centuriones

Marcus

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Salve amicis,

der Primus Pilus, Centurio der ersten Centurie der ersten Kohorte führte wohl eine Einheit mit doppelter Mannschaftstärke. doch führte er auch gleichzeitig die erste Kohorte?
Hatten die ersten Centurien der anderen neun Kohorten ebenfalls die doppelte Anzahl an Soldaten? Und wer führte wiederum diese (Nr. 2 - 10) Kohorten?

Vielen Dank für eure Mithilfe
 
Aus Die römische Armee (Peter Connolly) und Die Kriegskunst der Griechen und Römer (John Warry):

Die erste Kohorte bestand aus fünf Zenturien, die doppelte Mannstärke hatten; die anderen neun Kohorten bestanden aus jeweils sechs "normalen" Zenturien.

Die Zenturionen der ersten Kohorte wurden Primi Ordines genannt, standen im Rang über den anderen Zenturionen der Legion und waren Posten, zu denen man befördert wurde. Der höchstrangige von ihnen war der Primus Pilus, der auch die erste Kohorte kommandierte. Die anderen vier hießen (in absteigender Rangfolge) Princeps, Hastatus, Princeps Posterior und Hastatus Posterior.

In den Zenturien 2 bis 10 hießen die Zenturionen (ebenfalls in absteigender Rangfolge): Pilus Prior, Pilus Posterior, Princeps Prior, Princeps Posterior, Hastatus Prior und Hastatus Posterior. Diese Zenturionen waren im Prinzip gleichrangig, es galt die Seniorität, dh der Rang wurde nach dem Dienstalter bestimmt. Der Pilus Prior führte als rang- bzw dienstältester Zenturie auch die Kohorte.

Bei der Frage, wann sich dieses System entwickelte, widersprechen sich beide Bücher; entweder ab Caesar, oder in der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr..
 
Wobei die erste Kohorte wohl nicht durchgängig doppelte Mannschaftsstärke hatte. In der Kaiserzeit ja, vorher, auch bei den Reformen des Marius noch nicht und später auch wieder nicht. Das römische Militär hat sich eben den Randbedingungen angepasst.
 
Wobei die erste Kohorte wohl nicht durchgängig doppelte Mannschaftsstärke hatte. In der Kaiserzeit ja, vorher, auch bei den Reformen des Marius noch nicht und später auch wieder nicht. Das römische Militär hat sich eben den Randbedingungen angepasst.
Darf ich fragen, welche Randbedingungen es denn zeitweise haben sinnvoll werden lassen, die erste Kohorte in doppelter Stärke zu führen?
Ich kann mir das nicht richtig vorstellen.
 
Ich denke der Grund ist Renommé und Propaganda: Eliteeinheiten dürfen nicht aufgerieben werden, ihre nominelle Sollstärke soll erhalten bleiben, und sie sollen auch weiterhin sichtbare Erfolge haben. Mit einem größeren Puffer ist dies leichter möglich.
 
Goldsworthy, Adrian, The Complete Roman Army, London 2003, p.54f.: [Zur Armee des Prinzipats; meine Zusammenfassung und Übersetzung]:

"Mit der Ersten Kohorte scheint [!] es sich anders verhalten zu haben. Spätestens bis Ende des 1. Jh. CE hatten manche, und vielleicht alle Legionen eine Erste Kohorte [strukturiert wie oben beschrieben]. Ihre fünf Zenturionen, insbesondere der primus pilus, genossen immenses Prestige, sie lebten in den Heimatgarnisonen in beachtlichen Häusern anstatt [der üblichen] Räume in den Kasernenunterkünften. Im spätrömischen Handbuch des Vegetius behauptet der Autor, dass die Männer der Ersten Kohorte größer sein sollten als ihre Kameraden in den anderen Kohorten. Eine moderne These lautet, dass die Erste Kohorte sich aus den altgedienten Männer der Legion rekrutiert haben könnte. Wie dem auch sei, beides könnte bedeuten, dass die Erste Kohorte eine schlagkräftige Eliteeinheit innerhalb der Legion gewesen sein könnte. Die Nachweislage ist jedoch bei Weitem nicht gut genug, um uns zu überliefern, ob alle Legionen derart reorganisiert wurden oder nur einige. Eine Möglichkeit wäre, dass aus Prestigegründen, oder wegen der lokalen militärischen Situation bestimmte Legionen auf diese Weise verstärkt wurden."

Eine Analogie zur Ersten Kohorte wären in diesem Fall dann z. B. die Grenadierkompanien von Heeren des europäischen Ancien Regime: Eliteeinheiten, die als Schocktruppen, Durchbruchsreserve oder an Brennpunkten eingesetzt wurden und sich dafür aus den besten/größten/kräftigsten/mutigsten Kämpfern rekrutierten.

Ob die Erste Kohorte dann mitunter auch die Hauptquelle für den Führungsnachwuchs war?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ob die Erste Kohorte dann mitunter auch die Hauptquelle für den Führungsnachwuchs war?

Ist zwar fast ein Jahr her, aber um auf die Frage zu antworten:

Wenn die 1. Kohorte ein Art Elite war (der Grenadier-Vergleich könnte da passend sein), dann vielleicht für den Nachwuchs an Zenturionen aus den Reihen der Legionäre. Für die Zenturionen der 1. Kohorte war die Spitze der Fahnenstange (Signumstange?) weitgehend errreicht. Über dem Primus Pilus gab es mWn nur noch den Posten des Praefectus Castrorum, der aufgestiegenen Legionären offen stand. Alle anderen hohen Posten waren der Aristokratie vorbehalten, die ihre Laufbahn idR als Tribunen begannen, also schon da über allen Zenturionen standen.
 
Die Ägyptischen Legionen wurden nicht von Senatoren geführt. Manchmal ist zu lesen, dass das die höchsten Posten für aus der Mannschaft aufgestiegene Zenturionen war. Und Kaiser konnten natürlich Zenturionen in die Ritterlaufbahn übernehmen. Später wurden die Legionen von den Lagerpräfekten geführt, was eine weitere Aufstiegsmöglichkeit ergab.

Die Aufstiegswege sind untersucht. Da spielte die erste Kohorte für den Nachwuchs an Zenturionen keine überragende Rolle.

Es gibt auch die etwas prosaische Theorie, die am Rande bemerkt sei, dass der ersten Kohorte die Schreibkräfte zugeordnet wurden.

Wir wissen nicht, wer die Kohorten wann anführte. Die Quellen sind unklar und, da Kohorten ursprünglich reine Versorgungsabteilungen waren, ist wohl auch keine organische Entwicklung gegeben. Es gibt verschiedene Theorien. Die von Reinecke geschilderte hat ihre Vorteile. Es gibt aber auch andere Vorstellungen.
 
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