lange die Burgunden Foederaten waren (und Wert auf offizielle römische Titel - patricius, magister militum usw - legten), lese ich bei Herwig Wolfram "das Reich und die Germanen" was ganz anderes (nämlich dass sie Foederaten waren und darauf Wert legten) --- ich will das jetzt nicht hier ausbreiten, denn es ist nicht das zentrale Thema des Fadens.
Ob wir das besser in einem eigenen Faden/Thema diskutieren sollten?
 
Naja, ich selber wills nicht vertiefen, trägt ja nichts zum großen Thema 'Arianische' oder vielmehr homöische Häretik/Bekenntnisse bei. Substanzielle und länger vertiefe Kenntnisse zu 'Burgunden' und 'römischer Foederati-Status' fehlen mir - also, ich koche auch nur mit Wasser...;)
Nur soviel noch: Inzwischen habe ich diverse Titel abgegrast/überflogen, u.a. auch Wolfram. Was ich selber möglichst nicht mache: Aussagen/Behauptungen ohne ausreichende/überprüfbare/anerkannte Kriterien übernehmen, ich überprüfe alles und jedes anhand der Anmerkungen, Belege und angegebenen Quellen, soweit mir als Laie möglich. Letztlich hängt der Foederaten-Status belastbar (nur) an Aetius' entschiedener und militärischer Reaktion auf die Burgunder-Raubzüge 435/436, soweit ich sehe, als Beleg dafür, dass sie als römische Foederaten galten.
 
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