Danke. Das Heldengedicht schlechthin!

da er als Sanitäter am Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 teilnahm und auch in der Schlacht bei Sedan selbst dabei war.
Dass er als "Sanitäter" solches verfasste ist eigentlich in jeder Hinsicht absurd, doch hat er ja wohl damals mit großem persönlichen Erfolg eine Saite der großen und großdeutschen Emotionen angeschlagen.
 
Vom 18. Mai bis zum 29. Juli 1899 findet auf Initiative des jungen Zaren schließlich eine internationale Friedenskonferenz statt.

Nun gab es dergleichen schon vorher.
Das ganz Besondere an dieser aber besteht darin, dass sie erstmals nicht eine Folge eines Krieges war, sondern Mittel Wege finden wollte einen künftigen Krieg zu verhindern, und dass sie Länder aus verschiedenen Kontinenten dabei einbezog.
(Japan, Siam, China, Persien, Mexiko, USA, Osmanisches Reich, Deutschland, UK, Frankreich, Italien, Serbien .. usw. und natürlich auch Russland als Initiator)
Die Schwierigkeiten die es auf dem Weg dazu zu überwinden galt beschreibt Jost Dülffer.1)

Und als endlich diese Konferenz stattfindet, wird sie die in sie gesetzten Hoffnung großenteils nicht erfüllen können. Denn der ursprüngliche Gedanke der Abrüstung, bzw. der Rüstungskontrolle wird wenig Frucht bringen, wenngleich auch unter diesem die Konferenz vollmundig eröffnet wird.
Die Protokolle der Verhandlungen wurden zeitgemäß in französischer Sprache verfasst.
Eine Übersetzung in das Englische wurde durch die Friedensstiftung Carnegies 2) 1920 veröffentlicht 3)
Das ist kein Protokoll des Scheiterns, sondern der Hoffnung auf eine Zukunft des Gedeihens an der Schwelle zu einem neuen Jahrhundert der Verheißung des menschlichen Fortschritts, und der Vernunft.
Es wird die Haager Landkriegsordnung formuliert und eine internationale Schiedsgerichtsbarkeit auf den Weg gebracht.

(angesichts dessen muss ich sagen, dass ich bisher in meinen Beiträgen den Zar Nikolaus II zu negativ dargestellt habe.)

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1) Dülffer, Jost (1981): Regeln gegen den Krieg? Die Haager Friedenskonferenzen von 1899 und 1907 in der internationalen Politik. Berlin: Ullstein.

2) Der Pazifist Carnegie ist in gewisser Weise das US-Pendant des ebenso reichen Russen Bloch.
Carnegies Vermächtnis findet einen bleibenden Ausdruck im Friedenspalast von Den Haag des Jahres 1913, heute Sitz des internationalen Gerichtshofes.

3) https://www.loc.gov/rr/frd/Military_Law/pdf/Hague-Peace-Conference_1899.pdf
 
Die Friedenskonferenz vom 08. Mai bis 29. Juli 1899 formte 3 Arbeitsgruppen (Commissions):

In Arbeitsgruppe I
geht um Rüstungsbegrenzung: „ a barrier placed to the progressive and ruinous development of military armaments. 1)
Damit im Schwerpunkt um das was im Zarenmanifest, ohne vorherige Absprachen, übergeben an alle akkreditierten Botschafter in St. Petersburg am 24.08.1898 und für die Veröffentlichung freigegeben zum 29. August.
Es geht um eine pathologische Rüstungsspirale.
Diese beraubt die Mächte nicht nur ihres Reichtums und sozialen Friedens, sie macht überdies einen großen Krieg wahrscheinlicher.
Das ist von der Handschrift Blochs durchdrungen.

Als Milderung des letztgenannten Missstandes ist, nach Bloch Band 6, eine internationale Schiedsgerichtsbarkeit wünschenswert.
Denn „es ist zweifellos, dass die zerrüttende Konkurrenz in der Verstärkung der militärischen Mittel nicht von der Erwartung irgendwelcher zufälliger und zweitklassiger Streitfragen wird, sondern von der Befürchtung , dass aus einer beliebigen dieser kleinen Streitfragen jene drohende Gespenster auftauchen können, welche da heissen „Elsass – Lothringen“, die „Erbschaft des kranken Mannes“ u. s. w.“ 2)

Daher, so ist Bloch überzeugt, bedarf es einer internationalen Schiedsgerichtsbarkeit um dem befürchteten großen Zusammenstoß entgegen zu steuern.
Diesen Themenkomplex behandelt die
Arbeitsgruppe III (Third Commission) 3)

Arbeitsgruppe II wird von den dreien die erfolgreichste sein, und die Haager Landkriegsordnung hervorbringen,
Gruppe III weit in die Zukunft weisen, und Gruppe I bleibt bis heute schwach.

Und doch war der Aufwand nicht vergebens, denn zum ersten Male wurde der gesamte Themenkomplex ohne vorherigen Krieg global beleuchtet.
.. und die Pazifisten strömen aus vielen Länder nach Den Haag. Bertha von Suttner „hielt nun geradezu Hof“, Bloch erzählt seine Rolle bei der Entstehung des Zarenmanifests und hält Vorträge über den „Anachronismus moderner Kriege“ 4)


1) https://www.loc.gov/rr/frd/Military_Law/pdf/Hague-Peace-Conference_1899.pdf - S. 272
2) Bloch Bd. 6 - S. 228
3) 1) https://www.loc.gov/rr/frd/Military_Law/pdf/Hague-Peace-Conference_1899.pdf - S. 583Ff
4) Dülffer, Jost (1981): Regeln gegen den Krieg? Die Haager Friedenskonferenzen von 1899 und 1907 in der internationalen Politik. Berlin: Ullstein. - S. 70
 
Zuletzt bearbeitet:
The Great Illusion (Die Falsche Rechnung)

Dass Moltke d.Ä., Bloch, wie auch Angell den Krieg aus rationalen Überlegungen ablehnten, macht sie nicht zu Pazifisten, die Krieg aus ethischen Gründen ablehnen.
Moltke wird dieses Zitat zugeschrieben:
"Der ewige Friede ist ein Traum, und nicht einmal ein schöner, und der Krieg ist ein Glied in Gottes Weltordnung. In ihm entfalten sich die edelsten Tugenden des Menschen, Mut und Entsagung, Pflichttreue und Opferwilligkeit mit Einsetzung des Lebens. Ohne den Krieg würde die Welt im Materialismus versumpfen."
Norman Angell zitiert Moltke genau so in seinem Buch, auch mit gleicher Quellenangabe „The Great Illusion“.*
Die Auseinandersetzung mit dem Sozialdarwinismus samt damit verwobenem Militarismus, ist in der Friedensbewegung dieser Zeit durchgehend abgebildet.
Angell argumentiert sehr zutreffend, dass ein Krieg eben nicht „survival of the fittest“ bedeutet, sondern das Gegenteil. Denn man versuche sich doch vorzustellen was, im Sinne des Darwinismus, geschehen würde wenn eine Generation junger gesunder Männer nach der anderen, geopfert werden würde.
Das unterfüttert er mit vielen genauen Beispielen.

Und hier verläuft eine klare Trennlinie zwischen den Pazifisten dieser Zeit, und den Militaristen die als solche durch ihre Vorstellung charakterisiert sind, dass Krieg eine evolutionäre Notwendigkeit sei.

Für Angell, und auch Bloch, ist Pazifismus ein wissenschaftliches Thema.
Beide sind davon überzeugt, dass das Verhältnis der Staaten zueinander realitätsfern ist, und die Gefahr eines Krieges, nie gekannten Ausmaßes, wächst.
Beide setzen ihre Kraft dafür ein, jene Katastrophe zu verhindern, die schließlich eintrat.
Welche Gründe, außer ethischen, sollten sie gehabt haben dies zu tun?


*) https://archive.org/details/in.ernet.dli.2015.88977
(Diese Ausgabe des fast schon revolutionären Bestsellers ist die Auflage von 1913, mit Ergänzungen im Anhang 1933. Dem Jahr in dem Angell den Friedensnobelpreis erhielt.)

Erstauflage Ende 1909, Reprint 1910, und rasch steigende Neuauflagen danach und Übersetzungen in 11 Sprachen, die japanische eingeschlossen.
Tuchman (August 1914) schreibt es sei dieses Buch ein „regelrechter Kult“ geworden. An den Universitäten des Vereinigten Königreichs bildeten sich „mehr als vierzig Studiengruppen aufrichtiger Anhänger, ...“.
„Der Präsident des War Committee, Viscount Esher, hält Vorlesungen in Cambridge und an der Sorbonne in denen er die These Angell's vertritt,
die wirtschaftliche Vernetzung der rivalisierenden Mächte sei soweit fortgeschritten, dass keine gewinnbringende territoriale Eroberung mehr möglich, sondern eine solche Eroberung stets den Eroberer mehr schädigen müsse, als eine Aussicht auf Gewinn versprechen könnte. Der Viscount Esher lässt das Buch dem Kaiser Wilhelm II überreichen.

Es entstehen Angell-Klubs:
„Nicht nur in England entstanden Hunderte von Angell-Gesellschaften und Angell-Klubs. Der „Norman-Angellismus“ verdammte den Krieg nicht von einem moralischen Standpunkt aus, sondern schaltete sich mit rationalen Argumenten in die politische Debatte ein.“
….d
a ist eine weitere Trennlinie zwischen Pazifisten und Militaristen: Die einflussreichen Pazifisten dieser Zeit argumentieren weit rationaler und wissenschaftlicher als die Widersacher.
 
Anmerkungen zum 2. Burenkrieg

Die Friedenskonferenz 1899 in Den Haag war noch keine 3 Monate beendet als der Krieg beginnt.
Nun wurde ja im Rahmen der Arbeitsgruppe (commission) III sehr viel über internationale Schiedsgerichte verhandelt und vereinbart. Etwa, dass in Den Haag ein permanentes Schiedsgericht installiert wird.
Über die Frage ob ein solches auch für die Unterzeichner der beschlossenen Erklärungen verpflichtend sein solle gibt es lange Auseinandersetzungen. Das deutsche Reich setzt sich in bald gewohnt undiplomatischer Weise an die Spitze der Ablehnung.
Das Anrufen des Schiedsgerichts bleibt der Entscheidung der Widersacher vorbehalten.

Inwiefern das Den Haager Schiedsgericht überhaupt zu Beginn des 2. Burenkriegs schon funktionsfähig war weiß ich nicht. Es bleibt zu vermuten, dass da der Aufbau nicht weit fortgeschritten sein konnte.
Doch hatte auch das UK gerade erst ausführlich über Schiedsverfahren verhandelt und solche auch bilateral bei anderer Gelegenheit vereinbart,
in diesem Fall aber kein Interesse daran, sondern fürchtete Einmischung durch Vermittler.
„Eine Annahme von Vermittlungsangeboten hätte für England eine politische Kapitulation bedeutet.“
Den Umfang des 2. Burenkriegs beschreibt der zitierte Dülffer (S. 211ff) so:
„Ihre [der Buren] Fähigkeit aber, fast drei Jahre lang Widerstand zu leisten überschritt alle Erwartungen.“
Allein seine Dauer beeinträchtigte „massiv die britische Weltmachtstellung“.
„Über dreihunderttausend britische Soldaten etwa standen zu dieser Zeit in Südafrika, entblößten die Garnisonen in Indien, im Heimatland und in allen übrigen Regionen der Welt. Sie banden alle möglichen Einsatzreserven und strapazierten die Staatsfinanzen in einem Ausmaß wie es bislang nur für einen Großmachtkrieg erwartet worden war.“

Das Vereinigte Königreich sollte also gewarnt sein am Vorabend des Ersten Weltkriegs.

Sein Konflikt mit den Buren war sicher eine erste große Enttäuschung für die Friedensbewegung nach der Ersten Friedenskonferenz 1899.

Norman Angell – The Great Illusion – bemerkt zutreffend bissig, dass UK die postulierten Kriegsziele nicht erreichte, und auch keine Besitzänderungen der Goldquellen eintraten. Selbst diese Eroberung ist für ihn gänzlich nutzlos, und um so mehr wären es solche die innerhalb des Europas der Großmächte stattfinden könnten. Was will man denn rauben, wenn das sich das Beutegut durch die internationale Vernetzung der Finanzierung beim Zugriff entwertet?
 
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