Vorsicht: Das Alt-Maya-Wort für Baumwolle (eigentlich für die Faser bzw. das Garn) soll "chih", "kieh" oder "kuuch" gewesen sein, je nach Region/ Dialekt und Transkription. Es wurde u.a. von den Olmeken als "choha" entlehnt, und dürfte sich auch in Aymara "Qhiya" und Nahuatl "Ichcatl" wiederfinden. Die Maya selbst sollen es, samt der zugehörigen Pflanze, aus Peru bezogen haben (archäologische Spuren von Baumwollkapseln aus 4.200 v. Chr.) - und Quechua "Utku" scheint die Wurzel ebenfalls zu enthalten. Möglicherweise lassen sich auch Cherokee "u-tsi-lv" und Cibola "uheyane" hier anschließen.Die Baumwollverarbeitung in Südamerika hat eine mindestens 3000 Jahre alte Geschichte.(..)
Baumwolle in verschiedenen Indianersprachen:
Quechua: Utku Yura
Nahuatl: Ichcatl
Aymara: Qhiya
Wayúu: maawüi
(..)Es zeigt sich, dass es sich in allen vier Sprachen um vier Worte unterschiedlicher Herkunft handelt, was für ein hohes Alter des Wortes und gegen eine Entlehnung aus einer Altweltsprache spricht.
Die Maya hatten ein separates Word für die Pflanze -"tanam", noch heute in Yucateco als "taman" benannt.
Mayan Dictionary/Diccionario del Maya
Daneben soll Baumwollgewebe bei den Maja "Noc" geheissen haben. Neben diversen mittelamerikanischen Sprachen, die das Wort noch heute für Baumwolle oder Baumwollgewebe verwenden, mag auch Navajo "ndik" für Baumwolle dieses Wort bewahrt haben.
http://maya.hum.sdu.dk/cotton_int.pdf
Nicht verwandt mit den obigen Maya-Worten sind wohl Wayuu "maawüi" und Muscogee "pak-pv-ke" (auch Blüte, Schaum).
Klar ist in jedem Fall, dass die Mittelamerikaner nicht auf Araber warten mussten, um mit Baumwolle beglückt zu werden. Eher umgekehrt - Arabisch qutun, akkadisch kitinnu sind nicht allzuweit entfernt von einer hypothetischen Maya-Baumwollpflanze "kieh-tanam". Interessant in diesem Zusammenhang ist Quechua kutuna (Bluse).
Bei der Baumwolle hat etwas in meinem Hinterkopf geklingelt. Interessanterweise wurde sie nämlich auf beiden Seiten des Atlantiks bzw. Pazifiks kultiviert, was an sich ungewöhnlich ist. Noch interessanter jedoch ist Folgendes:
Baumwolle ? Wikipedia
Das Phänomen hat längere Zeit für die Frage gesorgt, ob diese Kreuzung wirklich natürlich entstanden ist, oder da nicht frühe Seefahrer ihre Hände im Spiel hatten. Inzwischen scheint dies geklärt: Es gibt diverse Belege für die transozeanische Verbreitung von Baumwollsamen (u.a. separate Wildarten auf den Galapgos-Inseln und auf Hawaii). Experimente haben gezeigt, dass die Samen nach mehreren Monaten, teilweise Jahren in Salzwasser noch keimfähig sind. Nach phylogenetischen Analysen erfolgte die Einkreuzung der afro-asiatischen Varietät in amerikanische Varietäten vor etwa einer Million Jahren.Es gibt viele verschiedene Wildarten, aber für den industriellen Anbau sind nur die Kulturbaumwollarten von Bedeutung. Das sind vier Arten, wobei zwei Arten aus der Alten Welt und zwei Arten aus der Neuen Welt stammen. (..) Altweltliche Baumwolle wie Gossypium herbaceum und Gossypium arboreum ist diploid, wohingegen neuweltliche Baumwolle wie Gossypium hirsutum und Gossypium barbadense tetraploid ist.(..) Die letzten beiden Arten wiederum haben sich offenbar in vorgeschichtlicher Zeit aus einer natürlichen Hybridisierung von G. herbaceum und einer Neuweltart entwickelt.
http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0CCAQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.researchgate.net%2Fpublication%2F222528482_Polyploidy_and_the_evolutionary_history_of_cotton%2Flinks%2F00b4951e6f9d084609000000&ei=ecNtVMrQAYbEPNiDgIAE&usg=AFQjCNFFCamLYOMwiChXdX2yaxUU5z-8Bg
Noch ein Blick nach Westafrika: Im Tschad-Becken findet sich eine Vielzahl von Bezeichnungen für Baumwolle (Logon: mbaraw; Sura-Zaar: sumbi; Gbayabanda : tende, usw.). Da scheint frühe, unabhängige Kultivierung erfolgt zu sein - vermutlich an Orten, die inzwischen meterhoch unter Wüstensand liegen und Ausgräbern entsprechend Freude bereiten.
Les dénominations du coton dans le bassin du lac Tchad*=*The denominations of cotton in the Lake Chad Basin
Ob dann die afrikanische Kulturbaumwolle (G. herbaceum) vom Tschad-Becken aus ihren Weg nach Ägypten fand, oder sie unabhängig davon in Arabien und Syrien domestiziert wurde, sei dahingestellt. In jedem Fall wurde der Name früh arabisiert. Blickt man auf afrikanische Sprachen westlich des Tschad, wird, je näher es der Küste geht, das arabische qutun immer weniger übersehbar:
- Wolof: Vouténe
- Maninka: Koton
- Fulfulde: Hottollo
- Soninke: Kotolle
- Bambara: Kôri, Kônti
- Diola: Buful, Bu-hol
- Senufo: Kworo
- Dogon: Kwini
- Mooré: Goro-ga
@Melchior, Carolus: Die muslimische Welt hatte, abgesehen von Eisen, Mittelamerika wenig Tauschenswertes zu bieten, was auf kleinere Schiffe passte. Selbst bei Eisen ist fraglich, wie weit es damals wirklich dem Obsidian überlegen war.
Auch das frühneuzeitliche Europa musste zuerst Güter (Gold, Silber) mit Waffengewalt erpressen. Erst die Dezimierung der amerikanischen Bevölkerung durch eingeschleppte Epidemien bot die Möglichkeit, über den Dreiecks- und Sklavenhandel Importe aus Amerika zu finanzieren.
Dies soll nicht besagen, das Muslime überhaupt Mittelamerika erreichten. Falls sie es jedoch taten, erklärt es, warum sie diese "welthistorische Chance" nicht nutzten (genausowenig wie die Wikinger). Sie hatten "better fish to fry" in Westafrika. Ähnliches gilt wohl auch für Portugal, das vermutlich schon vor Kolumbus Brasilien erreichte*, sich aber erst mal auf den Gewürzhandel mit Südostasien konzentrierte.
*) Die Grenzline des Vertrags von Tordesillas verläuft 18° westlich der Azoren und über 20° westlich der Kapverden.
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