Adrianopel 1204 - Schwanengesang einees Kreuzfahrerstaates

Kalojan

Aktives Mitglied
Die Schlacht bei Adrianopel 1205
Schwanengesang eines Kreuzfahrerstaates


Vorgeschichte:

1185 entstand nach dem Aufstand der Boliarenbrüder Ivan Assen I. und Petar das zweite bulgarische Zarenreich. Das Problem, das nun das junge Reich hatte, war der Kampf um die Anerkennung durch das byzantinische Reich, sowie innere Machtkämpfe, denen auch die beiden Brüder zum Opfer fielen. 1197 bestieg daher der jüngere Bruder der Beiden, Ioannis, der später als Zar Kalojan in die Geschichte einging, den Thron, er machte mit den Mördern Ivan Assens I. und Petar kurzen Prozess, und ließ sie in den Fluss Jantra ertränken, und jagte 1203 den Byzantinern Varna ab.

Ein Jahr später, sollte jedoch ein neuer Gegner das byzantinische Reich erschüttern: Die Kreuzfahrer des 4. Kreuzzuges eroberten Konstantinopel im Sturm, und bildeten ein neues Reich: Das lateinische Kaiserreich, mit Balduin von Flandern als ersten Kaiser.

Kalojan, war am Anfang bemüht, sich mit diesen zu verbünden, doch lehnten die Lateiner ab, und verkündeten auch die Absicht, Bulgarien zu erobern, da dies eigentlich byzantinische Ländereien, und damit die des lateinischen Kaiserreiches sind. Der Krieg wurde unvermeidlich….

1205 rebellierte die Stadt Adrianopel gegen die Kreuzfahrerherrschaft, und die Aufständischen schickten ein Gesuch an Zar Kalojan, in dem sie um seine Hilfe baten, und im Gegenzug ihn als Zaren anerkennen würden.

Die Schlacht:

Ab dem 25. März 1205 belagerten die Truppen Balduins die Stadt, auf deren Mauern die Banner Kalojans wehten. Am 13. April bezogen die Truppen Kalojans 20 bis 25km Nördlich von Adrianopel ihre Stellung. Das Erste, was Kalojan tat, war, die kumanischen Verbündeten loszuschicken, auf das sie die Absichten der Lateiner herausfinden. Sie griffen das Lager an, und als sie sich zurückzogen, verfolgten die Kreuzfahrer die Kumanen 10 km lang, bevor sie die Verfolgung abbrachen, und mit Verlusten zurück in ihr Lager kehrten. Sie hatten mit dieser Aktion dem Zaren ihre größte Schwäche gezeigt: Die mangelnde Disziplin.

Am 14. April schickte Kalojan von neuem die Kumanen los, diesmal mit einem anderen Auftrag: Sie sollen die Kreuzfahrer so derart in Rage bringen, das sie sie verfolgen sollen. Obwohl sich die Kreuzfahrer am Vortag einigten, die Kumanen nicht zu verfolgen, hielt sich Graf Louis de Blois nicht daran, und nahm mit seinen Männern die Verfolgung auf. Balduin war gezwungen, mit zu machen, so schluckten die Kreuzfahrer den Köder, und verfolgten die Kumanen 20 km weit. Dann schnappte die Falle zu: Aus dem Hinterhalt griffen die Bulgaren die Kreuzfahrer an. Sie beschossen die Pferde der Ritter, holten sie mit Lassos und Haken von ihren Pferden, und verwickelten sie in einen tödlichen Nahkampf, bei dem die Ritter ihrer Beweglichkeit komplett beraubt wurden.

Nach der Schlacht

Graf Louis de Blois fiel in der Schlacht. Der Venezianische Doge Enrico Dandolo wurde verwundet, und starb einige Tage später an seinen Verletzungen. Kaiser Balduin von Flandern wurde gefangen genommen, und nach Tárnovgrad (heute Veliko Tárnovo) gebracht, wo er geblendet wurde, und einige Monate später starb. Sein Sterbeort ist noch heute als „Balduinsturm“ bekannt.

Diese, und die nachfolgende Schlacht bei Serres, bedeuteten den Untergang für das lateinische Kaiserreich, und stoppten die Katholisierung des Balkans. Der 4. Kreuzzug schwächte aber Byzanz irreparabel, so das gut 200 Jahre später, die Osmanen leichtes Spiel mit den Byzantinern hatten. Diese Schwächung führte auch zum Erstarken des serbischen Staates, das nun neben den traditionellen Großmächten auf dem Balkan, Byzanz und Bulgarien, seinen Platz einnahm.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d5/Battle_of_Adrianople_(1205).png

Plan der Schlacht

http://i664.photobucket.com/albums/vv10/SergejKorolev/Second Bulgarian Tzardom/Adrianople1205_1.jpg
http://i664.photobucket.com/albums/vv10/SergejKorolev/Second Bulgarian Tzardom/Adrianople1205_2.jpg

Die Schlacht aus künstlerischer Sicht

http://i664.photobucket.com/albums/...garian Tzardom/user9447_pic188_1217362265.jpg

Einsatz von Haken und Lassos in der Schlacht

http://i664.photobucket.com/albums/...Medieval Glory in Veliko Turnovo/FILE0212.jpg

Der Balduinsturm (Балдуинова Кула) auf Hügel "Zarevetz" (царевец) in Veliko Tárnovo (белико търново).
 
Für das Schicksal des Lateinischen Kaiserreichs ist die Schlacht von Adrianopel im Jahr 1205 wenig bedeutend. Das Lateinische Kaiserreich bzw. die Kreuzritter, die Konstantinopel im Verlauf des Vierten Kreuzzugs ein Jahr zuvor erobert hatten, blieben im Besitz eines breiten Küstenstreifens, der von der Peloponnes bis ins kleinasiatische Hinterland Konstantinopels reichte, die Venezianer hielten unangefochten ihre insularen Besitzungen in der Ägäis bzw. im Mittelmeer.

Den Todesstoß versetzte den Lateinern vielmehr das byzantinische Exilreich von Nikaia, das sich nach seiner Konsolidierung immer weiter zuungunsten der Seldschuken ausbreitete und 1261 schließlich Konstantinopel von den unfähigen Kreuzfahrern zurückeroberte.

Adrianopel hingegen bewirkte lediglich eine relativ kurze Ausweitung Bulgariens, das schon 1393-96 völlig unter die osmanische Herrschaft fiel. Anzunehmen, dass die Schlacht von Adrianopel die Ausbreitung des Katholizismus gestoppt hätte, ist völlig unrealistisch. Angesichts der Dominanz der orthodoxen Kirche und der Abneigung der orthodoxen Christenheit gegen die katholische Kirche ist das eine irreale Vermutung.

Auf Zypern z.B. herrschten katholische Christen und Venezianer von 1184 bis 1571, also rund 400 Jahre, in denen sie katholische Kirchen und Klöster bauten (architektonisch sehr gelungen u.a. die gotische Kathedrale von Famagusta und das Kloster Bellapais). Das hat die orthodoxe zyprische Bevölkerung nicht im mindesten tangiert, denn die blieb christlich-orthodox, was auch während muslimischen Türkenzeit weitere 300 Jahre so blieb. Die Ausbreitung des Katholizismus hat die Schlacht von Adrianopel 1205 also nicht verhindert, denn dazu wäre es auch bei fortdauernder Herrschaft der Kreuzfahrer nicht gekommen.
 
Adrianopel hingegen bewirkte lediglich eine relativ kurze Ausweitung Bulgariens, das schon 1393-96 völlig unter die osmanische Herrschaft fiel. Anzunehmen, dass die Schlacht von Adrianopel die Ausbreitung des Katholizismus gestoppt hätte, ist völlig unrealistisch. Angesichts der Dominanz der orthodoxen Kirche und der Abneigung der orthodoxen Christenheit gegen die katholische Kirche ist das eine irreale Vermutung.

Gestoppt hat die Schlacht die Katholisierung durchaus. Immerhin war Kalojan kurz davor, der Katholischen Kirche überzutreten, aber das Aufbegehren der Bewohner Adrianopels hat das dann verhindert.

Die "kurze Ausweitung" dauerte mehr als 50 Jahre, und gipfelte in den Eroberungen von Ivan Assen II. Erst der Einfall der Tataren und der Aufstand der Bauern von Ivajlo schwächten Bulgarien, so das dann Serbien aufsteigen konnte.

Adrianopel war die erste Wende, die das Lateinische Kaiserreich deutlich geschwächt hat. Natürlich kam erst durch Nikaia der Todesstoß, aber die Schwächung begann mit Adrianopel.
 
50 Jahre kann man kurz oder lang nennen. Man kann es auch mit dem "kurz"lebigen lateinischen Kaiserreich vergleichen.:devil:

Zu Nikaia habe ich sogar mal was gelesen. Bin aber nicht tief genug in der Materie und bringe daher wahrscheinlich eh alles durcheinander, eben weil es so viele unterschiedliche Kräfte zu der Zeit auf dem Gebiet des ehem. byzantinischen Reiches gab.:still:
 
50 Jahre kann man kurz oder lang nennen. Man kann es auch mit dem "kurz"lebigen lateinischen Kaiserreich vergleichen.:devil:

Auf dem Balkan wechselten die territorialen Ausdehnungen im 13. Jahrhundert, und besonders im 14. Jahrhundert, ständig. Im 14. Jahrhundert begann der Niedergang des Zarenreiches Bulgarien, wenn auch dann noch Siege errungen wurden gegen das Byzantinische Reich. Aber der Aufstieg Serbiens schwächte das Land immens, genau wie auch die Teilung des Reiches in 3 Teile durch Ivan Aleksandar an seine Söhne Ivan Stratsimir und Ivan Shishman (ab diesem Zeitpunkt kann man nicht mehr von einem bulgarischen Zarenreich sprechen, sondern von 2 "Zarenreichen" und einem Despotat), was dann schließlich den Osmanen deutlich entgegen kam.
 
Für die Lateiner dürfte der Verlust Thessalonikes 1224 an Theodoros Angelos weitaus entscheidender gewesen sein. Das lateinische Konstantinopel verlor damit seine Landverbindung zum lateinischen Herzogtum Athen und dem Fürstentum Achaia. Und da die Ägäis von dem nicht immer freundschaftlicg gewogenen Venezien beherrscht war, befand sich Konstantinopel in einer faktisch isolierten Lage.
 
Für die Lateiner dürfte der Verlust Thessalonikes 1224 an Theodoros Angelos weitaus entscheidender gewesen sein. Das lateinische Konstantinopel verlor damit seine Landverbindung zum lateinischen Herzogtum Athen und dem Fürstentum Achaia. Und da die Ägäis von dem nicht immer freundschaftlicg gewogenen Venezien beherrscht war, befand sich Konstantinopel in einer faktisch isolierten Lage.


Adrianopel 1205 und Serres 1205 waren die ersten Wendepunkte. Und deren Bedeutung kann man nicht leugnen. Diese beiden Schlachten, gemeinsam mit den Feldzügen von Kalojan allgemein, hatten mehrere Konsequenzen:

a, Festigung des 2. Zarenreiches, sowie Anerkennung dieses Zarenreiches.

b, Sicherung der Orthodoxie IN BULGARIEN (in Serbien sollte das nicht so sicher sein).

Der 4. Kreuzzug im Allgemeinen hat zu mehreren Dingen geführt:

a, Schwächung des Byzantinischen Reiches

b, Erstarkung Serbiens
 
Adrianopel hingegen bewirkte lediglich eine relativ kurze Ausweitung Bulgariens, das schon 1393-96 völlig unter die osmanische Herrschaft fiel. Anzunehmen, dass die Schlacht von Adrianopel die Ausbreitung des Katholizismus gestoppt hätte, ist völlig unrealistisch. Angesichts der Dominanz der orthodoxen Kirche und der Abneigung der orthodoxen Christenheit gegen die katholische Kirche ist das eine irreale Vermutung.
Gestoppt hat die Schlacht die Katholisierung durchaus. Immerhin war Kalojan kurz davor, der Katholischen Kirche überzutreten, aber das Aufbegehren der Bewohner Adrianopels hat das dann verhindert.

Sagen wir es so: Kalojan hatte Anfang 1204 (genaues Datum müßte ich noch einmal nachschlagen) von Papst Innozenz III. bzw. dessen Gesandten die Königskrone empfangen - gegen das Versprechen, die bulgarische Kirche der römischen Kirche zu unterstellen (fachsprachlich "die bulgarische Kirche mit Rom zu unieren"). Daß ihn die Leute von Adrianopel gegen die Lateiner - von denen sie belagert wurden - zu Hilfe riefen und ihm dafür die Kaiserkrone versprachen (und das genaugenommen eigentlich sogar für den Fall, wenn es ihm gelingen würde, die Lateiner aus Konstantinopel zu vertreiben), kam ihm dabei zusätzlich äußerst gelegen.
Grund war aber in beiden Fällen seine Besorgnis über eine weitere Ausweitung des Machtbereiches des Lateinischen Kaiserreiches: als Kalojan dem Papst versprach, die bulgarische Kirche Rom zu unterstellen, bekam er durch die päpstlich bestätigte Königswürde die Souveränität, welche er im Reigen der westlichen Reiche (das Lateinische Kaiserreich gehörte trotz seiner östlichen Lage dazu) brauchte, um als selbständiger Herrscher auftreten bzw. sich behaupten zu können; als ihm von der Bevölkerung byzantinischer Restgebiete die Kaiserkrone angeboten wurde, bot sich ihm die Gelegenheit, den Lateinern mit ebendiesem Anspruch (Kaisertum) entgegentreten zu können.

Mit Katholisierung hatte dabei weder das eine - die kurzzeitige Anerkennung der römischen Oberhoheit - noch das andere - die Herrschaft der Lateiner in Konstantinopel - etwas zu tun: mit Rom uniert zu sein bedeutete nämlich nicht den Wechsel zum römischen Glauben, sondern durchaus die Erhaltung des eigenen Ritus etc. (wenn auch unter Anerkennung des römischen Primats); und die Staaten der Kreuzfahrer zeichneten sich bekanntlich dadurch aus, daß in ihnen die Christen verschiedener Art (römische/lateinische wie verschiedene östliche) nebst Juden und Muslimen nebeneinander lebten und existierten (trotz der Reibungspunkte, die es zugegebenermaßen dabei gab). Was die römische/lateinische/katholische Kirche betraf, so war sie im 13. Jh. bzw. während des ganzen Mittelalters noch eine Universalkirche und keine Bekenntniskirche (dazu entwickelte sie sich erst im Zuge der Auseinandersetzung mit der Reformation).

Natürlich muß Kalojan zu Recht zuerkannt werden, daß er erfolgreich gegen die Lateiner kämpfte. Allerdings bedeutete sein Tod am 8. (nach einer anderen Lesart am 26.) Oktober 1207 zugleich das Ende des bulgarischen Vormarschs; und nachdem sein Nachfolger Boril im Juni 1208 bei Boruy die Lateiner unter Henri de Hainaut (Lat. Kaiser seit 1206) noch in die Schranken weisen konnte, wurden die Bulgaren am 31. Juli (oder war es der 31. Juni?) 1208 bei Plovdiv von ebenjenen Lateinern ihrerseits besiegt.
Als hauptsächlich wird für den Niedergang des Lateinischen Kaiserreichs von Historikern jedoch angesehen, daß es nicht gelang, den stärksten der byzantinischen Nachfolgestaaten, nämlich das Kaisereich von Nikaia/Nicaea, zu besiegen bzw. daß dieses Reich (Kaisereich von Nikaia/Nicaea) in den folgenden Jahren (ab 1224/25) in Kleinasien sowie in der Ägäis und Thrakien expandieren konnte. Daß dem Kaiserreich Nikaia dabei das Bündnis von 1235 mit den Bulgaren unter Iwan II. Asen (Bulgaren und Byzantiner belagerten 1235 sogar gemeinsam Konstantinopel) ebenso half wie das spätere Bündnis mit dem Heiligen Römischen Reich (1245), steht dabei logischerweise außer Frage.



Und noch etwas zu der immer wieder zu lesenden irreparablen Schwächung des Byzantinischen Reichs durch den Vierten Kreuzzug: dem ist - auch wenn das nach wie vor gern so geschrieben wird und natürlich die Auswirkungen im Umfeld jenes Zuges nicht schönzureden sind o.ä. - nicht so.
Zu ebenjener Zeit, als unter Kaiser Johannes III. Dukas Batatzes (reg. 1222/54) das Kaiserreich Nikaia expandierte und früheres Reichsgebiet zurüchgewinnen konnte (und in jenen Jahren letztlich den Grundstein für die Rückeroberung Konstantinopels legte), wurde auch die machtpolitische Konkurrenz der (Rum-)Seldschuken ausgeschaltet: nachdem sich Nikaia mit den Seldschuken gegenseitig vertraglich abgesichert hatte, wurde der frühere Konkurrent 1242/43 von den Mongolen besiegt (die es dann zudem noch dabei beließen und nicht gegen Nikaia weiterzogen) und löste sich infolgedessen bis zum Anfang des 14. Jh. - gemeinhin wird das Jahr 1307 genannt - auf. Dies bedingte, daß die Byzantiner ihre Ostgrenze als nicht länger gefährdet ansahen - eben, weil die Seldschuken keine Bedrohung mehr waren und die Mongolen ihrerseits nicht weiter vorrückten - und auch nach der Rückgewinnung Konstantinopels (1261) folglich deren Sicherung vernachlässigten. Noch als sich während des 14. Jh. dann mit den Osmanen ein neuer machtpolitischer Konkurrent in Kleinasien etablierte, setzten die Byzantiner ihre Bemühungen eben nicht daran, den Osmanen entgegenzutreten oder zumindest die Grenzen gegen die Osmanen abzusichern, sondern bedienten sich in diversen Thronstreitigkeiten der Hilfe der Truppen osmanischer Sultane, denen sie damit gestatteten, ihre Positionen in Kleinasien - und später dann sogar im europäischen Reichsteil - zu festigen bzw. auf- und auszubauen.
 
Sagen wir es so: Kalojan hatte Anfang 1204 (genaues Datum müßte ich noch einmal nachschlagen) von Papst Innozenz III. bzw. dessen Gesandten die Königskrone empfangen - gegen das Versprechen, die bulgarische Kirche der römischen Kirche zu unterstellen (fachsprachlich "die bulgarische Kirche mit Rom zu unieren"). Daß ihn die Leute von Adrianopel gegen die Lateiner - von denen sie belagert wurden - zu Hilfe riefen und ihm dafür die Kaiserkrone versprachen (und das genaugenommen eigentlich sogar für den Fall, wenn es ihm gelingen würde, die Lateiner aus Konstantinopel zu vertreiben), kam ihm dabei zusätzlich äußerst gelegen.
Grund war aber in beiden Fällen seine Besorgnis über eine weitere Ausweitung des Machtbereiches des Lateinischen Kaiserreiches: als Kalojan dem Papst versprach, die bulgarische Kirche Rom zu unterstellen, bekam er durch die päpstlich bestätigte Königswürde die Souveränität, welche er im Reigen der westlichen Reiche (das Lateinische Kaiserreich gehörte trotz seiner östlichen Lage dazu) brauchte, um als selbständiger Herrscher auftreten bzw. sich behaupten zu können; als ihm von der Bevölkerung byzantinischer Restgebiete die Kaiserkrone angeboten wurde, bot sich ihm die Gelegenheit, den Lateinern mit ebendiesem Anspruch (Kaisertum) entgegentreten zu können.

Mit Katholisierung hatte dabei weder das eine - die kurzzeitige Anerkennung der römischen Oberhoheit - noch das andere - die Herrschaft der Lateiner in Konstantinopel - etwas zu tun: mit Rom uniert zu sein bedeutete nämlich nicht den Wechsel zum römischen Glauben, sondern durchaus die Erhaltung des eigenen Ritus etc. (wenn auch unter Anerkennung des römischen Primats); und die Staaten der Kreuzfahrer zeichneten sich bekanntlich dadurch aus, daß in ihnen die Christen verschiedener Art (römische/lateinische wie verschiedene östliche) nebst Juden und Muslimen nebeneinander lebten und existierten (trotz der Reibungspunkte, die es zugegebenermaßen dabei gab). Was die römische/lateinische/katholische Kirche betraf, so war sie im 13. Jh. bzw. während des ganzen Mittelalters noch eine Universalkirche und keine Bekenntniskirche (dazu entwickelte sie sich erst im Zuge der Auseinandersetzung mit der Reformation).


Das heißt: Die Bulgaren waren lediglich mit Rom uniert, also gab es keine Umtaufungen etc.?

Als hauptsächlich wird für den Niedergang des Lateinischen Kaiserreichs von Historikern jedoch angesehen, daß es nicht gelang, den stärksten der byzantinischen Nachfolgestaaten, nämlich das Kaisereich von Nikaia/Nicaea, zu besiegen bzw. daß dieses Reich (Kaisereich von Nikaia/Nicaea) in den folgenden Jahren (ab 1224/25) in Kleinasien sowie in der Ägäis und Thrakien expandieren konnte. Daß dem Kaiserreich Nikaia dabei das Bündnis von 1235 mit den Bulgaren unter Iwan II. Asen (Bulgaren und Byzantiner belagerten 1235 sogar gemeinsam Konstantinopel) ebenso half wie das spätere Bündnis mit dem Heiligen Römischen Reich (1245), steht dabei logischerweise außer Frage.

Den letzten Todesstoß setzten also die Byzantiner + Die Bulgaren unter Ivan Assen II.

Schwächung von Byzanz:

Ist eigentlich logisch, da es das vorherige Kaiserreich von Nikaia schaffte, sich wieder aufzuraffen, kann es nicht so geschwächt gewesen sein.

Also war es reine unvorsicht und Machtkämpfe die das Reich so derart schwächten.
 
Ein eigenes Thema zu den Grenzen Orthodoxie Katholizismus sollte aufgemacht werden vorallem die Fälle Königreich Serbien und Banovina Bosnien sind in dieser Zeit alles andere als hundert % einer christlichen Konfession einzuordnen.

Ich muss Dieter allerdings auch sagen das die Orthodoxie bei den Zyprioten und Griechen sicherlich weit mehr verfestigt war als bei den orthodoxen Südslawen.
 
Das heißt: Die Bulgaren waren lediglich mit Rom uniert, also gab es keine Umtaufungen etc.?

Es bedeutet(e) insbesondere die Anerkennung des päpstlichen Primats incl. der theologisch wichtigen vollen Glaubens- und Sakramentengemeinschaft, dies aber unter Beibehalten der eigenen Liturgie.
Die wechselseitige Gültigkeit der Taufe war seit der Beilegung des Taufstreits in der Alten Kirche zwischen Trinitariern kein Thema mehr.
Anm.: Daneben gewann Papst Innozenz III. natürlich auch noch die Lehnshoheit über Bulgarien, aber das wäre wieder ein anderes Thema...

Wie dem auch sei: Die Union mit Rom dauerte "nur" etwa 30 Jahre (der bereits angesprochene Vertrag zwischen Bulgaren und Byzantinern von 1235 verband auch beider Kirchen wieder miteinander und löste damit die Bulgaren wieder von Rom), wenn sich auch in Bulgarien noch weitere 100...120 Jahre lateinische Bräuche halten konnten. Vgl. dazu Theologische Literatur des ... - Google Bcher S. 75 ff.

Den letzten Todesstoß setzten also die Byzantiner + Die Bulgaren unter Ivan Assen II.

Die Byzantiner haben sich ihrer bulgarischen Verbündeten einige Jahre später wieder entledigt; bereits Theodor II. Laskaris besiegte die Bulgaren 1255/56 in zwei Kriegszügen und nahm ihnen daraufhin Thrakien endgültig ab.

Für den letzten Todesstoß (Rückeroberung von Konstantinopel 1261) verbündete sich Michael VIII. Dukas Komnenos Palaiologos mit Genua (das damit erneut die Gelegenheit bekam, seinem "Dauerrivalen" Venedig, der mit den Lateinern verbündet war, Machtpositionen streitig zu machen); und in einigen Kriegszügen zuvor kämpfte er erfolgreich sowohl gegen Lateiner wie auch gegen Bulgaren.

Schwächung von Byzanz:

Ist eigentlich logisch, da es das vorherige Kaiserreich von Nikaia schaffte, sich wieder aufzuraffen, kann es nicht so geschwächt gewesen sein.

Retrospektiv betrachtet war es eigentlich eher ein Wunder, daß sich das Lateinische Kaiserreich über 50 Jahre halten konnte - selbst wenn wir die Sichtweise auf die byzantinischen Nachfolgestaaten/Reststaaten/Exilreiche einengen.

Da zitiere ich der Einfachheit halber aus Wikipedia:
Gründung schrieb:
...
Das von den Kreuzrittern gegründete Lateinische Kaiserreich hatte eine nur unzureichende Kontrolle über die ehemals byzantinischen Gebiete, vielerorts war sie nicht existent. Daher konnten sich rasch byzantinische Nachfolgestaaten etablieren; das Despotat Epirus und Kaiserreich Trapezunt sowie Nikaia. Nikaia war aufgrund seiner Nähe zu Konstantinopel in der günstigsten Ausgangsposition zur Wiederherstellung des Byzantinischen Reiches...
Von Kaiserreich Nikaia ? Wikipedia

Also war es reine unvorsicht und Machtkämpfe die das Reich so derart schwächten.

Nun ja; ein handfester Thronstreit hatte bereits dazu geführt, sich 1202 der Kreuzfahrer zu bedienen, was dann aber eben außer Kontrolle geriet und in der Eroberung Konstantinopels 1204 endete (weil Alexios IV. Angelos die versprochene Entlohnung nicht aufbringen konnte und sein Nachfolger Alexios V. Dukas Murtzuphlos dies weder konnte noch wollte). Daß man es ab dem 14. Jh. wiederum zuließ bzw. sogar wiederholte, daß auswärtige Krieger diesbezüglich als Verbündete gerufen wurden, mag jeder für sich selbst benennen oder charakterisieren...

Enrico Dandalo soll vor Ort gewesen und verwundet worden sein? Hm, der Mann war blind und fast 100.

Enrico Dandolo scheint nach dem, was überliefert ist, für sein Alter außerordentlich rüstig gewesen zu sein, jedoch schreibt John Julius Norwich dazu auch:
Der vierte Kreuzzug (1198-1205) schrieb:
...
... Auf allen Seiten hatten also die ehemaligen Kreuzfahrer hart zu kämpfen, um sich durchsetzen zu können, und nirgends so heftig wie in der von Venedig neuerworbenen Stadt Adrianopel, wo Kaiser Balduin im Jahre 1205, kurz nach Ostern, den Bulgaren in die Hände fiel und es dem alten Dandolo, der entschlossen an seiner Seite gekämpft hatte, oblag, ein vernichtetes Heer zurück nach Konstantinopel zu führen; über eine Verwundung ist nichts bekannt, doch sechs Wochen später war er tot...
...
Von norwich_4_kreuzzug
 
Ein eigenes Thema zu den Grenzen Orthodoxie Katholizismus sollte aufgemacht werden vorallem die Fälle Königreich Serbien und Banovina Bosnien sind in dieser Zeit alles andere als hundert % einer christlichen Konfession einzuordnen.

Ich muss Dieter allerdings auch sagen das die Orthodoxie bei den Zyprioten und Griechen sicherlich weit mehr verfestigt war als bei den orthodoxen Südslawen.

Deswegen habe ich auch das geschrieben:

Adrianopel 1205 und Serres 1205 waren die ersten Wendepunkte. Und deren Bedeutung kann man nicht leugnen. Diese beiden Schlachten, gemeinsam mit den Feldzügen von Kalojan allgemein, hatten mehrere Konsequenzen:

a, Festigung des 2. Zarenreiches, sowie Anerkennung dieses Zarenreiches.

b, Sicherung der Orthodoxie IN BULGARIEN (in Serbien sollte das nicht so sicher sein).

In Bulgarien im Allgemeinen war die Orthodoxie bereits recht verfestigt. Nur Unter Kalojan war es fraglich ob die Orthodoxie nicht dem Katholizismus weicht, was aber einerseits durch die Bedrohung Bulgariens durch die Lateiner, der Anerkennung der Byzantiner des neuen bulgarischen Staates und der Sieg 1205 zu nichte gemacht wurde, und so endgültig die Entscheidung für die Orthodoxie fiel.

Aber ansonsten gebe ich dir 100% Recht.
 
Nur Unter Kalojan war es fraglich ob die Orthodoxie nicht dem Katholizismus weicht, was aber einerseits durch die Bedrohung Bulgariens durch die Lateiner, der Anerkennung der Byzantiner des neuen bulgarischen Staates und der Sieg 1205 zu nichte gemacht wurde, und so endgültig die Entscheidung für die Orthodoxie fiel.

Noch einmal im Klartext - wenn es denn nicht möglich ist, das von mir zuvor verlinkte Buch zu konsultieren: Es bestand eine Kirchenunion von 1204 bis 1235 - die Liturgie bzw. der Ritus der bulgarischen Orthodoxie blieb dabei unangetastet -; was die Lateiner machten, war dafür ebenso unerheblich wie der Ausgang der Schlacht bzw. der genannten Schlachten. Und die Byzantiner kamen wie bereits mehrfach ausgeführt erst 1235 wieder ins Spiel, als der Bund mit ihnen zugleich die o.g. Kirchenunion von 1204 beendete. Und die Nachwirkungen dieser Kirchenunion von 1204 waren wie erwähnt noch bis etwa zur Mitte des 14. Jh. zu spüren.
 
Und welche Bräuche waren es, die sich so lange hielten?

Anscheinend funktioniert Theologische Literatur des ... - Google Bcher bei Dir wohl wirklich nicht; dort steht jedenfalls auf Seite 76:
Geschichtlicher Überblick schrieb:
...
Trotz dieser kirchenpolitischer Widerstände gegen den römischen Universalprimat blieb die Union im Lande nicht so folgenlos, wie sie manchmal von bulgarischer Seite dargestellt wird: wie wären sonst die Klagen des Ökumenischen Patriarchen Kallistos I. noch Mitte des 14. Jh. gegen fortdauernde lateinische Bräuche bei der Sakramentenspendung (Taufe, Firmung) zu verstehen?
...
 
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