Hohenzollern go classical

Reinecke

Aktives Mitglied
Im 15. & 16. Jh. hatten viele Hohenzollern antike Zweit- oder Spitznamen. Albrecht Achilles, Johann Cicero, Joachim Nestor, Joachim Hector, und noch ein Albrecht Achilles waren Herrscher der Mark Brandenburg, in Süddeutschland gab es noch einen Albrecht Alkibiades (Brandenburg-Bayreuth/Kulmenbach).

Weiß jemand, woher dieser Trend kam?

Bei anderen Herrscherhäusern ist mir das in dieser Zeit nie aufgefallen, aber vielleicht übersehe ich ja was. Gab es das auch in anderen Familien?
 
Danke für die Links. Ist aber nicht das gleiche, find ich. Bei den Hohenzollern sind es ja keine gräzisierten oder latinisierten deutschen Namen, sondern die Namen sind direkt aus der Antike abgeschrieben.
 
Bei den Herren von Monaco gab es 1589-1604 einen "Hercules". (Später, 1731, noch eine Louise Hippolyte.)
Ebenso auch zwei Herzöge "Hercules" von Ferrara 1471-1505 und 1534-1559.

Nicht zu vergessen Cesare und Lucrezia Borgia.
 
Die Adeligen konnten ja nicht gut ihre Familiennamen gräzisieren oder latinisieren, also legten sie sich griechische oder lateinische Zweitnamen zu.
 
Ich will keinesfalls mit meinem "Wissen" renommieren, weil ich es auch erst seit ein paar Minuten habe:

In den Wikipedia-Artikeln zu den Herren steht, mit einer Ausnahme, eine Begründung für diese Beinamen, die keine Taufnamen waren. Z.B. Albrecht Achilles – Wikipedia
 
... Ist aber nicht das gleiche, find ich. Bei den Hohenzollern sind es ja keine gräzisierten oder latinisierten deutschen Namen, sondern die Namen sind direkt aus der Antike abgeschrieben.
Das Gleiche nicht. Aber, dass es nicht " der Große" oder "der Starke" war, darf man wohl schon der "Antiquitäten-Mode" zuschreiben.
Dass die "Anwohner" des Mittelmeers "lateinische" oder "griechische" (Tauf-)Namen hatten, ist dagegen normal.
 
Mich wundert halt, dass ich das aus keiner anderen deutschen Adelsfamilie der Zeit kenne, nur den Hohenzollern. Habsburger, Wittelsbacher, Wettiner, Askanier: Beinamen haben viele, aber einen homerischen Helden oder antiken Politiker hab ich beim Überfliegen diverser Listen nicht gefunden.

Gut, August ist natürlich auch ein antiker Politiker, aber der Name war mWn allgemein als Vorname verbreitet. Von Nestor, Hektor oder Alkibiades wär mir das neu.

Interessant sind Raveniks Verweise auf Südeuropa. Da kenn ich mich noch weniger aus.
 
Gut, August ist natürlich auch ein antiker Politiker, aber der Name war mWn allgemein als Vorname verbreitet.
Eigentlich nicht, der Name kam erst in der Renaissance in Mode. Ich habe mal nach Belegen für den Vornamen Augustus zwischen Antike und der Neuzeit gesucht und habe nur einen einzigen Namenträger im Frühmittelalter gefunden.
 
Eigentlich nicht, der Name kam erst in der Renaissance in Mode. Ich habe mal nach Belegen für den Vornamen Augustus zwischen Antike und der Neuzeit gesucht und habe nur einen einzigen Namenträger im Frühmittelalter gefunden.
Vor der frühen Neuzeit gab es aber jede Menge Augustins oder Augustinusse. Erstaunlich, dass man beim Namen August ausgerechnet ab der frühen Neuzeit, in der latinisierte Namen Mode waren, auf die lateinische Endung -(in)us- öfter verzichtete.
 
Und da waren es zunächst nur Fürsten, die sich so benannten. Oder irre ich mich?

Das weiß ich auch nicht, aber zumindest bei Herrscherfamilien war der Name in der Zeit nicht selten. Die anderen Namen schon eher, zumindest in Deutschland.

Vor der frühen Neuzeit gab es aber jede Menge Augustins oder Augustinusse.

Augustin(us) => Kirchenvater, August(us) => römischer Staatsmann/Kaiser. Wundert mich jetzt nicht sonderlich, dass ersterer im Mittelalter, letzterer ab der Renaissance verbreiteter war.
 
@Reinecke, du hast schon recht, dass die Hohenzollern mit gerade diesen Beinamen "speziell" sind. Allerdings wären Taufnamen wie Nestor oder Cicero für Fürsten eher unpassend gewesen, weil sie mit Eigenschaften assoziiert sind, die üblicherweise nicht in erster Linie von Fürsten erwartet werden. Da sind schon eher Alexander oder Philipp geeignet, wobei wir bei letzterem mit Frankreich und insbesondere Spanien allerdings schon wieder am Mittelmeer wären.
Bei den Württembergern war auch der Eugen beliebt, wobei mir spontan kein antiker "Held" dieses Namens einfällt.

Was den Mittelmeerraum angeht, sollte man auch die Päpste und byzantinischen Kaiser als wichtige "Player" nicht vergessen.

Naja, und Caesar/Kaiser kam natürlich nicht in Frage. Was Leute heute selbstverständlich machen, die ganz offieziell Prince heißen, hätte man früher nicht durchgehen lassen.
 
Zu bedenken ist auch , dass in den Dynastien die Namen vererbt wurden. Wenn mal mit einem angefangen war, dann hatten andere wenig Chancen.
 
Bis in die Neuzeit hat man Augustus nicht als Name angesehen, sondern als Herrschertitel.
Die anderen französischen Könige trugen nicht den Beinamen August. Bei Philipp II. August ist es ein Beiname wie Albrecht Alkibiades oder Albrecht Achilles. Klar, sollte mit dem Beinamen August auch ein Herrschaftsanspruch ausgedrückt werden.
 
Allerdings wären Taufnamen wie Nestor oder Cicero für Fürsten eher unpassend gewesen, weil sie mit Eigenschaften assoziiert sind, die üblicherweise nicht in erster Linie von Fürsten erwartet werden.

Mich verwundert ja am meisten Alkibiades, wenn ich ehrlich bin. Wer will schon nach einem der schlimmsten Wendehälse der Antike benannt sein?
 
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