Ich kenne das Buch von Mc Millan. Sie ist die Urenkelin von David Lloyd George und entspreched einseitig ist auch ihre Weltbild.
Der Meinung kann man ja sein.
Die Rolle Großbritanniens bei der Pariser Friedenskonferenz betreffend Deutschland und das Entgegenwirken der britischen Seite gegenüber frannzösischen Vorstellungen wirst du damit allerdings schwerlich wegdiskutieren können.
Wenn du die bei McMillan nicht ernstnehmen willst, kannst du sie auch gerne etwa bei Jörn Leonhard nachlesen in:
"Der überforderte Frieden, Versailles und die Welt 1918-1923", konkret im Kapitel
"7. Verflochtene Agenden: Deutschlands Status, Polens Staat, Frankreichs Sicherheit."
Der Mann ist nicht Urenkel von Lloyd George und genuin britische Positionen wird man ihm auch schwerlich vorwerfen können.
Was Lloyd George selbst angeht, da würde ich mal die Lektüre von Nicholas Lamberts Buch "Planning Armageddon" empfehlen.
Dort wird z.B. eingehend auf die Planung (die bereits um 1905 begann) und Ausführung der Britischen Blockade eingegangen, die laut Wikipedia 763 000 deutschen Zivilisten das Leben gekostet hat:
1. Möchte ich denn wärmstens Empfehlen Planungen eventueller Maßnahmen innerhalb eines Krieges von der Planung eines Krieges an und für sich zu unterscheiden, wenn du dich an dieser Diskussion abarbeiten möchtest im Hinblick auf die Planung britischer Eventualszenarien gab es hier bereits vor einigen Seiten eine entsprechende Diskussion vor allem betreffs Antwerpen, der Schelde und Vlissingen.
2. Selbstredend planten die Stäbe von Admiralitäten und Generalitäten für eventuelle Kriegsszenarien. Das ist deren Aufgabe. Übrigens, kleiner Funfact am Rande: 1905 ist übrigens auch das Jahr, in dem ein gewisser Herr von Schlieffen begann Pläne auszuarbeiten, die darauf hinausliefen Belgien die Niederlande (in den originalen Überlegungen wenigstens hinsichtlich der Provinz Limburg) und Luxemburg zu überfallen, sofern die sich im Eventualfall eines Krieges mit Frankreich deutschen militärischen Wünschen wiedersetzen würden.
Oder mit anderen Worten: So what?
3. Keine Ahnung ob die in Wikipedia genannten Zahlen stimmen. Aber selbst wenn, was wolltest du mir jetzt konkret damit beweisen? Soll man das jetzt aufrechnen, gegen die zivilen Opfer des U-Boot-Krieges, der Beschießung von Scarborough, der Übergriffe in Dinant und Leuven, der Versuche London zu bombardieren etc. oder was ist da jetzt die Intention?
Könnte ich das bitte näher erläutert bekommen?
Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass diese Blockade illegal war.
Hat daran irgendjemand substanzielle Zweifel geäußert?
Es wurde in den Jahrzehnten vor dem Krieg klar festgelegt, was Konterbande ist und was nicht und Lebensmittel für die Zivilbevölkerung gehörten ganz klar nicht dazu.
............ weswegen die Briten bis 1916 im Übrigen auch darauf verzichteten, die Blockade auf Lebensmittel auszudehnen, kannst du übrigens bei Afflerbach ("Auf Messers Schneide") nachlesen (sofern ich das gerade richtig im Kopf habe).
Übrigens war auch vor dem Krieg mal so etwas wie eine Priesenordnung festgelegt worden, an die sich die deutsche Seite in Sachen U-Booten auch nicht so unbedingt immer hielt, dass nur am Rande.
Die Briten hatten nicht das geringste Recht, Deutschland, das vor dem Krieg ein drittel seiner Lebensmittel importierte, von den amerikanischen Getreidelieferungen abzuschneiden und vor der Versenkung der Lusitania kam es deswegen auch zu scharfen Protesten der amerikanischen Regierung in Richtung Großbritannien.
Für dieses Drittel hätte ich ganz gerne einen ausführlichen Beleg. Das erscheint mir schon deswegen unglaubwürdig, weil Deutschland wegen des Überangebots an Lebensmitteln vor dem Krieg sein Agrar-Schutzzollsystem erfinden musste, mit dem man die Russen massiv vor den Kopf stieß um die eigene ostelbische Landwirtschaft rentabel zu halten.
Hätte ein derartiger Mangel vorgelegen, dass Deutschland ein Drittel seiner Nahrungsmittel hätte importieren müssen, wäre das wohl kaum nötig gewsen. Davon abgesehen wäre Deutschland auch kaum in der Lage gewesen den Wegfall von einem Drittel der Lebensmittelversorgung länger als ein paar Monate durchzuhalten.
Diese Angabe stammt mit ziemlicher Sicherheit aus nicht besonders seriöser Quelle.
Es ist richtig, dass Deutschland vor dem Krieg Netto-Importeur von Lebensmitteln war, aber nicht in diesen Ausmaßen.
Ja, die Amerikaner protestierten vor der Lusitania gegen die britische Blockadepraxis, dass ist richtig. Übrigens protestierten sie auch regelmäßig gegen die Missachtung der Priesenordnugn durch deutsche U-Boote.
Lloyd Georg war, anders als Churchill, ein absoluter Hardliner in Sachen Blockade und stimmte allem, was Hankey und Konsorten vorschlugen, vorbehaltlos zu (übrigens war Hankey später ein scharfer Kritiker der Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse, nur mal so nebenbei
https://en.wikipedia.org/wiki/Maurice_Hankey,_1st_Baron_Hankey#Post-war_writings)
Verzeihung, warum hätte diese Art von Kriegsführung irgendwelcher Einflüsterungen bedürfen sollen?
Großbritannien fehlte an Land vollkommen der Zugriff auf Deutschland, die Front in Nordfrankreich und Flandern steckte fest, während Großbritanniens eigene Ressourcen zunehmend angeschlagenn war, dadurch, dass es zunehmend für französische und russische Kredite Bürgeschaften übernehmen und überdies völlig außerplanmäßig ein ansehnliches Landheer finanzieren musste, dass im Militäretat eigentlich nicht vorgesehen war und nur eine begrenzte Zeit finanziell übrhaupt zu tragen war, bevor das zu massiven Problemen führen musste.
Was hätten die Briten deiner Meinung nach in Sachen Strategie tun sollen? Weiter gegen die Schützengräben in Flandern anrennen und ihre Soldaten sinnlos verheizen? Das wäre ja wohl hübsch dämlich gewesen.
War das Illegal und amoralisch? Na klar.
Andereseits, wenn wir ehrlich sind, war dem vorausgegangen:
- Der deutsche Überfall auf Belgien und Luxemburg, der gerade in Dinant und Leuven zu schweren Schäden und zivilen Opfern führte.
- Die immer häufigere Verletzung der Priesenordnung durch deutsche U-boot-Fahrer
- Die Beschießung von Scarborough durch Einheiten der Deutschen Marine
- Die Bombardierung Londons durch deutsche Zeppeline
- Der planmäßige Einsatz von Giftgas, zunächst durch die deutsche Seite bei Ypern etc.
Alles Handlungen, die nach den Maßstäben damaligen internationalen Rechts illegal waren. Und ziemlich Amoralisch würde ich meinen.
Jetzt wäre die Frage zu stellen, kann man einem Akteur im speziellen vorwerfen, nachdem das internationale Seerecht, die Haager Landkriegsordnung und die genfer Konventionen längst in die Binsen gegangen waren, die Eskalationsschraube zum eigenen Vorteil noch etwas weiter zu drehen, zumal auch die andere Seite keine Anstalten machte in Zukunft zimperlicher zu werden, sondern hübsch an neuem, tötlicherem Giftgas arbeitete?
Sehe ich nicht und im übrigen, wenn du bei McMillan Einseitigkeit beklagst, möchte ich sagen, dass ich die von dir betriebene Ausblendung dieses Kontextes für einseitig halte.
Und ja, mein Post hat mit der Eingangsfrage zu tun, denn aus meinen Ausführungen ergibt sich, dass Großbritannien so oder so einen Weg gefunden hätte, in den Krieg gegen Deutschland einzutreten, ganz unabhängig der Frage der belgischen Neutralität. Übrigens haben die meisten Antwort in diesem Thread mit England gar nichts zu tun, aber sie passen halt ins Bild und werden deswegen nicht kritisiert.
1. Aus welcher Ausführung deinerseits soll sich das ergeben? Aus konfusem Herumreiten auf einem Zeitungsartikel aus den 1890er Jahren? Wohl kaum. Daraus, dass die Admiralität und das britische Kriegsministerium für den Eventualfall eines Krieges mit Deutschland auf eine Blockade setzten, was ohnehin das einzige war, was man da tun konnte, weil es an adäquaten Landstreitkräften fehlte? Wohl kaum.
2. Selbstverständlich hätte die britische Regierung, wenn sie gewollt hätte auch ohne Belgien früher oder später irgendeine Gelegenheit gefunden in einen potentiellen Krieg gegen Deutschland einzutreten, wenn das die Position des britischen Kabinetts gewesen wäre. Das ist doch wohl kaum strittig und auch überhaupt nicht das Thema des Fadens. Das Thema des Fadens ist viel mehr die Frage, ob die britische Regierung ohne einen deutschen Übergriff auf Belgien eine Veranlassung gesehen hätte sich in einen potentiellen Krieg mit deutscher Beteiligung einzuschalten. Auf diese Frage gehen deine bisherigen Einlassungenn in keinster Weise ein, die reiten bislang nur auf einem abgeschmackten Zeitungsartikel aus den 1890er Jahren, der seinerzeit keine besonders hohen Wellen geschlagen hat, herum und auf der Tatsache, das ein Land dessen Hauptlandmasse eine Insel bildet, dass eine dementsprechend starke Marine und kaum ein Landheer unterhält im Eventualfall eines Krieges mit dem Einsatz der vorhandenen Marine zwecks einer Blockade plant. Welch Überraschug!