Die Bewertung des Friedens nach 1945 lediglich anhand der Kategorien positiv oder negativ verkennt die Komplexität der Ergebnisse, die sich aus diesem verheerenden Krieg ergeben haben. Die "Nachhaltigkeit" ist sicherlich nicht das einzige Kriterium.
Zusätzlich ist die Frage der Gerechtigkeit und Sühne und die Frage der Wiedergutmachung eine zentrale Dimension, die zwingend zu beachten ist, sofern man Aussagen über die Qualität des Friedens machen will.
Die Berücksichtigung der Interessen der Opfer der Aggression durch das 3. Reich entzieht sich der Frage nach positiv oder negativ.
Ansonsten: Galtung hat den negativen Frieden als Abwesenheit von militärischer Gewalt / Krieg definiert
Demgegenüber legt die UNESCO eine Konzeption vor, die den Frieden als Aufbau einer Zivilgesellschaft definiert, die als "Wertegemeinschaft definiert ist.
In diesem Sinne schreibt Jäger in einem Dossier der bpb:
"Eine "Kultur des Friedens" besteht nach Vorstellung der UNESCO-Konzeption, wenn Wertvorstellungen, Einstellungen, Traditionen, Verhaltens- und Lebensweisen zwei Voraussetzungen erfüllen: Wenn Sie erstens das Leben achten, Gewalt beenden sowie Gewaltlosigkeit durch Erziehung, Dialog und Zusammenarbeit fördern, und wenn sie zweitens die Grundsätze der Freiheit, der Gerechtigkeit, der Demokratie, der Toleranz, der Solidarität, der Zusammenarbeit, des Pluralismus, der kulturellen Vielfalt, des Dialogs und der Verständigung auf allen Gesellschaftsebenen und zwischen den Nationen einhalten."
Diese Überlegungen sollte man - entsprechend den Anregungen von El Quijote - auf das Konzept des Wiederaufbaus der BRD und die Westintegration übertragen. Und dazu die entsprechenden Programme (Marshall-Plan etc.) heranziehen.
Es war vor allem die postnationale Konstruktion der Bundesrepublik, die es ihr ermöglichte, sich von negativen Aspekte der deutschen Historie zu lösen und sich den westlichen Vorstellungen von Zivilgesellschaft anzunähern.
Die Situation für den Ostblock gestaltete sich aus vielen Gründen anders, nicht zuletzt weil die Frage der Wiedergutmachung anders und dringlicher gestellt wurde.
Das eurozentrische Weltbild übersieht dabei leicht, dass mit dem Ende des Krieges die Dynamik der Unabhängigkeitskriege verschärft wurde. Und die Frage eines "positiven Friedens" auch danach zu beurteilen ist, wie die Kolonialmächte mit ihren Kolonien nach 1945 umgingen.
Und daraus resultierte u.a. ein Konflikt der USA mit Frankreich und GB, der sich im Rahmen der Suezkrise (1956) am deutlichsten manifestierte.
Ähnlich wie für die BRD wurde für Japan ein ähnliches Programm initiert.
http://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/politische-bildung/193093/frieden
Als Leitbild für den Aufbau wurde retrospektiv von der UN die "Erklärung für eine Kultur des Friedens" vorgelegt.
https://www.unric.org/html/german/kultur/kulturdesfriedens.pdf