Besonders freiwillig war das insgesammt nicht, wobei es natürlich bei sämmtlichen Annexionen, bei der Reannexion der Ukraine angefangen bis zum Baltikum immer auch Kollaborateure gab.Waren die Sowjetunion ein freiwilliger Zusammenschluss von Staaten oder wurden die baltischen Staaten (Estland, Lettland, Litauen) zum Beitritt gezwungen?
Die Rote Armee hat von sich aus überhaupt nichts, die war nur ausführdenes Organ. Selbstredend hat die Sowjetunion die baltischen Staaten annektiert (siehe beliebiges Werk zum Hitler-Stalin-Pakt). Die Tatsache, dass die Truppen der Wehrmacht beim Überfall auf die Sowjetunion im Baltikum und in der Ukraine in Teilen als Befreier begrüßt wurden (bevor sie dann anfingen sich sprichwörtlich zu verhalten wie die Axt im Walde), sagt wohl einiges über den grad der Freiwilligkeit aus, mit der die genannten Territorien zur Sowjetunion gehörten.Hatte die Rote Armee der Sowjetunion diese Staaten annektiert oder gegen Nazi-Deutschland geschützt?
Ein Fehler aus wessen Sicht? Aus Sicht heutiger russischer Großmachtsphantasten vermutlich schon. De facto hatte sie ja bereits mit dem erklärten Austritt der Litauischen SSR angefanfgen sich aufzulösen und Moskau erkannte die Tatsachen weitgehend an (Tschetschenien ausgenommen).War die Auflösung der Sowjetunion 1991 ein Fehler oder hätte sie sich früher oder später sowieso aufgelöst?
Die kleinen baltischen Staaten und Weißrussland, wären möglicherweise unter Anwendung von Gewalt innerhalb der UdSSR zu halten gewesen, wenn man es darauf angelegt hätte. Im Hinblick auf die Ukraine und Zentralasien, wären aber wohl allein auf Grund der Größe und der Masse an unzufriedener Bevölkerung derlei Maßnahmen auf Dauer nicht denkbar gewesen.
Es wäre mir neu, das Gorbatschow dies jemals angestrebt hätte. Fakt ist, sie begann zu zerfallen und Gorbatschow stand vor der Wahl das entweder hinzunehmen oder zu versuchen die Unabhängigkeitsbewegungen mit militärischer Gewalt niederzuschlagen und damit faktisch einen Bürgerkrieg zu führen. Er entschied sich am Ende für ersteres.Und was waren die Gründe dafür, dass Gorbatschow und Jelzin die Sowjetunion auflösen wollten?
Besser für wen?Wäre es nicht besser gewesen, wenn man die Länder miteinander vereint gelassen hätte, um die Sowjetunion von Plan- zur Marktwirtschaft zu transformieren?
Und nein, wahrscheinlich nicht, einfach weil es eine Mammutaufgabe gewesen wäre, diesen Koloss insgesamt zu reorganisierun und dabei zusammen zu halten. Das funktionierte ja nicht mal bei der viel kleineren CSSR.
Das Problem hätte sichlicht darin bestanden, dass die UdSSR aus diversen strukturell völlig unterschiedlichen Räumen und Wirtschaftszonen bestand, die im Hinblick auf eine Modernisierung und kapitalitische Umstrukturierung auch völlig verschiedene Bedürfnisse hatten und der Politik wäre es absehbar schwer gefallen, das in Einklang zu bringen.
Schaut man dich den Übergang an verglichen damit überschaubaren konstrukten, wie der ehemaligen DDR an, bekommt man eine Ahnung davon, welche Aufgabe es war, das allein im kleineren Maßstab durchzuführen.
Dezidierter Hunger als Flächendeckendes Phänomen, ist da sicherlich übertrieben, Versorgungsengpässe gab es jedenfalls immer wieder, was ja mit zu der Unzufriedenheit führte, die das Ende der Sowjetunion einläutete. Vergleichbar mit den Hungerkatartophen in den späten 1920er und frühen 1930er Jahren, war das aber bei weitem nicht, auch nicht mit der humanitären Situation direkt im Gefolge des 2. Weltkriegs.Stimmt es eigentlich, dass in den 90er Jahren die Menschen in Russland gehungert hatten und es keine Waren in den Läden gab... und dass die 90er Jahre für Russland von der Lebensqualität her sogar schlimmer waren als die Sowjet-Ära?
"Sowjet-Ära" ist in dieser hinsicht ein nicht besonders sinnvoller Begriff. Die hatte Episoden in denen es mit der Versorgung besser funktionierte, aber auch solche, in denen die Situation an und für sich wesentlich katastrophaler war.