In der Telemachie geht Telemachos, der Sohn des Odysseus auf die Suche nach seinem Vater, er besucht zuerst den alten Nestor von Pylos und reist dann mit Nestors Sohn an den Hof von Sparta zu Menelaos und Helena. Dabei schwelgt man in Kriegserinnerungen, und bei dem Gedanken an all die Heroen, die gefallen sind, bekommt die Gesellschaft das heulende Elend.
Doch die schöne Helena weiß Abhilfe, und sie mischt ein Wundermittel in den Wein, das "Pharmakon Népenthes", ein Mittel, dass Menelaos aus Ägypten mitgebracht hat.
"Doch die zeusgeborene Helene hatte anderes im Sinn,
Und sie warf in den Wein, von welchem sie tranken,
Das Mittel Népenthes (pharmakon Nepenthes),
Gegen Kummer und Schmerz und aller Übel Gedächtnis.
Wer davon kostet, nachdem es im Kratér gemischt wurde,
Dem rinnt am nämlichen Tage keine Tränen die Wangen herab,
Auch nicht, wenn ihm gestorben wären Vater und Mutter."
Von so wohlerwogener Wirkung waren die Mittel,
Welche der Tochter des Zeus die Gemahlin des Thon,
Polydamna
Einst in Ägypten geschenkt, dort bringt die fruchtbare Erde
Mancherlei Kräuter hervor, mit vielen guten auch böse.
Dort ist jeder ein Arzt, der kundiger ist als die anderen Menschen,
Denn wahrlich, sie stammen ab vom Geschlecht des Paieon.
Odyssee IV, 220-224, 227-233.
Zu der Zeit, in der die homerischen Epen verfasst wurden, war der Schlafmohn wohl schon in Griechenland bekannt, Opium oder Mohnprodukte werden aber nie explizit als "Schmerzensbrecher" in der Ilias oder der Odyssee erwähnt. Machaon oder Patroklos verarzten verwundete Krieger mit Kräutern, ohne zu sagen welche. An einer Stelle Ilias VIII, 306 ff. vergleicht Homer das behelmte Haupt des tödlich getroffenen Gorgythion mit einer geknickten Mohnkapsel.
Opium, (Opion heißt soviel wie "Säftchen") wurde wohl zur Zeit, in der die homerischen Epen spielen und auch in der Zeit, in der sie geschrieben wurden, in Griechenland noch nicht als Schmerzmittel verwendet, die Kenntnis scheint sich aber bald verbreitet zu haben. In der medizinischen Literatur wurde der Saft des Schlafmohns seit Hippokrates viel besprochen als hochwirksames Mittel gegen Schmerzen, Husten und Durchfall, das aber behutsam und mit Vorsicht zu behandeln ist.
Bei der Lotophagen-Episode oder bei Zauberpflanzen wie dem Kraut Molys, das Hermes Odysseus als Gegenzauber empfiehlt gegen die Hexenkünste der Kirke ist es ziemlich müßig, zu versuchen, sie mit rezenten Drogen/Pflanzen zu identifizieren. Die Lotus-Pflanze hat keinerlei psychotrope Wirkungen und es handelt sich dabei einfach um ein literarisches Topos.
Bei der Episode am Hof von Sparta, bei dem Drogencocktail, den Helena den trauernden Helden kredenzt, da sieht die Sache ganz anders aus, und da spricht doch bei dem geradezu euphorischen Kommentar, den Menelaos über die "Heilmittel" Ägyptens abgibt doch schon eine recht genaue Kenntnis der Materie.
Schon die antiken Homer-Kommentare haben das "Pharmakon Nepenthes" als Saft des Schlafmohns identifiziert. Cato der Ältere hat den Anbau empfohlen (Cato, agr. 38, 4). Der ältere Plinius (Plinius, Hist.nat. IXX, 167-169, XX, 198-206 ) beschreibt die verschiedenen Mohnarten und ihre medizinische Verwendung, verrät auch wie man Opium gewinnt.
In Griechenland deutet der Beiname von Sikyon (Mekoné von Mekon-Mohn auf Schlafmohnanbau. Wegen der Samenfülle war die Mohnkapsel ein Attribut der Demeter, die den von ihr geliebten Athener Mekon in eine Mohnpflanze verwandelte. Mohnkapseln als Abzeichen trugen auch die Priesterinnen der Demeter. Das Attribut ging später auf Isis über. Ein Standbild der Aphrodite des Bildhauers Kanachos stand in Sikyon. Aphrodite wurde mit einem Apfel und einer Mohnkapsel abgebildet.