Zum Vergleich Düsseldorf-Ost mit Berlin: Berlin war wohl der mit Abstand am meisten städtisch geprägte Wahlkreis.
Das Berlin der mit Abstand am stärksten städtisch geprägte Wahlkreis war, ist richtig nur, wenn du schon, den Vergleich mit den am meisten vergleichbaren Wahlkreisen ablehnst, frage ich mich wie man sich dem Thema denn überhaupt nähern sollte.
In Sachen Hamburg hast du im Hinblick auf den Charakter recht, da hatte ich mich von der im Wiki-Artikel zu den Reichstagswahlen eingestellt Karte, die Stadte nicht als Teil des Wahlkreises Hamburg ausweist irreleiten lassen.
Da wird man tatsächlich hinterfragen können, ob das so viel städtischer war, als Potsam II.
Wenn man diese Wahlkreise als Vergleichsobjekte zu Berlin aber ausklammert, weil auch länddliche Gebiete dazu gehören, hätte man mit Berlin nur einen einzigen wirklich städtischen Wahlkreis und das wäre kaum geeignet daraus Aussagen abzueiten.
Vergleichsobjekte wird es schon brauchen und da machen am Ehesten Potsdam II, Hamburg, und Düsseldorf-Ost Sinn.
Zum Vergleich Düsseldorf-Ost mit Westfalen-Süd. Offensichtlich beide gemischt-konfessionell und mit städtischen und ländlichen Anteilen. Die KPD ist in Westfalen-Süd nur wenig schwächer als in Düsseldorf-Ost, dafür ist das Zentrum stärker. Die NSDAP schneidet in Westfalen-Süd etwas schlechter ab, aber groß ist der Unterschied nicht.
Das ist ein wenig stark relativierend, insofern die städtischen Anteile in Düssseldorf-Ost wirklich klar überwiegen, während Wstfalen-Süd mit einem Teil des Ruhrgebiets im Nordosten zwar eine stark städtische Region beinhaltete, der gannze Rest aber eher ländlich geprägt gewesen ist.
Dort, wo das Zentrum besonders stark war, wie in Koblenz-Trier mit teilweise über 55%, liegt das am hohen Anteil an Katholiken in der Bevölkerung, da Protestanten wohl nur in Ausnahmefällen das Zentrum wählten.
Naja, wenn du das aber voraussetzt, kannst du, nicht einfach Düsseldorf-Ost als "gemischtkonfessionel"l vom Tisch wischen, immerhin waren hier die Ergebnisse des Zentrums doppelt so hoch wie im Reichsdurchschnitt.
Ich bisher für den Wahlkreis, was die Konfession angeht keine exakten Zahlen finden können, aber wenn man eine durchnittlich starke Bindung der Katholiken an das Zentrum in diesem Wahlkreis voaussetzt, lässt das Ergebnis von 20% durchaus auf die Verhältnisse schließen.
Setzt man von Sepiola angeführte Ausschöpfungsquote von 38,6% im Reichsdurchschnitt voraus und wendet das auf die ca. 20% Zustimmung für das Zentrum in Düsseldorf-Ost an würde sich daraus, wenn es keine großen Abweichungen bei der Ausschöpfung gibt ein Katholikenanteil von 50-55% im Wahlkreis ergeben.
Bei NSDAP-Ergebnissen von 31,6% und 27% in den Wahlen von 1932.
Die Ergebnisse sind deutlich unter dem Reichsdurchschnitt keine Frage, aber man wird doch nicht umhinkommen zu bemerken dass diese NSDAP-Ergebnisse bemerkenswert hoch sind, wenn man berücksichtigt, dass in diesem Wahkreis gleich zwei Faktoren zum Tragen kommen, die für die NSDAP eigentlich ein Problem hätten sein müssen, nämlich ein übeerdurchschnittlich hoher Katholikenanteil, wahrscheinlich sogar eine leichte katholische Mehrheit und gleichzeitig eine sehr städtisch geprägte Einwohnerschaft, mit starkem organisierten Arbeitermillieu.
Und warun du den Vergleich mit Westfalen-Süd vom Tisch haben willst, begreife ich nicht.
Oben hast du dich beschwert ich könne nicht einach städtsche und ländlichere Gegenden miteinder vergleichen, wenn in beiden die Konfession unterschiedlich ist.
Nun vergliche Düsseldorf Ost mit dem deutlich ländlicheren Westfalen-Süd, die relativ ähnliche konfessionelle Verhältnisse aufweisen und das ist dann auch wieder nicht richtig?
Soweit ich weiß, wird die DVP normalerweise als nationalliberal eingestuft. Jetzt nur einen Flügel zu einem bestimmten Lager zu rechnen, ist für unsere Fragestellung problematisch, da man dann eben nicht mehr genau berechnen kann, wieviel die einzelnen Lager einbüßten.
Die DVP hat sich jedenfalls in ihrer Anfangsphase auf den Standpunkt gestellt die Weimarer Verfassung abzulehnen, was es für mich schwierig macht, sie als eine Partei vollständig auf dem Boden des bürgerlichen Liberalismus, vergleichbar der DDP wahrzunehmen.
Aber bitte, lass die DVP aus der Angelegenheit raus, dann verlor die DNVP je nachdem an welchen Zahlen man ich orientieeren möchte noch immer 1/2 bis und mehr ihrer Wählerschaft an die NSDAP.
Resistenz ist was anderes.
Wenn wir die DVP ganz dem konservativen Lager zurechnen, fällt die Rechnung für das nur noch von der DDP/DStP vertretene liberale Lager noch desaströser aus, das sich die DVP noch etwas besser hielt als die DDP. Diese verlor etwa 94% ihrer Anhänger.
Das mag ja sein, aber nur weil andere Parteien ihre Wählerschaft gänzlich einbüsten, ist ein Lager, dass 50% seiner Wähler verlor nicht als "resistent" zu bezeichnen.
Wir müssen die Verluste für alle Parteien bzw. Milieus schon nach dem selben Prinzip ermitteln und nicht mal vom Höchstwert ausgehen und mal vom Ergebnis 1928.
Ich bin nirgendwo vom Höchstwert ausgegangen, ich bin von dem ausgegangen, was die verschiedenen Millieus bei den Wahlen 1928 also den letzten Wahlen, beevor die Nazis relevant wurden erreichten und was sie 1932 bei den letzten freien Wahlen erreichten.
Daraus resultiert:
Das Katholische Millieu verlor fast nichts an Zustimmung, das organisierte Arbeitermillieu an die 10% seiner Wähler (die SPD verlor zwar mehr, dafür legte aber die KPD merklich zu) das liberale Lager, wenn man es hier gesondert aufführen möchte, löste sich fast gänzlich auf und dass protestantisch-konservative Lager, selbst wenn man es auf die DNVP einengen möchte verlor annähernd die Hälfte seiner Wählerschaft.