Schloss-Wiederaufbau - ein deutscher Trendsport?

Dieses Argument gilt ja schon seit Jahren als größtmöglichste dümmliche Vereinfachung von komplexen Sachverhalten.
Die Vereinfachung eines komplexen Sachverhalts war eigentlich dieses hier:

Auffällig ist hierbei wieder, mit welchem Hass sich Vertreter der politischen Linken in Deutschland gegen alles historische wenden.
Ich glaube nicht, dass derjenige, der mit einer solchen Vereinfachung ins Thema startet, in der Position ist, jemand anderen die „größtmöglichste dümmliche Vereinfachung“ vorzuwerfen.
(Wenn du einem Deutschlehrer ans Bein pinkelst, solltest du nicht mit einem „Hypersuperlativ“ ankommen.)

Interessant wie flexibel Deine Argumentation ist. Während der Wiederaufbau der Paulskirche sakrosankt für dich ist, ist beim Reichstag es anscheinend gar kein Problem, dass Sir Norman Foster die Nachrkiegsmoderne von Paul Baumgarten emotionslos abgeräumt hat. So führst du oben aus:
Offenbar hast du meine Argumentation nicht verstanden. Also zunächst einmal - sofern du sakrosankt nicht eh falsch verwendest - sehe ich nicht, dass ich irgendetwas für „sakrosankt“ erklärt hätte. Ganz im Gegenteil: ich wies daraufhin, dass es nicht die eine richtige Lösung gibt und dass es Unsinn ist, hier im Sinne der einen richtigen Lösung zu ideologisieren.
Bzgl. der erwähnten Bauten habe ich extra die verschiedenen Lösungen aufgezeigt:
1.) Leipziger Universitätskirche: moderner Neubau am traditionellen Ort
2.) Gedächtniskirche: Turmruine und moderner Bau fast ineinander verwoben
3.) Paulskirche: weitgehend der alte Bauköper mit modernem Inneren
4.) Reichstag: moderne Reminiszenzen an vergangene Gebäudeteile, ohne den Eindruck zu erwecken, das Gebäude sei geschichtslos
5.) Frauenkirche DD, weitestgehende Rekonstruktion des barocken Baus, dass die Kirche wiedererrichtet wurde, sieht man vor allem an den unterschiedlichen Farben des Sandsteins hell (neu) und schwarz (alt).

Also was denn nun, wo bleibt der Aufschrei gegen dieses Frevelei? Komisch, komisch
Komisch sind
a) deine seltsamen Interpretationen dessen, was ich geschrieben habe
b) deine aggressiver Stil

Vorsicht, daraus lässt sich ja sonst ableiten, das ein moderner Umbau eines internationalen Stararchitekten immer erlaubt ist, ein historischer aber nicht? Gibt es schon wieder Berührungsängste mit der Historie?
Ein „historischer Umbau“ ist ein Umbau der in der Vergangenheit liegt. Ggf. schwingt dabei noch ein Bewertung mit: besonders gut/schlecht gelungen. Was du meinst, ist die Rekonstruktion des historischen Zustands.
Und bzgl. dieser hast du die Problematik offenbar nicht verstanden oder aber ignorierst sie bewusst.

Wir reden hier nicht über Ruinen und Lost Places, sondern über in Nutzung stehende Gebäude. Diese haben eine Geschichte. Diese drückt sich in ihrem architektonischen Zustand aus. Einen zum Ideal erklärten „Urzustand“ wiederherzustellen ist eine Entscheidung, die man treffen kann, ist aber eben auch architektonischer Ausdruck davon, dass man einen Teil der Geschichte negiert oder geringschätzt.

Bleiben wir bei der Paulskirche. Diese wurde im WKII zerstört und 1948 innen modern, schlichter als zuvor, wieder hergerichtet.
Ginge man jetzt hin und würde die alte klassizistische Innenausstattung wieder herrichten, würde man die wechselhafte Geschichte dieses Gebäudes ausradieren. Also nix „Berührungsängste“ (wie kommt man überhaupt auf so einen blödsinnigen Vorwurf?). Klar kann man sich für die Wiederherstellung des alten klassizistischen Baus entscheiden. Aber was gibt man damit für eine Zeugnis ab über die Wertschätzung der bundesrepublikanischen Geschichte?
 
Zuletzt bearbeitet:
(kleine Digression)
(Wenn du einem Deutschlehrer ans Bein pinkelst, solltest du nicht mit einem „Hypersuperlativ“ ankommen.)
ein krasser "Hypersuperlativ" kommt ohne Rücksicht auf alle Deutsch-Pädagogen bei Robert Schumann vor: erst wird angewiesen so schnell wie möglich und ein paar Takte später noch schneller :D
 
Heißt das nicht allgemein Allegro con brio?
"so schnell wie möglich" wäre prestissimo oder presto possibile - aber Schumann verwendete den quasi "Hypersuperlativ" nicht mit italienischer Tempobezeichnung, sondern auf deutsch, und der Witz ist halt das finale, sprachlich eigentlich unmögliche noch schneller
(für Puristen, die es ganz genau wissen wollen: Schumann Sonate Nr.2 erster Satz - "so rasch wie möglich (Viertel MM = 144)" - "schneller" - "noch schneller")
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Jahre 1947 wurde der Nobelpreisträger Hermann Hesse gefragt, ob man das Frankfurter Goethehauses rekonstruktieren sollte. Er bejahte ganz entschieden. Diverse Architekten waren dagegen und der damalige Publizist Dirks verstieg sich zu der Behauptung den originalgetreue Wiederaufbau "als zentrale Lüge" und das "Goethe durch den Geist seiner Werke mitverantwortlich für die Zerstörung des Hauses sei."

Hesses Votum setzte sich durch. Hier waren also Manpower und Mittel vorhanden.
 
Ein „historischer Umbau“ ist ein Umbau der in der Vergangenheit liegt. Ggf. schwingt dabei noch ein Bewertung mit: besonders gut/schlecht gelungen. Was du meinst, ist die Rekonstruktion des historischen Zustands.
Und bzgl. dieser hast du die Problematik offenbar nicht verstanden oder aber ignorierst sie bewusst.

Ich habe deutlich differenzierter geantwortet, leider gehst du auf die Argumentation nicht ein, sondern bleibst wolkig und letztlich auch beliebig.

Wir reden hier nicht über Ruinen und Lost Places, sondern über in Nutzung stehende Gebäude. Diese haben eine Geschichte. Diese drückt sich in ihrem architektonischen Zustand aus. Einen zum Ideal erklärten „Urzustand“ wiederherzustellen ist eine Entscheidung, die man treffen kann, ist aber eben auch architektonischer Ausdruck davon, dass man einen Teil der Geschichte negiert oder geringschätzt.


Also sind wir schon wieder bei Paul Baumgarten und Sir Norman Foster. Und nun?
Wobei der Teil, dass man einen Teil der Geschichte negiert oder geringschätzt auch wieder eine Unterstellung ist.
 
1.) Leipziger Universitätskirche: moderner Neubau am traditionellen Ort
2.) Gedächtniskirche: Turmruine und moderner Bau fast ineinander verwoben
3.) Paulskirche: weitgehend der alte Bauköper mit modernem Inneren
4.) Reichstag: moderne Reminiszenzen an vergangene Gebäudeteile, ohne den Eindruck zu erwecken, das Gebäude sei geschichtslos
5.) Frauenkirche DD, weitestgehende Rekonstruktion des barocken Baus, dass die Kirche wiedererrichtet wurde, sieht man vor allem an den unterschiedlichen Farben des Sandsteins hell (neu) und schwarz (alt).

Um mal ein Verständnisproblem zu klären:
Bei der Paulskirche geht es im Jahr 2022 nicht darum, einen durch den Krieg zerstörten Bau wiederherzustellen oder andersartig zu nutzen. Konkret geht es darum, ob ein bereits wiederhergestellter Bau, wieder in einen anderen Zustand überführt werden kann/darf/soll etc etc... Es ist ja schön und gut, dass es in der Vergangenheit verschiedene Möglichkeiten gegeben hat, aber das ist ja gar nicht der Punkt der Diskussion.

Ich glaube hier liegt dein Verständnisproblem. Wir sind schon einen Schritt weiter.
Die Paulskirche kann letztlich nur verglichen werden mit dem Reichstag. Denn er hatte ja schon eine eigene Form in der Nachkriegsästhetik bekommen. Hier wurde die Nachkriegsgestaltung ohne große Debatte abgeräumt.
 
Die Paulskirche kann letztlich nur verglichen werden mit dem Reichstag. Denn er hatte ja schon eine eigene Form in der Nachkriegsästhetik bekommen. Hier wurde die Nachkriegsgestaltung ohne große Debatte abgeräumt.
Den Reichstag in den 80ern habe ich als kahlen leeren Raum in Erinnerung, der freilich, so der Fremdenführer, "innerhalb von 24 Stunden bestuhlt werden" könne, wenn nämlich plötzlich die gesamtdeutschen Parlamentarier in Berlin einträfen. Der Reichstag musste innen auf jeden Fall vollkommen neu gestaltet werden, damit er als modernes Parlamentsgebäude zu gebrauchen war, das ist der Unterschied zur Paulskirche.
 
Um mal ein Verständnisproblem zu klären:
Bei der Paulskirche geht es im Jahr 2022 nicht darum, einen durch den Krieg zerstörten Bau wiederherzustellen oder andersartig zu nutzen. Konkret geht es darum, ob ein bereits wiederhergestellter Bau, wieder in einen anderen Zustand überführt werden kann/darf/soll etc etc... Es ist ja schön und gut, dass es in der Vergangenheit verschiedene Möglichkeiten gegeben hat, aber das ist ja gar nicht der Punkt der Diskussion.

Der Punkt der Diskussion ist, dass du a) der Gestaltung von 1947/8 ihren Wert absprichst und b) die ganze Geschichte politisierst, dabei deinem vermeintlichen politischen Opponenten Hass oder wenigsten Berührungsängste mit der Geschichte unterstellst. Dabei übersiehst du, dass auch die Gestaltung von Rudolf Schwarz eine historische ist und den schnörkellosen Geschmack der Nachkriegszeit entspricht, mit seiner Gestaltung ist ihm ein feierlicher heller Raum gelungen. Rudolf Schwarz hat 1947 eine Ruine wieder als Feierstätte nutzbar gemacht. Die Wiederherstellung eines durch den Krieg zerstörten Zustands setzt voraus Rudolf Schwarz‘ Werk zu zerstören.

Die Paulskirche kann letztlich nur verglichen werden mit dem Reichstag. Denn er hatte ja schon eine eigene Form in der Nachkriegsästhetik bekommen. Hier wurde die Nachkriegsgestaltung ohne große Debatte abgeräumt.
Nein, denn das hieße ja wieder, dass es nur die eine korrekte Lösung gäbe.

Wenn man sich im Trendsport des Wiederaufbaus nicht mehr existenter Gebäude engagiert, muss man sich genau gewahr sein, warum man das macht. Was will man mit dem Wiederaufbau oder mit der Wiederherstellung eines früheren Zustands/Stadtbilds erreichen?
Der Wiederaufbau verschwundener historischer Gebäude oder der Umbau zu einem historischen Zustand ist immer auch hochgradig symbolisch. Das ist nicht bloß eine eine Rekonstruktion, das muss man begründen, umso mehr, wenn nicht eine Ruine wieder instandgesetzt wird, sondern ein Gebäude in gut funktionierendem Zustand (die Paulskirche in ihrem heutigen Zustand ist ja auch ästhetisch ansprechend) mit eigenem historischen Wert zerstört werden muss, um die Rekonstruktionsvorhaben umsetzen zu können.

Was z.B. will man mit dem Wiederaufbau des preußischen Königsschlosses zu Berlin (zumindest als dreiseitige Fassade) der bundesdeutschen Bevölkerung mitteilen? Dem Teil der gelernten DDR-Bürger hat man jedenfalls - so zumindest fühlen es viele unabhängig von ihren politischen Präferenzen - vielleicht sogar ohne, dass das die Aussageabsicht war - vermittelt, dass ihre partikuläre Geschichte mit dem Palast der Republik im Zentrum wertlos sei. Klar, der Bau war asbestverseucht und vermutlich tatsächlich nicht mehr zu retten. Ich persönlich fand Erichs Lampenladen auch nicht schön. Aber ich habe ja auch keine Erinnerungen als Ostberliner an Kultuveranstaltungen darinnen. Zu jung und zu Wessi.

Oder nehmen wir die Garnisonskirche. Der Ruine wurde gewissermaßen von Ulbricht, dem alten Kulturbanausen, höchstpersönlich der Garaus gemacht. Aber was symbolisiert eigentlich der Wiederaufbau eines Gebäudes, welches im kollektiven Bewusstsein in erster Linie mit dem Tag von Potsdam verknüpft ist?

Und wo ziehen wir eigentlich die Grenzlinie ab wann historische Substanz wertiger und weniger wertig ist?
Müssen wir die Paulskirche vielleicht abreißen, um die alte Barfüßerkirche wieder herzurichten?
Ich bin viel in Andalusien unterwegs. Wenn ich an die Alhambra denke, dann ist darin der Palast Karls V., nie fertiggestellt, ein Kubus, der sehr offensichtlich einen Fremdkörper in dem filigranen Bauwerk darstellt. Für ihn hat man Teile der Nasridenpaläste niedergelegt. Soll man den Renaissance-Palast mit seinen in Stein gemeißelten Darstellungen von Schlachten jetzt abreißend und die zerstörten Teile der Nasridenpaläste wieder herrichten?
Oder nehmen wir die Kathedrale von Córdoba: mitten hineingebaut in den Säulenwald der Ummayyadenmosche, deren Einheit sie zerstört. Soll man sie jetzt abreißen, mit ihren Abteilen aus Gotik, Renaissance und Barock? Oder stellt man in Rechnung, dass die Moschee wahrscheinlich nur deshalb noch steht, weil man die Kathedrale mitten hineingebaut hat? Oder rekonstruiert man den Vorgängerbau der Moschee, eine dem Hl. Vinzenz geweihte Kirche? Geht man noch weiter zurück, auf den mutmaßlichen Jupitertempel an demselben Ort?
Die Reales Alcazares von Sevilla: darin finden wir Überreste des Taifa-Palastes aus dem 11. Jhdt. Im Mudejar-Stil errichtet wurde der Palast Peters des Grausamen. Umbauten gab es zur Hochzeit Karls V. und zuletzt im großen Stil im 19. Jhdt. Wo machen wir den Cut? Bei welchen Gebäudeteilen erkennend wir den historischen Wert an und bei welchen negieren wir diesen?
 
Der Punkt der Diskussion ist, dass du a) der Gestaltung von 1947/8 ihren Wert absprichst
Falsch, hier stehen 2 verschiedene Zustände in einem Konkurrenzverhältnis.
Wenn Frank Walter Steinmeier den alten Zustand besser findet, dann schreib ihm doch einen Brief und versuche ihn zu überzeugen.



und b) die ganze Geschichte politisierst, dabei deinem vermeintlichen politischen Opponenten Hass oder wenigsten Berührungsängste mit der Geschichte unterstellst.

Dein Problem ist glaube ich, dass du gar nicht in der Baudebattw versiert bist.
Bitte schau dir die Preisträger des Natursteinpreises der letzten 20 Jahre mal an. Christoph Mäkler hatte mit dem Lindencorso den ersten Bau in der Nachkriegszeit gebaut mit einer Natursteinfassade.
das ist ein Beispiel für die Berührungsängste. Und machen wir uns nichts vor, bei vielen fehlt auch die Kompetenz.

Dabei übersiehst du, dass auch die Gestaltung von Rudolf Schwarz eine historische ist und den schnörkellosen Geschmack der Nachkriegszeit entspricht, mit seiner Gestaltung ist ihm ein feierlicher heller Raum gelungen. Rudolf Schwarz hat 1947 eine Ruine wieder als Feierstätte nutzbar gemacht. Die Wiederherstellung eines durch den Krieg zerstörten Zustands setzt voraus Rudolf Schwarz‘ Werk zu zerstören.

ist alles richtig, aber dann beschäftige dich auch mit dem Zustand der Vorkriegszeit. EinVergleich funktioniert immer nur, wenn man beide Seiten sich angeschaut hat.


Nein, denn das hieße ja wieder, dass es nur die eine korrekte Lösung gäbe.
Behauptet niemand.

Wenn man sich im Trendsport des Wiederaufbaus nicht mehr existenter Gebäude engagiert,
Trendsportart halte ich als Begriff für eine Übertreibung.

Bei welchen Gebäudeteilen erkennend wir den historischen Wert an und bei welchen negieren wir diesen?

Du führst die Debatte so als ob wir in Polen wären. Dort rekonstruiert man ja ausschließlich Gebäude die in das nationale Geschichtsbild passen und lässt sogar erhaltene Bausenkmäler aus der Zeit von Österreich Ungarn demolieren um sie in ein passendes Geschichtsbild zu fügen.

Derartiges fordert in Deutschland kein Mensch. Von daher bitte keine Unterstellungen.
 
Du führst die Debatte so als ob wir in Polen wären. Dort rekonstruiert man ja ausschließlich Gebäude die in das nationale Geschichtsbild passen und lässt sogar erhaltene Bausenkmäler aus der Zeit von Österreich Ungarn demolieren um sie in ein passendes Geschichtsbild zu fügen.
in Polen finden sich Baudenkmäler (sic) verschiedener "nichtpolnischer" Herkunft: französische (napoleonische Zitadellen-Umwallung in Modlin), russische (Festungen Nowogeorgiewsk, Osowiec, Lomza, Iwangorod u.a.), preussische bzw. deutsche aus dem Kaiserreich (Festungen Thorn, Posen, Swinemünde, Breslau u.a.) und österreichische (Festung Krakau) sowie deutsche aus der Nazizeit (zahlreiche Bunker, u.a. ein Eisenbahnbunker) - diese sind, wo sie nicht ohnehin Ruinen sind, oftmals erstklassig museal hergerichtet und dokumentiert, gepflegt. dasselbe gilt auch für historische Verwaltungsgebäude etc der drei "Fremdherrschaften".
Polen ist kein passendes Beispiel für das, was du sagen willst.
(nebenbei: die Festungsanlagen, auch Bunker, sind mittlerweile Bestandteil der Kunsthistorie)
 
Polen ist kein passendes Beispiel für das, was du sagen willst.
Da muss ich aber auch eine Lanze für die polnische Rekonstruktion von Baudenkmälern brechen:
Das sogenannte Olympiastadion in Breslau/Wrocław ist ein Beispiel dafür. Es wurde 1926-28 gebaut und in den 30er erweitert. Es fanden dort niemals Olympische Spiele statt. Die Architektur gewann aber bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles den dritten Platz in den Kunstwettbewerben. Es wurde 2015-17 saniert.

Bereits in sozialistischer Zeit wurde der Ring in Breslau rekonstruiert; ebenso die Friedenskirchen in Schlesien (im katholischen Polen), die Österreich der protestantischen Minderheit zugestand, sofern man auf Stein und Ziegel beim Bau verzichtete,
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und die Rechtsstadt von Danzig , bei der auch kein Hehl aus der hanseatischen Vergangenheit gemacht wird, um nur einige Beispiel zu nennen, bei denen es nicht um Darstellung eines polnischen, nationalen Geschichtsbild geht.
Wenn ich das mit dem westdeutschen Wiederaufbau von Innenstädten nach dem Krieg vergleiche - in Frankfurt/M die Zeil z.B. oder die Königsstraße in Kassel mit ihren funktionalen Betonbauten - gefallen mir persönlich die polnischen Rekonstruktionen mit ihrem historischen Anspruch sehr viel besser.

Beim Berliner Stadtschloß bin ich gespaltener Meinung. Es stellt sich dort die Frage, welchen historischen Zustand man versuchen will, nahe zu kommen - dem Ursprungsentwurf von Eosander aus dem 18.Jahrhundert, dem Zustand, mit Bernsteinzimmer oder dem Zustand vom 19. Jahrhundert als eine 70 Meter hohe Kuppel eingefügt wurde?
 
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Falsch, hier stehen 2 verschiedene Zustände in einem Konkurrenzverhältnis.
Nein, die Zustände stehen nicht in Konkurrenz zueinander, denn der eine ist und der andere war.
Es gibt weder vom Zustand der gegenwärtigen Gestaltung noch von seiner grundsätzlichen Würdigkeit her, die Notwendigkeit die Einheit des Ensembles der Paulskirche mit der schlichten, klaren Eleganz ihrer Innenräume zu zerstören.
Wenn das Gebäude im Stil des Brutalismus ausgeführt wäre wäre ja noch zu verstehen, dass sich Geschmäcker an seiner Gestaltung störten. Aber die Einrichtung ist elegant. Und selbst ein Gebäude im Stil des Brutalismus ist aus denkmalschützerischer Perspektive schützenswert.

Wenn Frank Walter Steinmeier den alten Zustand besser findet, dann schreib ihm doch einen Brief und versuche ihn zu überzeugen.
Ich weiß nicht, warum du dich hinter Steinmeier versteckst. Ist das ein verunglücktes Autoritätsargument?
Es ist ja nicht so, dass Steinmeier in dieser Frage eine Entscheidungsbefugnis hätte. Er darf natürlich eine Meinung zu dem Thema haben, so wie du oder ich. Ob er seine Meinung dann präsidial oder privat vertreten sollte, darüber kann man sicherlich diskutieren.

Dein Problem ist glaube ich, dass du gar nicht in der Baudebatte versiert bist.
Das ist ja hier fast wie nach dem Lehrbuch. Nach dem argumentum ad verecundiam ("X sagt auch Persönlichkeit P") kommt das argumentum ad hominem ("du hast Defizit Z und kannst daher nicht mitreden").

Die tatsächliche Frage ist doch, ob es sich hier um eine Expertendiskussion handelt, also etwa Statik oder die Frage nach geeigneten Baumaterialien, oder um eine Debatte, die gesellschaftlich geführt werden muss (Ästhetik, Symbolik, Geschichtsbewusstsein - zu letzterem behauptest du, dass von dir als politisch „links“ gelesene Menschen Berührungsängste hätten, lässt es dabei aber gleichzeitig selbst an Geschichtsbewusstsein missen, was du durch deine Geringschätzung ganzer Epochen offenbar machst.).

Wir können auch gerne mal in die Geschichte von Reformation und Gegenreformation schauen.
Viele Reformatoren haben, den Bibelvers „du sollst dir kein Bild machen“ und die Ablehnung der katholischen Heiligenverehrung im Kopf die Kirchen gestürmt. Kunstgeschichtlich häufig eine Katastrophe und protestantische Kirchen wirken im Vergleich zu katholischen Kirchen zwar nicht immer, aber doch sehr häufig „nackt“.
Wie hat nun die Gegenreformation darauf reagiert?
Die haben nicht etwa die alten romanischen und gotischen Elemente wieder hergerichtet, sondern ihre (wiedergewonnen) Kirchen mit Elementen der Renaissance und des Barock ausgeschmückt.

Sollte man jetzt barocke Elemente aus romanischen oder gotischen Kirchen herausreißen, um die verlorenen romanischen und gotischen Kunstwerke wieder herzustellen?

Bitte schau dir die Preisträger des Natursteinpreises der letzten 20 Jahre mal an. Christoph Mäkler hatte mit dem Lindencorso den ersten Bau in der Nachkriegszeit gebaut mit einer Natursteinfassade.
das ist ein Beispiel für die Berührungsängste. Und machen wir uns nichts vor, bei vielen fehlt auch die Kompetenz.
Es tut mir leid, aber ich habe diesen Abschnitt seit gestern mehrfach gelesen, ich kann ihm leider keinen Sinn entnehmen (also den zwei ersten Sätzen schon). Ist dir da beim Schreiben ein Satzteil abhanden gekommen oder hattest du einen Gedankensprung?

dann beschäftige dich auch mit dem Zustand der Vorkriegszeit. Ein Vergleich funktioniert immer nur, wenn man beide Seiten sich angeschaut hat.
Ein klassizistischer Bau mit eingezogenen Emporen, die dem Hauptsaal Licht nehmen.
Aber der Vergleich ist nicht wichtig. Wichtig ist, was man mit dem Abriss der Innenausführung von Rudolf Schwarz und der Wiederherstellung des Vorkriegszustandes über sein Verhältnis zu der Bundesrepublik und ihrer Geschichte aussagt.

Nein, denn das hieße ja wieder, dass es nur die eine korrekte Lösung gäbe.
Behauptet niemand.
Nein, du hast nicht explizit von der einen korrekten Lösung gesprochen. Aber was hast du implizit transportiert? Da wurde deinerseits von Hass gesprochen, von einer Wendung gegen alles Historische, von Berührungsängsten mit der Geschichte. Diese Wortwahl offenbart einen Absolutheitsanspruch für die eigene Auffassung als der einzig korrekten.

Trendsportart halte ich als Begriff für eine Übertreibung.
Versteh es mal als ironische Reaktion auf die Disneylandisierung. (*er hat‘s schon wieder gesagt*) Der Begriff in diesem Zusammenhang stammt aber von @Rovere, dem Urheber dieses Threads.

Du führst die Debatte so als ob wir in Polen wären. Dort rekonstruiert man ja ausschließlich Gebäude die in das nationale Geschichtsbild passen und lässt sogar erhaltene Bausenkmäler aus der Zeit von Österreich Ungarn demolieren um sie in ein passendes Geschichtsbild zu fügen.
Was soll das sein? Eine reductio ad Kaczińskium respektive Morawieckium? Dziękuję bardzo.

Bei welchen Gebäudeteilen erkennend wir den historischen Wert an und bei welchen negieren wir diesen?
Derartiges fordert in Deutschland kein Mensch. Von daher bitte keine Unterstellungen.
Dann muss ich deine Behauptungen, dass die Verweigerung, den historischen Zustand funktionierender, selbst schon historisch gewordener Gebäude, wieder in einen vorherigen Zustand zu überführen „linker Hass“ und „Berührungsangst mit dem Historischen“ seien gründlich missverstanden haben. Denn am Ende ist die Forderung Rudolf Schwarz‘ derzeit in Funktion stehende Gestaltung zugunsten der vorherigen zu zerstören nichts anderes als die Forderung, der Gestaltung von Rudolf Schwarz ihren Wert und ihre historische Berechtigung abzusprechen, vor allem da mit der Behauptung garniert, es gäbe Berührungsängste mit dem Historischen, wenn man sich einer Wiederherstellung des Vorkriegszustandes verweigere.

Versteh mich nicht falsch. Natürlich kann man sich für die Wiederherstellung und gegen den Erhalt vom derzeitigen Raum entscheiden. Das will aber gut erwogen und begründet sein.
Geschichtswissenschaft ist im Übrigen nicht als Wissenschaft verbrämte bzw. Geschichtsbewusstsein organisierte Nostalgie.
 
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