Frage 1: Welchen Einfluss hatten Krankheiten im WW1 und der Erste Weltkrieg selbst auf die Behandlung und den Umgang von Infektionskrankheiten nach dem Ersten Weltkrieg? (Gerne am Beispiel von Pandemien/ Krankheiten nach dem Ersten Weltkrieg)
Mir wäre kein solcher Einfluss bekannt. Faktisch reichten während des Krieges die medizinischen Kapazitäten nicht hin um in der Armee grassierende Infektionskrankheiten überhaupt im größeren Stil behandeln zu können. Die meiste Zeit über dürften die Lazarette voll damit beschäftigt gewesen sein, sich um die von den unmittelbaren kampfhandlungen Betroffenen zu kümmern.
Hinzu kommt, dass zumindest die Zentralmächte durch die Seeblockade von überseeischen Zufuhren abgeschnitten waren, so dass es an Rohstoffen für die chemische Industrie, als Schlüsselsektor für die moderne Medizin eher mangelte.
In der Regel dürfte man, zumindest auf Seiten der Zentralmächte bei Infektionskrankheiten an der Front wahrscheinlich kaum eine andere Wahl gehabt haben, als betroffene Soldaten heraus zu nehmen und in Quarantäne zu verlegen um weiteres Ausgreifen in der Truppe zu verhindern.
Ich weiß nicht, ob die Spanische Grippe, auf seiten der Entente-Mächte zu irgendwelchen Erkenntnissen (z.B. Hygienemßnahmen bei Überseetransporten/-Reisen geführt hat).
Frage 2: Aus der Perspektive der Kriegsparteien, Welche Intention verfolgte man mit dem Ziel nach raschem Ausbau des Medizinischen Standards während des Ersten Weltkrieges und wie ist sie ethisch zu bewerten?
Geh mal davon aus, dass medizinische Standarts eher radikal ab-, als ausgebaut wurden, um mit den Massen an Verwundeten fertig werden zu können.
In den Lazaretten an den Fronten, musste das medizinische Personal, in einer Form Überstunden schieben, dass es wegen dem Ausmaß an Überarbeitung unter anderen Umständen kaum zu verantworten gewesen wäre. Es fehlte für diese Masse an Patienten an Platz, an Betäubungsmitteln, an Desinfektionsmitteln, etc, so dass die Chance sich in Lazaretten selbst gefährliche Krankheiten qua Übertragung einzufangen relativ hoch gewesen sein dürfte.
Dadurch das ein Großteil des medizinischen Personals und der verfügbaren Betäubungs-/Desinfektionsmittel etc. an den Fronten benötigt wurde, fehlte das natürlich alles abseits der Fronten in den kriegführenden Ländern selbst, so dass die medizinische Versorgung auch für die Zivilisten durch Mangel an Fachpersonal und Mittel, sich rapide verschlechtert haben dürfte, während jedenfalls auf Seiten der Zentralmächte und in Russland die Anfälligkeit für Krankheiten durch die schwierige Ernährungslage der Bevölkerung tendenziell eher gestiegen sein dürfte.
Das Einzige, was mir ad hoc einfällt, was sich in der Zeit verbessert haben dürfte, dass dürfte die Forschung im Bereich von Ersatzstoffen für Arzneimittel gewesen sein, deren Inhaltsstoffe wegen der Blockade nicht mehr importiert werden konnten (Zentralmächte), wobei ich allerdings nicht weiß, ob dabei irgendwas herausgekommen ist, dass sich dauerhaft auch nach der Widerherstellung des Friedens und der internationalen Handelsbeziehungen noch vernünftig verwerten ließ und dass unter den Gegebenheiten die Produktion von einigermaßen preisgünstigen Prothesen in Gang gesetzt wurde, weil das auf Grund der massenhaften Nachfrage, wegen der Menge an Amputationen im Zusammenhang mit dem Kampfgeschehen an den Fronten, für die Industrie interessant wurde.
Ob man dass allerdings als "verbesserten Standart" sehen kann, weiß ich nicht, könnte mir aber vorstellen, dass das über den Weltkrieg hinaus durchaus Nutzen hatte, für Personen, die durch Arbeitsunfälle Gliedmaßen verloren oder ähnliches.
Frage 3: Was war im Ersten Weltkrieg anders, dass die Medizin auf einmal so auf die Probe gestellt wurde?
Die Masse an Verwundeten und Erkrankten, die über alles hinausging, was man aus Friedenszeiten kannte und sofern es die Zentralmächte und Russland betrifft, der Wegfall von Rohstoffen, zur Produktion von Behandlungsmitteln, so wie die schlechte Ernährungslage (Schwächung des Immunsystems en gros).