Warum war Frankreich mehr am Rheinland als an Wallonien interessiert?

Griffel

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Eine Frage, die historisch interessant finde. Und meine, dass man sich mit ihr beschäftigen sollte. Im Zeitalter der Nationalstaaten, also grob im 19. Jahrhundert, waren alle Nationen daran interessiert ihren Einfluss zu erweitern. Deshalb wundert es mich, dass Frankreich nie versucht hat, sich die Wallonie anzueignen? Kulturell und historisch, hat dieses Gebiet doch mehr mit Frankreich gemein, als das deutsche Rheinland. Wobei es zwar im Rheinland Kohle gibt. Das trifft aber auch auf Belgien zu.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wallonische_Region#19._Jahrhundert

Außerdem, wäre es doch wesentlich einfacher gewesen die Wallonie in Frankreich einzugliedern als das Rheinland. Gut! Man hätte natürlich der damaligen Logik folgend, die deutschen Bewohner entweder vertreiben oder zwangsassimilieren können aber das wäre nur mit großem Aufwand möglich gewesen. Insofern wundert mich das schon. :eek: Das mittelalterliche Herzogtum Luxemburg hatte ja generationenlang Verbindungen nach Frankreich.
 
Frankreich hat doch unter Napoleon erfolgreich sowohl Wallonien wie auch das Rheinland (westlich des Rheins) eingegliedert.
Dann hat Napoleon bekanntlich bei Waterloo verloren, und die Gebiete waren wieder futsch.

Man hätte natürlich der damaligen Logik folgend, die deutschen Bewohner entweder vertreiben oder zwangsassimilieren können aber das wäre nur mit großem Aufwand möglich gewesen.
Erst mal hätte man, glaube ich, einen Krieg vom Zaun brechen und diesen haushoch gewinnen müssen. Das wäre der weitaus höhere Aufwand gewesen.
 
Wie bereits gesagt, ich fand es nur komisch, dass man ein ohnehin französisch geprägtes Gebiet weitestgehend ignoriert hat. Aber man wird in Frankreich schon seine Gründe gehabt haben.
 
Belgien war ein neutraler Staat, das wurde auf der Konferenz von London von den damaligen Großmächten, darunter auch Frankreich und Preußen, anerkannt. Londoner Konferenz (1838–1839) – Wikipedia Der Einmarsch ins neutrale Belgien durch das Deutsche Reich 1914 hat übrigens auch den Kriegseintritt von Großbritannien zur Folge gehabt.

Desweiteren gab es keinen Staat Wallonien, sondern zunächst ab 1814 das Vereinigte Königreich der Niederlande, dann nach der Revolution von 1830 das Königreich Belgien, das aber auch das niederländischsprachige Flandern umfaßte. Dann gab und gibt es auch noch als französischsprachige Enklave im niederländischsprachigen Flandern Brüssel.

Einer Angliederung von Belgien oder auch nur des wallonischen Südens hätte auch die Zustimmung der damaligen Großmächte erfordert. Zu der Frage, wie Belgien oder die Belgier zu einer Annexion gestanden hätten, hat @Sepiola einen informativen Link eingestellt.
 
Eine Frage, die historisch interessant finde. Und meine, dass man sich mit ihr beschäftigen sollte. Im Zeitalter der Nationalstaaten, also grob im 19. Jahrhundert, waren alle Nationen daran interessiert ihren Einfluss zu erweitern. Deshalb wundert es mich, dass Frankreich nie versucht hat, sich die Wallonie anzueignen? Kulturell und historisch, hat dieses Gebiet doch mehr mit Frankreich gemein, als das deutsche Rheinland. Wobei es zwar im Rheinland Kohle gibt. Das trifft aber auch auf Belgien zu.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wallonische_Region#19._Jahrhundert

Außerdem, wäre es doch wesentlich einfacher gewesen die Wallonie in Frankreich einzugliedern als das Rheinland. Gut! Man hätte natürlich der damaligen Logik folgend, die deutschen Bewohner entweder vertreiben oder zwangsassimilieren können aber das wäre nur mit großem Aufwand möglich gewesen. Insofern wundert mich das schon. :eek: Das mittelalterliche Herzogtum Luxemburg hatte ja generationenlang Verbindungen nach Frankreich.

Wie bereits gesagt, ich fand es nur komisch, dass man ein ohnehin französisch geprägtes Gebiet weitestgehend ignoriert hat. Aber man wird in Frankreich schon seine Gründe gehabt haben.

Ein sehr wichtiger Grund ist vor allem, dass die europäischen Großmächte 1830 bei der Londoner Konferenz Belgien als souveränen Staat anerkannt und Belgiens Souveränität und Neutralität garantiert hatten. Irgendwer hat mal geschrieben, dass Antwerpen eine auf England gerichtete Pistole sei. Die Annexion der Wallonie,, des im 19. Jahrhundert wirtschaftlich stärksten und wohlhabendsten Teil Belgiens hätte die ökonomische Kraft Belgiens so sehr geschwächt, dass seine Existenz gefährdet gewesen wäre. Das wiederum hätten die Briten kaum tolerieren können.
 
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