Laut Rudolf Simek (Götter und Kulte der Germanen) seien die Walküren zuerst männliche Totendämonen, die durch eine "Akzentverschiebung" am "Ende der Wikingerzeit" weiblich geworden seien und in der Folge in der hochmittelalterlichen Dichtung mit anderen weiblichen Fabelwesen wie Disen, Nornen, Fylgien und der Märchenfigur des Mädchenkönigs vermengt worden. (Ich muss aber leider zugeben, dass diese ganze Etymologie um den Genus-Wechsel und seine semantischen Folgen nicht ganz nachvollziehen kann.)
Das könnte natürlich erklären, warum Walküren erst im Hochmittelalter in der Dichtung auftauchen, zeigt aber auch, dass das Topos der Schildmaid nicht allein auf Walküren zurückgeführt werden kann. Zu beachten ist auch, dass eine Frauengestalten wie Brunhild und Hervör in der einen Saga als irdische Schildmaid, in der anderen als überirdische Walküre daherkommen können, aber auf solche Eindeutigkeit scheint auch nicht so viel Wert gelegt worden zu sein.
In der Dichtung ist auch der Kontext zu beachten. Dass Brunhild wie Mann eine Rüstung und Waffen trägt, ihre Freier erst im Speer- und Steinwurf besiegt und anschließend umbringt, wirkt verglichen mit den noch phantastischen Aventuiren mit Drachen, Zwergen, Tarnkappen, Zauberringe usw. noch ziemlich prophan.