L. V. Beethoven

Ralf.M

Aktives Mitglied
Gestern (15.12.) auf Fernsehsender „Arte“ war die jüdische Pianistin Elizabeth Sombart zusehen, und mit einem Ausschnitt aus dem Klavierkonzert Nr. 2 zu hören.

Die Moderatorin sagte da unter anderen (sinngemäß)...

Im 3. Reich war es für Juden verboten Beethoven zu spielen, auch in den Konzentrationslagern.

Meine Frage: Per beschlossenes und veröffentlichtes (gedruckten) Gesetz oder weil man es so handhabte?

Als ich mal z.B. vor Jahren den Film über das „Mädchen - Orchester von Auschwitz“ sah, hörte ich derartiges nicht.
Dieses >Mädchen – Orchester< wurde ja von Alma Rosé, eine Nichte von Gustav Mahler geleitet.
Alma Rosé, Häftling in Auschwitz - 1906 – ermordet 05.04.1944).
 
Alice Herz-Sommer, Pianistin und Überlebende des KZ Theresienstadt sagte einmal in einem Interview in der Süddeutschen:
"Wir haben alles auswendig gespielt. Die Etüden, die Beethoven-Sonaten, Schubert, alles. Im Rathaus-Saal für 150 Leute, alte, verzweifelte, kranke, verhungerte Menschen. Die haben gelebt von der Musik, die Musik war das Essen. Die wären längst schon gestorben, wenn sie nicht gekommen wären. Und wir auch."
 
Gestern (15.12.) auf Fernsehsender „Arte“ war die jüdische Pianistin Elizabeth Sombart zusehen, und mit einem Ausschnitt aus dem Klavierkonzert Nr. 2 zu hören.

Die Moderatorin sagte da unter anderen (sinngemäß)...

Im 3. Reich war es für Juden verboten Beethoven zu spielen, auch in den Konzentrationslagern.

Meine Frage: Per beschlossenes und veröffentlichtes (gedruckten) Gesetz oder weil man es so handhabte?

Als ich mal z.B. vor Jahren den Film über das „Mädchen - Orchester von Auschwitz“ sah, hörte ich derartiges nicht.
Dieses >Mädchen – Orchester< wurde ja von Alma Rosé, eine Nichte von Gustav Mahler geleitet.
Alma Rosé, Häftling in Auschwitz - 1906 – ermordet 05.04.1944).

Ein beschlossenes und veröffentlichtes Gesetz ist mir nicht bekannt. Wenn man das NS-System anschaut, brauchte es nicht für alles ein Gesetz.

Beethovens fünfte Sinfonie (der Beginn davon) war das Erkennungszeichen der BBC für den Widerstand. Die jüdische Widerstandskämpferin Fania Fénelon aus Paris kannte zum Beispiel dieses Erkennungszeichen. Fénelon arrangierte in Auschwitz den ersten Satz der fünften Sinfonie von Beethoven. Sie gehörte auch um "Mädchenorchester". (Von ihr gibt es ein Interview aus dem Jahr 1981 auf dem bekannten Videokanal). In ihrem Buch "Surisis pour l'orchester schreibt sie über die Aufführung von Beethoven und das sie doch Schadenfreude hatte, weil die Verwaltung des KZ's nichts über die Symbolik der Sinfonie wussten.

Fénelon, Fania: Sursis pour l'orchestre; témoignage recueilli par Marcelle Routier. Paris 1. Auflage 1976. 369 Seiten. (es empfiehlt sich das Buch auf französisch zu lesen).
 
Im Dritten Reich wurde, 1933 beginnend, 1935 und 1938 sich intensivierend, den Juden alles mögliche verboten, ob es das Benutzen einer Parkbank, der Besuch eines Kinos oder das Führen eines Autos war. Was ich mir vorstellen kann - aber nicht sicher weiß - ist, dass den Juden der Kauf, Besitz und das Spielen von Musikinstrumenten verboten wurde. Der Besitz von Radios/Volksempfängern jedenfalls waren ihnen ab einem bestimmten Zeitpunk untersagt. Da, anders als Autos, Musikinstrumente nicht registriert sind, ist der Besitz staatlicherseits natürlich kaum kontrollierbar, die Bespielung fallweise nur mit Hilfe einer denunziatorischen Nachbarschaft.
Ich kann mir also vorstellen, dass die Moderatorin das Bespielen der Musikinstrumente im Allgemeinen meinte und dies nur anlässlich des Ereignisses auf Beethoven bezog.
 
Noch als Ergänzung: Mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurden bereits im April 1933 Juden aus staatlichen Orchestern und Musikensembles entfernt. 1938 gab es ein generelles Auftrittsverbot für Juden (vor arischem Publikum) oder das Verbot von Juden komponierte Musik zu spielen. Sprich: jüdische Musiker konnten nur noch im privaten Kreis spielen.
 
Passt und ich freue mich.
3SAT Fernsehen, heute 17.12., 20.15 – 22.00 Uhr Daniel Barenboim – 250 Jahre L.- v. Beethoven.
Konzert aus der Oper seiner Geburtsstadt.

Daniel Barenboim, ein argentinisch - israelischer Pianist und Dirigent.

3. Klavierkonzert von Beethoven und dessen 5. Sinfonie steht auf dem Programm.
 
Im Dritten Reich wurde, 1933 beginnend, 1935 und 1938 sich intensivierend, den Juden alles mögliche verboten, ob es das Benutzen einer Parkbank, der Besuch eines Kinos oder das Führen eines Autos war. Was ich mir vorstellen kann - aber nicht sicher weiß - ist, dass den Juden der Kauf, Besitz und das Spielen von Musikinstrumenten verboten wurde. Der Besitz von Radios/Volksempfängern jedenfalls waren ihnen ab einem bestimmten Zeitpunkt untersagt. Da, anders als Autos, Musikinstrumente nicht registriert sind, ist der Besitz staatlicherseits natürlich kaum kontrollierbar, die Bespielung fallweise nur mit Hilfe einer denunziatorischen Nachbarschaft.
Ich kann mir also vorstellen, dass die Moderatorin das Bespielen der Musikinstrumente im Allgemeinen meinte und dies nur anlässlich des Ereignisses auf Beethoven bezog.

1938 dürfte zumindest der Besitz von Volksempfängern und Radios noch legal gewesen sein. Bei den Novemberpogromen 1938 wurde (nicht nur) in Nordhessen extrem geplündert. Im Bericht eines Polizeibeamten heißt es es sei ziemlich viel geklaut und geplündert worden, viele Bewohner hätten sich mit Radios und allen möglichen Wertgegenständen eingedeckt, die sie ihren jüdischen Nachbarn geraubt hatten.

Viele Bauern und Handwerker in Nordhessen waren überschuldet und standen bei Nachbarn in der Kreide. Mit der Machtergreifung der Nazis schienen viele dieser Schuldner der Meinung zu sein, dass diese Schulden nun null und nichtig seien.
 
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