Kommunikation zwischen Kriegsparteien

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Hallo miteinander,

ich lese seit einigen Wochen mit großer Begeisterung die Diskussionen hier im Forum. Nun habe ich mich auch einmal angemeldet, da ich mir Antwort erhoffe auf eine Frage, die mich schon länger bewegt:

Wie verlief denn die Kommunikation zwischen den Kriegsparteien während des 2.WK? Einerseits zwischen den Parteien als Ganzes (sprich: zwischen den verfeindeten Staaten). Andererseits direkt an den Frontlinien? Gab es da überhaupt einen Austausch? Stelle es mir doch sehr heikel vor, einfach mal auf die andere Seite rüberzugehen.

Vielen Dank vorab für interessante Infos!
 
Ein wichtiger Kommunikationskanal lief zum Beispiel über die Schweiz. Zum einen bot die Schweiz ihre „guten Dienste“ an und vertrat damit stellvertretend die Interessen von über 30 verfeindeten Nationen untereinander. (Das macht sie übrigens auch heute noch in beinahe jedem Krieg).
Zum anderen trafen sich auf dem neutralem Boden der Schweiz die Agenten und Diplomaten fast aller Kriegsparteien zu Gesprächen und Verhandlungen; dies vor allem in Bern, Genève und Lausanne…

Gruss Pelzer
 
So weit mir bekannt, wurden in dieser Hinsicht zum Teil auch schwedische Dienste in Anspruch genommen.
Ich habe auch schon an Bernadotte gedacht. Aber war das nicht der angedachte Separatfrieden zwischen Himmler/der SS-Führung und den Briten? In der Hoffnung, dass man Kräfte aus dem Westen abziehen könne, um den Krieg gegen die SU weiterzuführen?
 
Ich habe auch schon an Bernadotte gedacht. Aber war das nicht der angedachte Separatfrieden zwischen Himmler/der SS-Führung und den Briten? In der Hoffnung, dass man Kräfte aus dem Westen abziehen könne, um den Krieg gegen die SU weiterzuführen?

Bernadotte hat zusammen mit Schellenberg und Himmler vereinbart die skandinavischen Häftlinge aus den KZ raus zubekommen. Dies gelang dann mit den "Weissen Bussen".

https://de.wikipedia.org/wiki/Rettungsaktion_der_Weißen_Busse

Der Separatfrieden wollte Himmler und hat dies Bernadotte angeboten.
 
Ich habe auch schon an Bernadotte gedacht. Aber war das nicht der angedachte Separatfrieden zwischen Himmler/der SS-Führung und den Briten? In der Hoffnung, dass man Kräfte aus dem Westen abziehen könne, um den Krieg gegen die SU weiterzuführen?

Da bin ich gerade ein kleines Bisschen überfragt, ich dachte da für meinen Teil nämlich zunächst mal an die deutsch-sowjetischen Sondierungen hinsichtlich Auslotung der Möglichkeit eines Separatfriedens, die sich via Stockholm vollzogen.
Auch wenn die im Endeffekt zu nichts führten, aber es war ja nur nach Kontakten gefragt und da war jedenfalls auch Stockholm eine Plattform:
https://freidok.uni-freiburg.de/fedora/objects/freidok:1970/datastreams/FILE1/content
 
Im August 1944 bei der Befreiung hat der schwedische Konsul Raoul Nordling eine Rolle als Vermittler bzw. Kurier zwischen dem deutschen Kommandanten von Paris, der Résistance und den sich nähernden allierten Streitkräfte gespielt.

Ich meine, dass in Stockholm auch Angehörige des Kreisauer Kreises, also des deutschen Widerstands, Nachrichten über die britische Botschaft an die Regierung in London schickten.

Während der Gefechte muß es häufiger Kontakte gegeben haben. Da wurde nach internationalen Regelungen eine weiße Flagge für die Parlamentäre bereitgestellt, dann konte man zum Feind verhandeln gehen. Bei der Schlacht von Monte Cassino wurden so Gefechtspausen vereinbart, um die Verletzten und Toten beider Seiten zu bergen. Bei der Schlacht von Arnheim gab es ähnliches (da gab es m. W. sogar ein Krankenhaus, in dem verletzte deutsche und alliierte Soldaten gemeinsam von Ärzten beider Seiten behandelt wurden). Bei der Schlacht von Stalingrad haben die Sowjets auch Parlamentäre geschickt, die dann unverrichteter Dinge wieder zurückgeschickt wurden. Beim Warschauer Aufstand 1944 gab es auch direkte Verhandlungen zwischen der Führung der Heimatarmee und der deutschen Gegenseite.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da bin ich gerade ein kleines Bisschen überfragt, ich dachte da für meinen Teil nämlich zunächst mal an die deutsch-sowjetischen Sondierungen hinsichtlich Auslotung der Möglichkeit eines Separatfriedens, die sich via Stockholm vollzogen.

Wie hier auch bereits ausführlich dargestellt

https://www.geschichtsforum.de/them...n-stalin-und-hitler-zwischen-41-und-43.46661/

Bernadotte hat zusammen mit Schellenberg und Himmler vereinbart die
skandinavischen Häftlinge aus den KZ raus zubekommen. Dies gelang dann mit den "Weissen Bussen".

Den Separatfrieden wollte Himmler und hat dies Bernadotte angeboten.

Folgt man Schellenberg (S. 362) dann gab es das erste Treffen am 19.02.1945 zwischen Himmler und Bernadotte in Hohenlychen. Wesentlich war wohl der Einfluss Schellenbergs und die temporäre positive Haltung von Kaltenbrunner. Dabei ging es im Kern um die Zusammenlegung skandinavischer "Gefangener" in Norddeutschen Sammellagern.

Aus diesem Kontext heraus soll Schellenberg Himmler vorgeschlagen haben, dass er Bernadotte bitten solle, dass dieser zu General Eisenhower fliegen möge und ein entsprechendes Kapitulationsangebot zu überbringen.

Ende März gab es ein weiteres Treffen von Himmler und Bernadotte, in dem Barnadotte zugunsten der KZ-Insassen intervenierte.

Eine weitere Runde der Kontakte fand ab dem 23. April 1945 im schwedischen Konsulat in Flensburg statt, an dem vor allem Schellenberg und Bernadotte beteiligt waren, Himmler war telefonsch eingebunden.

Einen Tag später in Lübeck erklärte Himmler, dass er gegenüber den Westmächten kapitulieren würde, aber nicht gegenüber dem "Russen". (S. 372) "Gegen diese werden wir weiterkämpfen, bis die Front der Westmächte die deutsche Front ersetzt."

Bernadotte zeigte sich bereit dieses Kapitulationsangebot an Eisenhower zu übermitteln . Der Vorschlag wurde - erwartungsgemäß - abgelehnt

Schellenberg, Walter (2008): Hitlers letzter Geheimdienst-Chef. Erinnerungen. Beltheim-Schnellbach: Bublies.
 
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