Wer kennt dieses Wappen?

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Was mich aber verblüfft, ist die Tatsache, dass letztere als Fürstäbtissin doch recht weltlich gekleidet war. ..

Bei den Damen in den freiweltlichen Stiften handelte es sich nicht um Nonnen nach Art der armen Franziskanerinnen. Betrachtet man den Werdegang der beiden von dir angeführten Damen , kann man sehen, dass es da nicht so sehr um "ora et labora" ging.
 
Zumindest die Form des Wappens, die doch sehr in Richtung Rossstirnschild geht, wäre ein deutliches Indiz für italienische Herkunft.
Das muss leider nichts heißen, da das Wappen von einer Kartusche umrahmt wird – und die nehmen ab dem Rokoko die absonderlichsten Formen an, ohne Rücksicht auf den Inhalt.
Das silberne Kreuz auf blauem Grund ist in Italien bei der noblen Familie Abbiate auszumachen.
Blasonario subalpino 1
Es gibt, glaube ich, drei Möglichkeiten.

Wurden die heraldischen Regeln beachtet, so ist entweder jedes einzelne Feld einem eigenen Wappen zuzurechnen, oder es wurden zwei Wappen kombiniert, die aus jeweils zwei Komponenten bestehen.

Das könnten jeweils ein Familien- und ein Ämterwappen sein – bei einer aus eigenem Recht herrschenden Dame, etwa einer Äbtissin –, oder zwei Familienwappen.

Demnach wäre das erste Wappen von Blau und Grün (von Schwarz und Blau?) geviert, mit dem silbernen Kreuz in den Feldern 1 und 4 und der silbernen Lilie in den Feldern 2 und 3; analog dazu das zweite Wappen von Rot und Gold geviert, in den Feldern 1 und 4 der goldene Turm, in 2 und 3 die rote Rose.

(Möglich, aber unwahrscheinlich wäre eine Spaltung des Schildes anstelle einer Vierung.)

Wenn die Identität der dargestellten Dame noch immer interessiert, suchen wir also nach Wegen, wenigstens zwei zweiteilige Wappen sinnvoll zu kombinieren.

Die letzte Möglichkeit besteht darin, dass die napoleonische Heraldik oder ein Maler mit den heraldischen Regeln Schindluder getrieben und auf dem Gemälde irgendetwas zusammengeschustert haben.

Gerade in der Zeit zwischen dem Barock und dem Mittelalter-"Revival" durch die Romantiker bzw. das viktorianische England findet man unglaublich viele Regelverstöße, die den Nutzen der Heraldik als Hilfswissenschaft leider ein wenig mindern. Jedenfalls für ungeduldige Zeitgenossen wie mich.
 
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