Entscheidend für das Gelingen der deutschen Offensive im Westen waren nach den Vorstellungen Schlieffens und seinem Nachfolger Moltke, die 1. und die 2. Armee, also der äußerste rechte Flügel. „Macht mir den rechten Flügel stark“, so wurden bekanntermaßen die letzten Worte Schlieffens kolportiert. Man darf getrost daran zweifeln, dass eine weitere Verstärkung der beiden genannten Armeen in Anbetracht des Operationsgeländes, seine taktischen und operativen Entfaltungsmöglichkeiten, der logistischen Probleme etc. etc. größere Durchschlagskraft versprochen hätte.
Es war bekanntermaßen die Aufgabe der beiden Flügelarmeen im engem Schulterschluss die große Schwenkung aus der Eifel und den Ardennen heraus über Lüttich, Brüssel und Lille in die Wege zu leiten mit dem Ziel einer an der raschen Umfassung der Masse des französischen Feldheeres noch bevor dieses sich mit den britischen Expeditionskorps zusammenschließen konnte.
Die 3. und 4.Armee sollten den Schwenk mitmachen. Dadurch entstand aber keine Umfassung, sondern wohl eher eine Art von Frontverschiebung von Nord Süd also der Ausgangslage in Richtung West Ost und in der rechten Flanke blieb aber eben Paris, was damals eine riesige Festung gewesen war.
Man kann also durchaus sagen, dass die rechte Flanke in der Luft hing. Moltke machte sich auch dahingehend Sorgen, dass ein französischer Vorstoß genau in diese Flanke erfolgen könnte, denn dort, nämlich zwischen der 1. Und 2. Armee, konnte die deutsche Front aufgerissen werden;. Wie wir wissen, waren Moltkes Sorgen nicht gerade unberechtigt.
Ob der Schulterschluss nicht allein zwischen diesen , also der 1. und 2.Armee, sondern den südlich beziehungsweise dann östlich von diesen gestaffelten Armeen also der 3., 4. und 5.Armee schnell wieder hergestellt werden konnte war nicht nur ein taktisch- operatives, sondern auch ein kommunikationstechnisches Problem erster Güteklasse.
Am 05.September hatten die 1. bis 3.Armee die Marne überschritten, die 4. Und 5. Armee waren bis vor Bar-le-Duc bzw. Verdun gekommen. Es gab zu diesem Zeitpunkt noch eine geschlossene deutsche Front, die von Chalons bis vor Meaux reichte, aber von dort gewissermaßen in der Luft hing. Wie wollte Moltke von dieser Position heraus eine Umfassungsschlacht schlagen? Woran sollte sich der rechte Flügel anlehnen? Das da nichts war, würde ja wohl kaum so bleiben. Franzosen und Engländer würden dort ja wohl aktiv werden und eine Verteidigungslinie bilden, so sollte man meinen. Das hatte doch wohl sicher nicht jenseits der Vorstellungskraft eines Moltke oder Tappen gelegen? Oder doch?
Joffre war zwar nicht gerade ein genialer General, aber er erkannte sofort die Chance die sich hier bot. Er griff nicht nur die rechte Flanke an, sondern ging auf breiter Front offensiv vor.
Der Schlieffen Plan war somit erledigt und an ein schnellen Sieg gegen Frankreich war nicht mehr zu denken.