Antikes Persien Tiermedizin

Minelle

Mitglied
Bonjour an alle,

ich suche Informationen über die Tiermedizin
im antiken Perserreich etwa zur Zeit Darius II. Über den
Stand der Humanmedizin zu der Zeit finde ich reichlich Material, leider nichts zu der Heilung von Verletzungen und Krankheiten bei Tieren.
Speziell interessieren mich Heilmethoden bei Pferden, die ja eine große Rolle für die
alten Perser gespielt haben. Ich hoffe, ihr könnt mir da weiterhelfen.
 
Bonjour an alle,

ich suche Informationen über die Tiermedizin
im antiken Perserreich etwa zur Zeit Darius II. Über den
Stand der Humanmedizin zu der Zeit finde ich reichlich Material, leider nichts zu der Heilung von Verletzungen und Krankheiten bei Tieren.
Speziell interessieren mich Heilmethoden bei Pferden, die ja eine große Rolle für die
alten Perser gespielt haben. Ich hoffe, ihr könnt mir da weiterhelfen.

Ich muss gestehen, ich weiß nichts über den Stand der Human-Medizin und der Tiermedizin zur Zeit Dareios II., auch nicht davor oder danach. Aber ich würde mal davon ausgehen, dass den Menschen schon einigermaßen klar war, dass der anatomische Aufbau von Tier und Mensch recht ähnlich war und somit bei ähnlichen Symptomen oder Verletzungen auch ähnliche Maßnahmen getroffen wurden (ob die nun für's Individuum gut oder schlecht waren, sei dahingestellt). Das ist jetzt natürlich keine geschichtswissenschaftliche Antwort. Aber eine rationale.
 
Nicht wirklich. Ponies haben lebensbedrohliche Krankheiten/Gesundheitszustände, die Menschen in dem Ausmaß nicht haben (Darmverschlingung/Kolik), ein anders gepoltes Verdauungssystem mit entsprechenden gesundheitlichen Folgen bei Fehlernährung (Hufrehe). Insbesondere beim Lauftier sind Schäden am Bewegungsapparat sehr viel schwieriger zu behandeln oder unmittelbar zum Tode führend, als beim Menschen. Und dann haben die armen Tiere auch noch gänzlich anders konstruierte Bauteile - Augen oder Hufe!, designed and engineered in hell -, für deren Pflege man eine eigene Lehre benötigt. Von Berufskrankheiten (Rücken/Trageerschöpfung) noch gar nicht zu reden. Im Gegenzug brechen sich Ponies immerhin keine Schlüsselbeine. Wenigstens etwas ..

Rational ist viel mehr: es dürfte sehr viel mehr Anwendungswissen der Praktiker vorhanden gewesen sein, das -insbesonders bei Haltung, Pflege und Behandlung von Zipperlein - ebenso sehr von der Akademik verschieden gewesen sein dürfte, wie hierzulande. Im Nachpferdezeitalter nach Aufkommen des Automobils ist davon sehr viel verloren gegangen, was jetzt mühsam wiederentdeckt wird, bzw. für immer futsch ist.

Das hilft leider wenig für die Ausgangsfrage. Ist bekannt, wie die Menschen zu ihren Pferden standen? Wurden sie mehr als "Verbrauchsmaterial" betrachtet, war es mit der Heilkunde vermutlich nicht weit her. Wurden die Pferde allerdings als Kameraden bei Arbeit und Kampf
, oder sogar als Familienmitglied betrachtet, mag das durchaus ganz anders aus gesehen haben. Wo keine persischen/armenischen/ägyptischen... Quellen vorliegen, würde ich als erstes beim Xenophon nachsehen, ob der sich über sowas auslässt... Oder in indischen Quellen, die haben da auch eine hochedle Pferdetradition, die sich von den Moguln herleitet. Vielleicht sind da Uraltrelikte zu finden. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Marwari_(Pferd)
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht wirklich. Ponies haben lebensbedrohliche Krankheiten/Gesundheitszustände, die Menschen in dem Ausmaß nicht haben (Darmverschlingung/Kolik), ein anders gepoltes Verdauungssystem mit entsprechenden gesundheitlichen Folgen bei Fehlernährung (Hufrehe). Insbesondere beim Lauftier sind Schäden am Bewegungsapparat sehr viel schwieriger zu behandeln oder unmittelbar zum Tode führend, als beim Menschen. Und dann haben die armen Tiere auch noch gänzlich anders konstruierte Bauteile - Augen oder Hufe!, designed and engineered in hell -, für deren Pflege man eine eigene Lehre benötigt. Von Berufskrankheiten (Rücken/Trageerschöpfung) noch gar nicht zu reden. Im Gegenzug brechen sich Ponies immerhin keine Schlüsselbeine. Wenigstens etwas ..

Rational ist viel mehr: es dürfte sehr viel mehr Anwendungswissen der Praktiker vorhanden gewesen sein, das -insbesonders bei Haltung, Pflege und Behandlung von Zipperlein - ebenso sehr von der Akademik verschieden gewesen sein dürfte, wie hierzulande. Im Nachpferdezeitalter nach Aufkommen des Automobils ist davon sehr viel verloren gegangen, was jetzt mühsam wiederentdeckt wird, bzw. für immer futsch ist.

Das hilft leider wenig für die Ausgangsfrage. Ist bekannt, wie die Menschen zu ihren Pferden standen? Wurden sie mehr als "Verbrauchsmaterial" betrachtet, war es mit der Heilkunde vermutlich nicht weit her. Wurden die Pferde allerdings als Kameraden bei Arbeit und Kampf
, oder sogar als Familienmitglied betrachtet, mag das durchaus ganz anders aus gesehen haben. Wo keine persischen/armenischen/ägyptischen... Quellen vorliegen, würde ich als erstes beim Xenophon nachsehen, ob der sich über sowas auslässt... Oder in indischen Quellen, die haben da auch eine hochedle Pferdetradition, die sich von den Moguln herleitet. Vielleicht sind da Uraltrelikte zu finden. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Marwari_(Pferd)
Ich denke, du gehst bei deiner Rezeption meines Beitrages zu sehr vom pferdemedizinschen Wissen heutzutage aus.
 
Wenn ich Zeit finde, gucke ich mal ins REallexikon. Ich habe es zum Glück inzwischen vollständig als PDF vorliegen.

Du kannst aber auch mal selber nachschauen. Hier findest du eine online-Ausgabe.:

Digitaler Zugriff: Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie

Allerdings muss man bedenken, dass die ersten Bände schon recht alt wsind. Also viele Stichworte nachschlagen. T wie Tiere ist zum Glück im neueren Teil. Medizin würde ich auch versuchen und p wie Pferd.
 
Ich habe zwar weder von den alten Persern noch von Pferden viel Ahnung, aber über Google habe ich ein wenig was gefunden:

https://univet.hu/files/courses/dt/7466/files/2019a_03-04-Mezop-Persia-Hebrew-India-China-Egypt.pdf

Bereits im Codex Hammurabi werden Tierärzte erwähnt - das ist zwar einige Zeit vor dem Perserreich, aber vermutlich dürfte es da gewisse Traditionen gegeben haben:

A Brief History of Veterinary Medicine Since the Ancient World – Brewminate: A Bold Blend of News and Ideas
 
Ich denke, du gehst bei deiner Rezeption meines Beitrages zu sehr vom pferdemedizinschen Wissen heutzutage aus.
Da ich nur beobachtbare Schadensbilder bzw. Schwachstellen beschreibe, nicht jedoch damalige oder heutige Behandlungsmethoden, denke ich, Du täuscht Dich. ;)

Wir könnten jetzt allenfalls einen hochinteressanten Diskurs darüber führen, wie ausgeprägt die angeführten baulichen Schwachstellen - insbesondere die Darmverschlingungen - bei den damals vorhandenen Pferden waren, bevor sie zum Deutschen Warmblut gezüchtet wurden. Da würde ich mich allerdings auch über Quellen freuen.
 
Beim Lesen der Geschichte der italienischen Sprache von Marcello Durante stoße ich auf eine Schrift Mulomedicina (Maultiermedizin), derer gab es zwei, eine von Chiron, eine von Vegetius. Das ist freilich lateinisch und nicht persisch und knapp 800 Jahre nach Dareios.
Im Wikipedia-Artikel zur Mulomedicina wird auf die frühmittelalterliche byzantinische Kompilation Hippiatrica hingewiesen. Dort wird dann auf Xenophon und Simon von Athen hingewiesen. Simon von Athen (um 460 v. Chr.) ist nicht erhalten wird aber in zwei erhaltenen Pferde-Traktaten Xenophons zitiert. Xenophon, der die Perser bewunderte (Kyropaidia - Erziehung des Kyros) und nach dem Tod des Kyros’und der Ermordung der griechischen Offiziere im persischen Thronkrieg zwischen Dareios‘ Söhnen Kyros d. J. und Artaxerxes II. die Führung der nach Hause strebenden griechischen Söldner übernahm ist also sowohl zeitlich als auch in seiner Bewunderung für die Perser sehr nah an dem persischen pferdemedizinischen Wissen der Zeit um Dareios II. dran.
 
Allerdings geht es in Xenophons "Hipparchikos" primär um die militärischen Aspekte des Einsatzes von Kavallerie, in "Über die Reitkunst" um Auswahl, Behandlung und Ausbildung von Pferden. Veterinärmedizinische Aspekte spielen nur am Rande eine Rolle.
Inwieweit in diese Schriften pferdemedizinisches Wissen der Perser eingeflossen ist, muss offenbleiben. In "Über die Reitkunst" berief sich Xenophon primär auf seine eigenen langjährigen Erfahrungen im Umgang mit Pferden. Das Werk Simons erwähnte er zwar und machte deutlich, dass er es kannte, berief sich darauf aber nicht als Quelle, sondern unterstrich eher seine eigene Kompetenz, weil er oft zu denselben Ansichten gelange wie Simon.

Generell möchte ich festhalten, dass die Griechen zwar nicht gerade als Reitervolk bekannt waren, Pferde aber durchaus eine Rolle spielten, vor allem in Thessalien. Die Griechen hatten also durchaus auch selbst Erfahrung mit Pferden und mussten nicht notwendig auf das Wissen der Perser zurückgreifen.
 
Generell möchte ich festhalten, dass die Griechen zwar nicht gerade als Reitervolk bekannt waren, Pferde aber durchaus eine Rolle spielten, vor allem in Thessalien. Die Griechen hatten also durchaus auch selbst Erfahrung mit Pferden und mussten nicht notwendig auf das Wissen der Perser zurückgreifen.
Ergänzend dazu: Es gibt, - u.a. als Analyse der Darstellung vom Parthenonfries - Hinweise darauf, dass "die Griechen" (in erster Linie wohl die auf Attika und womöglich auch auf der Peloponnes, auf Thessalien würde ich das, was folgt, nicht ausdehnen) - nicht wirklich Pferdemenschen waren, sondern eher Pferdevergewaltierer. Ich hatte dazu mal einen Artikel gelesen, womöglich in der Cavallo, den ich nicht mehr auffinden kann. Ersatzweise diese Seite hier: https://dressur-studien.de/feines-reiten-oder-qual-xenophons-reitkunst/
DIE GRIECHISCHE TRENSE
Während einige antike Reitervölker ihre Pferde ohne Sattel, Zaumzeug und Gebiss in natürlicher Harmonie nur mit Gewichts- und Schenkelhilfen ritten, wurde dies von den Griechen nicht praktiziert. [...] Im Pferdemaul selber war die grausame Trense im Detail an Härte kaum zu übertreffen und in der Geschichte der Reiterei wohl einmalig (Zeichnung 3).

Beide Trensenschenkel waren mit nadelspitzen Dornen gespickt. Die stacheligen Walzen wirkten auf den zahnlosen, empfindlichsten Teil der Laden und haben ihn, wie antike Skelettfunde zeigen, bis zum Knochen blutig gerissen. Das Pferd hatte keine Chance, das Gebiss in irgendeiner Form auf der Zunge zu tragen, denn am Gelenk waren zwei rasiermesserscharfe Metallscheiben befestigt. Sie zerschnitten schon bei der geringsten reiterlichen Einwirkung die Zunge.
Das gequälte Tier sperrte sein Maul weit auf und nahm Kopf und Hals so weit wie möglich zurück, um sich der Einwirkung zu entziehen. [...]
Man kann annehmen, dass die Pferde mit plötzlichen Zügelanzügen zusammengerissen wurden und ängstliche Sprünge mit hoher Aktion entstanden. Phidias hat diese Bewegung genau festgehalten.
Nach großem Pferdesachverstand oder Interesse am Wohlergehen des sitzbaren Untersatzes sieht das nicht aus, was die den armen Tieren damals ins Maul gespannt haben.
Xenophon wird allerdings recht eindeutig als Vertreter eines besseren Umgangs mit Pferden gesehen.
 
Eine literarische Beschreibung findet sich in einem Diskurs "Vom Glück I" (traditionell Dion Chrysostomos zugeschrieben, dessen Verfasserschaft aber teils bezweifelt wird). Darin wird folgende Anekdote über den berühmten Maler Apelles erzählt (Übersetzung von Winfried Elliger):
"Auch verdient Erwähnung, wie es dem Maler Apelles durch eine glückliche Fügung erging. Wie man sich erzählt, malte er gerade ein Pferd, keinen Ackergaul, sondern ein Kriegsross: den Hals stolz in die Höhe gereckt, die Ohren aufgerichtet, mit feurigen Augen, wie wenn es eben aus dem Kampf zurückkehre, vom Lauf her noch Mut im Blick, die Hufe in der Luft schwebend, nur ganz leicht hier und da den Boden berührend; der Wagenlenker hält den Zügel fest in der Hand, mit dem Riemen den kampfeslustigen Galopp des Rosses drosselnd. Obwohl nun alles auf dem Bild wie in Wirklichkeit aussah, fehlte die Farbe für den Schaum, wie er entsteht, wenn Blut und Speichel sich fest miteinander mischen: Der Atem treibt die Feuchtigkeit von den Lippen vor sich her und wird infolge der keuchenden Atemstöße schaumig, während der grausame Zaum Blut darüber rinnen lässt. Apelles also war ratlos, wie er den Schaum eines kampfesmüden Rosses malen sollte. Immer mehr geriet er in Verlegenheit, und schließlich schleuderte er in einem Anfall von Verzweiflung den Schwamm gegen das Gemälde und traf es dort, wo der Zaum war. Der Schwamm aber, der mit vielen Farben, die wie mit Blut durchsetzter Schaum aussahen, vollgesaugt war, teilte dem Bild seine Farbe mit. Als Apelles das sah, wurde er erfreut über das, was das Glück getan hatte, während er bereits alle Hoffnung hatte fahren lassen, und vollendete das Gemälde, nicht durch seine eigene Kunst, sondern durch die Hilfe des Glücks."
 
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