Italiens Ausrüstung im Vergleich

Arnaud28

Aktives Mitglied
In diesem Strang möchte ich gerne dem Thema auf den Grund gehen, wie die Ausrüstung der Italiener im Vergleich zu beurteilen ist. Häufig wird ja Italien etwas stiefmütterlich behandelt.

Bekannt ist, dass das Carcanogewehr auch bei der Ermordung von John F Kennedy verwendet wurde.
Carcano Modell 1891 – Wikipedia
Carcanogewehr – Wikipedia

In der Literatur wurde ja häufig als schnöde Kopie des Mannlicher Karabiners abgetan.
Technisch scheint es aber keine Kopie zu sein, sondern eine Eigenentwicklung.

Im Artellerie Bereich ist wohl die Erfindung eines Herren Bonagente beachtlich.
Dabei handelt es sich um eine Standhilfe, die ein Verrutschen des Geschützes verhindern soll.
Am hinteren Rad sieht man die Teile:
https://upload.wikimedia.org/wikipe...an_heavy_gun.jpg/1280px-Italian_heavy_gun.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ed/Italian_howitzer_Obice_305_17_modello_16.jpg

Auch bei den Geschützen konnten die Italiener durchaus gute Konstruktionen bauen.
So gilt dieses Gebirgsgeschütz als sehr brauchbare Konstruktion
65-mm-Gebirgsgeschütz – Wikipedia

Der Bau von Maschinengewehren ist aber Italien nicht gelungen. Die Fiat Revelli Konstruktion gilt als unausgereift. Da war Österreich mit den Schwazlose Maschinengewehren deutlich besser aufgestellt.

Was gilt es hier noch zu kennen?
Herzlichen Dank für die Mühe im Voraus.
 
In Italien wurden, seit es sie überhaupt gibt, hochwertige Schusswaffen hergestellt, und italienische Büchsenmacher hatten einen guten Ruf.

Pistolen von Beretta haben seit Generationen einen sehr guten Ruf, leider sind sie auch recht teuer.

Im Großen und Ganzen war die italienische Armee nicht schlecht ausgerüstet, zumindest was Handfeuerwaffen betrifft.

Worin die Italiener schlecht ausgerüstet und vorbereitet waren, das waren Gasmasken.
Auf die sozusagen neue Generation der Giftgase, die "Grünkreuz"-Phosgengranaten und den Maskenbrecher Clark, "Blaukreuz" waren die Italiener anscheinend kaum oder gar nicht vorbereitet.

Clark, Blaukreuz war allerdings erst im Sommer 1917 erstmals eingesetzt worden, und die Briten verloren in Flandern während der 3. Flandernschlacht fast eine ganze Division, ca. 13.000 Gaskranke, die durch den neuen Kampfstoff Gelbkreuz verletzt wurden. Gelbkreuz entfaltete einen Geruch wie Senföl, bekam daher den Namen Senfgas. Im Gegensatz zu Grün- und Blaukreuz hielt es sich enorm lange im Gelände, es griff die Haut an, Soldaten erlitten Verätzungen. Der Kampfstoff kristallisierte bei niedrigen Temperaturen, die Soldaten brachten es unbemerkt in die Unterstände, wo es verdampfte.

Erstmals wurde 1915 Chlorgas eingesetzt, und daraufhin wurden Gasmasken entwickelt. Die ersten Modelle waren nichts als Improvisationen, nicht mehr, als Kapuzen, die mit Chemikalien getränkt waren. Manche Soldaten berichteten, dass sie mit Urin getränkte Taschentücher verwendeten. Das half wenig-oder nichts.

Beim Blasverfahren war man auf die Windrichtung angewiesen, nicht wenige Soldaten starben durch "friendly gas" der eigenen Truppen. Bei der ersten, durchaus erfolgreichen Gasattacke 1915 in Flandern kamen etliche Soldaten durch eigenes Gas ums Leben. Die Lösung war die Gasgranate. Die Deutschen eröffneten 1916 einen Angriff bei Fleury, bei dem in großem Stil Grünkreuz, ein Phosgengas, eingesetzt wurde. Es wurden aber nur wenige Franzosen durch Gas getötet, die französischen Gummimasken schützten wirksam gegen Phosgengas.

Daher wurde 1917 der Maskenbrecher Clark entwickelt, der den Gegner zum Erbrechen und zum Abnehmen der Gasmaske zwang. Auch wenn Gasmasken einigermaßen gegen Phosgengas schützten, war das Atmen äußerst mühsam mit den Masken. Kriegsveteranen wie Jünger, Ettighofer und Remarque berichteten, welches Maß an Überwindung es kostete, die Maske nicht abzunehmen. Trotz Gasmaske bekam man immer etwas Gas ab, Folgen zeigten sich oft erst Jahre später.

Paul Ettighofer berichtet in seinem autobiographischen Roman "Gespenster am Toten Mann" einen russischen Gasangriff 1916, die Atemnot und Beklemmung dabei, und die Maßregeln und Befehle, die Panik und Fehlreaktionen vorbeugen sollten.

Es ist wenig bekannt, dass nicht an der Westfront, sondern am Isonzo der größte Gas-Angriff sich ereignete. Die Deutschen ließen allein 1000 Gaswerfer auffahren, die elektrisch gezündet wurden, dazu eröffneten Geschütze ein verheerendes Feuer mit Grün- und Blaukreuzgranaten. In den "bunten Räumen" wurde recht bald der Widerstand der Italiener gebrochen.

Der Beschuss war verheerend. Die Italiener waren kaum mit effektiven Gasmasken ausgerüstet. Die Isonzofront brach innerhalb weniger Tage völlig zusammen, erst am Piave stockte der Vormarsch der Mittelmächte.

Dieser Durchbruch aber, war nicht zuletzt den chemischen Kampfmitteln zu verdanken. Meines Wissens war der Einsatz im Rahmen der 12. Isonzo-Schlacht der größte Gaseinsatz überhaupt im 1. Weltkrieg und gemessen am Geländegewinn und Gefangenenzahlen der "erfolgreichste".
 
Moin

Der Mangel des Carcano M1891 lag in der verwendeten Munition, die war zu der Zeit schon veraltet.
Es handelt sich hier um ein Rundkopfgeschoß. Durch diese Formgebung sind die ballistischen Eigenschaften erheblich
schlechter im Vergleich zum Spitzgeschoss.

Bei der Waffe kommt als Mangel der Laderahmen Typ Mannlicher hinzu.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die italienische Industrie hat es weder im ersten noch im zweiten Weltkrieg geschafft, brauchbare Maschinengewehre
für die Infantrie zu entwickeln.
Das Problem war die Abstimmung zwischen Verriegelung, Schußabgabe und Hülsenauszug.
Die meisten Konstruktionen hatten einen Patronenöler um das Ausziehen der Hülse zu ermöglichen.
Trotzdem kam es ständig zu Ladehemmungen und Hülsenreißern.
 
Hallo Italiener hatten auch Bodeo, Glisenti, Beretta 15. Helme waren an der Front seit Oktober 1915, bleu horizont Franzosischen und Farina Sappenpanzern.

Die Gamaschen waren genuetzt seit Juni 1915 aber oft sehr gesehen im spaeter Sommer oder Herbst 1915.

Offiziere hatte Dienstgrade an Schulterklappen und seit September 1915 an der Handschuetzer.

Mein urgrossonkel in 1915 war gleiche diese Soldat der IR 24, Como Brigade
c6e39036829416da7b8c3e5a41cb2488.jpg


Mein urgrossvater war in Sommer 1918

rivista-militare.jpg

IR 18 Acqui Brigade

Tornister waren im Mai-Juni 1915 ausruestungsteil aber schon im Juli 1915 an den Karst Italiener trugen nur Brotbeutel und patronentaschen mit Seitengewehr.

Fiat Revelli 1914 waren nicht gut wie die Osterreichische Schwarzlose. Cadorna massenangriffen waren ein Fleischerei!

An die Trincea delle Frasche, San Martino del Carso Abschnitt, das waren Tausende Toten im Niemansland und Ungarischen Schuetzengraben (einfacher loecher mit sandsaecken und wenige hindernissen, nicht wie an der Westfront)
 
In Italien wurden, seit es sie überhaupt gibt, hochwertige Schusswaffen hergestellt, und italienische Büchsenmacher hatten einen guten Ruf.

Pistolen von Beretta haben seit Generationen einen sehr guten Ruf, leider sind sie auch recht teuer.

Im Großen und Ganzen war die italienische Armee nicht schlecht ausgerüstet, zumindest was Handfeuerwaffen betrifft.

Worin die Italiener schlecht ausgerüstet und vorbereitet waren, das waren Gasmasken.
Auf die sozusagen neue Generation der Giftgase, die "Grünkreuz"-Phosgengranaten und den Maskenbrecher Clark, "Blaukreuz" waren die Italiener anscheinend kaum oder gar nicht vorbereitet.

Clark, Blaukreuz war allerdings erst im Sommer 1917 erstmals eingesetzt worden, und die Briten verloren in Flandern während der 3. Flandernschlacht fast eine ganze Division, ca. 13.000 Gaskranke, die durch den neuen Kampfstoff Gelbkreuz verletzt wurden. Gelbkreuz entfaltete einen Geruch wie Senföl, bekam daher den Namen Senfgas. Im Gegensatz zu Grün- und Blaukreuz hielt es sich enorm lange im Gelände, es griff die Haut an, Soldaten erlitten Verätzungen. Der Kampfstoff kristallisierte bei niedrigen Temperaturen, die Soldaten brachten es unbemerkt in die Unterstände, wo es verdampfte.

Erstmals wurde 1915 Chlorgas eingesetzt, und daraufhin wurden Gasmasken entwickelt. Die ersten Modelle waren nichts als Improvisationen, nicht mehr, als Kapuzen, die mit Chemikalien getränkt waren. Manche Soldaten berichteten, dass sie mit Urin getränkte Taschentücher verwendeten. Das half wenig-oder nichts.

Beim Blasverfahren war man auf die Windrichtung angewiesen, nicht wenige Soldaten starben durch "friendly gas" der eigenen Truppen. Bei der ersten, durchaus erfolgreichen Gasattacke 1915 in Flandern kamen etliche Soldaten durch eigenes Gas ums Leben. Die Lösung war die Gasgranate. Die Deutschen eröffneten 1916 einen Angriff bei Fleury, bei dem in großem Stil Grünkreuz, ein Phosgengas, eingesetzt wurde. Es wurden aber nur wenige Franzosen durch Gas getötet, die französischen Gummimasken schützten wirksam gegen Phosgengas.

Daher wurde 1917 der Maskenbrecher Clark entwickelt, der den Gegner zum Erbrechen und zum Abnehmen der Gasmaske zwang. Auch wenn Gasmasken einigermaßen gegen Phosgengas schützten, war das Atmen äußerst mühsam mit den Masken. Kriegsveteranen wie Jünger, Ettighofer und Remarque berichteten, welches Maß an Überwindung es kostete, die Maske nicht abzunehmen. Trotz Gasmaske bekam man immer etwas Gas ab, Folgen zeigten sich oft erst Jahre später.

Paul Ettighofer berichtet in seinem autobiographischen Roman "Gespenster am Toten Mann" einen russischen Gasangriff 1916, die Atemnot und Beklemmung dabei, und die Maßregeln und Befehle, die Panik und Fehlreaktionen vorbeugen sollten.

Es ist wenig bekannt, dass nicht an der Westfront, sondern am Isonzo der größte Gas-Angriff sich ereignete. Die Deutschen ließen allein 1000 Gaswerfer auffahren, die elektrisch gezündet wurden, dazu eröffneten Geschütze ein verheerendes Feuer mit Grün- und Blaukreuzgranaten. In den "bunten Räumen" wurde recht bald der Widerstand der Italiener gebrochen.

Der Beschuss war verheerend. Die Italiener waren kaum mit effektiven Gasmasken ausgerüstet. Die Isonzofront brach innerhalb weniger Tage völlig zusammen, erst am Piave stockte der Vormarsch der Mittelmächte.

Dieser Durchbruch aber, war nicht zuletzt den chemischen Kampfmitteln zu verdanken. Meines Wissens war der Einsatz im Rahmen der 12. Isonzo-Schlacht der größte Gaseinsatz überhaupt im 1. Weltkrieg und gemessen am Geländegewinn und Gefangenenzahlen der "erfolgreichste".


Ein Ungarische Artillerie Beobachter schriebt am 29.Juni 1916 dass ein vergaster Italiener war gefangen genommen und in ihren Graben gebracht worden.

Blind murmelte er "Mamma Mia, Mamma Mia!", wobei Eiter aus Nase, Augen, Mund und Ohren sickerte, ähnlich wie Mayonnaise.

Der Ungar (Honvéd) schreibt, dass er ihm etwas Likör gegeben habe und dass er nach starkem Trinken, aber glücklich, trinken zu können, in seinen Taschen wühlte und nach der Hand des gegnerischen Soldaten tastete. s

Sie reichte ihm ein paar italienische Zigaretten und dankte ihm. Der ungarische Soldat schreibt in seinem Tagebuch der 1970er Jahre, dass er diese Szene nie wieder vergessen wird
 
Als weiteres Handicap kam für Italien natürlich noch die geringe Leistungsfähigkeit seiner Waffenindustrie hinzu.
Die Mängel der Infantrieausrüstung traten ja auch schon im Krieg gegen die Türkei auf.

die Industrie war ein problem, tatsächlich wird in Francesco Rosi film (uomini contro, bataillon der verlorenen) berichtet, dass Soldaten pappschuhe trugen, ähnlich denen, die für Ersatz-Pickelhauben verwendet wurden.

Auch Österreicher entkleideten Toten soldaten, selbst ein Ungar machte seine hosen aus wollwolle aus dem umhang eines Italienischen Majors, gefallen im Niemandsland auf dem Monte Nero, dem bekannten berg aus dem Alpini-lied "giunta l'alba del sedici giugno"

https://www.youtube.com/watch?v=LZOOnp1pwQw

06:00

1911 war stattdessen das Lied "Tripoli bel suol d'amore" üblich

https://www.youtube.com/watch?v=BjoS5tfaDkU
 
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