24. Januar 1944: "Aktion zur Ausmerze ungeeigneter Studierender"

El Quijote

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Aktion "zur Ausmerze ungeeigneter Studierender" an den Universitäten weitgehend ergebnislos, 24. Januar 1944

Im geheimen Bericht des Sicherheitsdienstes der SS zu Inlandsfragen vom 24. Januar 1944 wird eine erste Bilanz der Aktion zur Ausmerze ungeeigneter Studierender gezogen. Nach übereinstimmenden Meldungen aus allen Hochschulorten sei die im Sommersemester 1943 angelaufene Aktion von den weitaus größten Teil der Hochschullehrerschaft außerordentlich begrüßt worden. Als Universitäten und Hochschulen, die sich in diesem Sinne äußerten, werden ausdrücklich auch die in Darmstadt, Frankfurt/Main und Marburg genannt. Mit dieser Anordnung sei einem vielfach geäußerten Wunsch nach einer Handhabe zur Bereinigung der Hochschulen von unerwünschten Elementen Rechnung getragen worden. Lediglich eine Anzahl älterer Professoren habe diese Maßnahme als "Angriff in die akademische Freiheit" besprochen.
Der Bericht stellt dann jedoch fest:
Das bisherige Ergebnis der Maßnahmen zur Überprüfung der Studierenden und Meldung ungeeigneter Studierender für den Arbeitseinsatz entspreche jedoch nicht den Erwartungen (Berlin, Frankfurt/Main, Freiburg, Marburg, Tübingen, Wien u.a.). Allgemein sei die Beobachtung gemacht worden, daß die Professoren und Dozenten bei der Überprüfung und Auslese kaum den geforderten strengen Maßstab anlegten, sondern außerordentlich milde verfuhren. ... An einer anderen Universität hätten die einzelnen Abteilungen plötzlich fast nur noch begabte Studeten aufzuweisen gehabt, wohingegen früher viel über schlechte Begabung und unzulängliche Leistungen geklagt worden sei.
Der Bericht belegt diese Darstellung durch Zahlen: Von den 43.688 reichsdeutschen Zivilstudierenden im Sommersemester 1943 seien nur etwa 250 als ungeeignet ausgelesen und den Arbeitsämtern zur Verfügung gestellt worden. Nur fünf Universitäten hätten mehr als 11 Meldungen abgegeben, darunter Frankfurt/Main 14 Meldungen. Andere hätten gar keine ungeeigneten Studierende gemeldet. Nach den bisherigen Erfahrungen sei es aber gänzlich ausgeschlossen, daß 99,5% der Zivilstudierenden den Anforderungen voll entsprechen.
(OV, Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe : Erweiterte Suche : LAGIS Hessen )
 
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