Frankreich war nach der Abmachung von 1902 in der Lage seine militärischen Vorkehrungen gegenüber Italien auf Sparflamme zu kochen; was wohl nicht wirklich im Geist des Dreibundvertrages war.
Frankreichs Interesse war doch Italien aus dem Dreibund herauszubrechen und das gelang letzten Endes mit der bewährten Kreditvergabepolitik. Italien war halt käuflich. Das hat man 1915 dann überdeutlich sehen können.
Hierauf wollte ich noch eingegangen sein.
Das halte ich für den Versuch der Konstruktion unangemessen langer Kontinuitätslinien, der die Umstände des Jahres 1915 nicht in hinreichender Form würdigt:
1. Italien hat keine nennenswerten, abbauwürdigen Kohlevorkommen. Das heißt es war für die Deckung des Energiebedarfs der eigenen Industrie massiv auf Kohleimporte angewiesen.
- Deutschland verringerte seine Exportmengen, weil im Osten und im Westen massiv gekämpft und dafür produziert werden musste.
- Die Kohlereviere Belgiens und Nordfrankreichs lagen mitten in Kriegsgebieten, hier brach die Produktion ein.
- Die Sperrung der Meerengen erwscherte den Import russischer Kohle erheblich.
- Die Briten beginnen sukzessive im Rahmen der eigenen Kriegsanstrengungen neutrale Länder nicht mehr oder nur noch im geringeren Maße mit Kohle zu beliefern und müssen außerdem weitgehend die Unterdeckung des französischen Bedarfs ausgleichen, dessen Defizit sich durch den Verlust der Gebiete an der belgischen Grenze noch erhöht hat.
- Entsprechend klettert der Weltmarktpreis.
- Italiens Kreditrahmen und der seiner Industrie war durchaus endlich, zumal wenn es noch mit dem finanziell deutlich potenteren Frankreich und der französischen Industrie in dieser Hinsicht konkurrieren musste.
Das ist für Italien ein handfestes Problem.
2. Die öffentliche Meinung in Italien selbst:
1915 entwickelt sich der Krieg einmal in einer Weise, dass es den Anschein hat, als könne Italien das Zünglein an der Wage sein und mit wenig Einsatz viel erreichen und das entging auch der Öffentlichkeit nicht, die zunehmend bellezistischer wurde.
Wenn die italienische Regierung 1914 ihre Neutralität beschloss, war das sowohl im Einklang mit dem Dreibundvertrag, als auch mit der Stimmung in der eigenen Bevölkerung, die zu diesem Zeitpunkt eine solche Kriegsbeteiligung ablehnte.
Wenn die italienische Regierung 1915 noch neutral bleiben wollte, musste sie sich in zunehmenden Gegensatz zur eigenen Bevölkerung begeben und hatte auch zunehmend weniger Möglichkeiten den Energieproblemen der eigenen Wirtschaft Abhilfe zu schaffen.
Lies man sich hingegen auf die Entente ein, winkten nichr nur eventuelle territoriale Gewinne, sondern auch die Möglichkeit die dringend benötigten Energieträger wieder im größeren Stil bei der Entente zu kaufen, oder mit von der Entente verbürgten Krediten anderswo, es winkte die Aussicht, dass der Krieg rasch beendet werden könnte und die krieegsbedingten Importschwierigkeiten abnehmen würden.
Außerdem entsprach das auch zunehmend der Meinung der italienischen Öffentlichkeit.