2 Bücher von und über Wilhelm II.

Jazzy

Neues Mitglied
Hallo an alle Forumsmitglieder und Gäste,
ich beschäftige mich im Zuge eines Referats mit Wilhelm II. Dabei bin ich auf eine zweibändige Wilhelm-Biographie von John C.G. Röhl gestoßen. Band 2 endet aber 1900 und nun frage ich mich, ob ihr von einem 3. Band wisst, der die Zeit danach schildert.

Meine zweite Frage ist ganz kurz: Gab es von den Memoiren von Wilhelm II. "Ereignissen und Gestalten aus den Jahren 1878 - 1918" mehrere Auflagen?

Beste Grüße
 
Soweit ich weiß, schreibt Röhl noch am Folgeband.
Ersatzweise dient das hier von ihm vielleicht: "Kaiser, Hof und Staat. Wilhelm II. und die deutsche Politik"

Von "Ereignisse und Gestalten" taucht im ZVAB nur eine Auflage (1922) auf.
 
Interessant auch, was der Historiker Stig Förster in seinen zahlreichen Puplikationen schreibt und aufdeckt. Zwar hat er kein Buch direkt über Wilhelm II geschrieben, aber sehr viel über die Zeit Wilhelm's II (explizit in diversen Analysen des Ersten Weltkrieges) veröffentlicht.

Dennoch kann ich kaum die Erscheinung des dritten Bandes der Wilhelm-Biografie von John C.G. Röhl erwarten...


Saludos!
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank an euch, Arne und Rodriguez, für eure Antworten. Ich werde mich mal nach den Empfehlungen umschauen.
 
Ich hänge mich hier mal an.
Inzwischen ist der dritte Teil von Röhls Biografie erscheinen "Der Weg in den Abgrund 1900 - 1941".

Und wieder hat er jedes Fitzelchen Papier nach Beweisen für seine Thesen abgesucht. Wie ein Besessener sucht er nach Möglichkeiten seiner Hassliebe Wilhelm II. etwas anzuhängen. Das irritiert nicht nur Historikerkollegen, sondern fürhrt auch zum Verriss des Buches. Wenn Spiegel und WELT sich schon mal einig sind, hat das Aussagekraft. :pfeif:

Spiegel Rezension

WELT Rezension

Zitat aus der WELT, was es auf den Punkt bringt: "Die Quellen und Belege, die der fleißige Autor für Wilhelms permanente "Kriegsbereitschaft" aufbietet, sind eindrucksvoll, aber sie werden oft gegen den historischen Kontext interpretiert und umgedeutet, um Röhls These um jeden Preis zu stützen."
 
Und trotzdem glaube ich, dass man an Röhl nicht einfach vorbeikommt. Sicher, Röhl versucht Wilhelm für alles und jedes verantwortlich zu machen. Das ist schon etwas nervig. Besonders unangenehm fällt das bei den Marokko Krisen auf, wo er wirklich ferngesteuert wurde. Aber die Flut an Quellen, die er in seiner dreibändigen Biographie ans Tageslicht gebracht hat, ist schon sehr bemerkenswert. Allein schon der Schriftwechsel zwischen Willi und Nicki im Vorfeld bzw. im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzung mit Japan ist sehr interessant. Oder wie Wilhelm das „Abkommen“ von Björkö zustande gebracht hat und wie sehr er persönlich enttäuscht war, als der Zar dies relativierte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hilfreich könnte auch das Buch von Wolfgang J. Mommsen (aus 2005) sein :

"War der Kaiser an allem schuld ? Wilhelm II und die preussisch-deutschen Machteliten" (ISBN - 13 : 978-3-548-36765-1)
 
Und trotzdem glaube ich, dass man an Röhl nicht einfach vorbeikommt. Sicher, Röhl versucht Wilhelm für alles und jedes verantwortlich zu machen. (...) Aber die Flut an Quellen, die er in seiner dreibändigen Biographie ans Tageslicht gebracht hat, ist schon sehr bemerkenswert.


Quellen sind immer gut, da gebe ich dir Recht. Aber bei Röhl muß man offensichtlich aufpassen, welche Stellen er zitiert und (vor allem) wie er sie interpretiert.

Mit der "richtigen Auswahl" von Quellen kann man bekanntlich, wie mit einem Lichtstrahler, ganz bewußt bestimmte Seiten eines Objekts hervorheben und andere im Dunkel verschwinden lassen.
 
Also die Frage: "War Kaiser Wilhelm II. schuld am 1.WK." kann ich nicht nachvollziehen. Wie ein einzelner Mann die Verantwortung der "Urkatastrophe des 20. Jahrhundert" tragen soll ist mir sehr an den Haaren herbeigezogen.

Die Frage stellt sich, warum das System diplomatischer Verständigung 1914 nicht mehr funktionierte.
Durch verantwortungsvolles Handeln hätte jede der Mächte dazu beitragen können, den krieg zu verhindern.

Vielleicht sollte man nach der Kriegsschuld suchend, die Julikrise 1914 genauer untersuchen, aber einer Allein, für alles, neeee.
 
Vielleicht sollte man nach der Kriegsschuld suchend, die Julikrise 1914 genauer untersuchen, aber einer Allein, für alles, neeee.

Ich glaube, da wirst du allein mit der Julikrise 1914 nicht auskommen werden. Es hat schon vorher mächtig "gebrodelt". Und ja, Wilhelm II. war ganz gewiss nicht allein schuldig am Ersten Weltkrieg. Da haben eine ganze Menge von Faktoren einen Rolle gespielt.
 
Natürlich war Wilhelm II nicht der Alleinschuldige ... das von mir genannte Buch behandelt die Frage, welchen Anteil der Kaiser an den außenpolitischen Fehlern seitens des Deutschen Reiches hatte, die zur deutschen Beteiligung am 1. Weltkrieg führten. Wilhelms Rolle wird gerne überzeichnet, die Frage ist ob seine herausragende Stellung von preußisch-deutschen Machteliten benutzt wurde um deren Ziele zu verfolgen.
 
Hilfreich könnte auch das Buch von Wolfgang J. Mommsen (aus 2005) sein :

"War der Kaiser an allem schuld ? Wilhelm II und die preussisch-deutschen Machteliten" (ISBN - 13 : 978-3-548-36765-1)

Mommsen sein Buch ist ganz hervorragend, gelingt es ihm doch so einige Deutungen von Röhl zu entkräften.
 
Pah also diesen Röhl kann ich irgendwie nicht ab.
Hab mal ein Interview mit ihm gelesen.
Da hat man ihn gefragt, ob er nach den zweiten Band auch was positives über Wilhelm zu berichten hat.
Und was war seine Antwort? Natürlich ein NEIN.
Jeder Mensch hat doch eigentlich positive und negative Eigenschaften.
Aber wenigstens hat er sich entschuldig, das er den Kaiser der Homosexualität bezichtig hat.
Warum sind blos so wenige Schriftsteller neutral?

Ich hab eine ziemlich alte Biographie von Wilhelm II aus dem Jahre 1963.
Die Autorin geht dort deutlich milder mit Wilhelm um.
Sie beschreibt die lieblose Kindheit, die er hatte.
Die ganzen Elektroschock-Therapien und Armstreckgeräte, sein etwas sadistischer Erzieher Georg Hinzpeter und natürlich die schlechte Beziehung zur Mutter.
All das sind Sachen, die viel zum späteren Charakter Wilhelms beigetragen haben.

Das Buch „War der Kaiser an allem Schuld“ habe ich zwar im Regal stehen, aber noch nicht gelesen.
[FONT=&quot]Ich werde mich mal in den nächsten Tagen an das Buch heranwagen[/FONT]
 
Mir scheint, es wäre sachdienlich, wenn alle (nicht nur hier im Forum), die Röhl "nicht ab können" (oder wie sonst die Beschreibung des individuellen Gefühlszustands lauten mag) die 4000 Seiten von Röhl läsen, bevor sie meinen, ihn abqualifizieren zu können. Aber so dicke Bücher voll Fakten zu lesen ist im Bildschirm- und Videozeitalter offenbar eine übergroße Zumutung. Da werden die Grenzen schon mit den paar hundert Seiten Mommsens erreicht. ;)Und fleißiges Quellenstudium ist offenbar bei der Durchsatzgeschwindigkeit des heutigen Buchmarkts auch nur noch etwas worüber man sich mokiert.
Wenn aber die Fakten- und Quellenlage dagegen spricht, dann gebietet es eben die Neutralität oder Objektivität, nicht "milde" oder gar im unterhaltsamen Yellow-Press-Stil über einen Politiker zu schreiben, der einen so verhängnisvollen Einfluss hatte, und nicht nur fotogen mit Krone auf seinem Thron saß und "bella figura" machte.
Macht man sich die Mühe, dann kann man auch lesen, welche Bedeutung Röhl der schwierigen Geburt und Erziehung Wilhelms bei der Ausprägung von dessen Charakter zumisst.
 
Mir scheint, es wäre sachdienlich, wenn alle (nicht nur hier im Forum), die Röhl "nicht ab können" (oder wie sonst die Beschreibung des individuellen Gefühlszustands lauten mag) die 4000 Seiten von Röhl läsen, bevor sie meinen, ihn abqualifizieren zu können. Aber so dicke Bücher voll Fakten zu lesen ist im Bildschirm- und Videozeitalter offenbar eine übergroße Zumutung..


Nicht sehr freundlich, denn damit qualifizierst du alle Röhl Kritiker schnell als lesefaul oder Flachdenker ab. Ich brauche und kann nicht alle Bücher lesen, ich muß naturgemäß eine Auswahl treffen. Und die, von denen genug qualifizierte Rezensionen vorliegen, so daß ich ihren "Wert" einschätzen kann, werde ich nicht lesen, wenn mir die Mühe und Zeit nicht lohnend erscheint.
 
Danke Arne.
Also als lesefaul kann man mich nicht bezeichnen..
Immerhin platzt mein Regal vor Büchern.

Nun ich hab nie behauptet, dass der gute Herr Röhl schlecht recherchiert, aber man kann wohl nicht leugnen das er eine negative Einstellung zu Wilhelm hat.
In fast allen Bücher spiegelt sich doch die Einstellung der Autoren wieder.
Ob negativ oder positiv.
Wenn der Autor über eine Person schreibt, die er persönlich gern mag, dann versucht er auch mit Möglichkeit die Person im guten Licht dazustellen und andersrum ist es genauso.
Eigentlich sollte man neutral an die Sache herangehen, aber der Mensch lässt sich doch öfters von seinen Gefühlen leiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht sehr freundlich, denn damit qualifizierst du alle Röhl Kritiker schnell als lesefaul oder Flachdenker ab.
Kann man so sehen. Aber ich finde es auch nicht gerade freundlich, Werke abzuqualifizieren, die man bestenfalls vom Hörensagen kennt.
Ich brauche und kann nicht alle Bücher lesen, ich muß naturgemäß eine Auswahl treffen. Und die, von denen genug qualifizierte Rezensionen vorliegen, so daß ich ihren "Wert" einschätzen kann, werde ich nicht lesen, wenn mir die Mühe und Zeit nicht lohnend erscheint.
Mache ich genauso. Und wenn mich Bücher oder Autoren nicht interessieren, dann interessieren die mich eben nicht - aber damit ist es dann auch gut. Also frei nach Wittgenstein: „Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“.
Nun ich hab nie behauptet, dass der gute Herr Röhl schlecht recherchiert, aber man kann wohl nicht leugnen das er eine negative Einstellung zu Wilhelm hat.
Vielleicht hat er gute Gründe dafür?
Eigentlich sollte man neutral an die Sache herangehen, aber der Mensch lässt sich doch öfters von seinen Gefühlen leiten.
Vielleicht hat er genau das gemacht?

Im Übrigen wollte ich niemanden im Forum brüskieren. :friends:Röhl braucht meine Verteidigung sicher nicht und kann mit der Kritik (nehme ich stark an) ganz gut leben. Aber (ohne aktuell-politisch werden zu wollen) im Hinterkopf hatte ich z.B. auch Salman Rushdie, der mit der "Kritik" von Leuten, die seine Bücher nicht gelesen hatten, nicht so gut leben konnte.
 
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