Grüne bestehen 40 Jahre

thanepower

Aktives Mitglied
Die 68er haben ihre erfolgreichste organisatorische Form in den "Grünen" und der "Alternativen Liste"gefunden.

Die Anti-AKW-Bewegung und eine Reihe von NSB bildeten das personelle und das organisatorische Korsett, damit die Neugründung dieser Partei erfolgreich war.

Mit vielen Hürden, intensiven Diskussionen über die richtige Form der parlamentarischen Arbeit, sind sie mittlerweile ein zentraler Akteur in der politischen Kultur von Deutschland.

https://www.deutschlandfunk.de/40-j...gruendung.1773.de.html?dram:article_id=467583
 
sind sie mittlerweile ein zentraler Akteur in der politischen Kultur von Deutschland.
Nicht nur das. Ich möchte behaupten, so wie der Marsch durch die Institutionen die Grünen verändert hat, so haben die Grünen die politische Kultur verändert. Es gibt keine Partei mehr, für die Ökologie keine Rolle spielt - egal, wie ernst gemeint das im Einzelnen ist. Und die einzige scheinbare Ausnahme von dieser Regel ist es eigentlich nicht, da diese Partei letztlich nur der radikale Gegenentwurf zu den Grünen zu sein scheint. Zumindest erweckt dieser Wahlverein oft den Eindruck, dass ihn nur das Antithetische zu den Grünen irgendwie am Leben hält. Und wenn ich mit dieser Beobachtung richtig liege, dann ist keine Partei so durch die Grünen beeinflusst, wie die letztnichtgenannte.
 
Wobei die Grünen keinen exklusiven Anspruch auf Ökologie-Themen haben. Derartige Themen wurden auch im Unions-Lager und bei der FDP diskutiert. Die SPD war in dieser Hinsicher eher ein Spätzünder.
(Wie stark jetzt diese Richtungen ausgeprägt waren ist eine andere Sache. Aber die SPD war sicherlich auch durch ihre Nähe zu den Gewerschaften und ihr Stammland NRW noch recht lange eher ein Freund der Industriepolitik.)
 
Aber die SPD war sicherlich auch durch ihre Nähe zu den Gewerschaften und ihr Stammland NRW noch recht lange eher ein Freund der Industriepolitik.)

Die Erklärung ist m.E. nicht zutreffend. Im Rahmen der "Parteiendifferenzierungs-Theorie" leitet sich das politische Selbstverständnis der SPD aus der "Cleavage-Theorie" ab. Im Kern werden die Positionen der Parteien als "Links-Rechts-Kontinuum" verstanden. In diesem Sinne war die SPD kein "Freund" der Industriepolitik, sondern der Sozialpartnerschaft im Rahmen der "Sozialen Marktwirtschaft". Und profitierten für ihre Klientel von der Möglichkeit, das rapide Wirtschaftswachstum für ihre Klientel umzuverteilen, als "Win-Win-Situation".

Zu diesem politischen Konflikt standen die Ökologie-Themen teilweise "quer" und es ergaben sich auch - zunächst - keine Bezüge zwischen den Positionen zur Ökologie und sozio-moralischen Milieus, die mit der klassichen Cleavage-Theorie verknüpft waren. Und u.a. Falter dazu verleitet haben, irrtümlich, anzunehmen, dass die "Grünen" keine langfristige Verankerung in der Gesellschaft hätten.
 
Also grundsätzlich gibt es Ideen zum Umweltschutz sogar schon deutlich länger.
Bei dem Bau der RAB 44 (Hamburg-Berlin) wurden einmal die Planungen veröffentlich.
Dort gab es sogar schon bei der Erstellung und Konzeption eine Eingabe von einem Planer, die vor
einer Beeinträchtigung des Sachsenwaldes durch den Autobahnbau gewarnt hatte.
Im Prinzip können alle Argumente von damals auch noch heute bei jedem Straßenbauprojekt genauso eingebracht werden. Ganz neu sind die Argumente auch in den 1970er nicht gewesen :)
 
Die 68er haben ihre erfolgreichste organisatorische Form in den "Grünen" und der "Alternativen Liste"gefunden.
Bei den Grünen haben doch von Anfang an kulturelle und weltanschauliche Strömungen eine große Rolle gespielt, die sich grundsätzlich von den 68ern unterschieden. Das war ja auch eine wesentliche Voraussetzung für den langfristigen Erfolg der Partei.
 
Das Thema wurde bereits in anderen Threads andiskutiert und muss nicht wiederholt werden.

Die 60er Jahre - Konflikt der Generationen (mündliches Abitur)

Auswirkungen der 68er Bewegung

Feminismus?

Die Gründung der Partei die Grünen, eine Folge der 68er Bewegung?

Zur Ausgangssituation in den 60er Jahren: Civic Culture und "skeptische Generation"
Almond, Gabriel A. (Hg.) (1996): The civic culture revisited. Newbury Park: Sage.
Almond, Gabriel A.; Verba, Sidney (1965): The civic culture. Political attitudes and democracy in five nations. 1. Aufl. Boston: Little Brown.
Schelsky, Helmut (1957): Die skeptische Generation. Eine Soziologie der deutschen Jugend. 1. Aufl. Düsseldorf-Köln: Eugen Diederichs Verlag.

Die 68 als Bewegung, die APO als politischer Akteuer, das AKW-Thema und Ökologie und die entstehenden "Neuen sozialen Bewegungen" der "Bürgerinitiativbewegung": 68, Apo, NSB, Ökologie:
Brand, Karl-Werner (1982): Neue soziale Bewegungen. Entstehung Funktion und Perspektive neuer Protestpotentiale. Eine Zwischenbilanz. Opladen: Westdeutscher Verlag
Brand, Karl-Werner (Hg.) (1985): Neue soziale Bewegungen in Westeuropa und den USA. Ein internationaler Vergleich. Frankfurt a.M., New York: Campus.
Frei, Norbert (2017): 1968. Jugendrevolte und globaler Protest. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag
Gassert, Philipp; Klimke, Martin (Hg.) (2018): 1968. On the edge of world revolution. Montreal, Quebec: Black Rose Books.
Gruhl, Herbert (1977): Ein Planet wird geplündert. D. Schreckensbilanz unserer Politik. Frankfurt am Main: S. Fischer
Mayer-Tasch, Peter Cornelius (1976): Die Bürgerinitiativbewegung. Der aktive Bürger als rechts- und politikwissenschaftliches Problem. Hamburg: Rowohlt

Geschichte der Partei und der unterschiedlichen Einschätzungen: Die Grünen / Bündnis 90 und "Alternative Listen"
Häusler, Alexander (2018): Bündnis 90 / Die Grünen (Grüne). In: Frank Decker und Viola Neu (Hg.): Handbuch der deutschen Parteien. 3. Auflage. Wiesbaden: Springer VS, S. 203–225.
Klein, Markus; Falter, Jürgen W. (2003): Der lange Weg der Grünen. Eine Partei zwischen Protest und Regierung. Orig.-Ausg. München: Beck
Klotzsch, Lilian, Stöss, Richard (1986): Die Grünen. EAP-KSP. In: Richard Stöss (Hg.): Parteien-Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945 - 1980, Bd. 3. 4 Bände. Opladen: Westdeutscher Verlag (Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin), S. 1509–1598.
Stifel, Andreas (2018): Vom erfolgreichen Scheitern einer Bewegung. Bündnis 90/Die Grünen als politische Partei und soziokulturelles Phänomen. Wiesbaden: Springer VS
 
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