3400 Jahre alte Musik

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Hurrian Hymn no.6

Jetzt bin ich wasverwirrt.

Das hier:
YouTube - THE OLDEST WRITTEN MELODY IN HISTORY c.1400 BC!!!

und das hier:
YouTube - The First Song Ever Written!!!

das hier wohl auch (mit Gesang):
YouTube - A Hurrian Cult Song from Ancient Ugarit

Soll "Hurrian Hymn no.6" sein, aber klingen völlig unterschiedlich.

Daß Interpretationen von Musikstücken durch verschiedene Interpreten auch verschieden klingen, ist auch heutzutage der Normalfall.

Jeder Interpret, oder Dirigent hat seine eigenen Vorstellungen, hält sich nicht zwanghaft an die Notenblätter und legt sie nach seiner Interpretation aus.

Auch die heutige Notenschrift hat nur anleitenden Charakter. wie gespielt wird entscheidet der Dirigent, oder ggf. der Musiker.

Die Interpretation eines jahrtausendealten Musikstückes lässt dem Interpreten um so mehr Möglichkeiten zur Interpretation, je weniger Informationen von diesem Musikstück überliefert wurden, falls überhaupt genug überliefert wurde.

Wir hören hier also Interpretationen des antiken, hurritischen Musikstücks, keinesfalls aber das Original.
 
Ach so ist das.
Sorry für die späte Antwort, aber ich hatte ne Zeit lang kein Internet.

Also werden wir wohl nie mit Sicherheit sagen können, wie das Original geklungen hat...
 
Jeder Interpret, oder Dirigent hat seine eigenen Vorstellungen, hält sich nicht zwanghaft an die Notenblätter und legt sie nach seiner Interpretation aus.

Stimmt. Und das, obwohl ein Notenblatt eigentlich alles klar formuliert, wie z.b. Tempo, Takt, Tonlänge etc.
Es ist zwar in der Tat spießig, das zu erwähnen, aber (zumindest europäische) Musik folgt einem Tonschema, das schon fast mathematisch funktioniert. Interessant wird sie tatsächlich erst durch die jeweilige Interpretation. Obwohl auch der beste Dirigent bzw. Interpret sich nicht zu weit vom Notenblatt wegbeugen sollte - agiert er zu frei ist das Stück (fast) nicht mehr zu erkennen... Siehe Sido und seine Variation der Melodie von "Laudato si" (oder wie das Ding auch geschrieben wird, Viele kennen es bestimmt von irgendwelchen Ferienfreizeiten etc.) in "Sie bleibt"...

Interessant finde ich trotzdem, wie es möglich sein soll anhand eines Textes angeblich die Melodie erkennen zu können :nono: Also, ich will ja nix sagen, der Text hat bestimmt ein Metrum, welches eine bestimmte Betonung nahelegt - nur, wenn man sich die moderne Musik unsererZzeit anhört, sieht man durchaus, dass Metrum des Textes und Melodie des Stückes nicht unbedingt was miteinander zu tun haben müssen. Von daher halte ich es doch für mehr als nur ein bisschen weit hergeholt...
 
(zumindest europäische) Musik folgt einem Tonschema, das schon fast mathematisch funktioniert.
Es ist mathematisch, und das ist sozuisagen die "Ursünde" der westlichen Musik.

Es gibt natürliche Obertöne, wie die Oktave, die aus einer Verdoppelung der Frequenz (=Halbierung einer Saite) resultiert. Auch die Quarte und Quinte ergeben sich aus (Zwei-)Drittelung und (Drei-)Viertelung der Saite des Grundtons.

Nun hat man aber die Tonleiter per Konvention in zwölf gleiche Teile eingeteilt, was mathematisch einem Faktor von "zwölfte Wurzel aus Zwei" von einem Halbtonschritt zum nächsten entspricht.

Das Ergebnis ist, dass nur die Oktave tatsächlich mit der "natürlichen" Oktave übereinstimmt, während Quinte und Quarte gegenüber der "richtigen" Frequenz verschoben sind (was ein geübter Musiker auch heraushört).

Mathematisch gesehen ist klar, dass nichtganzzahlige Wurzeln (Konvention der Tonleiter) nicht durch Brüche (Physik der Tonleiter) ausgedrückt werden können, Natur und Konvention also nicht übereinstimmen können.
 
Hier ein Artikel zum Thema Musik in der Antike : Antike Philosophie: Platon komponierte seine Werke nach musikalischen Prinzipien - spektrumdirekt

Man beachte, dass auch bei den Griechen die Tonleiter zwölf Schritte hatte und dass man (zumindest Platon) mit ihr offenbar höhere Ordnungsprinzipien verknüpfte als nur die der Musik.

Wir wissen ja auch, dass Mathematiker, wie Pythagoras, Thales oder Euklid mit Hilfe der Mathematik nach einer universellen Ordnung suchten - sie tun es bis heute. Einstein z. B. leitete seine Relativitätstheorie nicht aus der Physik sondern aus der Mathematik ab, also nicht aus Experimenten, sondern aus den übergeordneten Prinzipien von Ordnung und Symmetrie,
 
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Sorry, ich stoße immer wieder auf die "Ursünde" der westlichen Musik :

(Siehe meine beiden Beiträgen oben sowie http://www.geschichtsforum.de/f152/hausmusik-im-hohlen-fels-28287/ und Wiki Intervall (Musik) ? Wikipedia)

Zusammenfassend kann man sagen, dass die natürlichen Oberschwingungen dem Ziel "geopfert" wurden, zu einer Tonleiter mit (zwölf) gleichen Abständen zu gelangen. Die "natürliche" Quinte, die sich aus den Schwingungen eines Instruments und seiner Umgebung ergibt, ist daher nicht identisch mit der "mathematischen" Quinte, wie sie sich aus dieser Tonleiter errechnet.

In gewisser Weise läuft die Geschichte der Musik daher mit der Geistesgeschichte Europas parallel : Die wissenschaftlich vereinheitlichende Ordnung setzt sich gegenüber den anarchischen Schwingungen der Wirklichkeit durch. Der Geist erringt einen totalen Sieg über die Natur.

Die westliche Musik ist daher ein Produkt der Aufklärung. Ich hatte oben (ohne Echo) die Frage aufgeworfen, ob es in anderen Zeiten oder an anderen Orten eine Alternative gab/gibt, nämlich ein Musiksystem, das den natürlichen Oberschwingungen das Primat vor der starren Einteilung einräumt, und insbesondere ob sich dies auch in anderen Bereichen einer solchen Kultur widerspiegelt.

Daher stelle ich die Frage erneut : Kann jemand solche Parallelen aufzeigen ?
 
Tasteninstrumente sind wohl nur "wohltemperiert" (vgl. Bachs wohltemperiertes Klavier), d.h. "mathematisch" gestimmt zu gebrauchen, ansonsten wäre die Anzahl der Tasten ja immens.

Mit der Stimme oder auch einem Streichinstrument könnte man anders verfahren, aber natürlich nur, wenn man allein vor sich hindudelt.
 
Genau. War also der Preis, den man für technischen Fortschritt (Bau eines Klaviers) und das Zustandekommen einer Gesellschaft (Orchester) zu zahlen hatte, der Verrat an der Natur (natürliche Schwingungen) ?
 
3400 alte Musik

Wieso sollte es ein Verrat an de Natur sein, wenn man seine Musik nach seiner Vorstellung weiterentwickelt.

Mehrstimmige Lieder oder Musikstücke, die zusammen klingen sollen, brauchen eine Standardisierung um nicht in einer Kakophonie auszuarten.

Sicher wird die Bandbreite der Variationen für die einzelnen Stimmen eingeschränkt, aber nicht zum Schaden des vorgetragenen Liedes o. Stückes.

Es gibt noch Tonsysteme, die nicht der westeuropäischen Ausrichtung folgen, (z.B. im nahen Osten etc.) aber man muss sich dann auch mal anhören, was die Orchester da zusammensägen.
 
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