Ist es gerechtfertigt, die von Friedrich II. von Preußen angestrebte Herrschaftsform als „aufgeklärt

1. Du hast Doppelpostings erstellt, ohne auf die Antworten anderer User einzugehen

2. Du erstellst einen extrem minimalistischen Thread, der sich noch nicht einmal die Mühe macht, seine Frage halbwegs korrekt zu formulieren.

Es stellt sich die Frage, Bot, Troll oder wenig Zeit?
 
1. Du hast Doppelpostings erstellt, ohne auf die Antworten anderer User einzugehen

2. Du erstellst einen extrem minimalistischen Thread, der sich noch nicht einmal die Mühe macht, seine Frage halbwegs korrekt zu formulieren.

Es stellt sich die Frage, Bot, Troll oder wenig Zeit?
Ich würde auf die letzte Option - deiner Antwort - eingehen.

Ich habe wenig Zeit.. .
 
Was spricht dafür? Was spricht dagegen?

Außerdem wäre sicher besser gewesen nicht nur eine halb lesbare Frage in den Titel zu schreiben.
 
Ich versuche mal, diesen Thread zu reanimieren:

Friedrich II. von Preußen gilt ja als einer der prominentesten Vertreter des aufgeklärten Absolutismus. Friedrich II. war vor allem zu Beginn seiner Herrschaft durchaus sehr aufgeschlossen für Gedankengut der Aufklärung.

Schon recht früh hat Friedrich 1740 die Folter in Preußen abgeschafft. Sie wurde allerdings nicht vollständig abgeschafft. In Ausnahmefällen wie bei Hochverrat und Mord konnte sie weiterhin eingesetzt werden und gegen Angehörige von Räuberbanden. Das Spießrutenlaufen der Soldaten und andere barbarische Praktiken zählte überhaupt nicht als Folter.

Immerhin hat Friedrich überhaupt etwas gegen Folter getan, auf diesem Gebiet war Preußen tatsächlich den meisten europäischen Staaten um Jahrzehnte voraus. Joseph II., ein anderer bekannter Vertreter des "aufgeklärten Absolutismus" hat das in Österreich erst nach dem Tod seiner Mutter durchgesetzt, und auch die meisten anderen deutschen Länder folgten dem Beispiel Preußens deutlich später-(oder gar nicht).

Friedrich II. duldete andere Religionen in Preußen. Ihm selbst bedeutete Religion nicht viel, im Kreis seiner Tafelrunde hat er sich oft darüber lustig gemacht, doch erkannte er die Bedeutung von Religion an, um Herrschaft zu stabilisieren. In seiner Jugend wollte er jeden nach "seiner Facon" selig werden lassen". er konnte sich vorstellen, Moscheen in Preußen zuzulassen, und katholische Offiziere und Beamte konnten in Preußen Karriere machen. Dennoch konnte keine Rede davon sein, dass in Preußen Religionsfreiheit herrschte, und erst recht nicht waren alle Religionen gleichberechtigt. In der Judenemanzipation ging Joseph II. viel weiter, als Friedrich. In den Städten versuchte Friedrich die Ansiedelung von Juden zu verhindern. Moses Mendelsohn blieb trotz großer Verdienste die Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften verwehrt.

Friedrich, der in seiner Jugend sehr aufgeschlossen war, wurde mit zunehmendem Alter immer starrer und zynischer. Sein Urteil über die deutsche Literatur, die in seinen späteren Jahren sehr lesenswert wurde, war ebenso inkompetent wie ungerecht. Die Geburt der bürgerlichen Komödie verpennte er, Lessings Minna von Barnhelm wurde schnell in Berlin abgesetzt. Lessing und Schiller kannte er wie Immanuel Kant kaum den Namen nach, Goethes Götz von Berlichingen fand er furchtbar, nach dem Vorbild der "schlechten englischen Stücke", womit er wohl die Werke Shakespeares und Marlowes meinte.

Er begrüßte es, wenn die Gazetten vielfältige Beiträge veröffentlichten, lockerte auch die Zensur. Gar zu wörtlich durfte man die Pressefreiheit auch nicht nehmen. Einen Autor, der despektierlich über Friedrich schrieb, ließ er von angeheuerten Leuten zusammenschlagen.

Es hat im 18. Jahrhundert zweifellos eine Reihe von Projekten verwirklicht wurden, die man als aufgeklärt bezeichnen kann, die auch die Lebensverhältnisse großer Teile der Bevölkerung verbessert haben.

Verbesserung der Landwirtschaft, etwa durch Förderung des Kartoffelanbaus, Forcierung des Tabakanbaus, Urbarmachung von Land , Einführung leistungsfähigerer Haustierrassen, Allgemeine Schulpflicht, Förderung der Universitäten. Verbesserung des Rechtssystems

Die Reformen des aufgeklärten Absolutismus haben im 18. Jahrhundert in vielen deutschen Ländern die Notwendigkeit einer Revolution vielleicht überflüssig gemacht. Dennoch fielen die Reformen sparsam aus, sei es in Preußen, sei es in Österreich oder den deutschen Ländern, die von weltlichen und geistlichen Fürsten nach den Prinzipien des aufgeklärten Absolutismus regiert wurden.

Ob ein Herrscher Flöte spielte, mit Voltaire korrespondierte oder in einer Tafelrunde sich zu humanitären, aufgeklärten Werten bekannte, hatte wenig Auswirkung auf die tatsächlichen Herrschaftsverhältnisse. Für seine Armee, für das Offizierskorps war Friedrich auf die preußischen Junker angewiesen, und als Anreiz, dass die in den Staatsdienst als Offiziere und Beamte eintraten, ließ er dem Adel große Privilegien. Ein selbstbewusstes Bürgertum hatte unter solchen Voraussetzungen Schwierigkeiten, sich zu entfalten.

Die Aufklärung war eine Strömung, die prinzipiell allen Menschen galt. Kant fragte "Was ist Aufklärung- und er sagte, Aufklärung sei der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist die Unfähigkeit sich seines Verstandes ohne fremde Leitung zu bedienen.

Viel mehr, als etwas schreiben und rechnen und natürlich der Katechismus-das war es aber dann auch schon, was "aufgeklärte" Herrscher wie Friedrich II., Joseph II., Katherina und ein paar Reichsfürsten ihren Untertanen an Aufklärung zugestanden.

Trotz allem aber würde ich Friedrichs Regentschaft als aufgeklärt bezeichnen. Allein schon die Abschaffung der Folter qualifiziert ihn dazu, und auf diesem Gebiet war Preußen tatsächlich anderen deutschen Ländern, aber auch im europäischen Vergleich, um Jahre, wenn nicht Jahrzehnte voraus.
 
Friedrich II. duldete andere Religionen in Preußen.

War das in seiner Zeit tatsächlich noch eine so große Leistung?

Die erzwungene Durchsetzung einer anderen Religion in einem Territorium, habsburgische Erblande ausgenommen, als Option war doch mehr oder minder mit dem westfälischen Frieden entfallen.
Wenn ich mich da nicht täusche gab es da doch eine entsprechende Stichtagsregelung, nach der der Verusch danach einen Religionswechsel der Untertanen zu erzwingen ein Bruch mit dem System von 1648 dargestellt hätte?

Darin, dass der Landesherr sich eine andere Konfession zulegte, als die Untertanen und deren Praktizieren der gewohnten Konfession allerdings weiterhin duldete, hatte ja mindestens Sachsen inzwischen nachgezogen, nachdem August der Starke und Friedrich August II. den katholischen Glauben angenommen hatten um Könige von Polen werden zu können.

Selbst Habsburg hatte ja 1648 den schlesischen Protestanten die Errichtung und den Unterhalt der "Friedenskirchen" in Glogau, Jauer und Schweidnitz zugestanden und de facto ließ man der Bevölkerung in den schlesischen und nordbömischen Grenzgebieten dadurch, dass man die Praxis der "Grenzkirchen" nicht in letzter Konsequenz unterbund der dortigen protestantischen Bevölkerung die Möglichkeit im Land zu bleiben und ihre Religion im sächischen oder brandenburgischen Ausland zu praktizieren.

Das waren natürlich keine allgemeingültigen Regelungen, sondern regionalspezifische Ausnahmen und regionalspezifischer Verzicht darauf den Katholizismus durchzuboxen, aber völlige Intoleranz anderer Konfessionen war es auch nicht.
Ich bin mir da auch gerade nicht sicher, wie Habsburg religionspolitisch eigentlich mit den in den Friedensschlüssen von Karlowitz und Passarowitz zugewonnenen Gebieten umging, Stichwort Transsylvanische Protestanten und Orthodoxe Südslawen, verfuhr
Versuchte man hier eigentlich eine radikale Rekatholisierung durchzuziehen? Weiß ich gar nicht.


Mir scheint das Akzeptieren anderer Religionen, als derer des Herrschers zu Friedrichs Zeiten nicht mehr als eine so große Leistung.


Was ich persönlich für einen wichtigen Schritt im Sinne der Aufklärung empfinde, ist vor allem auch die Abschaffung der Leibeigenschaft, zumindest sofern es die Krongüter betrifft, auch wenn er das auf Ebene des gesamten Landes gegen den Adel nicht durchsetzen konnte.

Gerade die gesonderte Machstellung des Adels, lässt für mich allerdings doch die Frage offen, inwiefern sich beim friderizianischen Preußen tatsächlich von Absolutismus sprechen lässt, in dem Sinne, dass die Herrschaft nicht wie in Frankreich weitgehend durch den bürokratischen Apparat organisiert wurde.

Ich würde dazu neigen Friedrichs Herrschaft durchaus als "aufgeklärt" zu bezeichnen, was ich mich allerdings Frage, ist ob diese Herrschaft tatsächlich nicht am Ende doch eher eine Hybridform zwischen fragmentierter, ständischer und absolutistischer Herrschaft war.
 
War das in seiner Zeit tatsächlich noch eine so große Leistung?

Die erzwungene Durchsetzung einer anderen Religion in einem Territorium, habsburgische Erblande ausgenommen, als Option war doch mehr oder minder mit dem westfälischen Frieden entfallen.
Wenn ich mich da nicht täusche gab es da doch eine entsprechende Stichtagsregelung, nach der der Verusch danach einen Religionswechsel der Untertanen zu erzwingen ein Bruch mit dem System von 1648 dargestellt hätte?

Darin, dass der Landesherr sich eine andere Konfession zulegte, als die Untertanen und deren Praktizieren der gewohnten Konfession allerdings weiterhin duldete, hatte ja mindestens Sachsen inzwischen nachgezogen, nachdem August der Starke und Friedrich August II. den katholischen Glauben angenommen hatten um Könige von Polen werden zu können.

Selbst Habsburg hatte ja 1648 den schlesischen Protestanten die Errichtung und den Unterhalt der "Friedenskirchen" in Glogau, Jauer und Schweidnitz zugestanden und de facto ließ man der Bevölkerung in den schlesischen und nordbömischen Grenzgebieten dadurch, dass man die Praxis der "Grenzkirchen" nicht in letzter Konsequenz unterbund der dortigen protestantischen Bevölkerung die Möglichkeit im Land zu bleiben und ihre Religion im sächischen oder brandenburgischen Ausland zu praktizieren.

Das waren natürlich keine allgemeingültigen Regelungen, sondern regionalspezifische Ausnahmen und regionalspezifischer Verzicht darauf den Katholizismus durchzuboxen, aber völlige Intoleranz anderer Konfessionen war es auch nicht.
Ich bin mir da auch gerade nicht sicher, wie Habsburg religionspolitisch eigentlich mit den in den Friedensschlüssen von Karlowitz und Passarowitz zugewonnenen Gebieten umging, Stichwort Transsylvanische Protestanten und Orthodoxe Südslawen, verfuhr
Versuchte man hier eigentlich eine radikale Rekatholisierung durchzuziehen? Weiß ich gar nicht.


Mir scheint das Akzeptieren anderer Religionen, als derer des Herrschers zu Friedrichs Zeiten nicht mehr als eine so große Leistung.


Was ich persönlich für einen wichtigen Schritt im Sinne der Aufklärung empfinde, ist vor allem auch die Abschaffung der Leibeigenschaft, zumindest sofern es die Krongüter betrifft, auch wenn er das auf Ebene des gesamten Landes gegen den Adel nicht durchsetzen konnte.

Gerade die gesonderte Machstellung des Adels, lässt für mich allerdings doch die Frage offen, inwiefern sich beim friderizianischen Preußen tatsächlich von Absolutismus sprechen lässt, in dem Sinne, dass die Herrschaft nicht wie in Frankreich weitgehend durch den bürokratischen Apparat organisiert wurde.

Ich würde dazu neigen Friedrichs Herrschaft durchaus als "aufgeklärt" zu bezeichnen, was ich mich allerdings Frage, ist ob diese Herrschaft tatsächlich nicht am Ende doch eher eine Hybridform zwischen fragmentierter, ständischer und absolutistischer Herrschaft war.

Nach dem Widerruf des Ediktes von Nantes haben Preußen und andere protestantische Staaten wie Hessen- Kassel den Hugenotten tatsächlich sehr großzügig Hilfe geleistet. Natürlich gewannen Preußen und Hessen einiges an Know How und leistungsfähige, loyale Steuerzahler dazu.

Den neuen Bürgern wurde großzügig Wohnraum zugewiesen, teilweise regte sich Protest der alteingesessenen Bevölkerung, weil in Hessen Hugenotten teilweise vom Militärdienst und von Einquartierungen befreit wurden.

Als Friedrich Wilhelm I. von Preußen die Salzburger Emigranten in Preußen aufnahm, hat er sich tatsächlich von vor allem aus christlichen-karitativen Motiven und nicht(nur) aus Nützlichkeitserwägungen dazu entschlossen.

Die Hugenotten und Salzburger und ihre Nachfahren haben das Preußen nicht vergessen. Im Hinblick auf andere christliche Konfessionen mochte Preußen vergleichsweise tolerant gewesen sein. Wenn man sich aber die Lebensverhältnisse der Juden ansieht, relativiert sich doch das Bild zu Ungunsten von Preußen und seinem großen Friedrich. In der Judenemanzipation ging Kaiser Joseph II. viel weiter, als Friedrich. Josephs Mutter hatte trotz ihrer Frömmigkeit kein Problem, in Winterskälte Ausweisungsdekrete gegen Juden durchzuziehen. Friedrich erschwerte Juden die Niederlassung in Städten und war sehr erfinderisch, sie zur Kasse zu bitten. Moses Mendelsohn blieb trotz seiner Verdienste der Zugang zur Akademie der Wissenschaft verwehrt.
Friedrich sagte einmal, er wolle Moscheen in Preußen bauen. Eigentlich aber war ihm Religion herzlich gleichgültig, obwohl er in späteren Jahren die Bedeutung von Religion bei der Herrschaftsstabilisierung erkannte.
 
Friedrich, Mensch der Widersprüche: der die silberne Flöte liebte und die Bajonette, sich dieses Zauberschlösschen als ein Versteck vor seinen Sorgen baute, aber Jahre hindurch im Zelt am Rand der Schlachtfelder schlief, der die Menschen von der Folter erlöste und sich zwischen Hunden begraben ließ, der Sprache liebte, aber nicht die seine, sondern eine, in der er nie fehlerhaft zu schreiben vermochte, der alles für sein Land gab, welches ihm freilich nicht mehr als sein ererbter Familienbesitz war.
Und der von Jugend auf hören musste, dass seine Pflicht auf Erden zunächst die Zeugung eines Erben sei, sich aber vor den Frauen grauste. Wie kann so jemand mit sich und mit der Welt ins Reine kommen?
 
Nach dem Widerruf des Ediktes von Nantes haben Preußen und andere protestantische Staaten wie Hessen- Kassel den Hugenotten tatsächlich sehr großzügig Hilfe geleistet. Natürlich gewannen Preußen und Hessen einiges an Know How und leistungsfähige, loyale Steuerzahler dazu.

Ja schon, nur stellt sich mir im Hinblick auf die Bewertung die Frage, ob die Religionspolitik in Preußen in dieser Zeit als besonders fortschrittlich zu betrachten ist oder aber ob es nicht viel mehr so ist, dass sich gerade die Politik Louis XIV. ziemlich reaktionär ausnahm, was das betrifft.
Mal davon ab, dass der Widerruf des Edikts von Nantes 1685 stattfand und der Großteil der Hugenotten damit lange vor Friedrich II. Herrschaftsantritt gekommen sein dürfte, das fand ja mehr in den Zeiten seines Großvaters statt.
 
Zurück
Oben