30-jähriger Krieg: Bewegung schwedischer Truppen in Westfalen

M

Martin Zieren

Gast
Mahlzeit,
ich bin im Rahmen genealogischer Recherchen interessiert an den Bewegungen
schwedischer Truppen durch das östliche Westfalen im 30-jährigen Krieg.
Bekannt ist mir, dass Wrangel im Mai 1646 Paderborn und Rüthen einnahm, und
dass Königsmarck quasi zeitgleich über Lemgo westwärts nach Rheine zog.
Kam der Krieg wirklich so spät ins östliche Westfalen, oder gab´s schon vorher Kampfhandlungen?
Welche Quellen (Bücher, Archive) sind hier auf einfache Weise einsehbar (online-Ausleihe, online lesbar),
und für welche müsste ich mir mehr Zeit nehmen (weil z.B. ein bestimmtes Buch nur
im Lesesaal einer Bibliothek einsehbar ist)?
Danke für Hinweise,
Martin
 
Entscheidend für die Ereignisse in Westfalen wird nach der ersten Kriegsphase, in der hauptsächlich der "Tolle Christian" und Tilly die Ereignisse bestimmen und die mit der für die kaiserliche Seite siegreiche Schlacht von Stadtlohn 1623 ihr Ende findet, dass die Schweden in Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel einen frühen und engen Parteigänger finden. Als Gegenleistung für seine Unterstützung werden ihm die Stifte Münster, Paderborn, Fulda und Corvey versprochen. Mit dem militärischen Übergewicht der protestantischen Seite nach der Schlacht von Lützen kann Wilhelm tatsächlich die Stifte in Besitz nehmen, auch wenn im Münsterland kaiserliche Truppen unter Bönninghausen sowie Velen und im Paderborner Raum Freikorps Widerstand leisten. Der hessische General Melander wird der entscheidende Akteur. Die neuerliche Wende in den Kraftverhältnissen ab 1634 verhindert weitere hessische Erfolge, aber Teile Westfalens, insbesondere ganz Paderborn, bleiben in den Händen des Landgrafen. Militärische Konflikte wechseln in der Folgezeit mit diplomatischen Lösungsversuchen. Nach dem Tod Wilhelms 1637 schließt seine Witwe Amalie Elisabeth ein neuerliches Bündnis mit Schweden und Frankreich (und steht damit unter den deutschen Fürsten nahezu isoliert da). Melander wird abgelöst und die hessische Kriegsführung Anfang der 1640er wieder intensiviert. Um die aus Süddeutschland weichenden Schweden von Westfalen fernzuhalten, bezieht die kaiserliche Hauptarmee Stellung im Bistum Paderborn während die Schweden östlich der Weser blieben. Mit dem verstärkten militärischen Engagement Frankreichs wird Westfalen aber unbedeutender für die strategischen Überlegungen der Kriegsparteien - erst der Einfall Wrangels 1646 zur Schaffung besserer schwedischer Positionen für die Friedensverhandlungen und der kaiserliche Gegenschlag bringen den Krieg wieder verstärkt in diese Region.

Online ist zu dem Thema sicherlich hier etwas zu finden: Internetportal Westfälische Geschichte

Literatur zum Einstieg:
Gunnar Teske: Bürger, Bauern, Söldner und Gesandte. Der Dreißigjährige Krieg und der Westfälische Frieden in Westfalen
Wilhelm Kohl: Westfälische Geschichte, Bd. I: Von den Anfängen bis zum Ende des Alten Reiches
Stadtmuseum Münster: Katalog zur Ausstellung "Dreißigjähriger Krieg, Münster und der Westfälische Frieden, 2 Bde."
 
Der Empfehlung "Bürger, Bauern, Söldner und Gesandte" kann ich mich nur anschließen, ein sehr lesenwertes Buch!

Darüberhinaus möchte ich noch den "Abendteuerlichen Simplicissimus" von Grimmelshausen empfehlen, denn der Autor hat als Soldat u.a. in Westphalen gekämpft und beschreibt seine Erlebnisse sehr umfassend und witzig. Allerdings eignet sich dieses Werk nicht als Nachschlagewerk, vielmehr vermittelt es einen lebendigen und authentischen Eindruck der täglichen Umstände im Dreißigjährigen Krieg.
 
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