Die Entwicklung von Roundup, Bolero, Sledgehammer, Jubilee, Overlord usw. steht immer nur im Kontext der aktuellen Kriegslage und den daraus geschätzten Erfolgsaussichten.
Das ist m.E. die zentrale Aussage zu dem Kontext. In Abhängigkeit von der politischen Diskussion der "Big Three" und der zur Verfügung stehenden Transportkapazität bzw. der Divisionen änderte sich der Focus.
Dabei spielte auch der Pazifik eine Rolle bei der Betrachtung und auch das Treffen in Cairo von FDR und Chiang Kai-shek im Rahmen der "Weltpolizistenrolle" die die "Big Four" einnehmen sollten als regionale Hegemonialmächte.
Vor allem aus der Sicht von Churchill und FDR basierte die Peripheriestrategie in 1942 in hohem Maße auf einer Stärken- Schwächen - Analyse der Potentiale.
Stärke: Maritime- und Luftüberlegenheit. Potential zur Unterstützung von Aufständen, vor allem auf dem Balkan. Noch gravierender waren die Überlegungen zur politischen Lage im Mittelmeer. Und in diesem Zusammenhang spielte bei der Frage der Planung der amphibischen Operationen der Seitenwechsel von Vichy Frankreich, die Neutralität von Spanien und die ungestörte Durchfahrt bei Gibraltar und natürlich auch der Eintritt der Türkei auf Seiten der Alliierten und die Öffnung der Dardanellen für LL-Transport in die UdSSR. Und diese Sichtweise lief für 42 und teilweise noch 43 auf eine eher periphere Kriegsführung hinaus.
Als Schwäche wurde das schwer einzuschätzende amphibische Potential und die Widerstandsfähigkeit der WM im Rahmen der Abwehr einer Invasion eingeschätzt, die nur positiv zu beurteilen war unter den Kriterien von #2. Unter anderen Voraussetzungen wäre das militärische Potential der WM als sehr hoch eingeschätzt worden.
Bei der Konferenz von Teheran wurde er dann von Roosevelt und Stalin praktisch gezwungen Overlord zuzustimmen, obwohl er noch bis zuletzt versuchte, Operationen in der Agäis vorzuschlagen, was von Stalin als Kräftevergeudung abgetan wurde.
Es waren fast zwei Jahre während denen zwischen Briten und Amerikaner darübrer diskutiert wurde, bis Stalin diesem Disput ein Ende setzte.
Folgt man der Darstellung des Verlaufs des ersten Tags in Teheran von Churchill (Second World War, Vol. V, S. 302ff) dann ergab sich eine sehr differenzierte Diskussion zwischen FDR, Stalin und ihm. Und unter der Voraussetzung!!, dass die Türkei in das Allierte Lager übertritt, wäre, so Stalin, ein erweitertes Engagement im östlichen Mittelmeer zu rechtfertigen gewesen. Ansonsten war Stalin gegen die Zersplitterung der Kräfte von Overlord.
Dennoch kommt in der Darstellung seine ambivalente Haltung sehr deutlich zu Tage. Einserseits stellt Churchill sich hinter "Overlord" als alternativlos, andererseits verfolgte er eine Reihe von Mittelmeeroptionen, inklusive der Besetzung Italiens, die auf eine faktische Schwächung von Overlord hinausliefen bzw. zu einer Verzögerung geführt hätten mit nicht kalkulierbaren Folgen bei der Beurteilung des Wetters im Spätsommer.
Vor diesem Hintergrund einer unterschiedlichen Bewertung zogen beispielsweise die US ihre 7 Divisionen aus dem Mittelmeer ab, um sie im Rahmen der Operation Bolero für Overlord zu stationieren. Gegen den britischen Widerstand.
Sowohl bei Liddel Hart (The History of the Second World War, S. 506) als auch bei Weinberg (Eine Welt in Waffen, S. 634) wird dieser Sicht von Churchill tendenziell widersprochen.
Im Vorfeld zur Konferenz in Teheran hatten sich die USA und GB nicht auf eine gemeinsame Vorgehensweise für die Niederwerfung des 3. Reichs einigen können. In Teheran bestellten sie Stalin zum Schiedsrichter und er unterstützte Overlord und !!!! Anvil als die politisch und militärisch sinnvollste Variante.
Obwohl Stalin wohl überrascht war, überhaupt über militärische Aspekte zu diskutieren, da nur Voroshilov als Militär in seinem Stab anwesend war.
Eine Invasion Norwegens wäre 1944 sicherlich nicht mehr so effektiv, aber in Jahren zuvor durchaus eine interessante Option im Sinne der von Silesia angesprochenen Perepherie-Strategie zur Ausschaltung wichtiger Rohstoffquellen für das Deutsche Reich.
Im Rahmen der Operation Fortitude (North- (Norwegen) and South- Fortitude) wurde ein Teil der Planungen herangezogen für umfangreiche Täuschungsmanöver, um von der Normandy abzulenken. Und wirkten so über die reale Planung hinaus als "vorgetäuschte Planung" weiter.
http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Fortitude