Narrenschiff und Narrenspiel-von Hof- und anderen Narren

zaphodB.

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Helau,liebe Gemeinde
Nachdem die Fassenacht naht muss ein närrisch Thema her
Insbesondere in der Zeit vor Aschermittwoch, also der Fastnacht oder dem Karneval, tritt die Figur des Narren heute noch häufig auf. So werden Karnevalsteilnehmer heute auch Narren genannt.
Wie war dat früher
Im Mittelalter war der Narr keineswegs positiv besetzt sondern als Antipode des"weisen " König Salomon eher Antichristen beigesellt-„Dixit insipiens in corde suo: Non est Deus“
im Laufe des Spätmittelalters unterschied man dann zwischen natürlichen und künstlichen Narren. Natürliche Narren waren Geisteskranke und Missgestaltete, aber auch gesellschaftliche Aussenseiter(gruppen) über die man sich lustig machte.
Die künstlichen Narren waren Menschen, die sich dumm stellten, absichtlich Scherze trieben
und aus letzeren entwickelen sich in der frühen Neuzeit die Hofnarren,die
durchaus politische Ratgeberfunktionen an den Fürstenhöfen erfüllten
und in gewisser Weise auch das Bindeglied zur modernen Fassenacht rheinischer Prägung darstellen.
Berühmte Hofnarren waren Perkeo am Churpfälzischen Hof, , Sebastián de Morra am spanischen Hof, Joseph Fröhlicham Hofe Augusts des Starken, Stańczyk am Hof der polnischen Könige, Henne Witz am Churmaintzer Hof und Kunz von der Rosen am Hofe Maximilians I. Die beiden letzteren verkörperten den Typ des politischen Hofnarren,der mehr Ratgeber als Spassmacher war.
Darüber hinaus war die Fassenacht auch oft eine Umkehr der Hierarchien,wie es heute noch bei der Weiberfassenacht anklingt.
So wurde am Hofe des Kurfürsten zu Mainz die Fastnacht durch ein Fest begangen, bei dem es üblich war, die Rollen am Hof durch das Los neu zu verteilen. So zog 1664 der Kurfürst das Los des Hofschreiners, 1668 war er Mundschenk und musste die Gäste bedienen. Dieser Brauch wurde „Mainzer Königreich“ genannt. Erst der letzte Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal ,die Spassbremse , machte diesem Rollentausch 1775 ein Ende.
Diese historischen Bezüge wurden durch die bürgerliche Fassenacht ab den 1830ern wieder aufgegriffen und mit Prinzenpaar,Ranzengarde,Elferrat und Hofsängern das Hofleben persifliert
 
Hofnarren gab es bereits in der Antike. In Ägypten hatte am Hof von Pharao Pepe II. (6. Dynastie, um 2200 BCE) ein Pygmäe die Aufgabe, an jedem Morgen zu Ehren des Sonnengottes Re zu tanzen und ganz allgemein für die Belustigung des Pharao zu sorgen. Auch die äyptische Aristokratie hielt sich Hofzwerge. Diese dienten auch als Vorlage für Terrakotta-Figuren, die am Hals getragen wurden, um den Trägern Glück zu bringen.

In Rom wurden ebenfalls Zwerge zur Belustigung von Reichen engagiert. Es gab aber auch ´normal´ gebaute Komiker, die Balastrones, die auf den Festen der reichen Schicht für Unterhaltung zu sorgen hatten.

Nichts anders war es in China. Der Kaiser Shi Huang-Tsi hielt sich um 220 BCE einen Hofnarr namens Yu Sze, der als einziger am Hof das Privileg hatte, offene Kritik an den Entscheidungen des Kaisers üben zu dürfen. Ein bekannter Fall ist Shis Plan, die von ihm initiierte Chinesische Mauer mit Farbe bestreichen zu lassen, was den Tausenden von Todesopfern, die der Bau unter den Arbeitern bereits gefordert hatte, noch viele weitere Verluste an Menschenleben hinzugefügt hätte. Als Yu Sze die Idee öffentlich kritisierte, lachte der Kaiser und ließ den Plan fallen. Seitdem gilt dieser Hofnarr als chinesischer Nationalheld, weil er viele Menschenleben gerettet hat.
 
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"Das Narrenschiff" von Sebastian Brant ist im Titel ja angesprochen. Ein anderes Beispiel der Narrenliteratur wären Till Eulenspiegel oder die Schildbürger.
 
Nichts anders war es in China. Der Kaiser Shi Huang-Tsi hielt sich um 220 BCE einen Hofnarr namens Yu Sze, der als einziger am Hof das Privileg hatte, offene Kritik an den Entscheidungen des Kaisers üben zu dürfen. Ein bekannter Fall ist Shis Plan, die von ihm initiierte Chinesische Mauer mit Farbe bestreichen zu lassen, was den Tausenden von Todesopfern, die der Bau unter den Arbeitern bereits gefordert hatte, noch viele weitere Verluste an Menschenleben hinzugefügt hätte. Als Yu Sze die Idee öffentlich kritisierte, lachte der Kaiser und ließ den Plan fallen. Seitdem gilt dieser Hofnarr als chinesischer Nationalheld, weil er viele Menschenleben gerettet hat.

Gibt es dafür eine belastbare Quelle?
 
Der Kaiser Shi Huang-Tsi hielt sich um 220 BCE einen Hofnarr namens Yu Sze, der als einziger am Hof das Privileg hatte, offene Kritik an den Entscheidungen des Kaisers üben zu dürfen. Ein bekannter Fall ist Shis Plan, die von ihm initiierte Chinesische Mauer mit Farbe bestreichen zu lassen, was den Tausenden von Todesopfern, die der Bau unter den Arbeitern bereits gefordert hatte, noch viele weitere Verluste an Menschenleben hinzugefügt hätte. Als Yu Sze die Idee öffentlich kritisierte, lachte der Kaiser und ließ den Plan fallen. Seitdem gilt dieser Hofnarr als chinesischer Nationalheld, weil er viele Menschenleben gerettet hat.

Gibt es dafür eine belastbare Quelle?

Die gibt es tatsächlich: Shiji 126:

二世立,又欲漆其城。優旃曰:「善。主上雖無言,臣固將請之。漆城雖於百姓愁費,然佳哉!漆城蕩蕩,寇來不能上。即欲就之,易為漆耳,顧難為蔭室。」於是二世笑之,以其故止
史記/卷126 - 維基文庫,自由的圖書館

Die Story bezieht sich allerdings nicht auf Shi Huangdi, sondern um seinen Sohn Ershi Huangdi (209-207), der Hofnarr hieß nicht Yu Sze, sondern (You) Zhan, und seine Kritik wagte er auch nicht direkt zu äußern, sondern kleidete sie in (scheinbare) Zustimmung zu den kaiserlichen Plänen.
Es geht hier auch, soweit es der Text hergibt, nicht um die "Chinesische Mauer", sondern um die Mauer der kaiserlichen Residenz. Die wollte der Kaiser lackieren lassen. Zhan meinte, dies sei eine hervorragende Idee, eine lackierte Mauer sei sicher für die Feinde unüberwindlich. Das Lackieren sei, von den Kosten abgesehen, kein Problem. Er gab lediglich zu bedenken, es sei nicht ganz einfach, eine Trockenkammer herzustellen, in der die lackierte Mauer trocknen könne.
 
Nicht vergessen Triboulet...

Ich meine Nicolas Ferrial, auch bekannt als Le Févrial oder Triboulet (1479 – 1536).

Der Narr von König Ludwig XII. und Franz I.

Er taucht gleich 3mal in der Historie auf.

1. Am bekannteste ist er in Verdis Oper „Rigoletto“. Hier allerdings in einer Mischung >Triboulet< und >Rigoler<.

2. Im 3. Buch des François Rabelais „Gargantua und Pantgreul“.
„Die heldenhafte Taten und Reden des guten Patagruel, verfasst von Meister Fran. Rabelais, Doktor der Heilkunst, bearbeitet und verbessert vom Autor auf Grund der einstigen Zensur“, 45. Kapitel „Wie Pamurge sich bei Triboulet Rat holte“.

3. bei Victor Hugo „Le roi s'amuse” (“Der Köniog amüsiert sich“ oder auch „Der König hat Spaß“). Ein Theatersück in 5 Akten. Uraufführung 22.11.1838. Victor Hugo lag da auch in Streit mit Guiseppe Verdi. Er meinte zu Verdi, es sei sein Stück.

Hier noch ein Foto von Triboulet aus meinen Büchern „Gargantua und Pantagreul“, 1. Auflage 1970:


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