Vor 25 Jahren: Russen besetzen Afghanistan

Ein Problem der Sowjetunion war das es mehrere Völker gab und die hatten mehrere Rebellenorganisationen. Somit war das wie eine Hydra kaum hatte man die eine Gruppe ausgeschaltet kamen die anderen.

Die Taliban entstanden 1994 damit sind sie nicht mit Mujahedin der sowjeitsch-afghanischen Krieges identisch.
 
Ein Problem der Sowjetunion war das es mehrere Völker gab und die hatten mehrere Rebellenorganisationen. Somit war das wie eine Hydra kaum hatte man die eine Gruppe ausgeschaltet kamen die anderen.
Wenn die verschiedenen Rebellenorganisationen oder Warlords einen Gegner haben, werden sie zumindest von diesem erst einmal homogen wahrgenommen. Das Problem ist eher, denke ich, man kann den Gegner nicht wirklich ausmachen, weil er eben jeder sein könnte. War auch schon bei den Vietcong so. Zwar war die NFB auch heterogen, wurde allerdings nicht so wahrgenommen. In den Augen der Amerikaner waren es alles Kommunisten.

Bei den Afganen heißt es: "Ihr habt Uhren, wir haben Zeit."
 
Da die Historisierung des Krieges in Afghanistan eingesertzt hat und sich bisher - lediglich - auf die UdSSR bezog, ein Hinweis auf die Historisierung des US-Krieges in Afghanistan. Ein entsprechender eigenständiger Thread zur Rolle der USA und der Verbündeten ist nicht vorhanden.

Einen Zugang bieten u.a. die "Die Afghanistan Papers" Der Insider-Report über Geheimnisse, Lügen und 20 Jahre Krieg erhältlich derzeit bei der Bundeszentrale für politische Bildung.

Inhaltsbeschreibung

Zwanzig Jahre Krieg – wofür? Die Bilanz des Afghanistan-Einsatzes ist düster: Seit den Tagen des hastigen Abzugs der US-Armee und ihrer Verbündeten im August 2021 sind die Taliban zurück an der Macht. Alle Fortschritte hinsichtlich von Frauen- und Menschenrechten, Bildung und Partizipation scheinen zunichte gemacht.

Der Krieg hat Tausenden US-amerikanischen und europäischen Soldaten das Leben gekostet – und einer noch viel höheren Zahl von Afghaninnen und Afghanen. Laut dem Investigativ-Reporter Craig Whitlock deutete sich das Scheitern des anfangs als „Militäroperation“ bezeichneten Krieges bereits früh an. Er zeigt, dass die drei US-Präsidenten George W. Bush jr., Barack Obama und Donald Trump samt ihren militärischen Befehlshabern zahlreiche strategische Fehler gemacht haben und keine Vorstellung über die Ziele des Einsatzes oder die Voraussetzungen für einen Abzug hatten.

Whitlocks Analyse beruht auf Befragungen von unmittelbar am Krieg beteiligten US-Amerikanern und auf einer Reihe vertraulicher Benachrichtigungen und Stellungnahmen, deren Herausgabe eingeklagt werden konnte. Sie zeigten, so Whitlock, wie planlos die Operation von Anfang an war – und wie systematisch die amerikanische Bevölkerung und die Weltöffentlichkeit von den Entscheidungsträgern getäuscht worden seien.
 
Wer die sowjetische 'Militärintervention' in Afghanistan damals ab 1979 mitverfolgt hat samt allen Versuchen, eine sozialistische Zivilgesellschaft nach Vorbild des sowjetischen Realsozialismus mit ernormen finanziellen u. materiellen Ressourcen aus Moskau, der dürfte zu keinem Zeitpunkt von einem dauerhafteren, grundlegenden militärischen und nichtmilitärischen 'Erfolg' des us-amerikanischen AfghanistanEngagements ab 2001 ausgegangen sein.

Das war von Anfang an klar und die nun abschließenden (investigativ genannten) 'Reporte' sind natürlich so zutreffend - für 'NichtKenner' oder Spätgeborene - wie (historisch) altbacken.

Nicht nur die us-amerikanische Außenpolitik ab 2001 hatte kein schlüssiges u. wirksames Konzept für Afghanistan, allen sonstigen Interventionsmächte der letzten Jahrhunderte erging es genauso, soweit mir bekannt.

Der Unterschied:
Das NineEleven-Ereignis konstellierte ein mächtiges, sich dann verselbständigendes, außenpolitisch wirksames wie leicht schillerndes GroßNarrativ vor allem innerhalb der USA.

Nicht durchsetzbar war die doch bald greifbare - eigenlich alte - Erkenntnis u. Erfahrung, dass Afghanistan als ganzes nicht militärisch erober- und besiegbar, und noch weniger auf Dauer fremd beherrschbar und 'zivilgesellschaftlich' nach modernen Modellen formbar war.

Dieser durchaus bitteren wie riskanten Erkenntnis angesichts des NineElevenSchocks und dem weit verbreiteten Selbstbild als einzig verbliebener Welt-/Supermacht wichen nicht nur die Entscheider in den Staaten und nicht nur in den Staaten aus.

Wer erinnert sich nicht an des bundesdeutschen Außenministers Formel von der afghanischen Nation auf dem Bonner Petersberg Ende November 2001, in einer Runde, die mehrheitlich erkennbar wenig mit dieser Formel anfangen konnte.
 
Die von Anton Friesen 2015 veröffentliche politikwissenschaftliche Dissertation

,,Wer spricht von Siegen? Überstehn ist alles“. Über das Scheitern der US-Strategie im Afghanistankrieg

ist sicherlich nur eine Dissertation und vielleicht etwas naiv/moralisch, dafür ausführlich-systematisch und hinreichend gut belegt; zeigt u.a. die Konzeptionslosigkeit, die vor allem anfangs stark militärisch gestützte Großmacht-Naivität und -Rücksichtslosigkeit, die mangelnde Dauerhaftigkeit wie mangelnde Ressourcen-Verankerung eines nachhaltigen Engagements u.v.m.

Damit natürlich nichts, was nicht schon vor 2015 und erst recht 2022 hinreichend bekannt bzw. erkannt geworden war.
 
Wer die sowjetische 'Militärintervention' in Afghanistan damals ab 1979 mitverfolgt hat samt allen Versuchen, eine sozialistische Zivilgesellschaft nach Vorbild des sowjetischen Realsozialismus mit ernormen finanziellen u. materiellen Ressourcen aus Moskau, der dürfte zu keinem Zeitpunkt von einem dauerhafteren, grundlegenden militärischen und nichtmilitärischen 'Erfolg' des us-amerikanischen AfghanistanEngagements ab 2001 ausgegangen sein.
Der Abzug der Rote Armee war im Dezember 1989 abgeschlossen.
Die "Herrschaft des Nadschibullah-Regimes in Kabul endete aber erst im Frühjahr 1992. Der "Kommunismus" in Kabulistan hat damit sogar die Sowjet-Union um mehrere Monate überlebt!
 
Kabulistan :D

Nadschibullah gehörte zur gemäßigt sozialistischen Parcham-Fraktion der Demokratischen Volkspartei Afghanistan, die von den neostalinistisch/leninistischen Chalq-Fraktion nach der Saur-Revolution 1978 zusehends verdrängt und dann verfolgt wurde - bis die Sowjets die Chalq-Fraktion unter Amin mit die Ermordung Amins durch sowjetische Spezialkräfte Ende Dezember 1979 entmachtete.

Mit Nadschibullah regierte also ein gemäßigt sozialistisches Regime, und die atheistische Fremdmacht SU war vertrieben, womit sich die relativ einheitliche Front gegen die SU umgehend wieder auflöste in die verschiedenen Stämme, Warlords, Kämpfergruppen, religiöse Gruppen, die sich vielfach gegenseitig blockierten, benachteiligten, bekämpften.

Das sind also schon zwei Gründe, warum das Kabuler Nadschibullah-Regime auch nach dem Abzug der Sowjetischen Truppen weiter bestehen konnte, zumindest in der Region um Kabul.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im November 2001 erschien die ins Deutsche übersetzte, 2000 publizierte Veröffentlichung 'Taliban' des britisch-pakistanischen Journalisten Ahmed Rashid. Ein Grundlagenwerk.

Wer diesen Titel damals rezipiert hatte, konnte damit soweit hinreichend Einsicht in die neuere/neueste afghanische Geschichte erhalten, um vor gewissen Illusionen und ahnungslosen Einschätzungen hinsichtlich Afghanistans - besonders auch nach Nine-Eleven - bewahrt zu werden.
 
Bei den Afganen heißt es: "Ihr habt Uhren, wir haben Zeit."
Vor allem aber haben Afghanen Gebärmütter: Nach mehr als 40 Jahren Krieg hat sich die Bevölkerung beinahe verdreifacht. Menschliches Leben dort kann man nicht mit westlichen Maßstäben messen, denn sie, die Afghanen, deuten ihre Art zu leben, d.h. für viele Kinder und damit für wachsende Bevölkerung zu sorgen, als Erfolg. Dass da viele auf der Strecke bleiben, ist Kismet, d.h. von Menschen nicht zu verantworten.

In eine solche archaische Gesellschaft von außen hineinzuwirken, ist verlorene Liebesmühe; Jede humanitäre Hilfe resultiert in noch mehr Kindern, die irgendwann erwachsen werden und in Ermangelung besserer Alternativen wieder Revolution/Krieg führen werden – siehe Youth Bulge. Dass Sowjet Union und nun auch der Westen dort gescheitert sind, war nur folgerichtig.
 
Die Geburtenrate in Afghanistan ist in den letzten Jahrzehnte erheblich gesunken. In den 70ern, 80ern und 90ern lag die Geburtenrate noch bei über 7 Lebendgeburten pro Frau. Zuletzt lag sie bei 4,75. Die Trendwende fällt tatsächlich mit der amerikanisch geführten Intervention zusammen.

Afghanistan ist jedenfalls nicht unveränderlich und hat sich über die Jahrzehnte erheblich verändert.

Eine auffällige Konstante sind jedoch die Akteure des Konflikts. Einzelne Männer haben die Geschichte Afghanistans über Jahrzehnte geprägt. Die islamistischen Studentenführer der 70er wurden zu den Mujaheddin-Warlords der 80er und 90er und schließlich zu den "Politikern" der 2000er.
Zum Beispiel lässt sich die Rivalität zwischen Massoud und Hekmatyar bis in die 70er zurückverfolgen. Damals waren beide noch Studenten in Kabul. Kabul war noch nicht die Metropole von heute, hat weniger als ein Millionen Einwohner.

Erstaunlich ist, dass Afganistan auf eine jahrzehntelange Epoche des Friedens zurückschaute. König Zahir Schah herrschte seit 1933 und seither gab es keinen Putsch oder kiegerischen Konflikt in Afghanistan. Nicht mal in den 2. Weltkrieg wurde Afghanistan verwickelt. Der Bürgerkrieg kam aus dem "nichts" und die zentralen Akteure des Afganistans sind in dieser ca. 40-jähigen Epoche des Friedens aufgewachsen.

In den 70ern radikalisierten sich die Studenten in Kabul, Kommunisten und Islamisten in verschiedensten Splittergruppen. Mit der angeblich so archaischen Gesellschaft hat der Ausbruch des Krieges nichts zu tun. An der Spitze standen nicht irgendwelche alten Stammesführer, sondern junge Intelektuelle, die zu allem bereit waren. Diese radikalisierten Studenten wurden schließlich zu den alten Männern an der Spitze der Nord-Allianz, die die meisten vo uns erst nach 2001 aus der medialen Berichterstattung kennenlernten.
 
Zuletzt bearbeitet:
An der Spitze standen nicht irgendwelche alten Stammesführer, sondern junge Intelektuelle, die zu allem bereit waren.
Ja, diese jungen Intellektuellen haben erkannt, dass sie im bestehenden System trotz ihrer Ausbildung keine Chance haben werden – Zitat aus Wikipedia zu Youth Bulge (Fettschreibung durch mich):

Bei einer starken Jugendkohorte verstärkten sich also Verteilungskämpfe um gesellschaftliche Stellungen, in denen viele leer ausgehen. Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit und mangelnden Zukunftsaussichten sind in einer solchen Gesellschaft verbreitet und führen zu Enttäuschung und Frustration. Kommt hierzu noch mangelnde politische Einflussmöglichkeit oder eine Bildungsexpansion bei gleichzeitigem Stellenmangel, sinken die Opportunitätskosten, an gewaltsamen Auseinandersetzungen teilzunehmen. Wenn es nun keine anderen Alternativen gibt, ist Gewalt in verschiedener Form eine ernst zu nehmende Alternative, um dem sogenannten Flaschenhalsphänomen zu entrinnen.

Nach Gunnar Heinsohn entstehen durch youth bulges die Voraussetzungen für Bürgerkrieg, Völkermord, Imperialismus und Terrorismus. Wenn große Teile der männlichen Jugend zwar ausreichend ernährt sind, aber keine Aussicht haben, eine angemessene Position in der Gesellschaft zu finden, stehe ihnen als einziger Weg die Gewalt offen: „Um Brot wird gebettelt. Getötet wird für Status und Macht.“
 
Der Bürgerkrieg kam aus dem "nichts" und die zentralen Akteure des Afganistans sind in dieser ca. 40-jähigen Epoche des Friedens aufgewachsen.

Daoud Khan, welcher 1973 König Zahir Schah stürzte, gehörte zur Königsfamilie und war langjährig an führenden Positionen der afghanischen Regierung unter König Zahir Schah tätig gewesen, so als Ministerpräsident 1953-1963 - bis König Zahir mit Hilfe einer Verfassungsänderung 1963 die Mitglieder der Königsfamilie von Regierungsämtern künftig ausschloss.

Daoud und die afghanische Politik hatten sich stets zwischen den beiden Supermacht-Blöcken bewegt, ein erheblicher Teil der afghanischen Armee-Offiziere wurde in der SU ausgebildet, ein erheblicher Teil der Armeeausrüstung wurde von der SU geliefert.

Nach Daouds Machtübernahme 1973 wurden stellten Mitglieder/Sympathisanten der sozialistischen/kommunistischen DVAP einen großen Teil des Regierungsapparates und Daoud fuhr zunächst einen prosowjetischen Kurs, um später den Einfluss der DVAP im Regierungsapparat zurück zu drängen und sich von der SU ab 1977 zu distanzierten.

Nach dem Mord an dem DAVP-Politiker Khyber wurde Daoud Ende April 1978 von der DVAP in einem gewaltsamen Putsch gestürzt. Die radikalere Chalq-Fraktion in der DVAP führte mit ihrem anschließenden drastischen sozialistisch-stalinistischen Kurs zu einem immer breiteren Widerstand vor allem im größten Teil ländlichen Afghanistan.

Die führenden Vertreter der DVAP, Taraki und Amin in der Chalq-Fraktion, waren keine radikalisierten Kabuler Studenten der 1960er oder 1970er Jahre gewesen, ebenso Karmal oder Nadschibulla der Parcham-Fraktion.

Der blutige Machtkampf in der DVAP und zwischen Armin und Taraki mitsamt der deplatzierten radikalen Reformpolitik, die immer weitere Bereiche Afghanistans zum Widerstand und zusehenden Kontrollverlust der DVAP-Regierung führte, und die Ermordung Tarakis im Oktober 1979 durch Amin, waren, neben den von Amin im Herbst 1979 selbst gestreuten Gerüchten einer Annäherung Amins an die US-Politik und möglichweise nachfolgenden militärischen Kooperationen, der Anlass, die Gründe für die militärische Intervention der SU Ende 1979.
 
Nach Daouds Machtübernahme 1973 wurden stellten Mitglieder/Sympathisanten der sozialistischen/kommunistischen DVAP einen großen Teil des Regierungsapparates und Daoud fuhr zunächst einen prosowjetischen Kurs, um später den Einfluss der DVAP im Regierungsapparat zurück zu drängen und sich von der SU ab 1977 zu distanzierten.

Nach dem Mord an dem DAVP-Politiker Khyber wurde Daoud Ende April 1978 von der DVAP in einem gewaltsamen Putsch gestürzt.

Der SPIEGEL schrieb im Artikel Gift versprüht vom 7. Mai 1978 über die Saur-Revolution von Ende April 78' u.a.:

[...]
Taraki, 61, hatte als Reporter der afghanischen Nachrichtenagentur Bachtar begonnen, ging später als Kulturattaché an die afghanische Botschaft nach Washington, trat aber aus Protest gegen die Politik Mohammed Dauds, der damals Premier wurde, aus dem diplomatischen Dienst aus.

In Kabul brachte er eine Zeitung heraus und arbeitete anderthalb Jahre lang als Dolmetscher bei der US-Botschaft, bevor er 1965 die kommunistische »Demokratische Volkspartei« Afghanistans gründete.

Einige Jahre später brach die Partei nach einem Führungsstreit auseinander. Während die abgespaltene Fraktion den Putsch Dauds gegen den König unterstützte, blieb Taraki, der seine Gruppe »Chalk«- (Volks-)Partei nannte, in Gegnerschaft zu dem neuen Machthaber, der bald alle Parteien verbot.

Im Mai 1977 vereinten sich die kommunistischen Fraktionen wieder -- mit Beistand und Segen des sowjetischen Botschafters in Kabul, des früheren Politbüromitglieds Alexander Pusanow, eines bewährten Diplomaten.

Denn Mohammed Daud, der zur Zeit seines Putsches als Mann der Russen galt -- sowjetisch gedrillte Offiziere, darunter auch der jetzige Putschführer Oberst Kadir, hatten ihm damals zur Macht verholfen -, war vom linken Weg immer weiter abgewichen.

Der Schah, um die Sicherheit seiner Ostgrenze besorgt, hatte Daud mit Wirtschaftshilfe-Projekten im Gesamtwert von 1,8 Milliarden Mark geködert und sogar versprochen, dem vom Weltverkehr abgeschnittenen Binnenland eine Eisenbahn mit Anschluß an persische Häfen zu bauen.

Auf der anderen Seite liierte sich Daud mit dem blockfreien Indien. Er reduzierte die Zahl sowjetischer Militärberater und -ausbilder für seine fast ausschließlich russisch ausgerüstete Armee von mehr als tausend Mann auf 200 und ließ seine Offiziere zunehmend von Indern ausbilden.

[...]​
 
In den 70ern radikalisierten sich die Studenten in Kabul, Kommunisten und Islamisten in verschiedensten Splittergruppen.

Die islamistischen Studentenführer der 70er wurden zu den Mujaheddin-Warlords der 80er und 90er und schließlich zu den "Politikern" der 2000er.
Weder Massoud noch Hekmatyar waren in den frühen 1970er islamistische Studentenführer in Kabul gewesen, soweit mir bekannt. Welche islamistischen Studentenführer der 1970er waren später Mudschahidin-Warlords und schließlich Politiker in den 2000er geworden?

Und dass spätere Mudschahidin-Führer, wie Massoud, sich seinerzeit gegen den Putsch von Doaud Khan 1973 und dessen Installierung einer säkularen 'Republik', mit wesentlicher Hilfe von Seiten der kommunistisch-sozialistischen DVPA und ihrer Mitgänger vor allem in den Offiziersrängen der Armee, engagierten, überrascht nicht.
 
Laut Abbas Poya (Der Islam in Afghanistan) waren Massoud und Hekmatyar bereits als Studenten Führungskader der islamistischen Gruppe "jameyyat-e islami".
Meine Formulierung "Studentenführer" war nicht gut gewählt, da es sich hierbei eigentlich nicht um eine studentische Organisation handelte.
 
Laut Abbas Poya (Der Islam in Afghanistan) waren Massoud und Hekmatyar bereits als Studenten Führungskader der islamistischen Gruppe "jameyyat-e islami".

Das ist beides nicht zutreffend. Hekmatyar hat dies auch nie behauptet, Masud ebenso, soweit mir bekannt.

Hilfreich zu Hekmatyar ist die Publikation von Hassan Kakar, The Soviet Invasion and the Afghan Response, 1979-1982, Berkeley 1995. 2.4.: Islamic Movement in Afghanistan
Kakar hatte immerhin zeitgleich in Kabul studiert. Mosud wird im angeführten Titel gar nicht erwähnt.

Kakar schreibt in 2.4. u.a.:

Die Islamisten wurden aktiv, nachdem sie ein geheimes Flugblatt, die Schrift des Dschihad, verbreitet, die Kommunisten zu Debatten herausgefordert und Kundgebungen auf dem Campus abgehalten hatten. Ihre Kundgebungen waren jedoch kleiner als die ihrer Gegner. Dies konnte der Autor feststellen, der an den Kundgebungen teilnahm und einmal von der Polizei verprügelt wurde, als diese die Universität angriff. Einige Islamisten riefen zum "bewaffneten Jehad" auf, aber dieser Aufruf blieb ohne Resonanz. Da die Islamisten erst spät in die Politik eintraten, hatten sie bis zum Ende des Jahrzehnts nicht viele Mitglieder. Hekmatyar gibt sogar an, dass die Muslimische Jugend bis zum Putsch von Daoud im Jahr 1973 mit kulturellen Aktivitäten beschäftigt war und erst danach als organisierte Gruppe aktiv wurde[38].​
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Zutreffend notiert daher Ahmed Rashid, Taliban (2022), S. 36 u.a.

Das Ende der Durrani-Dynastie nahte, als König Zahir Schah, der seit 1933 regierte, von seinem Vetter und Schwager Sardar Mohammed Daus abgesetzt [...] wurde. In Afghanistan wurde die Republik ausgerufen und Daoud regierte das Land als Präsident. Militäroffiziere der Linken und der kleinen, von Babrak Karmal geführten Parcham-Partei halfen ihm, eine im Entstehen begriffene fundamentalistisch-islamische Bewegung zu zerschlagen. Die Führer dieser Bewegung flohen 1975 nach Peschawar und wurden von Pakistans Premierminister ...Bhutto weiter in ihrer Oppositionshaltung zu Daud unterstützt. Dieselben Führer - ...Hekmatyar, Rabbani und Masud - sollten später auch die Führung der Mudschaheddin übernehmen.

Weiterhin hilfreich David B. Edwards, Before Taliban (2002), hatte ebenfalls Anfang der 1970er in Kabul gelebt, dort unterrichtet (Englisch)

Hezb-e-Islami, die islamistische Partei, wurde von Hekmatyar 1976 (mit-)gegründet.
 
Massoud und Hekmatyar bereits als Studenten Führungskader der islamistischen Gruppe "jameyyat-e islami".

"jameyyat-e islami" war keine 'islamistische Gruppe', sondern der 1973 gegründet Führungs-Rat der islamistischen Bewegung, zu der sich auch die Muslim Youth zählten.

Dazu nochmals Hassan Kakar, The Soviet Invasion and the Afghan Response, 1979-1982, Berkeley 1995. 2.4.: Islamic Movement in Afghanistan

[...]
Hekmatyars obige Ausführungen beziehen sich wahrscheinlich auf den studentischen Zweig [Muslim Youth, Anm. von mir] dieser Bewegung [Islamistische Bewegung, Anm. von mir], die 1969 unter dem Namen Muslim Youth (jawanan-e-Musulman) gegründet wurde. Er schreibt: "Als Daoud [1973] putschte, war unsere Gruppe sehr jung. Erst vier Jahre waren seit ihrer Gründung vergangen"[28] Andere nannten sie die Islamic Brethren (ikhwan al-Muslimin). Hekmatyar wusste wahrscheinlich nichts von der geheimen Vereinigung der Professoren, die von Barnet Rubin beschrieben wird:

Anfang 1973 begann die Bewegung, zu der auch ein geheimerer Zusammenschluss von Professoren gehörte, ihre Mitglieder zu registrieren und eine Führungs-Schura (Rat) zu bilden. Burhanuddin Rabbani, ein Dozent an der Shar'ia-Fakultät der Universität Kabul, wurde zum Vorsitzenden des Rates gewählt. Ghulam Mohammad Niazi, der Dekan der Fakultät, wurde als oberster Anführer anerkannt, nahm aber aufgrund seiner sensiblen Position nicht offiziell an den Sitzungen teil. Der Rat wählte später den Namen Jam'iyyat-e-Islami [Islamische Gemeinschaft]... für die Bewegung.[29]

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