Spartanische Niederlagen von Leuktra und Mantinea

E

Eike

Gast
Warum hat Sparta die beiden Schlachten von Leuktra 371 und Mantinea 362 verloren?

War allein die schiefe Schlachtenordnung des Epaminondas ausschlaggebend oder gibt es noch andere Gründe die zur Niederlage beigetragen haben? Wenn ja, wie sind diese zu bewerten?
 
Dazu gibt es drei Quellen: Diodor, Plutarch und Xenophon und trotzdem läßt sich die Schlacht nicht exakt rekonstruieren.

Aber es wird deutlich das die schiefe Schlachtordnung des Epaminondas eine nicht unwesentlich Rolle gespielt hatte.
Epaminondas ließ eben nicht wie üblich mit dem rechten Flügel der Hoplitenphalanx den Angriff vortragen, sondern auf dem liken Flügel seine thebanischen Hopliten dicht massiert in einer Tiefe von 50 Gliedern aufgestellt hatte und nach einen vorausgehenden Angriff seiner Reiter gegen die spartansiche Kavallerie die Entscheidung im Kampf gegen die auf dem rechten feindlichen Flügel suchte.
 
Xenophon, der als Zeitgenosse und auf dem spartiatisch beherrschten Peloponnes lebender Athener wohl die verlässlichste Quelle darstellt (Diodor lebte etwa 300, Plutarch und Pausanias etwa 500 Jahre nach der Schlacht), erzählt jedenfalls über die Schlacht von Leuktra, dass die Spartiaten von der eigenen fliehenden Reiterei durcheinander gebracht wurden, welche durch die Reihen der eigenen Phalanx brach.
Xenophon war direkt durch die Schlacht von Leuktra betroffen, denn der Ort, wo er sein Landgut hatte, welches ihm die Spartiaten überlassen hatten, ging in Folge der Schlacht für Sparta verloren und Xenophon musste sein Landgut verlassen.
Diodor fällt eigentlich immer wieder durch Unzuverlässigkeit auf.
 
Die Historiker streiten sich seit 1880 durch Dellbrück noch heute über die Schlacht; beispielsweise über die Kräfteverhältnisse der beiden Armeen, die taktische Konzeption und die taktischen Prinzpien (Tante wiki).

Diodor nutzte wohl den guten alten Polybios als Quelle, den eingefleischten Fan der Römer.
 
Vielen Dank für die schnellen Anworten. Das bestätigt eigentlich meine Überlegungen.

Xenophon führt ja an, dass die Spartaner eine schlechte Reiterei hatten. War das tatsächlich so? Ebenso sagt er, dass der Angriff zu spät erkannt wurde. War dem so oder sagt er das nur, um die Niederlage zu entschuldigen?

Danke schonmal im voraus.
 
Die Reiterei war in den meisten Teilen Griechenlands wenig entwickelt. Sie diente va zur Aufklärung, spielte auf dem Schlachtfeld kaum eine Rolle. Das galt auch für die Spartaner. Die Ausnahmen waren Böotien mit dem Zentrum Theben und Thessalien. Auch in Makedonien hatte die Reiterei eine lange Tradition, wenn man das zu Griechenland zählen will. Hängt va mit der Geographie zusammen, die weiten Ebenen begünstigten die Pferdezucht und den Einsatz von Kavallerie im Krieg.

Zu Details des Schlachtverlauf wird dir niemand genaue Auskunft geben können. Leider, ich hätt ja auch gern ne Live-Übertragung... ;)
 
Hallo

@Reinecke
Hängt va mit der Geographie zusammen, die weiten Ebenen begünstigten die Pferdezucht und den Einsatz von Kavallerie im Krieg.

Wenn die Geografie Griechenlands eine Rolle bei der Entwicklung und dem Einsatz der Reiterei spielt,dann frage ich mich allerdings,ob das moderne Griechenland eine andere Topagraphie als in der Antike hat.

Trotz Schulden: Griechen gönnen sich größte Panzerarmee Europas - WELT

Wobei ich jetzt mal pauschal reiterei mit Panzern gleichsetze.
Entweder hinkt die obige Ausage,oder die griechischen Generäle verstehen ihr Handwerk nicht.

mfg
schwedenmann
 
Ich habe die zu dem Thema einschlägigen Primärquellen nicht gelesen, aber was man zu dem Thema noch allgemein sagen sollte ist, dass der Herrschaftsbereich Spartas damals wohl überdehnt war. Es war ja in den Jahren vor Leuktra die Hegemonialmacht ganz Griechenlands, während es in seiner stärksten Phase nur die Peloponnes dominiert hatte.
 
Dass Sparta seine Möglichkeiten nach seinem Sieg im Peloponnesischen Krieg überreizt hatte, ist richtig. Auf der einen Seite wollte man ganz Griechenland (zeitweise inkl. Westkleinasien und dem Meer) beherrschen, teils indirekt, teils auch direkt über die Einsetzung von Harmosten als Aufpassern in anderen Städten, andererseits schrumpfte die Zahl der waffenfähigen Spartiaten (Vollbürger) immer mehr, sodass man zunehmend Perioiken (aus den untertänigen Städten Lakoniens), (mehr oder weniger freiwillig oder erzwungen gestellte) Bundesgenossenkontingente und sogar Söldner heranziehen musste, um den eigenen militärischen Personalbedarf überhaupt noch decken zu können. Die zahlreichen Aktivitäten im Ausland führten außerdem zu einer Zersplitterung und einem Verschleiß der Kräfte sowie zu einer gewissen Entfremdung von der traditionellen spartanischen Lebensweise.

Das erklärt meiner Meinung nach aber nicht unmittelbar die Niederlage bei Leuktra. Den antiken (von Delbrück u. a. bezweifelten) Zahlenangaben zufolge sollen die Spartaner zahlenmäßig sogar überlegen gewesen sein, und dass das spartanische militärische Personal (abgesehen von den Reitern, die denen der Thebaner qualitativ wohl tatsächlich unterlegen waren), wenngleich es nur ca. 700 Spartiaten enthielt, irgendwie qualitativ minderwertig gewesen wäre, geht aus den Quellen auch nicht hervor.

Die zu expansive und imperialistische spartanische Politik kann also den Niedergang Spartas im Allgemeinen erklären, aber nicht speziell diese Niederlage.
 
Ich grätsche mal von der Seite rein: Leuktra ist übrigens auch eines der wenigen griechischen Schlachtfelder mit einem permanent errichteten Siegesmonument, dessen Rundsockel mit einigen erhaltenen Baugliedern (und vielen Ergänzungen) rekonstruiert wurde. Auf ihm vermutet man auf der Grundlage von jüngeren Münzprägungen des boiotischen Bundes ein bronzenes Tropaion.

leuktra.jpg
 
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