„Die Frühzeit der Thüringer. Archäologie, Sprache, Geschichte“.
Die Frühzeit der Thüringer. Archäologie, Sprache, Geschichte
Darin findet sich eine sprachwissenschaftliche Untersuchung zu den Runeninschriften von Weimar (aus vorkarolingischer Zeit, Mitte 6. Jahrhundert), hier online nachzulesen:
https://www.idiotikon.ch/Texte/Graf/Thueringer.pdf
Vor weitergehenden Schlussfolgerungen warnt der Autor allerdings:
"Mit dieser knappen Analyse ist noch wenig gewonnen. Auch wenn sprachlich auf Ostgermanisches hindeutende Züge wahrscheinlich gemacht werden können, besagen diese wenig über die Sprache der völkerwanderungszeitlichen Thüringer. Denn letztlich steht hinter jedem Runenzeugnis ein schreibkundiges Individuum, dessen ethnischer und sprachlicher Status (wenn er überhaupt bestimmt werden kann) noch nicht viel aussagt über die Provenienz des beschrifteten Stücks oder über die Sprache und Herkunft der Person, die das beschriftete Stück besessen hat. Sicher ist einzig, dass die Runeninschriften von Weimar in einem kontinentalgermanischen Rahmen zu verorten sind."
Zur Sprachsituation Thüringens zu Beginn des fränkischen Einflusses schreibt Hans Walther,
Namenkunde und geschichtliche Landeskunde. Ein einführender Überblick. Erläuterungen namenkundlicher Fachbegriffe. Auswahlbibliographie zur Namenkunde und Landeskunde Ostmitteldeutschlands. Mit einem kurzen Wegweiser durch das Studium und Beiträgen aus Ostthüringen und Westsachsen. (Leipzig 2003):
Mit Sicherheit ist nun für die Zeit vor dem fränkischen Ausgriff nach Südostsachsen für das Gebiet nördlich von Hainleite, Kyffhäuser, Schrecke und Finne mit einem altniederdeutsch-altsächsischen Sprachstand zu rechnen. Damit verbindet sich die Frage, ob auch das zentrale Thüringen bis zu den Höhen des Thüringerwaldes vor seiner Frankisierung seit a. 531 ursprünglich niederdeutsch sprach und ob entsprechende lautliche Charakteristika dafür in den Namen der zentralthüringischen Orte festzustellen sind. In diesem Zusammenhang spielt die bekannte Schenkungsurkunde des in Würzburg ansässigen Thüringerherzogs Heden von a. 704 (Kopie zwölftes Jahrhundert) für Bischof Willibrord von Utrecht, ausgestellt in castello Virteburch, eine wichtige Rolle. In dieser Urkunde begegnen sowohl hochdeutsche als auch niederdeutsche Namenformen für thüringische Güter. [...] Daß solche älteren nichtverschobenen Namenformen im zentralen Thüringen noch Spuren des altniederdeutschen Sprachstandes dokumentieren, sollen einige Beispiele (siehe Anlage 3) dartun. Auf einige davon hat schon Max Bathe neben Karl Bischoff hingewiesen, doch haben beide bei verschiedenen Fällen nicht berücksichtigt, daß der Schreibgebrauch des Ausstellers (Ausstellungsort, Notar beziehungsweise Schreiber, Tradition und so weiter) zuweilen diesbezüglich in die Irre führt. Beispielsweise bieten die meisten im 12./13. Jahrhundert in den Klöstern Walkenried (bei Nordhausen) und Pforta (Schulpforta bei Naumburg), die beide mit niederrheinischen Zisterziensern besetzt wurden, geschriebenen Urkunden niederdeutsche Graphien, die nicht immer den lokalen thüringischen Dialekten entsprechen. Grundsätzlich ist also bei jeder Urkunde das ganze Beurkundungsgeschäft sorgfältig zu beachten.
So bleiben zunächst auch weiterhin einige noch nicht befriedigend geklärte Fragen zur frühdeutschen Sprachgeschichte Thüringens offen [...]
Namenkunde und geschichtliche Landeskunde. Ein einführender Überblick. Erläuterungen namenkundlicher Fachbegriffe. Auswahlbibliographie zur Namenkunde und Landeskunde Ostmitteldeutschlands. Mit einem kurzen Wegweiser durch das Studium und Beiträgen aus Ostthüringen und Westsachsen. Universitäts-Verlag, Leipzig 2004
Für das eigentliche Thema wäre relevant:
Heinz Rosenkranz, Der Thüringische Sprachraum; Untersuchungen zur Dialekgeographischen Struktur und zur Sprachgeschichte Thüringens, Leipzig 1964.
Das muss ich mir aber selber erst besorgen.